Punitivität: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
K (→‎Literatur: Korrektur)
 
(206 dazwischenliegende Versionen von 42 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
<div align = center>'''Under Construction'''</div>
==Begriff==


Als Punitivität wird die verallgemeinerte Haltung oder Tendenz bezeichnet, auf Herausforderungen oder Normabweichungen mit retributiven Sanktionen zu reagieren, bzw. vergeltende Sanktionen vorzuziehen und versöhnende zu vernachlässigen.


== Definition, Begriffsgeschichte, Etymologie ==
Stanley Cohen (1994) versteht darunter eine Form der [[soziale Kontrolle|sozialen Kontrolle]], die in der Regel folgende Merkmale aufweist:
* die Zufügung von Schmerz (im Sinne von Verlust, Schaden, Leiden);
* ein Individuum wird für den Bruch abstrakter Regeln (vor allem: von Gesetzen) verantwortlich gemacht
* sie ist moralisierend
* sie beruht stärker auf Zwang als auf Freiwilligkeit
* sie beinhaltet den Transfer von sozialen Kontrollfunktionen auf einen dritten Akteur, also etwa auf das Kriminaljustizsystem des [[Staat|Staates]]
 
Die Punitivität unterscheidet sich somit systematisch von anderen Formen der sozialen Kontrolle: der  kompensatorischen, der versöhnenden und der therapeutisch ausgerichteten.
 
Der Begriff Punitivität stammt vom lateinischen Begriff <i>poena</i> ab, welcher ursprünglich das Wergeld bezeichnete, eine Zahlung, mit der eine Blutschuld gesühnt wurde. <i>Poena</i> nahm später auch die Bedeutungen Strafe, Rache und Buße an und wandelte sich zu <i>punire</i> (bestrafen, rächen, Rache nehmen). <i>Punitum</i> ist das Partizip Perfekt Passiv von <i>punire</i>, aus dem sich dann die heute bekannten Begriffe entwickelten.<br>
 
Der Begriff Punitivität wird häufig synonym mit Begriffen wie Sanktionsmentalität, Strafeinstellungen, Strafbedürfnis, Repressionsneigung, Strafdrang oder Straflust verwendet; oft ohne daß ein klares Bild über die Bedeutung des Begriffes vorliegt.
Hinter dem Begriff Punitivität steht kein eindimensionales und einheitliches Konzept, es zerfällt in verschiedene, sich wechselseitig beeinflussende Dimensionen. Kury et&nbsp;al. (2004) unterscheiden zwischen drei konzeptuellen Hauptebenen von Punitivität: individuelle, gesellschaftliche und justizielle Punitivität.<br>
* Die individuelle Punitivität stellt eine Mikroperspektive der Punitivität dar, in der sich persönliche Annahmen, Einstellungen, Werte und die Emotionen einzelner Personen manifestieren.<br>
* Gesellschaftliche Punitivität ist im Gegensatz dazu die Makroperspektive, die sich überindividuell in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, vor allem in den Massenmedien, zeigt.<br>
* Die justizielle Punitivität, also die tatsächliche Sanktionspraxis des Justizapparates, ist selbstredend auch Ausdruck der Strafmentalität.<br>
Daneben sind auch noch weitere Dimensionen des Konzeptes denkbar, zum Beispiel eine legislative oder exekutive Form der Punitivität.<br>


Die verschiedenen Dimensionen von Punitivität sind wechselseitig miteinander verbunden und eine Veränderung auf der einen Ebene kann, muß aber nicht zwingend mit einer Veränderung auf der anderen Ebene einhergehen. So kann eine Veränderung auf legislativer Ebene (Abschaffung der Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg) eine Veränderung auf gesellschaftlicher Ebene bewirken (beständiges Sinken der Zustimmung zur Todesstrafe). Andererseits ist ein Ansteigen der Zahl der mit der Todesstrafe bewehrten Delikte (Anstieg auf der legislativen Ebene) im Großbritannien des 18.&nbsp;Jahrhunderts mit einem Sinken der Zahl der Verurteilungen zum Tode (kein Anstieg auf der justiziellen Ebene) einhergegangen.


Punitivität ist eine Form der [[soziale Kontrolle|sozialen Kontrolle]], die über folgende Wesensmerkmale verfügt:
Punitivität ist ein aktueller Begriff, der in den letzten Jahren häufig diskutiert worden ist. Eine [[Punitivität I|häufig geäußerte Ansicht]] zum Thema Punitivität ist, daß die Zeit des liberalen Sanktionsklimas vorbei sei und anstelle von Hilfe und [[Resozialisierung]] als Paradigmen der sozialen Kontrolle nun die punitiven Aspekte sozialer Kontrolle vorherrschen würden. Bürger, Politiker, Richter etc. würden immer punitiver – vor allem und zuerst in den USA und in Großbritannien, wobei die anderen westlichen Länder diesen Wandel nachvollzögen oder dies schon tun würden: In der Bundesrepublik gilt zum Beispiel der überraschende Wahlerfolg der Schillpartei bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg im Jahr 2001 als ein Anzeichen.<br>
* die Zufügung von Schmerz (im Sinne von Verlust, Schaden, Leiden);
 
* ein Individuum wird für den Bruch abstrakter Regeln, und zwar Gesetze, verantwortlich gemacht;
== Empirische Indikatoren==
* sie ist moralisierend;
* sie beruht stärker auf Zwang als auf Freiwilligkeit;
* sie beinhaltet den Transfer von sozialen Kontrollfunktionen auf einen dritten Akteur, also etwa auf das Kriminaljustizsystem des Staats (Cohen 1994).
Somit unterscheidet sich die Punitivität systematisch von anderen Formen der sozialen Kontrolle, etwa der kompensatorischen, der versöhnenden und der therapeutisch ausgerichteten sozialen Kontrolle (ibid.).<br>
Der Begriff Punitivität stammt von den lateinischen Begriffen <i>poena</i> (Strafe) bzw. <i>punire</i> (bestrafen). Trotzdem handelt sich hierbei um einen relativ aktuellen Begriff, zu dem sich in den letzten zehn Jahren aber eine gewaltige Menge an Forschungsliteratur angehäuft hat.<br>


Der Begriff wird häufig synonym mit Begriffen wie Sanktionsmentalität, Strafeinstellungen, Strafbedürfnis, oder Straflust verwendet; häufig ohne daß ein klares Bild über die Bedeutung des Begriffes vorliegt.<br>
Empirische Indikatoren, die eine Messung von Punitivität möglich machen (nach Lautmann und Klimke 2004), finden sich auf allen konzeptuellen Ebenen (wobei die Einordnung in dieser Form nicht in jedem Fall zwingend ist):
Bei der Punitivität handelt es sich nicht um ein eindimensionales und einheitliches Konzept, vielmehr zerfällt es in verschiedene, sich wechselseitig beeinflussende Dimensionen. Kury et&nbsp;al. (2004) unterscheiden zwischen drei konzeptuellen Hauptebenen von Punitivität: individuelle, gesellschaftliche und justizielle Punitivität.<br>
Erstere stellt eine Mikroperspektive der Punitivität dar, in der sich »persönliche Annahmen, Einstellungen, Werte, Konzepte und auch Emotionen« einzelner Personen manifestieren.<br>
Gesellschaftliche Punitivität ist im Gegensatz dazu die Makroperspektive, die sich überindividuell in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, vor allem in den Massenmedien, zeigt.<br>
Als letztes nennen Kury et al. die justizielle Punitivität, also die tatsächliche Sanktionspraxis des Justizapparates, in der sich selbstredend auch Strafmentalitäten ausdrücken.<br>
Zweifellos sind auch noch weitere Dimensionen des Konzeptes denkbar, zum Beispiel eine legislative oder exekutive Form der Punitivität.<br>


