Lombrosianischer Mythos: Unterschied zwischen den Versionen

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::''Viele frühere Kriminalitätsstudien entsprechen nahezu zeitgenössischen sozialwissenschaftlichen Studien. Eine große Bandbreite an Literatur über [[jugendliche Delinquenz]], Berufsverbrechertum, [[Kriminalitätsgründe]] und anderer Aspekte der Kriminologie existierten bereits als Lombroso mit seiner Arbeit begann. Die Heranziehung von autobiografischen Dokumenten, die Verwendung von offiziellen Statistiken, der Umweltansatz sowie Studien über den Kriminellen "in the open" waren selbstverständlich und wurden lange vor der Zeit der [[Italienischen Schule]] angewandt. Vom soziologischem Gesichtspunkt her repräsentiert die Ankunft Lombrosos eher einen Rückschritt oder ein Zwischenspiel als einen Fortschritt im Verlauf der Kriminologie. Die Dunkelheit dieser früheren Arbeit kann am besten als Ergebnis von verschobenen Prestigewerten erklärt werden, die der Bedeutung des Sozialdarwinismus in den Sozialwissenschaften, der wachsenden Popularität von psychologischen oder anderen individuellen oder biologischen Theorien im späten 19. Jahrhundert sowie der Isolation der amerikanischen Kriminologie von früheren europäischen Entwicklungen geschuldet sind. (Lindesmith/Levin 1937, Seite 653; Übersetzung: H.B.) [1]
::''Viele frühere Kriminalitätsstudien entsprechen nahezu zeitgenössischen sozialwissenschaftlichen Studien. Eine große Bandbreite an Literatur über [[jugendliche Delinquenz]], Berufsverbrechertum, [[Kriminalitätsgründe]] und anderer Aspekte der Kriminologie existierten bereits als Lombroso mit seiner Arbeit begann. Die Heranziehung von autobiografischen Dokumenten, die Verwendung von offiziellen Statistiken, der Umweltansatz sowie Studien über den Kriminellen "in the open" waren selbstverständlich und wurden lange vor der Zeit der [[Italienischen Schule]] angewandt. Vom soziologischem Gesichtspunkt her repräsentiert die Ankunft Lombrosos eher einen Rückschritt oder ein Zwischenspiel als einen Fortschritt im Verlauf der Kriminologie. Die Dunkelheit dieser früheren Arbeit kann am besten als Ergebnis von verschobenen Prestigewerten erklärt werden, die der Bedeutung des Sozialdarwinismus in den Sozialwissenschaften, der wachsenden Popularität von psychologischen oder anderen individuellen oder biologischen Theorien im späten 19. Jahrhundert sowie der Isolation der amerikanischen Kriminologie von früheren europäischen Entwicklungen geschuldet sind. (Lindesmith/Levin 1937, Seite 653; Übersetzung: H.B.) [1]


== der Kriminologiebegriff ==
== Die Kritik ==
Lindesmith und Levin versagen Lombroso in ihrem Aufsatz zwar nicht grundsätzlich eine Bedeutung für die Kriminologie
Lindesmith und Levin versagen Lombroso in ihrem Aufsatz zwar nicht grundsätzlich eine Bedeutung für die Kriminologie,
Die Debatte um den Gründungsvater der Kriminologie entscheidet sich am maßgeblich am Begriff der ''Kriminologie''.
Die Debatte um den Gründungsvater der Kriminologie entscheidet sich am maßgeblich am Begriff der ''Kriminologie''.
... KAISER
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Suche nach Erklärungen, deren gegenstand eine Tat ist, die ethisch sehr verwerflich empfunden wird, muss, um erklärbar zu sein und befriedigend zu sein, über die normalen Erklärungsstandards hinausgehen, soll sie nicht nur ein Legitimation eines Vergeltungsschalges gegen den Täter sein (Strasser 1980, S. 9) Der Grund warum ein Mensch Leid verübte, hat eine kausale und moralische Dimension. (Strasser 1980, S. 9)
Suche nach Erklärungen, deren gegenstand eine Tat ist, die ethisch sehr verwerflich empfunden wird, muss, um erklärbar zu sein und befriedigend zu sein, über die normalen Erklärungsstandards hinausgehen, soll sie nicht nur ein Legitimation eines Vergeltungsschalges gegen den Täter sein (Strasser 1980, S. 9) Der Grund warum ein Mensch Leid verübte, hat eine kausale und moralische Dimension. (Strasser 1980, S. 9)


==  ==
 
Die Anfänge der Kriminologie und der kriminologischen Forschung wurden vor allem durch einzelpersönlichkeiten, die "pioneers of criminology", wie Mannheim sie nennt, bestimmt. jede der Bezugswissenschaften der KRO kann mindestens einen solchen Namen ins Feld führen, von denen hier nur einige erwähnt werden sollen (SCHWIND, 88)
Die Anfänge der Kriminologie und der kriminologischen Forschung wurden vor allem durch einzelpersönlichkeiten, die "pioneers of criminology", wie Mannheim sie nennt, bestimmt. jede der Bezugswissenschaften der KRO kann mindestens einen solchen Namen ins Feld führen, von denen hier nur einige erwähnt werden sollen (SCHWIND, 88)






