Spezialeinheiten

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Spezialeinheiten sind Leistungseliten militärischer, polizeilicher oder nachrichtendienstlicher Institutionen, welche sich durch besondere Sorgfalt und Schwierigkeiten in der Personalauswahl, durch eine besondere Härte und Anforderung in der Ausbildung, durch starke persönliche Leistungsbereitschaft und Qualität im Einsatz, sowie einen engen Zusammenhalt in schwierigen Lagen definieren. Höhere Präzision bei gleichzeitiger Kosten- und Risikominimierung ist das Bestreben der Verwendung von Spezialeinheiten. Darüber hinaus hat jede Nation eigene Vorstellungen über die Bezeichnung und die Ansprüche ihrer Spezialeinheiten, innerhalb Europas gibt es zwar gemeinsame Standards, jedoch noch erhebliche Qualitäts- und Quantitätsunterschiede. Auch im Bezug auf die besondere Ausbildung, spezielle Trainings und besonders moderne, hochwertige Ausrüstung. Die Entwicklung polizeilicher und militärischer Spezialeinheiten hing größtenteils mit dem Aufkommen von Terrorismus und dem Wachsen asymmetrischer Konflikte weltweit zusammen. Ihre Bedeutung nimmt in den letzten Jahrzehnten dadurch stetig zu und über ihre Erfolge und Misserfolge wird viel diskutiert. „Viele Veröffentlichungen zeichnen sich dabei jedoch durch übertriebene oder einfach falsche Darstellungen der Spezialeinheiten und ihrer Einsätze aus. Die Gründe waren meist Sensationsgier und Unkenntnis. Aus Geheimhaltungsgründen war und ist es noch heute angebracht, bestimmte Einzelheiten, die Taktik, Konzeption und Vorgehensweise in Sonderlagen betreffen, nicht offen zu legen“ Zitat von Ulrich K. Wegener, Gründer und erster Kommandeur der GSG 9.

Polizeiliche Spezialeinheiten

Die Spezialeinheiten der deutschen Polizei wurden nach den Geschehnissen der Olympischen Spiele 1972 in München ins Leben gerufen. Palästinensische Terroristen brachten dort 11 israelische Trainer und Sportler in ihre Gewalt. Das zur Befreiung eingesetzte Polizeikommando bestand zu dem Zeitpunkt aus normalen Streifenpolizisten, die nicht als Scharfschützen ausgebildet waren, nicht die nötige Ausrüstung wie beispielsweise Nachtsichtgeräte und Funkgeräte hatten. Am Ende starben alle Geiseln. Im Rahmen der Nachberatung dieser Ereignisse beschloss die Bundesregierung zur Bewältigung komplexer und besonders gefährlicher Lagen eine polizeiliche Spezialeinheit einzurichten. Zwar gab es bei der Bundeswehr zu diesem Zeitpunkt schon Spezialeinheiten, das Grundgesetz lies den Einsatz im Innenland jedoch nicht zu.

Die Frage der juristischen Einordnung des Terrorismus und die Art und Weise wie ein Staat einer solchen Bedrohung entgegentritt, berührt die Fundamente eines Rechtsstaates. Die Geschichte des letzten Jahrhundert weist genügend Beispiele dafür auf, wie Regierungen sich entschlossen haben, bei terroristischen Angriffen aus dem demokratischen Rahmen zu treten, legale Regelungen zu missachten und so dem Terrorismus mit seinen eigenen Mitteln, also auf der gleichen Ebene zu begegnen. Sobald Militärgewalt anstelle von der zivilen Gewaltenteilung tritt, droht sich der Rechtsstaat auf das Schlachtfeld der Terroristen zu begeben.

Deutschland

GSG 9

Deshalb wurde am 26. September 1972 auf Grund der Erfahrung beim terroristischen Überfall der Olympischen Spiele, die GSG 9 der Bundespolizei mit Sitz in Sankt Augustin, zur Bekämpfung von Terrorismus und schwerster Kriminalität gegründet. Die GSG 9 wird auf Grundlage des Bundespolizeigesetzes, sowohl im originären Aufgabenbereich der Bundespolizei, aber auch zur Unterstützung von anderen Bedarfsträgern wie dem Bundeskriminalamt, dem Auswärtigen Amt, der Landespolizei und der Bundeszollverwaltung eingesetzt. Die GSG 9 leistet auch Ausbildungsunterstützung für Spezialeinheiten im In- und Ausland, kann gutachterlich und beratend tätig werden, als auch an polizeilichen Auslandsmissionen teilnehmen, über ihren Einsatz entscheidet das Bundesministerium des Innern.

