Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 57: Zeile 57:
====Bayern: [[HEADS in Bayern]]: '''H'''aft-'''E'''ntlassenen-'''A'''uskunfts-'''D'''atei-'''S'''exualstraftäter (ab 01.10.2006)====
====Bayern: [[HEADS in Bayern]]: '''H'''aft-'''E'''ntlassenen-'''A'''uskunfts-'''D'''atei-'''S'''exualstraftäter (ab 01.10.2006)====


====Niedersachsen: [[K.U.R.S. Niedersachsen]], "'''K'''onzeption zum '''U'''mgang mit '''r'''ückfallgefährdeten '''S'''exualstraftätern und Sexualstraftäterinnen in Niedersachsen" (ab 01.10.2007)====  
====Niedersachsen: [[K.U.R.S. Niedersachsen]], "'''K'''onzeption zum '''U'''mgang mit '''r'''ückfallgefährdeten '''S'''exualstraftätern und Sexualstraftäterinnen" (ab 01.10.2007)====  


====Hamburg: „[[SURE]]“ – '''S'''icherheits- '''u'''nd '''R'''isikomanagement für '''E'''ntlassene (seit 01.01.2008)====
====Hamburg: „[[SURE]]“ – '''S'''icherheits- '''u'''nd '''R'''isikomanagement für '''E'''ntlassene (seit 01.01.2008)====

Version vom 19. Juni 2010, 13:47 Uhr

(wird bearbeitet von Klaus H.)

Präventionsprogramme und -projekte des sexuellen Missbrauchs von Kindern zielen auf die Vermeidung von Sexualdelinquenz an Kinder bzw. Kindesmisshandlung durch sexuellen Missbrauch auf den unterschiedlichen Ebenen primärer, sekundärer und tertiärer Prävention.

Sexueller Missbrauch

Das deutsche Strafrecht unterscheidet Missbrauch an vier Personengruppen (siehe Tabelle). Schutzbefohlene sind Personen unter 16 Jahren, die zur "Erziehung, zur Ausbildung oder zur Betreuung in der Lebensführung anvertraut" (§ 174 Abs. 1 Nr. 1 StGB) sind, Personen unter 18 Jahren, die "zur Erziehung, zur Ausbildung oder zur Betreuung in der Lebensführung anvertraut oder im Rahmen eines Dienst- oder Arbeitsverhältnisses untergeordnet" (§ 174 Abs. 1 Nr. 2 StGB) sind und "noch nicht achtzehn Jahre (...) leibliche (...) oder angenommen (...) Kind(er)" (§174 Abs. 1 Nr. 3 StGB)....

Phänomenologie

Risiko- und Schutzfaktoren bei Kindesmisshandlung und -missbrauch

Präventionsprogramme und Projekte

Zielgruppenorientierte Präventionsprogramme und -projekte

Zielgruppe: Männer mit pädophiler Neigung

Projekt "Kein Täter werden" - therapeutische Primärprävention - vor (weiteren) rechtswidrigen sexuellen Übergriffen

Im Rahmen des Gesamtprojektes "Kein Täter werden" innerhalb des Forschungsprojekts des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin - Präventionsprojekt Dunkelfeld (PPD) - finden seit Juni 2005 Männer, die auf Kinder gerichtete sexuelle Fantasien haben, aber keine (ggf. weiteren) Übergriffe begehen wollen, d.h. Männer, die noch keine sexuellen Übergriffe begangen haben oder deren Übergriffe (noch) nicht rechsbekannt sind, kostenlose Beratung und ambulante therapeutische Unterstützung. Ein wesentlicher Kern des Projektes ist die Schweigepflicht und das auf das Dunkelfeld ausgerichtete Projekt.

Ausgehend von zwei Grundmuster - Neigungstaten und Ersatzhandlungen - und einer lebenslangen pädophilen Neigung ab der Jugend bei ca. einem Prozent der männlichen Bevölkerung (Hellfeld: ca. 15.000 Fälle, Dunkelfeld: ca. 60.000 Fälle jährlich) und von der Annahme, dass es potentielle Täter gibt, die eigenverantwortlich Hilfe suchen, richtet sich das Projekt an betroffene Männer.