''Die wissenschaftliche Kriminologie hat eine erst kurze Geschichte, aber eine lange Vergangenheit'' [4]. Obwohl Verbrechen und deviantes Verhalten die Menschen zu alle Zeiten und an allen Orten bewegt haben, begann die empirisch-methodische Ursachenforschung von kriminellem Verhalten vergleichsweise spät. In einem ebenfalls 1937 erschienenen Artikel in greifen beide Autoren das Thema nochmals auf und versuchen aufzuzeigen, dass der biologische Determinismus von Lombroso, den er in seinem Werk ''L'uomo delinquente'' von 1876 begründete, in der Tat ein Zwischenspiel darstellt. Sie schreiben: ''Im Widerspruch zu den sich im Umlauf befindlichen Behauptungen, welche von der Entwicklung vom "Umweltansatz" bis zur Kriminalitätsforschung als eine des 20. Jahrhunderts sprechen, glauben wir ausreichend dargestellt zu haben, dass der Ansatz  im frühen 19. Jahrhundert von Gelehrten in verschiedenen Ländern, die jeweils um die Arbeiten des anderen wussten, systematisch angewandt wurde. Die erste systematische Studie in diesem Bereich wurde offensichtlich in Frankreich von [[A. M. Guerry]] und in Belgien von von [[A. Quetelet]] in den 1830er Jahren betrieben. (Lindesmith/Levin 1937a, S. 815; Übersetzung: H.B.) [2]  
''Die wissenschaftliche Kriminologie hat eine erst kurze Geschichte, aber eine lange Vergangenheit'' [4]. Obwohl Verbrechen und deviantes Verhalten die Menschen zu alle Zeiten und an allen Orten bewegt haben, begann die empirisch-methodische Ursachenforschung von kriminellem Verhalten vergleichsweise spät. In einem ebenfalls 1937 erschienenen Artikel in greifen beide Autoren das Thema nochmals auf und versuchen aufzuzeigen, dass der biologische Determinismus von Lombroso, den er in seinem Werk ''L'uomo delinquente'' von 1876 begründete, in der Tat ein Zwischenspiel darstellt. Sie schreiben:
::''Im Widerspruch zu den sich im Umlauf befindlichen Behauptungen, welche von der Entwicklung vom "Umweltansatz" bis zur Kriminalitätsforschung als eine des 20. Jahrhunderts sprechen, glauben wir ausreichend dargestellt zu haben, dass der Ansatz  im frühen 19. Jahrhundert von Gelehrten in verschiedenen Ländern, die jeweils um die Arbeiten des anderen wussten, systematisch angewandt wurde. Die erste systematische Studie in diesem Bereich wurde offensichtlich in Frankreich von [[A. M. Guerry]] und in Belgien von von [[A. Quetelet]] in den 1830er Jahren betrieben. (Lindesmith/Levin 1937a, S. 815; Übersetzung: H.B.) [2]  


Warum aber meistenteils Lombroso mit der Veröffentlichung seines Werkes ''L'uomo delinquente'' 1876 als der Gründungsvater der wissenschaftlichen Kriminologie angesehen wird, ist Kernstück der Kritik von Lindesmith und Levin.  
Warum aber meistenteils Lombroso mit der Veröffentlichung seines Werkes ''L'uomo delinquente'' 1876 als der Gründungsvater der wissenschaftlichen Kriminologie angesehen wird, ist Kernstück der Kritik von Lindesmith und Levin.  


Wie berechtigt ist aber die Frage nach kriminologischem Gedankengut in einer Zeit, in der eine die Erscheinung von Kriminalität und deren Ursachen untersuchende Wissenschaft noch gar nicht existierte? Alle alle Wegbereiter der heutigen Kriminologie waren seinerzeit auf unterschiedlichsten wissenschaftlichen Gebieten tätig, die heute zwar heute der modernen Kriminologie zuzurechnen sind, in vergangenen Tagen aber eher Teilgebiete ihrer Disziplinen darstellten.


Die Entwicklungsgeschichte der Kriminologie wurden zweifelsohne von zahlreichen Wissenschaftlern geprägt, die allesamt und auf ihre Weise einen Beitrag für die Institutionalisierung und Konsolidierung der Kriminologie als eigenständige Wissenschaft geleistet haben. Wie berechtigt ist aber die Frage nach kriminologischem Gedankengut in einer Zeit, in der eine die Erscheinung von Kriminalität und deren Ursachen untersuchende Wissenschaft noch gar nicht existierte? Alle alle Wegbereiter der heutigen Kriminologie waren seinerzeit auf unterschiedlichsten wissenschaftlichen Gebieten tätig, die heute zwar heute der modernen Kriminologie zuzurechnen sind, in vergangenen Tagen aber eher Teilgebiete ihrer Disziplinen darstellten.