== Empirische Indikatoren des Konzepts ==
*Indikatoren auf individueller Ebene:
*Indikatoren auf individueller Ebene:
**Anzeigeverhalten der Bevölkerung ([[Polizeiliche Kriminalstatistik]])
**Anzeigeverhalten der Bevölkerung<br>(in der Bundesrepublik die [[Polizeiliche Kriminalstatistik]] bzw. [[Hellfeld]])
**Strafwünsche der Bevölkerung (Standardindikatoren vs. <i>deliberative polls</i>)
**Strafwünsche der Bevölkerung<br>([[Quantitative Methoden|Umfrageforschung]])
*Indikatoren auf gesellschaftlicher Ebene:
*Indikatoren auf gesellschaftlicher Ebene:
**Inhalte der Medienberichterstattunug (Inhaltsanalyse, Diskursanalyse)
**Inhalte der Medienberichterstattung<br>(Inhaltsanalyse, [[Qualitative Methoden|Diskursanalyse]])
**Programme der Parteien und Reden der Politiker (Inhaltsanalyse, Diskursanalyse)
**Parteiprogramme und Äußerungen von Politikern<br>(Inhaltsanalyse, [[Qualitative Methoden|Diskursanalyse]])
*Indikatoren auf justizieller Ebene:
*Indikatoren auf justizieller Ebene:
**Anträge der Staatsanwaltschaft und das Maß der verhängten Strafen
**Anträge der Staatsanwaltschaft und das Maß der verhängten Strafen
**Zahl der Gefängnisinsassen (Strafvollzugsstatistik)
**Zahl der Gefängnisinsassen
*Indikatoren auf exekutiver Ebene:
*Indikatoren auf exekutiver Ebene:
**Art und Dichte des polizeilichen Vorgehens (z. B. Brechmitteleinsätze)
**Art und Dichte des polizeilichen Vorgehens<br>(z.&nbsp;B. Brechmitteleinsätze, <i>[[Zero Tolerance | Zero tolerance]]</i>-Strategien)
**Merkmale des Strafvollzugs, Umfang von Hafterleichterungen (z. B. <i>No frills</i>-Gefängnisse, <i>Chain gangs</i> etc.)
**Merkmale des Strafvollzugs, Umfang von Hafterleichterungen<br>(z.&nbsp;B. <i>No frills</i>-Gefängnisse, <i>Chain gangs</i>, <i>Boot camps</i>, Hochsicherheitsgefängnisse, Todesstrafe etc.)
**Paradigmen der Kriminalwissenschaft
**Paradigmen der Kriminalwissenschaft
*Indikatoren auf legislativer Ebene:
*Indikatoren auf legislativer Ebene:
**Inhalte der Strafgesetze (z. B. <i>Three strike laws</i>)
**Inhalte der Strafgesetze<br>(z.&nbsp;B. <i>Three strike laws</i>, <i>Truth in sentencing</i>, <i>Megan’s law</i> etc.)
**Begründung neuer Gesetze und angemeldeter Strafforderungen
**Begründung neuer Gesetze und angemeldeter Strafforderungen


Diese Indikatoren können nicht einzeln Punitivität darstellen und verfügen jeweils über eigene Problematiken, die bei einer Untersuchung berücksichtigt werden müssen. So schlägt sich etwa im Anzeigeverhalten der Bevölkerung auch deren Strafverlangen nieder. Da aber erstens das Anzeigeverhalten auch von anderen Bedürfnissen, Interessen, Einstellungen und situativen Faktoren abhängt und man zweitens schwer unterscheiden kann, inwiefern mit einer gestiegenen Zahl von Anzeigen eine gestiegene Zahl anzeigbarer Delikte einhergeht, ist dieser Indikator eher als problematisch zu erachten.<br>
Auch ein »hard indicator« wie die Gefangenenrate muß nicht grundsätzlich eindeutig sein: So variiert zum Beispiel deren Größe in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat und befindet sich in einigen auch auf westeuropäischem Niveau. Auch möglich ist z.&nbsp;B. ein großer Unterschied zwischen Gefangenenrate und der Rate der tatsächlich verurteilten Häftlinge.<br>
Ein häufig verwendeter empirischer Indikator für Punitivität ist die Messung der Strafeinstellungen von Befragten. Hierzu werden vielfach Standardfragen verwendet, deren Validität angezweifelt werden kann. Hutton (2005) vergleicht in einer schottischen Untersuchung, die sowohl eine [[Quantitative Methoden|Face-to-Face-Befragung]], [[Qualitative Methoden|Fokusgruppen]] als auch eine Art [[Qualitative Methoden|<i>Deliberative poll</i>]] umfaßte, neben den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungsmethoden und den Auswirkungen von Zusatzinformationen zum Entstehung und Tathergang eines Verbrechens auch »individualist« und »structuralist accounts« von Verbrechen. Während die individualistischen Darstellungen eine Moralgeschichte erzählen und eine einzelne Sanktion notwendig machen (der Befragte bekommt eine Rolle als Richter zugewiesen), beleuchten die strukturellen Darstellungen eher die Umstände von Kriminalität, wobei dann Themen wie gesellschaftliche Ungerechtigkeit, Bildung etc. bedeutsam werden (der Befragte bekommt hier die Rolle eines Sozialreformers oder Politikers). Beide Arten der Darstellung folgen vollkommen unterschiedlichen Logiken und sind miteinander inkompatibel, was die sich stark unterscheidenden Ergebnisse von Umfragen zu Strafeinstellungen erklären kann: Während Umfragen, bei denen Kriminalität ohne Zusatzinformationen auf einer strukturellen Ebene abgefragt werden, eher eine punitive öffentliche Meinung erzeugen, resultieren Methoden, die den Befragten die Möglichkeit zu Dialog geben, Zusatzinformationen geben und die Darstellung der Kriminalität individuell einfassen, eher in liberalen Einstellungen.<br>
== Deutungsansätze==
Im internationalen und zeitlichen Vergleich wird deutlich, daß das Verhältnis von Verhalten und gesellschaftlicher Reaktion, von [[Verbrechen]] und [[Strafe]] kein naturgegebenes und zwangsläufiges ist. In der kriminologischen Diskussion finden sich verschiedene Ansätze, wie die Punitivität zu deuten ist, das heißt, woher die vielerorts konstatierte Zunahme kommt und wie man mit ihr umgehen kann.<br>
Die Ursache einer punitiveren [[Kriminalpolitik]] wird häufig als Strategie von Politikern im Sinne eines <i>Top-down</i>-Prozesses gesehen: Punitive soziale Kontrolle wurde und wird von populistischen Politikern auf die Agenda gesetzt, da diese als Erfolgsgarant im Kampf um Wählerstimmen gilt. Der Staat ist in der Spätmoderne durch das weit verbreitete Mißtrauen gegenüber Regierungen und ihren Experten und seinem Rückzug aus seinen vormaligen Haupttätigkeitsbereichen Wirtschafts- und Sozialpolitik in eine Legitimationskrise geraten. Die von Kriminalität hervorgerufene Angst und Empörung und die damit einhergehenden Rufe nach staatlichen Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung helfen dem Staat aus seiner Legitimationskrise. Kriminalität wird zur Regierungsstrategie, was Simon (1997) als <i>Governing through crime</i> bezeichnete.<br>
Eine andere Erklärung ist eher ein <i>Bottom-up-</i>Ansatz: In der Tradition der Autoritarismusforschung deutet man Punitivität als autoritäre Aggression oder als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, hinter der man Sozialisationserfahrungen oder gesellschaftliche Desintegrationsprozesse ausmachen kann. Zum Teil greift man auf die Psychoanalyse zurück, um zu dem Schluß zu kommen, daß das Strafbedürfnis in der Triebstruktur des Menschen verwurzelt ist. Oder man untersucht einen möglichen Zusammenhang von Punitivität mit [[Kriminalitätsfurcht]] oder der Wichtigkeit, die Befragte dem Thema Kriminalität zumessen. Eine repressivere Kriminalpolitik ist hier die Folge einer gestiegenen Repressionsneigung der Bevölkerung und somit eines punitiveren gesellschaftlichen Klimas.<br>
In vielen Erklärungen von Punitivität wird dem Einfluß der Medien eine große Rolle zugesprochen. Besonders den Boulevardmedien wird unterstellt, daß sie Bedrohungsszenarien schaffen, die dann die Punitivität befördern.<br>
Eine ältere These, die auch zur Erklärung von Punitivität taugen kann, wird in der gegenwärtigen Diskussion kaum gewürdigt. Rusche und Kirchheimer (1939) haben in ihrer Untersuchung zu Strafvollzug und Arbeitsmarkt den Zusammenhang von Strafform und Produktionsverhältnissen betont. Der Wert eines Menschen hänge von den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ab: Mit Industrialisierung einhergehend löste die Einsperrung die Körperstrafe als dominierende Strafform im Strafvollzug ab. Arbeitskräftemangel nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die [[Resozialisierung]] zum dominierenden Strafziel werden, das Gefängnis trat wieder in den Hintergrund, Geldstrafen und [[Diversion]] wurden populärer. Durch den Fortschritt der Produktivkräfte ist der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft aber gesunken, folglich wird wieder härter gestraft, d&nbsp;h. länger eingesperrt.