Von über als 700 Interessierten, die sich bis 2008 an das Institut gewandt haben, konnte annähernd 150 Betroffenen ein Therapieplatz angeboten werden. Mehr als 30 Teilnehmer haben die Therapie an der Charité abgeschlossen, weitere befinden sich in Behandlung, viele warten auf einen Therapieplatz. Bisher lässt die Größe der Stichprobe keine statistisch aussagekräftige Evaluierung der Daten zu. In etwa drei Jahren hofft das Institut über eine Datenmenge zu verfügen, die näheren Aufschluss gibt über die Problematik und die richtigen Therapieansätze für die präventive Behandlung von Betroffenen. Vor dem Hintergrund des Finanzbedarfs ist eine Weiterführung des Therapieangebotes nach 2010 noch nicht gesichert (Stand: Juni 2010).

Ziele des Projektes:

  • Vorbeugende Behandlung potentieller Täter
  • Nachweis, dass es eigenverantwortlich therapeutische Hilfe suchende Mäner gibt,
  • Durchführung einer differenzierten Diagnostik,
  • Nachweis wirksamer Behandlungsmöglichkeiten bei richtiger Behandlung und sachverständiger Durchführung,
  • Initiierung einer flächendeckenden Versorgung,
  • Vermeidung einer Kriminalisierung aufgrund sexueller Präferenzen ohne rechtswidriger Verhaltensweisen

Zielgruppe: Kinder

Zielgruppe: Eltern

Zielgruppe: Schulen

Städte und Gemeinden

Konzeptionen zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern in Deutschland

Während so genannte „Nothing-Works“-Thesen den positiven Sinn von Behandlungs- und Präventionsprogrammen stark zusetzten, ging zeitgleich eine Zunahme der Straflust in der Bevölkerung mit einer punitiven Tendenz in der Kriminalpolitik einher, mit der Folge der kontinuierlichen Verschärfung des Erwachsenen- sowie Jugendstrafrechts (vgl. Thomas et al. 2006: 80 ff.). Dies trifft insbesondere die Delikte der Vergewaltigung mit und ohne Todesfolge sowie den sexuellen Kindesmissbrauch, die als Entwicklung einer "sektoralen Punitivität" – einer Strafverschärfung bei spezifischen Taten und Tätergruppen betrachtet werden (vgl. Ludwig-Mayerhofer 2000: 145).

Die zunehmende staatliche Repression und wachsende ‚Lust auf Strafe’ werden als zwei parallele Prozesse und Entwicklungen gesehen, die sich in allen post-modernen Gesellschaften beobachten lassen und denen sich Politiker und deren Parteien fügen und unterwerfen, ihn instrumentalisieren, wenn nicht sogar schüren (Sack 2006).

Sukzessive wurden Konzeptionen in den Bundesländern entwickelt, in denen das Risiko der Begehung einer neuen Straftat zum Schutz der Bevölkerung vor einem Rückfall bei "besonders rückfallgefährdeten Sexualstraftätern" in den Vordergrund rückte:


Bayern: HEADS in Bayern: Haft-Entlassenen-Auskunfts-Datei-Sexualstraftäter (ab 01.10.2006)

Niedersachsen: K.U.R.S. Niedersachsen, "Konzeption zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern und Sexualstraftäterinnen" (ab 01.10.2007)

Hamburg: „SURE“ – Sicherheits- und Risikomanagement für Entlassene (seit 01.01.2008)

Brandenburg; HEADS - Haft-Entlassenen-Auskunfts-Datei-Sexualstraftäter (ab 04.01.2008)

Hessen: ARGUS - Auskunftsdatei rückfallgefährdeter Sexualstraftäter und Sicherheitsmanagement (23.01.2008)

Schleswig-Holstein: KSKS' - Kieler Sicherheitskonzept Sexualstraftäter (seit 01.10.2008)

NRW: K.U.R.S. NRW (seit 13.01.2010)

Baden-Würtemberg: K.U.R.S. - Konzept zum Umgang mit besonders rückfallgefährdeten Sexualtätern (seit 01.04.2010)

Kriminologischer Diskurs

Literatur

  • Ludwig-Mayerhofer, Wolfgang (2000): Warum und wie die Strafjustiz spart. In: Rottleuthner, H. (Hrsg.) (2000): Armer Rechtstaat. Beiträge zur Jahrestagung der Vereinigung für Rechtssoziologie in Innsbruck 1998. Baden-Baden.
  • Popitz, Heinrich, (1968): Die Präventivwirkung des Nichtwissens, Tübingen
  • Schetsche, Michael, (1996): Die Karriere sozialer Probleme, München
  • Scheufele (2005): Sexueller Missbrauch - Mediendarstellung und Medienwirkung, Wiesbaden
  • Thomas, Jürgen et al. (2006): Freie Straffälligenhilfe unter Veränderungsdruck. In: Neue Praxis. Heft 1/2006, S. 80-98


Weblinks