Aber gerade deshalb erschien es mir bsonders wichtig zu zeigen, dass die Wissenschaft der KRO, also eine Unternehmung im Dienste der Wahrheitssuche, nicht hätte stattfinden können ohen die Verstrickheit in den Mythos und ohne moralisierendes Engagement. (Strasser 1980 S. 7)




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== die moderne Kriminologie ==
== die moderne Kriminologie ==
Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich Europa im Wandel. Die Industrialisierung erfasst immer größere Bereiche der Wirtschaft und beginnt, die Arbeitsverhältnisse und -prozesse sowie die Lebensumstände der Arbeiter mehr und mehr zu verändern. Medizinische Fortschritte, die Einführung medizinischer Standards führen sowie sichere Ernten führten Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem rasanten Bevölkerungszuwachs - aber mit zunehmender Landflucht und Herausbildung einer Lohnarbeiterschaft auch Ausbeutung, Massenelend und Pauperismus der mittellosen Stadtbevölkerung.
Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich Europa im Wandel. Die Industrialisierung erfasst immer größere Bereiche der Wirtschaft und beginnt, die Arbeitsverhältnisse und -prozesse sowie die Lebensumstände der Arbeiter mehr und mehr zu verändern. Medizinische Fortschritte, die Einführung medizinischer Standards führen sowie sichere Ernten führten Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem rasanten Bevölkerungszuwachs - aber mit zunehmender Landflucht und Herausbildung einer Lohnarbeiterschaft auch Ausbeutung, Massenelend und Pauperismus der mittellosen Stadtbevölkerung.
Unter diesen Voraussetzungen des Frühindustrialismus entwickelt der französische Soziologe [[Emile Durkheim]] (* 15. April 1858 in Epinal; † 15. November 1917 in Paris) als Gegenstück zum Utilitarismus der Klassischen Schule die Anomietheorie, die sich auf die Modernisierungsprozesse einer arbeitsteiligen Industriegesellschaft bezieht (vgl. Kunz 2008, S. 39), und die Arbeiten und Studien von [[Auguste Comte]] (* 19. Januar 1798 in Montpellier; † 5. September 1857 in Paris) aufnimmt und kritisch weiterführt. (vgl. Lunden 1972, S. 387 ff.) Durkheim stellt dabei erstmals vor, dass Kriminalität struktureller Bestandteil einer jeden Gesellschaft sein muss sowie ''normal'' und ''nützlich'' ist. Seine Aussagen unterminierten fortan die Assoziation von Kriminalität mit ''pathologisch''. Während Gelehrte vor und nach ihm nach Kriminalitätsursachen in äußeren Einflussfaktoren wie dem Klima, der Bevölkerungsdichte oder der Ausbildung zu finden versuchten, trat Durkheim stets dafür ein, die Ursache von Kriminalität immer in der Gesellschaft an sich zu forschen, in der der Straftäter lebte. (vgl. Lunden 1972, S. 390)
Unter diesen Voraussetzungen des Frühindustrialismus entwickelt der französische Soziologe [[Emile Durkheim]] (* 15. April 1858 in Epinal; † 15. November 1917 in Paris) als Gegenstück zum Utilitarismus der Klassischen Schule die Anomietheorie, die sich auf die Modernisierungsprozesse einer arbeitsteiligen Industriegesellschaft bezieht (vgl. Kunz 2008, S. 39), und u.a. die Idee wertfreien und objektiven Wahrnehmung von gesellschaftlichen Ereignissen von [[Auguste Comte]] (* 19. Januar 1798 in Montpellier; † 5. September 1857 in Paris) aufnimmt und kritisch weiterführt. (vgl. Lunden 1972, S. 387 ff.) Durkheim stellt dabei erstmals vor, dass Kriminalität struktureller Bestandteil einer jeden Gesellschaft sein muss sowie ''normal'' und ''nützlich'' ist. Seine Aussagen unterminierten die Assoziation von Kriminalität mit ''pathologisch''. Während Gelehrte vor und nach ihm nach Kriminalitätsursachen in äußeren Einflussfaktoren wie dem Klima, der Bevölkerungsdichte oder der Ausbildung zu finden versuchten, trat Durkheim stets dafür ein, die Ursache von Kriminalität immer in der Gesellschaft an sich zu forschen, in der der Straftäter lebte. (vgl. Lunden 1972, S. 390) Neben Comte gilt Durkheim u.a. als einer der Ahnherrn der Soziologie.
Neben Comte gilt Durkheim u.a. als einer der Ahnherrn der Soziologie.