== Deutungsansätze für Punitivität ==
In der einflußreichen und breit angelegten Studie von Garland (2001) wird ein verschärftes Sanktionsklima als Reaktion auf einen in den letzten Jahrzehnten augenscheinlich gewordenen [[Kriminalitätsentwicklung|Kriminalitätsanstieg]] und auf ein Mißtrauen dem Strafjustizsystem gegenüber gedeutet. Im harten und expressiven Strafen zeige sich der Versuch des Staates, seine traditionelle, aber mittlerweile illusorisch gewordene Rolle als Beschützer seiner Bürger vor Feinden nicht nur von außen, sondern auch von innen symbolisch zu bekräftigen und seine Macht gegenüber den Feinden von innen zu demonstrieren. Pratt (2000) sieht in diesen Entwicklungen den Aufstieg eines neuen, postmodernen Strafens.


* Punitivität als <i>Denial</i> bzw <i>Acting out</i>: Garland (2001) deutet ein verschärftes Sanktionsklima als Reaktion auf den in den letzten Jahrzehnten augenscheinlich gewordenen Kriminalitätsanstieg. Im harten und expressiven Strafen zeige sich der Versuch des Staates, seine traditionelle, aber mittlerweile illusorisch gewordene Rolle als Beschützer seiner Bürger vor Feinden nicht nur von außen, sondern auch von innen symbolisch zu bekräftigen und seine Macht gegenüber den Feinden von innen zu demonstrieren.
In der [[Kritische Kriminologie | kritischen Kriminologie]] verlaufen die Diskussionslinien anders: Stellenweise wird eine Kriminologie, die sich nicht in erster Linie um die Delegitimierung von Strafbedürfnissen bemüht, des Populismus geziehen. In anderen Teilen der kritischen Kriminologie wird Punitivität als neuer »Schlüsselbegriff« (Lautmann und Klimke 2004) gehandelt. Einerseits ist man damit in der Lage, nicht nur den Täter und seine Taten (das klassische Arbeitsfeld der administrativen Kriminologie) zu thematisieren, sondern auch die gesellschaftliche Reaktion darauf: Gesellschaftliche Verhältnisse und die Instanzen sozialer Kontrolle werden wieder Gegenstand der Diskussion. Andererseits berührt Punitivität auch Fragen der Menschen- und Bürgerrechte, die das Thema auch für eine Diskussion mit größerer Öffentlichkeitswirkung attraktiv werden lassen. Der Begriff steht daher in einer Tradition mit dem des [[Abolitionismus]], der um 1980 ähnliche Anstöße geben konnte.
* Punitivität als autoritäre Aggression (<i>The Authoritarian Personality</i>, Autoritarismusforschung: cf. Adorno et al. 1950; Rippl et al. 2000)
* Punitivität als gruppenbezogenene Menschenfeindlichkeit (cf. Mansel 2004)
* Punitivität als <i>Governing thru crime</i> (cf. Simon 1997)
* Punitivität als <i>Penal populism</i> (cf. Bottoms)


== Fazit ==
== Verwandte Begriffe==
[[Kriminalitätseinstellungen]], [[Kriminalpolitik]], <i>[[Law and order]]</i>, <i>[[Penal populism]]</i>, [[Sicherungsverwahrung]], [[Soziale Kontrolle]], [[Strafe]], [[Todesstrafe]], <i>[[Zero Tolerance | Zero tolerance]]</i>, <i>[[Vindictiveness]]</i>.