Bekannt wurde die GSG 9 1977 am Flughafen der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Ein palästinensisches Terrorkommando hatte eine Lufthansa Maschine mit 86 Geiseln entführt und forderte die Freilassung von 11 Terroristen der RAF. Die GSG 9 stürmte das Flugzeug, wobei drei der vier Terroristen starben und alle 86 Geiseln überlebten. Dieser Erfolg sorgte international für große Anerkennung, da die Erstürmung eines entführten Flugzeuges ohne Opfer unter den Polizisten und Geiseln selbst unter Spezialeinheiten weltweit als eine besonders schwere und anspruchsvolle Aufgabe gilt. Heute zählt die GSG 9 mit der SAS der Briten als Mutter der modernen Anti-Terroreinheiten.

SEK

In den Massenmedien häufig fälschlich als Sondereinsatzkommando bezeichnet, stellt in Deutschland das Spezialeinsatzkommando die Spezialeinheit der Länder dar. Die Führung der SEKs in Deutschland ist fast reine Ländersache. Einige Bundesländer verfügen noch über zusätzliche PSKs (Präzisionsschützenkommandos, welche häufig in die SEKs integriert sind ) und oder MEKs (Mobile Einsatzkommandos, welche auf die Observation von Schwerkriminellen spezialisiert sind ). Die Beamten des SEKs haben ein Auswahlverfahren und eine intensive Risikoausbildung durchlaufen und werden bei schweren Kriminalfällen mit vermutlichem oder bestätigtem Waffengebrauch, Geisellagen und Terrorismus gerufen.

ZUZ

Die Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll ist das Spezialeinsatzkommando des Zollfahndungsdienstes und wurde gegründet, weil es auch beim Zoll Vorfälle gab, die von den beteiligten Beamten, auf Grund fehlender Ausbildung und Ausrüstung nicht bewältigt werden konnten. Organisatorisch ist die ZUZ an das Zollkriminalamt angegliedert und arbeitet in Ausbildung und Auswahl von Personal eng mit den SEKs und der GSG 9 zusammen.

Internationale Beispiele

SWAT-Einheiten

Wenn man über Polizeispezialeinheiten spricht, dann liegt der Ursprung in New York, Los Angeles und San Francisco. 1965 kam es in Los Angeles während des Watts-Aufruhrs zu Massenunruhen, die sechs tage andauerten, 34 Todesoper und über tausend Verletzte forderten. Am Ende konnte nur die Nationalgarde die Unruhen beenden. Das Anwachsen von Gang-Kriminalität und der Zunahme von Gewalttaten mit Schusswaffengebrauch führte letztendlich im Los Angeles Police Department zur Entwicklung der SWAT-Einheiten. SWAT ist in Nordamerika eine Bezeichnung für taktische Sondereinheit innerhalb einer Polizeibehörde (Special Weapons and Tactics). Meistens sind SWAT-Einheiten den Strafverfolgungsbehörden zugeordnet, aber auch andere Behörden mit besonders gefährdeten Einrichtungen, z.B. die NASA, können über eine eigene SWAT-Einheit verfügen. Viele der SWAT-Einheiten stellen im europäischen Sinne also keine Spezialeinheit da. Die Organisation der SWAT-Einheiten ist somit sehr vielfältig und hängt von der Größe der Polizeibehörden ab, die einen großen Teil an Autonomie in der Gestaltung besitzen. In den USA gibt es ca. 16.000 eigene Polizeibehörden, da wäre es kaum möglich dass alle SWAT-Einheiten jeder Zeit zur Verfügung stehen, viele der Einheiten arbeiten im normalen Polizeidienst und sind nur in Bereitschaft.

COBRA

Das Einsatzkommando Cobra ( EKO-Cobra) ist die wohl wichtigste polizeiliche Sondereinheit in Österreich. Ihren Namen hat sie aus einer bekannten Action-Polizeiserie zu der Zeit. Sie ist für Einsätze mit erhöhten bis sehr hohem Gefährdungsgrad zuständig. Zu den traditionelle Aufgaben gehören Einsätze bei Geisel- und Amoklagen, Erstürmung von Luftfahrzeugen, Festnahme Schwerkrimineller, der Schutz österreichischer Missionen als auch obligatorische Auslandseinsätze, seit 2002 wurde ihr auch der Personenschutzdienst in ganz Österreich übertragen.