=== Der Positivismus und die Italienische Schule ===
=== Die Italienische Schule ===
[[Bild:Cesare_Lombroso.jpg|thumb|Cesare Lombroso]]
[[Bild:Cesare_Lombroso.jpg|thumb|Cesare Lombroso]]
Das ausgehende 19. Jahrhundert wird bestimmt durch den immer rascher erfolgenden Fortschritt in Bereich der Medizin und der biologischen Wissenschaften. Ende 1859 veröffentliche [[Charles Darwin]] die Evolutionstheorie in seinem Werk ''Über die Entstehung der Arten'', der die Wissenschaftswelt revolutioniert und die bis dato durch Religion und Kirche gesteckten Grenze zwischen Mensch und Tier zu verwischen droht. Mit der Naturalisierung und Biologisierung der Identität des Menschen operieren Lombroso und seine Anhänger in der Grauzone dieses nunmehr nicht mehr eindeutigen Grenzbereiches Beide Ereignisse bilden den theoretischen-handwerklichen Unterbau für die sich nun entwickelnde  Italienische Schule und ihrem physiognomischen Denken.  (vgl. Person, 2006, S. 1)
Das ausgehende 19. Jahrhundert wird bestimmt durch den immer rascher erfolgenden Fortschritt in Bereich der Medizin und der biologischen Wissenschaften. Ende 1859 veröffentliche [[Charles Darwin]] die Evolutionstheorie in seinem Werk ''Über die Entstehung der Arten'', der die Wissenschaftswelt revolutioniert und die bis dato durch Religion und Kirche gesteckten Grenze zwischen Mensch und Tier zu verwischen droht. Mit der Naturalisierung und Biologisierung der Identität des Menschen operieren Lombroso und seine Anhänger in der Grauzone dieses nunmehr nicht mehr eindeutigen Grenzbereiches Beide Ereignisse bilden den theoretischen-handwerklichen Unterbau für die sich nun entwickelnde  Italienische Schule und ihrem physiognomischen Denken.  (vgl. Person, 2006, S. 1)
Cesare Lombroso (* 06. November 1835 in Verona; † 19 Oktober 1909 in Turin) war ein italienischer Psychiater und Begründer der Kriminalanthropologie, die die Lehre vom ''Verbrechermensch'' vertrat. Lombroso nahm an, dass Straftäter generell Angehörige eines besonderen Menschenschlages sind, geprägt von atavistischen Überbleibseln vergangener menschlicher Entwicklungsstadien. (vgl. Kaiser 1985, S. 18) Lombroso wurde bei der Entwicklung seiner Theorien von der Idee geleitet, dass sowohl das Temperament als auch die Lebensgestaltung eines Menschen durch seine körperliche Gestalt bedingt sei und insofern sich durch das eine auf das andere schließen ließe. (vgl. Hering 1966, S. 49) Aus den unterschiedlichen Merkmalen, die er anhand von anthropometrischen Untersuchungen von 1301 Straftätern und Nicht-Straftätern feststellte, entwickelte er letztendlich seine Lehre von ''Verbrechermenschen'', die er in seinem gleichnamigen Buch ''L'uomo delinquente'' 1876 veröffentlichte.
Cesare Lombroso (* 06. November 1835 in Verona; † 19 Oktober 1909 in Turin) war ein italienischer Psychiater und Begründer der Kriminalanthropologie, die die Lehre vom ''Verbrechermensch'' vertrat. Lombroso nahm an, dass Straftäter generell Angehörige eines besonderen Menschenschlages sind, geprägt von atavistischen Überbleibseln vergangener menschlicher Entwicklungsstadien. (vgl. Kaiser 1985, S. 18) Lombroso wurde bei der Entwicklung seiner Theorien von der Idee geleitet, dass sowohl das Temperament als auch die Lebensgestaltung eines Menschen durch seine körperliche Gestalt bedingt sei und insofern sich durch das eine auf das andere schließen ließe. (vgl. Hering 1966, S. 49) Aus den unterschiedlichen Merkmalen, die er anhand von anthropometrischen Untersuchungen von 1301 Straftätern und Nicht-Straftätern feststellte, entwickelte er letztendlich seine Lehre von ''Verbrechermenschen'', die er in seinem gleichnamigen Buch ''L'uomo delinquente'' 1876 veröffentlichte.
Demnach ist der ''Verbrechermensch'' von Geburt an organisch zum Verbrecher prädestiniert und sein Leben determiniert.
Demnach ist der ''Verbrechermensch'' von Geburt an organisch zum Verbrecher prädestiniert und sein Leben determiniert.
Nach Lombroso muss er früher oder später zum Verbrecher werden, für den es sodann nur noch lebenslange Gefangenschaft oder die Todesstrafe gebe. (vgl. Schwind 2001, S. 91) In seinem Werk verweist Lombroso auf morphologische Kennzeichen für Straftäter, d.h. Auf Abweichungen in der Form von bestimmten Körperteilen wie bspw.  einer fliehenden Stirn, Größe der Augenhöhlen aber auch der Schädelform allgemein, wie sie von der Lehre der Phrenologie um den deutschen Arzt [[Franz Joseph Gall]] (* 09. März 1758; † 22. August 1828) bereits Jahrzehnte vor Lombroso betrieben wurde und sich lange schon auf dem Rückzug befand. (Strasser 1980, S. 50) Die morphologischen Kennzeichen erstrecken sich mit zunehmender Ausprägung der Lehre Lombrosos über den gesamten menschlichen Körper und schließen letztlich auch psychische Merkmale wie Leichtsinn, Trägheit oder auch herabgesetzte Schmerzempfindlichkeit mit ein. (vgl. Hering 1966, S. 50) Obwohl oder auch gerade weil die Zahl seiner Kritiker, insbesondere der der Französischen Schule um Lacassagne und Tarde, groß war, entwickelte Lombroso sein Theorie beständig fort und bezog in den folgenden Jahren auch soziale Komponenten und andere Bezugswissenschaften in seine Lehre mit ein.
Nach Lombroso muss er früher oder später zum Verbrecher werden, für den es sodann nur noch lebenslange Gefangenschaft oder die Todesstrafe gebe. (vgl. Schwind 2001, S. 91) In seinem Werk verweist Lombroso auf morphologische Kennzeichen für Straftäter, d.h. Auf Abweichungen in der Form von bestimmten Körperteilen wie bspw.  einer fliehenden Stirn, Größe der Augenhöhlen aber auch der Schädelform allgemein, wie sie von der Lehre der Phrenologie um den deutschen Arzt [[Franz Joseph Gall]] (* 09. März 1758; † 22. August 1828) bereits Jahrzehnte vor Lombroso betrieben wurde und sich lange schon auf dem Rückzug befand. (Strasser 1980, S. 50) Die morphologischen Kennzeichen erstrecken sich mit zunehmender Ausprägung der Lehre Lombrosos über den gesamten menschlichen Körper und schließen letztlich auch psychische Merkmale wie Leichtsinn, Trägheit oder auch herabgesetzte Schmerzempfindlichkeit mit ein. (vgl. Hering 1966, S. 50) Obwohl oder auch gerade weil die Zahl seiner Kritiker, insbesondere der der Französischen Schule um [[Lacassagne]] und [[Tarde]], groß war, entwickelte Lombroso sein Theorie beständig fort und bezog in den folgenden Jahren auch soziale Komponenten und andere Bezugswissenschaften in seine Lehre mit ein.