== Literatur ==
== Literatur ==


*Adorno, Theodor W., Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford 1950: <i>The Authoritarian Personality</i>, New York.
*Adorno, Theodor W., Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford (1950) The Authoritarian Personality. New York.
*Becker, Melanie und Melanie Reddig 2004: »Punitivität und Rechtspopulismus«, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): <i>Punitivität</i>. Achtes Beiheft zum <i>Kriminologischen Journal</i>, Weinheim, Seite 173 bis 192.
*Albrecht, Hans-Jörg (2004) »Öffentliche Meinung, Kriminalpolitik und Kriminaljustiz«, in: Walter, Michael, Harald Kania und Hans-Jörg Albrecht (Hrsg.): Alltagsvorstellungen von Kriminalität. Individuelle und gesellschaftliche Bedeutung der Kriminalitätsbilder für die Lebensgestaltung. Münster, S. 491-520.
*Beckett, Katherine und Theodore Sasson 2004: <i>The Politics of Injustice. Crime and Punishment in America</i>, 2. Auflage, Thousand Oaks, CA/London/Neu Delhi.
*Becker, Melanie und Melanie Reddig (2004) Punitivität und Rechtspopulismus, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): Punitivität. Achtes Beiheft zum Kriminologischen Journal, Weinheim, S. 173-192.
*Cohen, Stanley 1994: »Social Control and the Politics of Reconstruction«, in: Nelken, David (Hrsg.): <i>The Futures of Criminology</i>, London/Thousand Oaks, CA/New Delhi, Seite 63 bis 88.
*Beckett, Katherine und Theodore Sasson (2004) The Politics of Injustice. Crime and Punishment in America, 2. Aufl. Thousand Oaks, CA/London/Neu Delhi.
*Cremer-Schäfer, Helga und Heinz Steinert 1998: <i>Straflust und Repression. Zur Kritik der populistischen Kriminologie</i>, Münster.
*Besserer, Sandra (2002) Attitudes towards Sentencing in Nine Industrialized Countries, in: Nieuwbeerta, Paul (Hrsg.): Crime Victimization in Comparative Perspective. Results from the International Crime Victims Survey 1989-2000, Den Haag, S. 391-409.
*Garland, David 2001: <i>The Culture of Control. Crime and Social Order in Contemporary Society</i>, Chicago, IL.
*Cohen, Stanley (1994) Social Control and the Politics of Reconstruction, in: Nelken, David (Hrsg.): The Futures of Criminology, London/Thousand Oaks, CA/New Delhi, S.63-88.
*Hutton, Neil 2004: »Beyond Populist Punitiveness?«, <i>Punishment & Society</i> 7, Heft 3, Seite 243 bis 258.
*Cremer-Schäfer, Helga und Heinz Steinert (1998) Straflust und Repression. Zur Kritik der populistischen Kriminologie, Münster.
*Krasmann, Susanne 2003: <i>Die Kriminalität der Gesellschaft. Zur Gouvernementalität der Gegenwart</i>, Konstanz.
*Durkheim, Émile (1900/1973) Two Laws of Penal Evolution. In: Economy and Society 2; S. 285-307.
*Emsley, Clive (2002) The History of Crime and Crime Control Institutions, in: Maguire, Mike, Rod Morgan und Robert Reiner (Hrsg.): The Oxford Handbook of Criminology. 3. Aufl. Oxford: Oxford University Press, S. 203-230.
*Garland, David (1996) The Limits of the Sovereign State: Strategies of Crime Control in Contemporary Society. In: British Journal of Criminology, Vol. 35, No.4, S. 445-471.
*Garland, David (2001) The Culture of Control. Crime and Social Order in Contemporary Society, Chicago, IL.
*Garland, David 2002: »The Cultural Uses of Capital Punishment« (Rezension zu Austin Sarat, When the State Kills, Pinceton, NJ 2001), in: Punishment & Society 4, Heft 4, S.459-487.
*Green, David A. 2006: Public Opinion versus Public Judgment about Crime. Correcting the ›Comedy of Errors‹, British Journal of Criminology 46, Heft 1, S. 131-154.
*Groenemeyer, Axel (2003) Punitivität im Kontext – Globale Konvergenzen der Kriminalpolitik oder Pfadabhängigkeit der Konstruktion abweichenden Verhaltens. In: Soziale Probleme Gesundheit und Politik  Nr. 3.
*Hallsworth, Simon (2000) Rethinking the Punitive Turn. Economies of Excess and the Criminology of the Other, in: Punishment and Society 2/2; S. 145-160.
*Hinds, Lyn (2005) Crime Control in Western Countries, 1970 to 2000, in: Pratt, John, David Brown, Mark Brown, Simon Hallsworth und Wayne Morrison (Hrsg.): The New Punitiveness. Trends, Theories, Perspectives, Devon, S. 47-65.
*Hutton, Neil 2005: »Beyond Populist Punitiveness?«, <i>Punishment & Society</i>&nbsp;7, Heft&nbsp;3, Seite 243 bis 258.
<!--*Kesteren, John van, Pat Mayhew und Paul Nieuwbeerta 2000: <i>Criminal Victimization in Seventeen Industrialized Countries. Key Findings from the 2000 International Crime Victims Survey</i>, The Hague.
*Kommer, Max 2004: »Punitiveness in Europe Revisited«, <i>Criminology in Europe—Newsletter of the European Society of Criminology</i>&nbsp;3, Heft&nbsp;1, Seite 1 und 8 bis 12.-->
*Kury, Helmut, Harald Kania und Joachim Obergfell-Fuchs 2004: »Worüber sprechen wir, wenn wir über Punitivität sprechen? Versuch einer konzeptionellen und empirischen Begriffsbestimmung«, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): <i>Punitivität</i>. Achtes Beiheft zum <i>Kriminologischen Journal</i>, Weinheim, Seite 51 bis 88.
*Kury, Helmut, Harald Kania und Joachim Obergfell-Fuchs 2004: »Worüber sprechen wir, wenn wir über Punitivität sprechen? Versuch einer konzeptionellen und empirischen Begriffsbestimmung«, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): <i>Punitivität</i>. Achtes Beiheft zum <i>Kriminologischen Journal</i>, Weinheim, Seite 51 bis 88.
*Lautmann, Rüdiger und Daniela Klimke 2004: »<i>Punitivität</i> als Schlüsselbegriff als Schlüsselbegriff für eine Kritische Kriminologie«, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): <i>Punitivität</i>. Achtes Beiheft zum <i>Kriminologischen Journal</i>, Weinheim, Seite 9 bis 29.
<!--*Mansel, Jürgen 2004: »Wiederkehr autoritärer Aggression? Soziale Desintegration und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit«, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): <i>Punitivität</i>. Achtes Beiheft zum <i>Kriminologischen Journal</i>, Weinheim, Seite 104 bis 135.
*Maruna, Shadd, Amanda Matravers und Anna King 2004: »Disowning Our Shadow: A Psychoanalytic Approach to Understanding Punitive Public Attitudes«, <i>Deviant Behavior</i>&nbsp;25, S. 277-299.
*Mead, George H (1918) Punitive Justice.
*Obergfell-Fuchs, Joachim und Helmut Kury 2004: »Strafeinstellungen der Bevölkerung«, in: Walter, Michael, Harald Kania und Hans-Jörg Albrecht (Hrsg.): <i>Alltagsvorstellungen von Kriminalität. Individuelle und gesellschaftliche Bedeutung der Kriminalitätsbilder für die Lebensgestaltung</i>, Münster, Seite 457 bis 485.
