Kriminalprävention im Städtebau: Unterschied zwischen den Versionen

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Den Erkenntnissen über Wirkungen kriminalpräventiver Maßnahmen zufolge wird davon ausgegangen, dass "Sicherheit in einem Stadtquartier nicht über eine einzelne Strategie, sondern über ein  integriertes Bündel von Handlungsformen bewerkstelligen lässt".  Die bedeutet insbesondere, dass "''die Polizei und die anderen am Planungs- und Bauprozess beteiligten Einrichtungen sich nicht damit begnügen können, lediglich unter Sicherheitsaspekten akzeptable Bau- und Gestaltungsstandards umzusetzen''" (vgl. H. Pfeiffer in `Die Sichere Stadt als interdisziplinäre Disziplin, 2006: 10 ff).
Den Erkenntnissen über Wirkungen kriminalpräventiver Maßnahmen zufolge wird davon ausgegangen, dass "Sicherheit in einem Stadtquartier nicht über eine einzelne Strategie, sondern über ein  integriertes Bündel von Handlungsformen bewerkstelligen lässt".  Die bedeutet insbesondere, dass "''die Polizei und die anderen am Planungs- und Bauprozess beteiligten Einrichtungen sich nicht damit begnügen können, lediglich unter Sicherheitsaspekten akzeptable Bau- und Gestaltungsstandards umzusetzen''" (vgl. H. Pfeiffer in `Die Sichere Stadt als interdisziplinäre Disziplin, 2006: 10 ff).


==Literatur==
==Literatur==


*Belinea (2006), "Raum Überwachung Kontrolle"
*Clarke/Eck, (2007), "Der Weg zur Problemlösung durch Kriminalitätsanalyse. In 55 kleinen Schritten"
*Garland (2008), ''Die Kultur der Kontrolle''
*Häußermann (2008)  "Stadtpolitik"
*Jacobs (1993) "Tod und Leben großer amerikanischer Städte"
*Landespräventionsrat Niedersachsen/Nds. Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit (2008), "Die Sichere Stadt als interdisziplinäre Aufgabe"
*Newman (1972) "Defensible space, crime prevention through environmental design"
*Newman (1996) "Creating defensible space"
*Wehrheim (2006), "Die überwachte Stadt"
== Weblinks ==
http://www.beccaria.de/Kriminalpraevention/de/Dokumente/55steps_deutsch.pdf
http://www.beccaria.de/nano.cms/de/Kriminalitaetsanalyse/Page/1/
http://www.bpb.de/publikationen/OSCVRX,0,Sicherheit_durch_pr%E4ventive_Stadtgestaltung_Deutschland_und_Gro%DFbritannien.html


http://www.buergerimstaat.de/1_03/bau.htm


http://www.cpted.net/


http://www.ms.niedersachsen.de/servlets/download?C=14126285&L=20


==Weblinks==
http://www.theatlantic.com/doc/198203/broken-windows

Version vom 12. Februar 2010, 19:33 Uhr

(wird bearbeitet von Klaus H.)

Definitionsansatz

Kriminalprävention im Städtebau“ kennzeichnet einen multidisziplinären Ansatz, „städtebauliche Sicherheit“ in den Wirkungsräumen städtebaulicher Kriminalprävention beim Planen, Gestalten oder Sanieren von Wohnquartieren, öffentlichen Räumen, Flächen und Gebäuden zu beeinflussen, um Wohlbefinden und Lebensqualität von Bewohnern bzw. Nutzern zu fördern und sozialen Benachteiligungen sowie Devianz, Delinquenz und Kriminalitätsfurcht entgegenzuwirken.


Städtebauliche Sicherheit“ umfasst in diesem Zusammenhang nicht nur bauliche und räumlich-gestalterische, sondern auch soziale Kriterien, um den allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse und die Sicherheit der Wohn- und Arbeitsbevölkerung, den Wohnbedürfnissen der Bevölkerung, der Schaffung und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen sowie den sozialen und kulturellen Befürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Dies umfasst Maßnahmen, die die materiellen, sozialen und kulturellen Ressourcen sowie Sozialisationseffekte eines Quartiers oder anderer öffentlicher Räume betreffen. Dazu gehören insbesondere Faktoren, wie sozialräumliche und kulturell nachteilige Polarisierung (räumliche Konzentration sozialer Benachteiligung auf Indvidual- und sozialstruktureller Ebene durch Armut bzw. Arbeitslosigkeit), Baustruktur, symbolische Barrieren, Quartiersimage, Mobilität, historische Gesellschaftsentwicklungen, Bautechnik und soziale Kontrolle.