Zu den Anhängern und Verfechter der Lehre Lombrosos gehörten neben dem deutschen Neurologen und Psychiater [[Hans Kurella]] (* 20. Februar 1858 in Mainz; † 25. Oktober 1916 in Dresden) auch der italienische Politiker [[Enrico Ferri]] (* 25. Februar 1856 in San Benedetto; † 12. April 1929 in Rom) und der italienische Jurist [[Raffaele Garofalo]] (* ; †). Während Garofalo der von Lombroso vorgegebenen anthropologischen Richtung folgte, erkannte Ferri früh, dass die Studien Lombrosos, die sich zunächst nur auf auf die Person des Verbrechers, d.h. auf Strafgefangene oder Insassen von der damals so bezeichneten ''Irrenanstalten'' erstreckten, auf einer zu kleinen wissenschaftlichen Basis standen. Eine Studienreise nach Frankreich, in der er die französische Kriminalstatistiken von über einem halben Jahrhundert analysierte, befähigten ihn, Lombrosos Ansichten zur Kriminogenese zu erweitern. (vgl. Hering 1966, S. 61) Er schrieb:
Zu den Anhängern und Verfechter der Lehre Lombrosos gehörten neben dem deutschen Neurologen und Psychiater [[Hans Kurella]] (* 20. Februar 1858 in Mainz; † 25. Oktober 1916 in Dresden) auch der italienische Politiker [[Enrico Ferri]] (* 25. Februar 1856 in San Benedetto; † 12. April 1929 in Rom) und der italienische Jurist [[Raffaele Garofalo]] (* ; †). Während Garofalo der von Lombroso vorgegebenen anthropologischen Richtung folgte, erkannte Ferri früh, dass die Studien Lombrosos, die sich zunächst nur auf auf die Person des Verbrechers, d.h. auf Strafgefangene oder Insassen von der damals so bezeichneten ''Irrenanstalten'' erstreckten, auf einer zu kleinen wissenschaftlichen Basis standen. Eine Studienreise nach Frankreich, in der er die französische Kriminalstatistiken von über einem halben Jahrhundert analysierte, befähigten ihn, Lombrosos Ansichten zur Kriminogenese zu erweitern. (vgl. Hering 1966, S. 61) Er schrieb:
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::''Jede dieser biologischen Erklärungen der Kriminalität gilt für die eine oder andere Kategorie von Verbrechern oder für bestimmte Verbrecher; aber keine gibt eine vollständige, allgemein gültige Erklärung. Wenn sich die eine oder andere von ihnen auch mit den Merkmalen der einen oder anderen Kategorie von Verbrechern vereinbaren läßt, so zeigt sie nicht mit Bestimmtheit, warum derselbe Zustand von Anomalie (Epilepsie, Neurasthenie, Entartung, Irresein) bei dem einen Individuum ein Verbrechen, bei dem anderen Selbstmord, Wahnsinn oder bloße biopsychologische Minderwertigkeit bedingt.'' (Hering 1966, S. 62)
::''Jede dieser biologischen Erklärungen der Kriminalität gilt für die eine oder andere Kategorie von Verbrechern oder für bestimmte Verbrecher; aber keine gibt eine vollständige, allgemein gültige Erklärung. Wenn sich die eine oder andere von ihnen auch mit den Merkmalen der einen oder anderen Kategorie von Verbrechern vereinbaren läßt, so zeigt sie nicht mit Bestimmtheit, warum derselbe Zustand von Anomalie (Epilepsie, Neurasthenie, Entartung, Irresein) bei dem einen Individuum ein Verbrechen, bei dem anderen Selbstmord, Wahnsinn oder bloße biopsychologische Minderwertigkeit bedingt.'' (Hering 1966, S. 62)
Kommt Ferri auch zu dem Schluss, dass soziale Ursachen bei der Entstehung von Straftätern nicht außer acht zu lassen sind, so lehnt er doch rein soziologische Erklärungsmodelle ab. Trotz dieser Ansicht näherte er sich stets weiter den Sozialwissenschaften an und sieht letztendlich die Kriminalanthropologie und die Kriminalstatistik sowie das Strafrecht mit ihren Funktionen als Teilgebiete der von ihm gegründeten neuen wissenschaftlichen Disziplin der Kriminalsoziologie an.(vgl. Hering 1966, S. 73)  
Kommt Ferri auch zu dem Schluss, dass soziale Ursachen bei der Entstehung von Straftätern nicht außer acht zu lassen sind, so lehnt er doch rein soziologische Erklärungsmodelle ab. Trotz dieser Ansicht näherte er sich stets weiter den Sozialwissenschaften an und sieht letztendlich die Kriminalanthropologie und die Kriminalstatistik sowie das Strafrecht mit ihren Funktionen als Teilgebiete der von ihm gegründeten neuen wissenschaftlichen Disziplin der Kriminalsoziologie an.(vgl. Hering 1966, S. 73)  
+ comte hat zuvor die regeln der naturbeobachtung bereits auf gesellschsfliche Wahrnehmungen übertragen, und versucht hiermit, Wertungen und jegliche andere subjektive Größen aus den gesellschaftswissenschaften zu verbannen. Positivismus (Kunz 2008, S. 10)
Positivismus
ideologische Komponente des Sozialdarwinismus
Raffaele Garofalo
(* 1852; † 1934)
Nennung des Begriffs Criminologia (Lehrbuch) 1885
biologi-Renaissance
Determinismus-Debatte