*Obergfell-Fuchs, Joachim und Helmut Kury 2004: »Strafeinstellungen der Bevölkerung«, in: Walter, Michael, Harald Kania und Hans-Jörg Albrecht (Hrsg.): <i>Alltagsvorstellungen von Kriminalität. Individuelle und gesellschaftliche Bedeutung der Kriminalitätsbilder für die Lebensgestaltung</i>, Münster, Seite 457 bis 485.
*Pratt, John 2000: »The Return of the Wheelbarrow Men; or, the Arrival of Postmodern Penality?«, <i>British Journal of Criminology</i> 40, Seite 127 bis 145.
*Pfeiffer, Christian, Michael Windzio und Matthias Kleimann 2004: »Die Medien, das Böse und wir. Zu den Auswirkungen der Mediennutzung auf Kriminalitätswahrnehmung, Strafbedürfnisse und Kriminalpolitik«, <i>Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform</i>&nbsp;87, Heft&nbsp;6, Seite 415 bis 435.-->
*Reuband, Karl-Heinz 1980: »Sanktionsverlangen im Wandel. Die Einstellung zur Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland seit 1950«, <i>Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 32</i>, Heft 4, Seite 535 bis 558.
*Pratt, John 2000: »The Return of the Wheelbarrow Men; Or, the Arrival of Postmodern Penality?« <i>British Journal of Criminology</i>&nbsp;40, Seite 127 bis 145.
*Reuband, Karl-Heinz 2003: »Steigende Repressionsneigung im Zeitalter der ›Postmoderne‹? Das Sanktionsverlangen der Bundesbürger 1989 und 2002 im Vergleich«, <i>Neue Kriminalpolitik</i> 15, Heft 1, Seite 15 bis 20.
<!--*Reuband, Karl-Heinz 1980: »Sanktionsverlangen im Wandel. Die Einstellung zur Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland seit 1950«, <i>Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie</i>&nbsp;32, Heft&nbsp;4, Seite 535 bis 558.
*Rippl, Susanne, Christian Seipel und Angela Kindervater (Hrsg.) 2000: <i>Autoritarismus: Kontroversen und Ansätze der aktuellen Autoritarismusforschung</i>. Opladen.
*Reuband, Karl-Heinz 2002: »<i>Law and order</i> als neues Thema bundesdeutscher Politik? Wie es zum Wahlerfolg der Schillpartei in Hamburg kam und welche Auswirkungen dies hat«, <i>Neue Kriminalpolitik</i>&nbsp;13, Heft&nbsp;1, Seite 8 bis 13.
*Simon, Jonathan 1997: »Gewalt, Rache und Risiko. Die Todesstrafe im neoliberalen Staat«, in: Trotha, Trutz von (Hrsg.): <i>Soziologie der Gewalt</i>. Sonderheft 37 der <i>Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie</i>, Opladen, Seite 277 bis 301.
*Reuband, Karl-Heinz 2003: »Steigende Repressionsneigung im Zeitalter der ›Postmoderne‹? Das Sanktionsverlangen der Bundesbürger 1989 und 2002 im Vergleich«, <i>Neue Kriminalpolitik</i>&nbsp;15, Heft&nbsp;1, Seite 15 bis 20.
*Thiel, Stephanie 2005: <i>Zu sozialpsychologischen Grundlagen rechtspopulistischer Wahlen am Beispiel einer Law-and-Order-Bewegung</i>, unveröffentlichte Diplomarbeit, Universität Hamburg.
*Reuband, Karl-Heinz 2004: »Kriminalität in den Zeitungen und ihre Auswirkungen auf die Leser. Eine Fallstudie am Beispiel der Stadt Dresden«, in: Stapferhaus Lenzburg (Hrsg.): <i>Strafen. Ein Buch zur Strafkultur der Gegenwart</i>, Baden, Seite 214 bis 219.
*Roberts, Julian V., Loretta J. Stalans, David Indermaur und Mike Hough (Hrsg.) 2002: <i>Penal Populism and Public Opinion. Lessons from five countries</i>, Oxford.-->
*Rusche, Georg und Otto Kirchheimer 1939: <i>Sozialstruktur und Strafvollzug</i>, übersetzt von Helmut und Susan Kapczynski, Frankfurt am Main 1974.
<!--*Sack, Fritz 2004: »Wie die Kriminalpolitik dem Staat aufhilft. <i>Governing through Crime</i> als neue politische Strategie«, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): <i>Punitivität</i>. Achtes Beiheft zum <i>Kriminologischen Journal</i>, Weinheim, S. 30-50.
*Savelsberg, Joachim J: Knowledge, Domination and Criminal Punishment Revisited. In: Punishment & Society 1/1; S. 45-70.(1999).
*Sessar, Klaus 2001: »Soziale Konstruktion und Bedeutung von Strafeinstellungen«, in: <i>Kriminologisches Bulletin</i>&nbsp;27, Heft&nbsp;1, Seite 7 bis 24.-->
*Simon, Jonathan 1997: »Governing through Crime«, in: Friedman, Lawrence M. und George Fisher (Hrsg.): <i>The Crime Conundrum. Essays on Criminal Justice</i>, Boulder, CO, Seite 171 bis 189.
<!--*Simon, Jonathan 1997: »Gewalt, Rache und Risiko. Die Todesstrafe im neoliberalen Staat«, in: Trotha, Trutz von (Hrsg.): <i>Soziologie der Gewalt</i>. Sonderheft&nbsp;37 der <i>Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie</i>, Opladen, Seite 277 bis 301.-->
*Stalans, Loretta J. 2002: »Measuring Attitudes to Sentencing«, in: Roberts, Julian V. und Mike Hough (Hrsg.): <i>Changing Attitudes to Punishment. Public Opinion, Crime and Justice, S. 15-32.
*Simon, Jonathan: Gewalt, Rache und Risiko. Die Todesstrafe im neoliberalen Staat. S. 279-301 in: Trotha, T. von (Hg.): Soziologie der Gewalt. (Sonderheft 37 der Kölner Zeitschrift f. Soziologie u. Sozialpsychologie). (Opladen, 1997).
*Stehr, Johannes: Welche Funktionen haben staatliche Strafen und der Ruf nach Bestrafung der Jugend? In: Bettinger [u.a.]: Gefährdete Jugend? Jugend, Kriminalität und der Ruf nach Strafe. Opladen 2002, S. 103-116.
*Streng, Franz (2004) Strafzumessungsvorstellungen von Laien. Grundlagen für eine Kriminalpolitik jenseits des ›politisch-publizistischen Verstärkerkreislaufs‹, Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 87, Heft 2, S. 127-145.
*Taylor, Ian (1999) Crime in Context: A Critical Criminology of Market Societies. Cambridge 1999.
*Thiel, Stephanie (2005) Zu sozialpsychologischen Grundlagen rechtspopulistischer Wahlen am Beispiel einer Law-and-Order-Bewegung, unv. Diplomarbeit, Universität Hamburg.
*Western, Bruce und Katherine Beckett 1999: »How Unregulated is the U.S. Labor Market? The Penal System as a Labor Market Institution«, <i>American Journal of Sociology</i>&nbsp;104, Heft&nbsp;4, S. 1030-1060.
*Wacquant, Loic (2000) Elend hinter Gittern
*Weber, Hartmut-Michael (1993) Lebenslange Freiheitsstrafe in der Bundesrepublik: Abschaffungsperspektiven gegenüber positiver Reform. In: Knut Papendorf [u.a.] (Hrsg.):Kein schärfer Schwert, denn das für Freiheit streitet! Eine Festschrift für Thomas Mathiessen. Bielefeld: 1993.
*Young, Jock (2003) Zur Soziologie der Rachsucht (vindictiveness) im Rahmen einer kulturellen Kriminologie.