Wirkungsräume städtebaulicher Kriminalprävention sind Stadtplanung, Architektur, Bautechnik, Stadtteil-/Quartiersmanagement, Wohnungsverwaltung, Bewohnerzusammensetzung, Bewohnerintegration, Bewohnerselbstorganisation, lokale Netzwerke sowie Sicherheitsbehörden und –einrichtungen.


Handlungsebenen in diesem Zusammenhang sind Landes-, Kommunal-, Stadteil-, Quartiers-, Baugebiets-, Gebäude- sowie Individualebene.



Entwicklungen

Die Wurzeln städtebaulicher Kriminalprävention im Hinblick auf Wechselwirkungen zwischen menschlichen Gemeinschaften und ihrer physisch-räumlichen Umwelt sind innerhalb der Chicago School in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu finden. Erhöhte Kriminalitätsraten in den Übergangszonen wurden damit erklärt, dass durch die stadträumlichen Wandlungsprozesse das soziale Gefüge desorganisiert werde und der Norm- und Wertekonsens, auf dem das alltägliche Miteinander aufbaut, fehle.


Die Ursprünge über Zusammenhänge von Raumgestaltung und Kriminalität, die auch Gegenstand der Environmental Criminology sind, führten nach Kritik von Jane Jacobs an die Städteplaner in ihrem Buch `The Death an Life of Great American Cities` (1961) zu einer neuen Perspektive des Raumes im Kontext von Nutzung, Wahrnehmung und Verhaltensbeeinflussung durch Funktionsmischung und menschlichen Aktivitäten im Stadtgefüge.


Crime Prevention Through Environmental Design (CPTED)

C. Ray Jeffery entwickelte 1971 das Konzept Crime Prevention Through Environmental Design (CPTED) als Grundlage u. a. für europäische bzw. deutsche Konzepte, innerhalb der die situationale Kriminalprävention Anwendung findet.


Das übergeordnete CPTED-Konzept enthält im Wesentlichen drei Ansätze, die einzeln oder kombiniert - unter Vernachlässigung sozialräumlicher Faktoren - durch räumlich-gestalterische Aspekte den öffentlichen Raum sicherer machen sollen:

1. Steigerung der informellen sozialen Kontrolle (Jane Jacobs): Klare Abgrenzung des privaten vom öffentlichen Raum, Nutzungsmischung und Beeinflussung der Frequentierung des Raumes.

2. Veränderung der physikalischen Umwelt (Jeffery): Beeinflussung der Abwägung zugunsten einer Tat durch physikalische bzw. räumlich-gestalterische Maßnahmen.

3.Täterorientierter Raum-Selektionsansatz: Nach Paul und Patricia Brantingham (1975) selektieren Täter nach einem Muster innerhalb ihrer persönlichen Aktionsradien geeignete Tatorte für Einbruchdiebstähle in einer "Raum-Selektionstheorie" : Sie stellen bei der Auswahl ihrer Opfer oder Objekte rationale Überlegungen an, wobei das Motiv des Täters, ein geeignetes Ziel und die Zugänglichkeit eine besondere Rolle spielen. Täter wählen Schritt für Schritt ihr Opfer sehr bewusst nach ökonomischen Kriterien: Entdeckungsrisiko, Nutzen aus der Tat, Überwindung von Hindernissen, pp.


Defensible Space

Zeitgleich mit Jeffery entwickelte der amerikanische Architekt Oscar Newman vier Planungsansätze, die er 1972 in seinem unter dem gleichnamigen Titel seines Buches `defensible space`, veröffentlichte, mit denen die Überschaubarkeit und „Verteidigungsfähigkeit“ des Wohnumfeldes verbessert werden sollte:


1. „Territorialität“: Zonierung in öffentliche, halböffentliche und private Räume, die für Fremde Barrieren schaffen und soziale Kontrolle erleichtern soll;

2. „Natürliche Überwachung“: Bauliche Maßnahmen, die eine soziale Kontrolle ermöglichen soll (z. B. Fenster zur Straßeseite);

3. „Milieu“: Bildung kleinräumiger Nachbarschaften;

4. „Image“: Gestaltungsqualität von Gebäude(n) bzw. des Quartiers


Defensible space zielt auf die Entwicklung von Nachbarschaften, innerhalb der die Bewohner ermutigt werden sollen, Verantwortung füreinander zu übernehmen. Der Ansatz enthält zwei Komponenten: Erstens sollen Sichtbeziehungen im Raum geschaffen werden, die ein Sehen und Gesehen werden ermöglichen. Zweitens müssen die Menschen bereit sein, zu intervenieren bzw. Taten (der Polizei) mitzuteilen.