=== Die Französische Schule ===
=== Die Französische Schule ===
Nur wenig später nachdem die Theorie vom Lombrosos ''Verbrechermensch'' und Ferris ''geborenem Verbrecher'' veröffentlicht waren, wurde sie bereits durch durch die These vom ''sozialem Milieu'' heftig angegriffen. Sie besagte, dass die Eigenarten des Mensch aus der ihm umgebenen gesellschaftlichen Umgebung entstammen. Der Mensch ist dem nichts ohne die gesellschaftlichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen, in die er hineingestellt wurde. (vgl. Hering 1966, S. 93) Im Gegensatz zum biologischen Determinismus der Italienischen Schule, war der Mensch im ''sozialen Milieu'' nur durch dieses bestimmt. Man brauchte demnach nur die Umweltbedingungen, in denen sich ein Straftäter aufhielt, zu ändern, um einen Persönlichkeitswandel herbeizuführen. (vgl. Hering 1966, S. 93)
Nur wenige Jahre nachdem die Theorie vom Lombrosos ''Verbrechermensch'' und Ferris ''geborenem Verbrecher'' veröffentlicht waren, wurde sie bereits durch durch die These vom ''sozialem Milieu'' heftig angegriffen. Sie besagte, dass die Eigenarten des Mensch aus der ihm umgebenen gesellschaftlichen Umgebung entstammen. Der Mensch ist dem nichts ohne die gesellschaftlichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen, in die er hineingestellt wurde. (vgl. Hering 1966, S. 93) Im Gegensatz zum biologischen Determinismus der Italienischen Schule, war der Mensch im ''sozialen Milieu'' nur durch dieses bestimmt. Demnach brauchten sich nur Umweltbedingungen, in denen sich ein Straftäter aufhielt, zu ändern, um einen Persönlichkeitswandel herbeizuführen. (vgl. Hering 1966, S. 93) Hauptvertreter dieses soziologischen Ansatzes waren Gabriel Tarde (* 12. März 1843 in Sarlat; † 13. Mai 1904 in Paris) und vor allem Alexandre Lacassagne (* 17. August 1843; † 24. September 1924 in Cahors). Sie bemühten sich zu beweisen, dass der Verbrecher gerade nicht als solcher geboren, sondern vielmehr ein Produkt des ihn umgebenden gesellschaftlichen Milieus ist. (Hering 1966, S. 93 ff.) Lacassagne erkennt in der Ätiologie des Verbrechers zwei Ursachen: den individuellen und den - aus seiner Sicht bedeutenderen - sozialen Faktor.
 
Versuchte Lacassagne noch, mit der Untersuchung und Analyse von wirtschaftlichen Rahmenbedingngen und ihren Einfluss auf die Entstehung von Kriminalität der Italienischen Schule den Rang abzulaufen, argumentierte Tarde direkt gegen sie. (Hering 1966, S. 101 ff.) Tarde entwickelte schließlich eigene Theorien, die Soziologie und Psychologie miteinander verbanden und sowohl die ''Nachahmung'' als auch die Gelegenheit als Triebkraft und Grundbedingung aller sozialen Phänomene vorstellt. (vgl. Wilson Vine 1972, 293 f.)
 
 
 
sozialem Materialismus
radiakelm Realismus
 
Gabriel Tarde (französische Schule
machte zugeständnisse gegenüber der biologischen ansätze bei der entstehung von Kri!
Er zeigte, dass der Einfluss der sozialen Umwelt beim Abformen von kriminellem Verhalten. Von diesem ansatz ist es nur ein kleienr Schritt zu Sutherlands Theorie der Differnetiellen Assoziation, welche eine Reminiszenz von Tarde ist (WILSON Vine 293)
Tarde erkannte, dass sowohl das element der Individuellen entscheidung als auch der Faktor der Gelegenheiten bei der Entstehung einer kriminellen Karriere ein gewichtige Rolle spielt (294)
Imitation
Kri, wie jedes andere soziale Phänomen, started als mode und endet als Angewohnheit. Ihre Intensität variiert direkt proportional zu der Anzahl der personenkontakte
Kritik an L und der Positiven Schule: Siehe Buch!!!!!!!!!!
 