== Weblinks ==
== Weblinks ==


* Die britische Kampagne [http://www.rethinking.org.uk »Rethinking Crime and Punishment«]
* Die britische Kampagne [http://www.rethinking.org.uk »Rethinking Crime and Punishment«], die sich zum Ziel gesetzt hat, den Wissensstand der öffentlichen Auseinandersetzung über Haft- und alternative Strafformen zu verbessern.
<!--* Informationen zu Hochsicherheitsgefängnissen in den Vereinigten Staaten finden sich auf [http://www.supermaxed.com www.supermaxed.com]-->

Aktuelle Version vom 23. Februar 2009, 10:50 Uhr

Begriff

Als Punitivität wird die verallgemeinerte Haltung oder Tendenz bezeichnet, auf Herausforderungen oder Normabweichungen mit retributiven Sanktionen zu reagieren, bzw. vergeltende Sanktionen vorzuziehen und versöhnende zu vernachlässigen.

Stanley Cohen (1994) versteht darunter eine Form der sozialen Kontrolle, die in der Regel folgende Merkmale aufweist:

  • die Zufügung von Schmerz (im Sinne von Verlust, Schaden, Leiden);
  • ein Individuum wird für den Bruch abstrakter Regeln (vor allem: von Gesetzen) verantwortlich gemacht
  • sie ist moralisierend
  • sie beruht stärker auf Zwang als auf Freiwilligkeit
  • sie beinhaltet den Transfer von sozialen Kontrollfunktionen auf einen dritten Akteur, also etwa auf das Kriminaljustizsystem des Staates

Die Punitivität unterscheidet sich somit systematisch von anderen Formen der sozialen Kontrolle: der kompensatorischen, der versöhnenden und der therapeutisch ausgerichteten.

Der Begriff Punitivität stammt vom lateinischen Begriff poena ab, welcher ursprünglich das Wergeld bezeichnete, eine Zahlung, mit der eine Blutschuld gesühnt wurde. Poena nahm später auch die Bedeutungen Strafe, Rache und Buße an und wandelte sich zu punire (bestrafen, rächen, Rache nehmen). Punitum ist das Partizip Perfekt Passiv von punire, aus dem sich dann die heute bekannten Begriffe entwickelten.

Der Begriff Punitivität wird häufig synonym mit Begriffen wie Sanktionsmentalität, Strafeinstellungen, Strafbedürfnis, Repressionsneigung, Strafdrang oder Straflust verwendet; oft ohne daß ein klares Bild über die Bedeutung des Begriffes vorliegt. Hinter dem Begriff Punitivität steht kein eindimensionales und einheitliches Konzept, es zerfällt in verschiedene, sich wechselseitig beeinflussende Dimensionen. Kury et al. (2004) unterscheiden zwischen drei konzeptuellen Hauptebenen von Punitivität: individuelle, gesellschaftliche und justizielle Punitivität.

  • Die individuelle Punitivität stellt eine Mikroperspektive der Punitivität dar, in der sich persönliche Annahmen, Einstellungen, Werte und die Emotionen einzelner Personen manifestieren.
  • Gesellschaftliche Punitivität ist im Gegensatz dazu die Makroperspektive, die sich überindividuell in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, vor allem in den Massenmedien, zeigt.
  • Die justizielle Punitivität, also die tatsächliche Sanktionspraxis des Justizapparates, ist selbstredend auch Ausdruck der Strafmentalität.

Daneben sind auch noch weitere Dimensionen des Konzeptes denkbar, zum Beispiel eine legislative oder exekutive Form der Punitivität.

Die verschiedenen Dimensionen von Punitivität sind wechselseitig miteinander verbunden und eine Veränderung auf der einen Ebene kann, muß aber nicht zwingend mit einer Veränderung auf der anderen Ebene einhergehen. So kann eine Veränderung auf legislativer Ebene (Abschaffung der Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg) eine Veränderung auf gesellschaftlicher Ebene bewirken (beständiges Sinken der Zustimmung zur Todesstrafe). Andererseits ist ein Ansteigen der Zahl der mit der Todesstrafe bewehrten Delikte (Anstieg auf der legislativen Ebene) im Großbritannien des 18. Jahrhunderts mit einem Sinken der Zahl der Verurteilungen zum Tode (kein Anstieg auf der justiziellen Ebene) einhergegangen.

Punitivität ist ein aktueller Begriff, der in den letzten Jahren häufig diskutiert worden ist. Eine häufig geäußerte Ansicht zum Thema Punitivität ist, daß die Zeit des liberalen Sanktionsklimas vorbei sei und anstelle von Hilfe und Resozialisierung als Paradigmen der sozialen Kontrolle nun die punitiven Aspekte sozialer Kontrolle vorherrschen würden. Bürger, Politiker, Richter etc. würden immer punitiver – vor allem und zuerst in den USA und in Großbritannien, wobei die anderen westlichen Länder diesen Wandel nachvollzögen oder dies schon tun würden: In der Bundesrepublik gilt zum Beispiel der überraschende Wahlerfolg der Schillpartei bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg im Jahr 2001 als ein Anzeichen.

Empirische Indikatoren

Empirische Indikatoren, die eine Messung von Punitivität möglich machen (nach Lautmann und Klimke 2004), finden sich auf allen konzeptuellen Ebenen (wobei die Einordnung in dieser Form nicht in jedem Fall zwingend ist):

  • Indikatoren auf individueller Ebene:
  • Indikatoren auf gesellschaftlicher Ebene:
    • Inhalte der Medienberichterstattung
      (Inhaltsanalyse, Diskursanalyse)
    • Parteiprogramme und Äußerungen von Politikern
      (Inhaltsanalyse, Diskursanalyse)
  • Indikatoren auf justizieller Ebene:
    • Anträge der Staatsanwaltschaft und das Maß der verhängten Strafen
    • Zahl der Gefängnisinsassen
  • Indikatoren auf exekutiver Ebene:
    • Art und Dichte des polizeilichen Vorgehens
      (z. B. Brechmitteleinsätze, Zero tolerance-Strategien)
    • Merkmale des Strafvollzugs, Umfang von Hafterleichterungen
      (z. B. No frills-Gefängnisse, Chain gangs, Boot camps, Hochsicherheitsgefängnisse, Todesstrafe etc.)
    • Paradigmen der Kriminalwissenschaft
  • Indikatoren auf legislativer Ebene:
    • Inhalte der Strafgesetze
      (z. B. Three strike laws, Truth in sentencing, Megan’s law etc.)
    • Begründung neuer Gesetze und angemeldeter Strafforderungen