Deutschland

Seit den 1990er Jahren werden in Deutschland Zusammenhänge von Städtebau und Sicherheit, die Übertragung des Defensible-Space-Ansatzes sowie die kriminalpräventive Siedlungsgestaltung analog des CPTED-Designs thematisiert, die die situationale Kriminalprävention betrifft. Es entwickelten sich zunehmend Verlagerungstendenzen von einem täterorientierten Ansatz zur Beeinflussung von Tatgelegenheitsstrukturen. Analog der Trends in den USA ("community policing") sowie in Skandinavien wurden kooperative Sicherheitskonzepte auf lokalen Ebenen entwickelt. Es entstanden in Deutschland über 2000 Präventionsräte, der Schwerpunkt im Kontext städtebaulicher Kriminalprävention lag (bzw. liegt) allerdings in der technischen Einbruchsprävention. So entstanden zunächst Netzwerke, die - nach niederländischem Vorbild ("Veilig Wonen") - lediglich auf technische Einbruchssicherheit begrenzt waren bzw. sind.


Seit 2003 finden weitergehende Ansätze städtebaulicher Kriminalprävention in Niedersachsen ("Sicheres Wohnen ist planbar...") sowie zunehmend auch in anderen Bundesländern (Hessen: "Sicher Wohnen in Hessen") Berücksichtigung. In Niedersachsen bildeten sich Kooperationen auf Landes- und kommunaler Ebene ("Sicherheitspartnerschaften"[1]), in denen sich die Kooperationspartner zum Ziel setzten, in ihren Disziplinen städtebauliche Kriminalprävention zu etablieren.



Normen und Prüf- und Bewertungskriterien

Kriminologischer Diskurs

CPTED ist im ursprünglichen Ansatz eine reine situationale Kriminalprävention, die sich im Wesentlichen auf ökonomische Kriminalitätstheorien Routine Activity Theory bzw. Rational Choise Theory [2] begründet. Kriminelles Verhalten ist demnach die Entscheidung der Person gegen oder für eine Tat aufgrund einer Kosten-Nutzen-Analyse. Der potentielle Täter fragt sich also, welche Vorteile (Nutzen) und welche Nachteile (Kosten) die Tat mit sich bringt und wägt dann zwischen Risiko und Nutzen ab.


Andere klassische ätiologische Ansätze der Kriminalitätstheorien begründen zwar Handlungsappelle und sind insofern einer Professionalisierung der Praxis förderlich, doch verweisen sie auf Hebel, die die Vertreter bzw. Akteure einer ausschließlich räumlich-gestalterischen Praxis nicht bewegen können. Auch wenn sie Gegenstand der Rechts- und auch Sozialwissenschaften sowie der praktischen Sozialarbeit bzw. Sozialpädagogik sind, bleiben sie bei einem reinen räumlich-gestalterischen Konzept unberücksichtigt.


Die Entscheidung der "International CPTED Association" (ICA)[3], soziale und kommunale Ansätze in das CPTED-Konzept zu integrieren (= 2. Generation), wird als eine der wichtigsten Weiterentwicklungen der CPTED-Konzepte betrachtet. Dadurch weitet sich der kriminologische Ansatz von der Perspektive der situativen Prävention mit dem Ziel der ausschließlichen Beeinflussung der "Tatgelegenheitsstruktur" auf die Perspektive der verhaltensorientierten oder sozialen Prävention.



Der Begriff "Sicherheit" im Kontext mit Städtebau

Isoliert betrachtet wird der Begriff Sicherheit bzw. menschliche Sicherheit mit unterschiedlichen Sinngehalten verwendet. Im Kontext mit Wohnen oder Städtebau dominierten bisher technisch-mechanische Mechanismen („sicheres Haus bzw. Wohnung oder Gebäude“). Diese reduzierte Betrachtung begründet die polizeiliche Autorität und ihre Präferenzen einer sicherungstechnischen und verhaltensorientierten Beratung einzelner Personen zur Reduktion von Einbruchdiebstählen und blendet multidimensionale Wirkungsräume und Handlungsmöglichkeiten einer interdisziplinären Kriminalprävention und die Auswirkung auf größere Zielgruppen aus.