Paul Topinard
== Der Mythos Lombroso? ==
(1830-1911)
Bereits dieser kurze Abriss der hellsten Schlaglichter in der Kriminologiegeschichte zeigt, dass kriminologische Studien und Untersuchungen bereits viel älter sind als die Kriminologie als Wissenschaft selbst. Die breite Palette an Bezugswissenschaften der Kriminologie lässt dabei ihre Wegbereiter unübersichtlich und widerläufig erscheinen. Ohne Frage wurde die Entwicklungsgeschichte der Kriminologie von zahlreichen Gelehrten und  Wissenschaftlern geprägt, die allesamt und auf ihre Weise einen Beitrag für die Institutionalisierung und Konsolidierung der Kriminologie als eigenständige Wissenschaft geleistet haben. Ihr definitive Endpunkt der Entwicklung der Kriminologie zur eigenständigen Wissenschaft darf spätestens mit der Veröffentlichung von Garofalos Werk ''Criminologia'' angenommen werden (Kaiser 1980, S. 24).
- Zuschreibung der ersten Verwendung des Begriffes KRO auf das Jahr 1879 (unsicher)
Zweifellos ist jedoch auch, dass die moderne Kriminologie aufgrund ihrer Funktion als politisch einflussreiche Ordnungs- und Disziplinierungswissenschaft (Strasser, 1980, S. 7) nicht nur wissenschaftliche Vernunft, sondern auch menschliche Moral miteinander verbindet. Dies mag der Grund dafür sein, dass keine Person in der Geschichte der Kriminologie dermaßen umstritten, und kein Name dermaßen gepriesen und gleichzeitig so heftigen Angriffen ausgesetzt ist wie der Lombrosos. Es kränkt zweifelsohne die heutige kriminologische Wissenschaft, auf einen Urvater zurückgeführt zu werden, der den aus der heutiger Sicht unhaltbaren biologischen Determinismus postuliert, aber Lombroso war der erste Wissenschaftler der Neuzeit, der ernsthafte, systematische, dem wissenschaftlichen Standard genügende Ursachenforschung betrieben hat, um gerade die Ursache der Kriminogenese zu erhellen. Alle seine Vorgänger liefern nur Bruchstücke, unvollständige Schilderungen, uneinheitliche Gesichtspunkte. Sie stellten Thesen ohne die nötige festen empirische Grundlage auf. (Hering 1966, S. 47)  
 
 
 
Franz von Liszt
(* 2. März 1851 in Wien; † 21. Juni 1919)
 
=== Die Kriminalpathologie ===
 
=== Die Kriminalsoziologie ===
(Die Französische Schule)
[[Bild:Alexandre_Lacassagne.jpg|thumb|Alexandre Lacassagne]]
Alexandre Lacassagne
17. August 1843; † 24. September 1924 in Cahors,
jede Gesellschaft hat die verbrecher, die sie verdient!
 
Gabriel Tarde
* 12. März 1843 in Sarlat; † 13. Mai 1904 in Paris
Armand-Marie Corre
 
=== sozialistische Kriminologie ===
Friedrich Engels
(1845)
Die Lage der arbeitenden Klasse in England
Bonger
 
 
Mehrfaktorenkonzept
eklektisch-mehrdimensionale Betrachtung von KRI
Vereinigungstheorie
 
== Ergebnis ==
KRO als modell einer politisch einflussreichen Ordnungs- und Disziplinierungswissenschaft das Zusammenspiel von  Vernunft Mythos und Moral verbindet (strasseer 7)
 
Kein Person in der Geschichte der Kriminologie ist dermaßen umstritten, wie Lombroso. Kein Name wird dermaßen gepriesen und ist gleichzeitig so heftigen Angriffen ausgesetzt wie der Lombrosos
 
+ alle liefern nur Bruchstücke, unvollständige Schilderungen, uneinheitliche Gesichtspukte, fehlen einer festen empirischen Grundlage, wie sie nur durch zahlreiche Beobachtungen gewonnern werden könnte (Hering 1966, 47)
 
Es ist verständlich, dass der Mediziner Lombroso auf dem Gebiete des Strafrechtes und Strafvollzugs nicht so befruchtend wirkte wie auf dem Gebiet der kriminal-Ätiologie. Ihm gebührt vor allem das Verdienst die systematische wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Verbrechen, vor allem mit der Person des Verbrechers begründet zu haben; sein Werk L'... bedeutete den Beginn der wissenaschaftlichen KRO (Hering, 59)
 
Aber gerade deshalb erschien es mir bsonders wichtig zu zeigen, dass die Wissenschaft der KRO, also eine Unternehmung im Dienste der Wahrheitssuche, nicht hätte stattfinden können ohen die Verstrickheit in den Mythos und ohne moralisierendes Engagement. (Strasser 1980 S. 7)


== Zitate ==
== Zitate ==
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''Die Ursprünge der modernen Kriminologie werden in der Literatur meist nicht weiter zurückverfolgt als auf Cesare Lombroso. Lombroso gilt als eigentlicher Begründer der Kriminologie. Entdeckungen wesentlich älteren Datums werden häufig mit seinem Namen verknüpft oder doch der von ihm geführten italienischen Schule zugeschrieben, und wo die kriminologischen Forschungen der vor-lombrosianischen Aera, etwa die bahnbrechenden Studien [[Adolphe Quetelet|Quetelet's]] oder [[Guerry's]] überhaupt Erwähnung finden, da erscheinen die meist als bloße Vorläufer einer doch erst von Lombroso zur Wissenschaft entwickelten Disziplin.'' (Mechler, 1970, S. 1)
''Die Ursprünge der modernen Kriminologie werden in der Literatur meist nicht weiter zurückverfolgt als auf Cesare Lombroso. Lombroso gilt als eigentlicher Begründer der Kriminologie. Entdeckungen wesentlich älteren Datums werden häufig mit seinem Namen verknüpft oder doch der von ihm geführten italienischen Schule zugeschrieben, und wo die kriminologischen Forschungen der vor-lombrosianischen Aera, etwa die bahnbrechenden Studien [[Adolphe Quetelet|Quetelet's]] oder [[Guerry's]] überhaupt Erwähnung finden, da erscheinen die meist als bloße Vorläufer einer doch erst von Lombroso zur Wissenschaft entwickelten Disziplin.'' (Mechler, 1970, S. 1)