Diese Indikatoren können nicht einzeln Punitivität darstellen und verfügen jeweils über eigene Problematiken, die bei einer Untersuchung berücksichtigt werden müssen. So schlägt sich etwa im Anzeigeverhalten der Bevölkerung auch deren Strafverlangen nieder. Da aber erstens das Anzeigeverhalten auch von anderen Bedürfnissen, Interessen, Einstellungen und situativen Faktoren abhängt und man zweitens schwer unterscheiden kann, inwiefern mit einer gestiegenen Zahl von Anzeigen eine gestiegene Zahl anzeigbarer Delikte einhergeht, ist dieser Indikator eher als problematisch zu erachten.
Auch ein »hard indicator« wie die Gefangenenrate muß nicht grundsätzlich eindeutig sein: So variiert zum Beispiel deren Größe in den USA von Bundesstaat zu Bundesstaat und befindet sich in einigen auch auf westeuropäischem Niveau. Auch möglich ist z. B. ein großer Unterschied zwischen Gefangenenrate und der Rate der tatsächlich verurteilten Häftlinge.
Ein häufig verwendeter empirischer Indikator für Punitivität ist die Messung der Strafeinstellungen von Befragten. Hierzu werden vielfach Standardfragen verwendet, deren Validität angezweifelt werden kann. Hutton (2005) vergleicht in einer schottischen Untersuchung, die sowohl eine Face-to-Face-Befragung, Fokusgruppen als auch eine Art Deliberative poll umfaßte, neben den Ergebnissen der unterschiedlichen Erhebungsmethoden und den Auswirkungen von Zusatzinformationen zum Entstehung und Tathergang eines Verbrechens auch »individualist« und »structuralist accounts« von Verbrechen. Während die individualistischen Darstellungen eine Moralgeschichte erzählen und eine einzelne Sanktion notwendig machen (der Befragte bekommt eine Rolle als Richter zugewiesen), beleuchten die strukturellen Darstellungen eher die Umstände von Kriminalität, wobei dann Themen wie gesellschaftliche Ungerechtigkeit, Bildung etc. bedeutsam werden (der Befragte bekommt hier die Rolle eines Sozialreformers oder Politikers). Beide Arten der Darstellung folgen vollkommen unterschiedlichen Logiken und sind miteinander inkompatibel, was die sich stark unterscheidenden Ergebnisse von Umfragen zu Strafeinstellungen erklären kann: Während Umfragen, bei denen Kriminalität ohne Zusatzinformationen auf einer strukturellen Ebene abgefragt werden, eher eine punitive öffentliche Meinung erzeugen, resultieren Methoden, die den Befragten die Möglichkeit zu Dialog geben, Zusatzinformationen geben und die Darstellung der Kriminalität individuell einfassen, eher in liberalen Einstellungen.

Deutungsansätze

Im internationalen und zeitlichen Vergleich wird deutlich, daß das Verhältnis von Verhalten und gesellschaftlicher Reaktion, von Verbrechen und Strafe kein naturgegebenes und zwangsläufiges ist. In der kriminologischen Diskussion finden sich verschiedene Ansätze, wie die Punitivität zu deuten ist, das heißt, woher die vielerorts konstatierte Zunahme kommt und wie man mit ihr umgehen kann.

Die Ursache einer punitiveren Kriminalpolitik wird häufig als Strategie von Politikern im Sinne eines Top-down-Prozesses gesehen: Punitive soziale Kontrolle wurde und wird von populistischen Politikern auf die Agenda gesetzt, da diese als Erfolgsgarant im Kampf um Wählerstimmen gilt. Der Staat ist in der Spätmoderne durch das weit verbreitete Mißtrauen gegenüber Regierungen und ihren Experten und seinem Rückzug aus seinen vormaligen Haupttätigkeitsbereichen Wirtschafts- und Sozialpolitik in eine Legitimationskrise geraten. Die von Kriminalität hervorgerufene Angst und Empörung und die damit einhergehenden Rufe nach staatlichen Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung helfen dem Staat aus seiner Legitimationskrise. Kriminalität wird zur Regierungsstrategie, was Simon (1997) als Governing through crime bezeichnete.

Eine andere Erklärung ist eher ein Bottom-up-Ansatz: In der Tradition der Autoritarismusforschung deutet man Punitivität als autoritäre Aggression oder als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, hinter der man Sozialisationserfahrungen oder gesellschaftliche Desintegrationsprozesse ausmachen kann. Zum Teil greift man auf die Psychoanalyse zurück, um zu dem Schluß zu kommen, daß das Strafbedürfnis in der Triebstruktur des Menschen verwurzelt ist. Oder man untersucht einen möglichen Zusammenhang von Punitivität mit Kriminalitätsfurcht oder der Wichtigkeit, die Befragte dem Thema Kriminalität zumessen. Eine repressivere Kriminalpolitik ist hier die Folge einer gestiegenen Repressionsneigung der Bevölkerung und somit eines punitiveren gesellschaftlichen Klimas.

In vielen Erklärungen von Punitivität wird dem Einfluß der Medien eine große Rolle zugesprochen. Besonders den Boulevardmedien wird unterstellt, daß sie Bedrohungsszenarien schaffen, die dann die Punitivität befördern.

Eine ältere These, die auch zur Erklärung von Punitivität taugen kann, wird in der gegenwärtigen Diskussion kaum gewürdigt. Rusche und Kirchheimer (1939) haben in ihrer Untersuchung zu Strafvollzug und Arbeitsmarkt den Zusammenhang von Strafform und Produktionsverhältnissen betont. Der Wert eines Menschen hänge von den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ab: Mit Industrialisierung einhergehend löste die Einsperrung die Körperstrafe als dominierende Strafform im Strafvollzug ab. Arbeitskräftemangel nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die Resozialisierung zum dominierenden Strafziel werden, das Gefängnis trat wieder in den Hintergrund, Geldstrafen und Diversion wurden populärer. Durch den Fortschritt der Produktivkräfte ist der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft aber gesunken, folglich wird wieder härter gestraft, d h. länger eingesperrt.

In der einflußreichen und breit angelegten Studie von Garland (2001) wird ein verschärftes Sanktionsklima als Reaktion auf einen in den letzten Jahrzehnten augenscheinlich gewordenen Kriminalitätsanstieg und auf ein Mißtrauen dem Strafjustizsystem gegenüber gedeutet. Im harten und expressiven Strafen zeige sich der Versuch des Staates, seine traditionelle, aber mittlerweile illusorisch gewordene Rolle als Beschützer seiner Bürger vor Feinden nicht nur von außen, sondern auch von innen symbolisch zu bekräftigen und seine Macht gegenüber den Feinden von innen zu demonstrieren. Pratt (2000) sieht in diesen Entwicklungen den Aufstieg eines neuen, postmodernen Strafens.

In der kritischen Kriminologie verlaufen die Diskussionslinien anders: Stellenweise wird eine Kriminologie, die sich nicht in erster Linie um die Delegitimierung von Strafbedürfnissen bemüht, des Populismus geziehen. In anderen Teilen der kritischen Kriminologie wird Punitivität als neuer »Schlüsselbegriff« (Lautmann und Klimke 2004) gehandelt. Einerseits ist man damit in der Lage, nicht nur den Täter und seine Taten (das klassische Arbeitsfeld der administrativen Kriminologie) zu thematisieren, sondern auch die gesellschaftliche Reaktion darauf: Gesellschaftliche Verhältnisse und die Instanzen sozialer Kontrolle werden wieder Gegenstand der Diskussion. Andererseits berührt Punitivität auch Fragen der Menschen- und Bürgerrechte, die das Thema auch für eine Diskussion mit größerer Öffentlichkeitswirkung attraktiv werden lassen. Der Begriff steht daher in einer Tradition mit dem des Abolitionismus, der um 1980 ähnliche Anstöße geben konnte.

Verwandte Begriffe

Kriminalitätseinstellungen, Kriminalpolitik, Law and order, Penal populism, Sicherungsverwahrung, Soziale Kontrolle, Strafe, Todesstrafe, Zero tolerance, Vindictiveness.