Städtebauliche Sicherheit umfasst in diesem Zusammenhang räumlich-gestalterische sowie sozialräumliche Maßnahmen, die die materiellen, sozialen und kulturellen Ressourcen sowie Sozialisationseffekte eines Quartiers oder anderer öffentlicher Räume betreffen und letztlich die technisch-mechanische Sicherheit mit einschließt.



Städtebau und Kriminalprävention

Städtebau als Begriff

Der Begriff „Städtebau“ [4] bezeichnet die bauliche Entwicklung von Städten und schließt im Zusammenhang mit behördlichen Aufgaben die Nutzung von Grund und Boden sowie die örtliche Planung ein. Instrumente der städtebaulichen Planung sind der Bauleitplan [5], zu dem der Flächennutzungsplan [6] und Bebauungspläne (§§ 5 – 10 BauGB) [7] sowie Regelungen von Beteiligungen, die Zusammenarbeit mit Privaten (§§ 11 – 13 BauGB) und insbesondere die Beachtung von Grundsätzen (§§ 1 – 4 c BauGB) gehören. Zu den Grundsätzen zählen 24 Belange (§ 1 BauGB)[8], die einem Abwägungsgebot unterliegen und berücksichtigt werden müssen (§ 7 BauGB). Innerhalb welcher Entscheidungen die Gewichtung von Belangen vorgenommen wird, obliegt einer politischen Gewichtung.

"Bei der Aufstellung der Bauleitpläne sind insbesondere (gem. § 1 Abs. 6 BauGB). zu berücksichtigen:

1. die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse und die Sicherheit der Wohn- und Arbeitsbevölkerung,

2. die Wohnbedürfnisse der Bevölkerung, die Schaffung und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen, die Eigentumsbildung weiter Kreise der Bevölkerung und die Anforderungen Kosten sparenden Bauens sowie die Bevölkerungsentwicklung,

3. die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung, insbesondere die Bedürfnisse der Familien, der jungen, alten und behinderten Menschen, unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer sowie die Belange des Bildungswesens und von Sport, Freizeit und Erholung.'"



Handlungs- bzw. Wirkungsebenen

Neben übergeordneter - auf Landesebene - etablierter Steuerungs- und Lenkungsmechanismen begründen sich Handlungs- und Wirkungsbereiche städtebaulicher Kriminalprävention vor allem auf folgenden Ebenen:


1. Ebene: Stadt bzw. Gemeinde

Städtebauliche Planung ist in erster Linie eine Sache der Gemeinden. Nach dem Grundgesetz ist sie eine kommunale Selbstverwaltungsangelegenheit. Das Baugesetzbuch setzt den bundesrechtlichen Rahmen für die städtebauliche Planung und bestimmt insbesondere die Berücksichtigung der in § 1 Abs. 6 Satz 1 - 3 BauGB explizit formulierten Anforderungen, die in engem Bezug zur städtebaulichen Kriminalprävention stehen. Die Integration sozialer und kommunaler Ansätze der Kriminalprävention in städtebauliche bzw. CPTED-Konzepte wird als eine der wichtigsten Entwicklungen der städtebaulichen Kriminalprävention betrachtet.

Die Erfolgsfaktoren für die Umsetzung der historisch gewachsene „Kriminalprävention durch Stadtplanung und Design“ wird durch folgende vier zusammentreffende Faktoren betrachtet:

1. Bereitschaft zur Beteiligung an einer Sicherheitspartnerschaft

2. Integration der Bevölkerung durch Kommunikation

3. Dezentralisierung und Lokalisierung

4. Verbindlichkeit


2. Ebene: Ortsteil, Quartier, Bezugsraum

Eine hohe Bedeutung hat der Raum, der in einem engen räumlichen Bezug zueinander steht und z. B. ein Quartier bildet. Wahrnehmung, Orientierung, Zustand, Mobilität, Frequentierung, Mischung, Image, soziale Netzwerke und Infrastruktur wirken auf Bewohner, Nutzer sowie tatgeneigte Personen, erzeugen Rückkoppelungseffekte und können benachteiligende Prozesse sowie Devianz beeinflussen.

Ob und in welchem Umfang relevante Faktoren Benachteiligungen bzw. Kriminalität begünstigende Umstände bestehen, wird insbesondere durch kleinräumige Analysen, Audits oder Lagebilder zur städtebaulichen Kriminalprävention dargestellt.