BOPE

„ Batalhão de Operações Policiais Especiais“. Die BOPE ist eine Spezialeinheit der brasilianischen Militärpolizei. Sie hat ihr Wurzeln in der Militärdiktatur. Sie ist aus einer Einheit (Núcleo da Companhia de Operações Especiais), der Militärpolizei, die 1978 in Rio de Janeiro gegründet wurde und dem direkten Kommando des Stabschefs unterstellt war , entstanden. Die Einheit wurde 1981 mit einer anderen Einheit (Batalhão de Polícia de Choque) zur Bekämpfung von Aufständen zusammengeschlossen und umbenannt. Ihre Zuständigkeit hat sich auf den gesamten Staat Rio de Janeiro ausgeweitert und seit 1991 trägt sie ihren heutigen Namen. Hauptsächlich ist die BOPE in den von Gewalt und Kriminalität gekennzeichneten Städten und vor allem Favelas unterwegs, besonders bei Krisensituationen soll sie intervenieren. Die Einheit hat viel Erfahrung in städtischer Kriegsführung, greift zur Durchsetzung ihrer Aufgaben auf schwere Bewaffnung zurück und gilt als unbestechlich. Im Jahre 2011 verrichteten 400 Polizisten ihren Dienst bei der BOPE. Die Ausbildung zählt zu einer der härtesten weltweit und trotz starker Kritik an ihrem harten Vorgehen wird sie zu einen der effizientesten der Welt gezählt. Im Jahre 2006 wurde die Einheit durch das Buch Elite da Tropa von Luiz Eduardo Soares bekannt, welches später auch verfilmt wurde.

Militärische Spezialeinheiten

SAS

Der Ursprung der modernen militärischen Spezialeinheiten liegt eigentlich in der britischen SAS (Special Air Service). Sie wurde 1941 während des zweiten Weltkrieges vom schottischen und späteren Oberleutnant David Stirling aufgestellt. Die Einheit gilt als eine der erfahrensten der Welt. Nachdem der SAS während des zweiten Weltkrieges rein militärisch eingesetzt wurde, dehnte sich das Aufgabenfeld während der Zeit der irischen Aufstände aus. Sowohl militärische, polizeiliche als auch paramilitärische Aufgaben wurden von dem SAS wahrgenommen. Bis heute übernimmt die militärische Einheit auch Aufgaben einer polizeilichen Spezialeinheit. Neben Kriegseinsätzen wird die Einheit in Großbritannien somit auch als Anti-terroreinheit im Inland eingesetzt. Seit dem Jahre 2001 ist der SAS auch in Afghanistan im Einsatz und war der Gefangennahme des Top-Terroristen Osama bin Laden wohl am nächsten.

Fremdenlegion

Die allseits bekannte Fremdenlegion ist wohl eine der spektakulärsten militärischen Spezialeinheiten. Sie wurde bereits am 10.März 1831 durch einen Erlass von König Louis-Philippe I. gegründet und diente zu der Zeit der Eroberung und Absicherung der afrikanischen Kolonien Frankreichs. Seit ihrer Gründung untersteht sie dem französischen Staatsoperhaupt, in der französischen Republik also dem Staatspräsidenten. Da Frankreich zu Zeiten des Algerienkrieges viele Truppen brauchte, war es nicht ungewöhnlich Ausländer anzuwerben. Gerne wurden auch unbequeme Bürger Frankreichs in die Legion genommen und dadurch nach Übersee verfrachtet. Kleinkriminellen wurde die Möglichkeit gegeben sich in der Fremdenlegion zu beweisen und dadurch einer Strafverfolgung zu entgehen. Nach dem 2. Weltkrieg waren fast 2/3 der Legionäre Deutsche, viele von denen in Kriegsgefangenenlagern angeworbene Wehrmachtssoldaten. Heute sind noch rund 2 % der Soldaten Deutsche, doch einige deutsche Militärgesänge haben sich bis jetzt erhalten. Von der Gründung bis Ende der 1980er Jahre haben um die 600.000 Man aus aller Welt in der Fremdenlegion gedient und über 36.000 Mann kamen in der Zeit in Einsätzen ums Leben.

KSK

Die deutsche Bundeswehr legt einen besonderen Wert auf die richtige und genaue Bezeichnung von spezialisierten Kräften, wie z.B. Fallschirmjäger, Spezialisierten Kräften mit einer erweiterten Grundbefähigung, z.B. Fernspäher, und den Spezialkräften, z.B. die Kampfschwimmer und das KSK (Kommando Spezialkräfte). Die Einheiten der Spezialkräfte sind klein, teuer und nur wenige Mann stark. Die Rettung deutscher Staatsbürger aus dem Bürgerkriegsgebiet Ruanda im Jahre 1994 durch belgische Spezialkräfte gilt Allgemein als Anlass und Vorwand für die Überlegung zur Aufstellung des KSK. Deutsche Krisenreaktionskräfte sollten so strukturiert und ausgestattet sein, dass sie das gesamte Spektrum möglicher künftiger Einsätze, von Guerilla-Kriegsführung, Terrorbekämpfung bis zum Einsatz hochwertig ausgerüsteter Streitkräfte, abdecken konnten. Als Vorbild diente der britische SAS, die US Special Forces als auch die GSG 9 der Bundespolizei. Die angestrebte Stärke des KSK beträgt 1000 Mann, die jedoch noch nicht ganz erreicht sein soll. Die Bundesregierung gibt keine Informationen an die Öffentlichkeit über bevorstehende oder erfolgte Einsätze des KSK. Im September 2008 wurde ein Regelungsbedarf für ein Informationsverfahren, welches den Ansprüchen des Parlamentsbeteiligungsgesetzes gerecht wird, eingeführt, da der Verteidigungsausschuss festgestellt hatte, dass die Bundesregierung ihrer gesetzlichen Pflicht, das Parlament über KSK-Einsätze zu informieren, nicht ausreichend nachgekommen war. Dabei darf die erforderliche Operationssicherheit der Soldaten nicht gefährdet werden. Der Informationsaustausch ist jedoch besonders im Hinblick auf die Kritik der Abstimmung zwischen Spezialkräften und dem herkömmlichen Militär sehr wichtig.