Literatur

  • Adorno, Theodor W., Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford (1950) The Authoritarian Personality. New York.
  • Albrecht, Hans-Jörg (2004) »Öffentliche Meinung, Kriminalpolitik und Kriminaljustiz«, in: Walter, Michael, Harald Kania und Hans-Jörg Albrecht (Hrsg.): Alltagsvorstellungen von Kriminalität. Individuelle und gesellschaftliche Bedeutung der Kriminalitätsbilder für die Lebensgestaltung. Münster, S. 491-520.
  • Becker, Melanie und Melanie Reddig (2004) Punitivität und Rechtspopulismus, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): Punitivität. Achtes Beiheft zum Kriminologischen Journal, Weinheim, S. 173-192.
  • Beckett, Katherine und Theodore Sasson (2004) The Politics of Injustice. Crime and Punishment in America, 2. Aufl. Thousand Oaks, CA/London/Neu Delhi.
  • Besserer, Sandra (2002) Attitudes towards Sentencing in Nine Industrialized Countries, in: Nieuwbeerta, Paul (Hrsg.): Crime Victimization in Comparative Perspective. Results from the International Crime Victims Survey 1989-2000, Den Haag, S. 391-409.
  • Cohen, Stanley (1994) Social Control and the Politics of Reconstruction, in: Nelken, David (Hrsg.): The Futures of Criminology, London/Thousand Oaks, CA/New Delhi, S.63-88.
  • Cremer-Schäfer, Helga und Heinz Steinert (1998) Straflust und Repression. Zur Kritik der populistischen Kriminologie, Münster.
  • Durkheim, Émile (1900/1973) Two Laws of Penal Evolution. In: Economy and Society 2; S. 285-307.
  • Emsley, Clive (2002) The History of Crime and Crime Control Institutions, in: Maguire, Mike, Rod Morgan und Robert Reiner (Hrsg.): The Oxford Handbook of Criminology. 3. Aufl. Oxford: Oxford University Press, S. 203-230.
  • Garland, David (1996) The Limits of the Sovereign State: Strategies of Crime Control in Contemporary Society. In: British Journal of Criminology, Vol. 35, No.4, S. 445-471.
  • Garland, David (2001) The Culture of Control. Crime and Social Order in Contemporary Society, Chicago, IL.
  • Garland, David 2002: »The Cultural Uses of Capital Punishment« (Rezension zu Austin Sarat, When the State Kills, Pinceton, NJ 2001), in: Punishment & Society 4, Heft 4, S.459-487.
  • Green, David A. 2006: Public Opinion versus Public Judgment about Crime. Correcting the ›Comedy of Errors‹, British Journal of Criminology 46, Heft 1, S. 131-154.
  • Groenemeyer, Axel (2003) Punitivität im Kontext – Globale Konvergenzen der Kriminalpolitik oder Pfadabhängigkeit der Konstruktion abweichenden Verhaltens. In: Soziale Probleme Gesundheit und Politik Nr. 3.
  • Hallsworth, Simon (2000) Rethinking the Punitive Turn. Economies of Excess and the Criminology of the Other, in: Punishment and Society 2/2; S. 145-160.
  • Hinds, Lyn (2005) Crime Control in Western Countries, 1970 to 2000, in: Pratt, John, David Brown, Mark Brown, Simon Hallsworth und Wayne Morrison (Hrsg.): The New Punitiveness. Trends, Theories, Perspectives, Devon, S. 47-65.
  • Hutton, Neil 2005: »Beyond Populist Punitiveness?«, Punishment & Society 7, Heft 3, Seite 243 bis 258.
  • Kury, Helmut, Harald Kania und Joachim Obergfell-Fuchs 2004: »Worüber sprechen wir, wenn wir über Punitivität sprechen? Versuch einer konzeptionellen und empirischen Begriffsbestimmung«, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): Punitivität. Achtes Beiheft zum Kriminologischen Journal, Weinheim, Seite 51 bis 88.
  • Lautmann, Rüdiger und Daniela Klimke 2004: »Punitivität als Schlüsselbegriff als Schlüsselbegriff für eine Kritische Kriminologie«, in: Lautmann, Rüdiger, Daniela Klimke und Fritz Sack (Hrsg.): Punitivität. Achtes Beiheft zum Kriminologischen Journal, Weinheim, Seite 9 bis 29.
  • Pratt, John 2000: »The Return of the Wheelbarrow Men; Or, the Arrival of Postmodern Penality?« British Journal of Criminology 40, Seite 127 bis 145.
  • Rusche, Georg und Otto Kirchheimer 1939: Sozialstruktur und Strafvollzug, übersetzt von Helmut und Susan Kapczynski, Frankfurt am Main 1974.
  • Simon, Jonathan 1997: »Governing through Crime«, in: Friedman, Lawrence M. und George Fisher (Hrsg.): The Crime Conundrum. Essays on Criminal Justice, Boulder, CO, Seite 171 bis 189.
  • Stalans, Loretta J. 2002: »Measuring Attitudes to Sentencing«, in: Roberts, Julian V. und Mike Hough (Hrsg.): Changing Attitudes to Punishment. Public Opinion, Crime and Justice, S. 15-32.
  • Simon, Jonathan: Gewalt, Rache und Risiko. Die Todesstrafe im neoliberalen Staat. S. 279-301 in: Trotha, T. von (Hg.): Soziologie der Gewalt. (Sonderheft 37 der Kölner Zeitschrift f. Soziologie u. Sozialpsychologie). (Opladen, 1997).
  • Stehr, Johannes: Welche Funktionen haben staatliche Strafen und der Ruf nach Bestrafung der Jugend? In: Bettinger [u.a.]: Gefährdete Jugend? Jugend, Kriminalität und der Ruf nach Strafe. Opladen 2002, S. 103-116.
  • Streng, Franz (2004) Strafzumessungsvorstellungen von Laien. Grundlagen für eine Kriminalpolitik jenseits des ›politisch-publizistischen Verstärkerkreislaufs‹, Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 87, Heft 2, S. 127-145.
  • Taylor, Ian (1999) Crime in Context: A Critical Criminology of Market Societies. Cambridge 1999.
  • Thiel, Stephanie (2005) Zu sozialpsychologischen Grundlagen rechtspopulistischer Wahlen am Beispiel einer Law-and-Order-Bewegung, unv. Diplomarbeit, Universität Hamburg.
  • Western, Bruce und Katherine Beckett 1999: »How Unregulated is the U.S. Labor Market? The Penal System as a Labor Market Institution«, American Journal of Sociology 104, Heft 4, S. 1030-1060.
  • Wacquant, Loic (2000) Elend hinter Gittern
  • Weber, Hartmut-Michael (1993) Lebenslange Freiheitsstrafe in der Bundesrepublik: Abschaffungsperspektiven gegenüber positiver Reform. In: Knut Papendorf [u.a.] (Hrsg.):Kein schärfer Schwert, denn das für Freiheit streitet! Eine Festschrift für Thomas Mathiessen. Bielefeld: 1993.
  • Young, Jock (2003) Zur Soziologie der Rachsucht (vindictiveness) im Rahmen einer kulturellen Kriminologie.

Weblinks

  • Die britische Kampagne »Rethinking Crime and Punishment«, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Wissensstand der öffentlichen Auseinandersetzung über Haft- und alternative Strafformen zu verbessern.