3.Ebene: Baugebiet, unmittelbare Nachbarschaft

Prinzipien eines sozialen (nachbarschaftlichen) Miteinanders, Identifizierung mit dem unmittelbaren Wohnumfeld, Verantwortung für das Wohnumfeld, Aufenthaltsqualität, Frequentierung, Orientierungsmöglichkeiten, Instandhaltung, Konfliktregulierungsmöglichkeiten, Mobilität und soziale Kontrolle sind zentrale Faktoren, die bestehende Problemlagen und Konfliktsituationen beeinflussen aber auch situative Bedingungen für Devianz unmittelbar beeinflussen können.


4. Ebene: Gebäude, Haus, Wohnung

Diese Mikroebene hat Bedeutung im Sinn einer reduzierten Betrachtung städtebaulicher Kriminalprävention zur Vermeidung von Einbrüchen, aber auch im Hinblick auf das nahe Umfeld. Innerhalb der Gestaltung des Grundstückes, Regelung von Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge, Beleuchtungs- und Sichtperspektiven, Ausrichtung von Fenster oder häufig genutzten Räumen, Überschaubarkeit und "Verteidigungsfähigkeit" des Wohnumfeldes (vgl. defensible space) haben Gestaltungs-, Nutzungs- und Verhaltensakpekte eine Bedeutung für die städtebauliche Kriminalprävention. Letztlich bieten die mechanischen Sicherungsmöglichkeiten für Gebäudeöffnungen (Fenster, Türen, pp.) Möglichkeiten einer situativen Einbruchsprävention.



Instrumente städtebaulicher Kriminalprävention

Interdisziplinäre Vernetzung

Die Bildung von interdisziplinären Kooperationen (z. B. "Sicherheitspartnerschaften") auf kommunalen Ebenen zwischen Polizei und Städten bzw. Gemeinden wird als Erfolgsfaktor zur Umsetzung der „Kriminalprävention durch Stadtplanung und Design“ betrachtet. Sie bieten darüber hinaus die Möglichkeit der Benennung gemeinsamer Ziele, Handlungsfelder und Vereinbarungen von Verfahrensabläufen sowie Methodiken. Dadurch können standardisiert kriminalpräventive Aspekte in unterschiedlichen Planungsphasen in einem formellen bzw. informellen Dialog Berücksichtigung finden.


Stadtplanung

Stadtplanung[9]


Kriminalpräventives Lagebild

Präventions- und Interventionsmodelle

ISIS-Modell der präventiven Stadtgestaltung


Integrationsmaßnahmen

Im Zentrum - auf der mikrosozialen Ebene - stehen sozialpädagogische Präventionsansätze zur Integration und Aktivierung gefährdeter Personen und Personengruppen.

Sozialmanagement

Auf dieser Ebene ist die Belebung der Nachbarschaften wichtig, damit eine natürliche, d.h. informelle soziale Kontrolle entstehen kann. Wenn beispielsweise die Wohnbevölkerung vom Sozialmanagement der Wohnungsgesellschaften aktiviert und beteiligt wird, stabilisieren sich Sicherheit fördernde Kräfte im Wohnumfeld.

Intermediäre Kooperation

Auf der kooperativen Ebene entwickelt sich aus der Zusammenarbeit zwischen Professionellen, Organisationen und Institutionen ein präventives Milieu im Wohnquartier und im Stadtteil. Exemplarisch sind hier kommunale Präventionsräte, aber auch Netzwerke zwischen Polizei, Wohnungswirtschaft und Stadtplanung zu nennen.

Städtebauliche Gestaltung

Diese Ebene bezieht sich auf den gesamten Siedlungsraum. Nach dem situativen Präventionsansatz kommt es hier darauf an, den städtischen Raum so zu gestalten, dass Tatgelegenheiten minimiert und Angst erzeugende Bereiche planerisch ausgeschlossen werden.



SARA-Problemlösungsmodell



Der Weg zur Problemlösung durch Kriminalitätsanalyse. In 55 kleinen Schritten



"Beccaria: In 7 Schritten zum erfolgreichen Präventionsprojekt"



Einbruchsprävention

Lag bzw. liegt der Schwerpunkt im Zusammenhang mit sicherem Wohnen in Deutschland bislang überwiegend im Bereich der den Mikrobereich städtebaulicher Kriminalprävention betreffenden Vermeidung von Einbruchdiebstählen [10] in Wohnungen, Häusern oder Gebäuden [11], so sind zunehmend Entwicklungen festzustellen, die das Wohnumfeld, Quartier, Stadtteil oder Stadt (Mesoebene) [12] bzw. die Landesebene [13] betreffen. Hierbei sind Tendenzen erkennbar, die nicht ausschließlich auf räumlich-gestalterische Aspekte verharren, sondern auch sozialräumliche Faktoren berücksichtigen [14].