Kampfschwimmer

Die Kampfschwimmer sind eine Spezialeinheit der Marine. Sie werden als Einzelkämpfer, Taucher, Infanterist, Fallschirmspringer, Sprengmeister und Kraftbootfahrer eingesetzt. Die Einheit ist für Einsätze zu Waser, in der Luft und an Land einsetzbar. Die Einheit zeichnet sich durch überdurchschnittliche Leistung und kommandoähnliche Einsatztaktiken aus. Sie verfügt gemäß einem offiziellen Stärke- und Ausrüstungsnachweis über drei Einsatzzüge mit je 16 Mann. Jedoch wird gesagt, dass nur rund 30 Kampfschwimmer aktiv einsatzfähig sind.

Delta Force

Die Delta Force ist eine Spezialeinheit der US Army mit dem Einsatzschwerpunkt Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiung. Pentagon-intern wird auch von 1st Special Forces Operational Detachment-Delta (Airborne) gesprochen. Gegründet wurde die Delta Force am 21. November 1977 nach dem Vorbild des britischen SAS von Colonel Charles Beckwith.

Navy Seal

Die Navy SEALs sind eine Spezialeinheit der US Navy. Die Truppe ist rund 2000 Mann stark und ist aus US-Spezialeinheiten des Zweiten Weltkrieges hervorgegangen. 1962 wurde sie gegründet. Der Begriff SEAL steht für Sea, Air und Land, sie sind also im Meer, in der Luft und am Boden unterwegs. Zu ihren Aufgaben gehört die Aufklärung und Abwehr feindlicher Erklärungen, direkte Kampfeinsätze, die Terrorismusbekämpfung, Befreiungs- und Rettungsaktionen aber auch die Unterstützung anderer US-Behörden bei dem Kampf gegen den internationalen Drogenhandel, dabei sind sie besonders auf maritime und küstennahe Umgebung angelegt. Sie operieren in kleinen Gruppen und sind deshalb darauf angewiesen während des Einsatzes unentdeckt zu bleiben. 2010 unterlief der Einheit eine Panne bei der die von afghanischen Extremisten festgehaltene Britin Linda Norgrove durch einen SEAL-Kämpfer ums Leben kam, 2011 jedoch konnten die SEALs einen großen Erfolg verbuchen, als sie den Top-Terroristen Osama Bin Laden in Pakistan töteten. Das Verhältnis der Navy SEALs und der Delta Force ist stark durch Konkurrenz geprägt, obwohl die Einsatzgebiete der Einheiten aufgeteilt werden. Da 2003 Saddam Hussein von Delta-Force Kämpfern gefasst wurde, war der Erfolg im Hinblick auf die Bin-Laden-Aktion ein großer Erfolg.

Literatur

  • Boger, Jan (1987). Elite- und Spezial-Einheiten international. Entwicklung, Ausrüstung, Einsatz. 1. Auflage, Motorbuch Verlag Stuttgard. S.184-190
  • Sievert, Kaj-Gunnar (2004). Kommandounternehmen. Spezialeinheiten im weltweiten Einsatz. 1. Auflage, Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH, Hamburg, Berlin, Bonn. S. 7-8
  • Sünkler, Sören (2008). Elite- und Spezialeinheiten Europas. 1. Auflage, Motorbuchverlag, Stuttgard.
  • Sünkler, Sören (2010). Polizei Sondereinheiten. Internationale Antiterroreinheiten und Spezialkommandos. 1. Auflage, Motorbuchverlag, Stuttgard.
  • Metzner, Frank/Friedrich, Joachim (2002). Polizei-Sondereinheiten Europas. Geschichte. Aufgaben. Einsätze. 1. Auflage, Motorbuchverlag, Stuttgard