Sicherheitsverträglichkeitsprüfung - Scoping

Qualitätskriterien

Integration in sozialräumliche Netzwerke

Städtebauförderprogramm Soziale Stadt

Stadtsoziologische Aspekte

Kritik

Inwiefern soziales Handeln durch baulich-räumliche Strukturen beeinflusst, bzw. Kriminalität verhindert werden kann, ist umstritten. Eine mittlere Position nennt verschiedene Faktoren, die zu kriminellen Handlungen führen können (Kube, 1982: 9ff)


Rolinski widerlegte die These von Newman. Er kam innerhalb seiner Studien zu Hochhäusern in München (1980, S. 47) zu dem Ergebnis, dass trotz Fehlens von `Defensible-space-Merkmalen in Hochhäusern (zehn Geschosse und mehr), sich nicht gemäß Newmans wesentlich mehr Delikte als in Mehrfamilienhäusern (fünf Geschosse und weniger) mit vorhandenen von `Defensible-space-Merkmalen, ereignen. Er führte dies auf soziologisch bedingte Umstände zurück, die sich in den USA anders als in Deutschland darstellten (1980, S. 200 ff.).


Innerhalb einer postulierten Forcierung einer Neuetablierung und Verlagerung von Sicherheitspolitiken auf die kommunale und subkommunale Ebene durch Projekte wie „Aufmerksamer Nachbar“ (neighbourhood watch) oder „Freiwillige Polizeihelfer“ wird bei vielen dieser Sicherheitspolitiken die Verfolgung raumorientierter Strategien mit dem Ziel, „sichere Räume“ zu schaffen, ohne soziale Ursachen von Unsicherheit und Kriminalität zu bekämpfen, kritisiert. Werden bestimmte Formen abweichender Verhaltensweisen, wie Betteln, Lagern der Obdachlosen verboten, dann ist ihr Alltag in grundlegender Weise beeinträchtigt und die Andersartigkeiten werden zunehmend zu Gegenständen der Kriminalpolitik. Nicht Armut wird bekämpft, sondern Arme, nicht Obdachlosigkeit, sondern Obdachlose. (vgl. Belinea, 2006: 9 ff).


Den Erkenntnissen über Wirkungen kriminalpräventiver Maßnahmen zufolge wird davon ausgegangen, dass "Sicherheit in einem Stadtquartier nicht über eine einzelne Strategie, sondern über ein integriertes Bündel von Handlungsformen bewerkstelligen lässt". Die bedeutet insbesondere, dass "die Polizei und die anderen am Planungs- und Bauprozess beteiligten Einrichtungen sich nicht damit begnügen können, lediglich unter Sicherheitsaspekten akzeptable Bau- und Gestaltungsstandards umzusetzen" (vgl. H. Pfeiffer in `Die Sichere Stadt als interdisziplinäre Disziplin, 2006: 10 ff).



Literatur

  • Belinea (2006), "Raum Überwachung Kontrolle"
  • Clarke/Eck, (2007), "Der Weg zur Problemlösung durch Kriminalitätsanalyse. In 55 kleinen Schritten"
  • Garland (2008), Die Kultur der Kontrolle
  • Häußermann (2008) "Stadtpolitik"
  • Jacobs (1993) "Tod und Leben großer amerikanischer Städte"
  • Landespräventionsrat Niedersachsen/Nds. Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit (2008), "Die Sichere Stadt als interdisziplinäre Aufgabe"
  • Newman (1972) "Defensible space, crime prevention through environmental design"
  • Newman (1996) "Creating defensible space"
  • Wehrheim (2006), "Die überwachte Stadt"


Weblinks

http://www.beccaria.de/Kriminalpraevention/de/Dokumente/55steps_deutsch.pdf

http://www.beccaria.de/nano.cms/de/Kriminalitaetsanalyse/Page/1/

http://www.bpb.de/publikationen/OSCVRX,0,Sicherheit_durch_pr%E4ventive_Stadtgestaltung_Deutschland_und_Gro%DFbritannien.html

http://www.buergerimstaat.de/1_03/bau.htm

http://www.cpted.net/

http://www.ms.niedersachsen.de/servlets/download?C=14126285&L=20

http://www.theatlantic.com/doc/198203/broken-windows