''Dadurch, dass die Mehrzahl der Kriminologen die Kriminologie mit der Elle des wissenschaftlichen Instrumentariums misst, kommt es zu der Verbannung eines Cesare Beccaria (1738-1794) [...] in den Vorhof der Kriminologie auf der einen Seite und und zur Stilisierung der sogenannten positiven Schule von C. Lombroso (1835-1909) zur eigentlichen Begründerin der Kriminologie auf der anderen Seite.'' (Sack, 1978, S. 231) (QUELLE)
''[Dadurch, dass] .. Kriminologen .. die Kriminologie mit der Elle des wissenschaftlichen Instrumentariums .. messen..., ..kommt es zu der Verbannung eines Cesare Beccaria (1738 bis 1794) .. in den Vorhof der Kriminologie auf der einen Seite und und zur Stilisierung der sogen. Italienischen positiven Schule von C. Lombroso (1835-1909) zur eigentlichen Begründerin der Kriminologie auf der anderen Seite.'' (Sack, 1978, S. 231)  


''Das kriminalpräventive Programm Beccarias beruht allerdings noch nicht auf empirisch überprüfbaren Annahmen über die mutmaßliche Entstehung des Verbrechens. Ansätze einer methodisch kontrollierten Erforschung von Verbrechensursachen sind in seinem Werk noch nicht erkennbar.'' (Deimling, 1989, S. 165)
''Das kriminalpräventive Programm Beccarias beruht allerdings noch nicht auf empirisch überprüfbaren Annahmen über die mutmaßliche Entstehung des Verbrechens. Ansätze einer methodisch kontrollierten Erforschung von Verbrechensursachen sind in seinem Werk noch nicht erkennbar.'' (Deimling, 1989, S. 165)


''Das Verdienst Lombrosos und seiner Anhänger liegt gar nicht in den Theorien, welche sie aufgestellt, liegt auch nicht in den Tatsachen, welche sie gesammelt, oder in den Schlußfolgerungen, welche sie daraus gezogen haben. Lombrosos Verdienst ist es, die anthropologische Untersuchung des Verbrechens nicht auf Schädel und Gehirn beschränkt, sondern auf den ganzen Menschen ausgedehnt zu haben, unermüdlich neue Gesichtspunkte heranziehend, neue Untersuchungsmethoden anwendend. Sein Verdienst ist es, Juristen und Gebildete aller Stände für seine Forschung interessiert und den kräftigen Anstoß dazu gegeben zu haben, dass auch die Strafrechtswissenschaft den Fragen der Kriminal-Anthropologie ihre Aufmerksamkeit zuwendete. Darin sehe ich den bleibenden Wert von Lombrosos „Uomo delinquente“; und darum müssen wir, meine ich, nachsichtig sein mit den Fehlern des Werkes und den Schwächen seines Verfassers.“ [in: kriminalpolitische Aufgaben, in: f. von Liszt, strafrechtliche Aufsätze und Vorräge, Berlin 1905 Seite 307] Hering 59-60
''Aber das Verdienst Lombrosos und seiner Anhänger liegt gar nicht in den Theorien, welche sie aufgestellt, liegt auch nicht in den Tatsachen, welche sie gesammelt, oder in den Schlußfolgerungen, welche sie daraus gezogen haben. Tatsachen können entkräftet, Schlußfolgerungen widerlegt, Theorien als haltlos nachgewiesen werden. Lombrosos Verdienst ist es, die anthropologische Untersuchung des Verbrechens nicht auf Schädel und Gehirn beschränkt, sondern auf den ganzen Menschen ausgedehnt zu haben, unermüdlich neue Gesichtspunkte heranziehend, neue Untersuchungsmethoden anwendend. Sein Verdienst ist es, Juristen und Gebildete aller Stände für seine Forschung interessiert und den kräftigen Anstoß dazu gegeben zu haben, dass auch die Strafrechtswissenschaft den Fragen der Kriminal-Anthropologie ihre Aufmerksamkeit zuwendete. ... Darin sehe ich den bleibenden Wert von Lombrosos Uomo delinquente; und darum müssen wir, meine ich, nachsichtig sein mit den Fehlern des Werkes und den Schwächen seines Verfassers.“ [Liszt 1905, S. 307 f.)


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
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* Geis, Gilbert, (1972) Jeremy Bentham (1748-1832), In: Mannheim, Hermann (Hrsg.), Pioneers in Criminology, Patterson Smith, Montclair/New Jersey, 51-68
* Geis, Gilbert, (1972) Jeremy Bentham (1748-1832), In: Mannheim, Hermann (Hrsg.), Pioneers in Criminology, Patterson Smith, Montclair/New Jersey, 51-68
* Hering, Karl-Heinz (1966) Der Weg der Kriminologie zur selbständigen Wissenschaft, In: Mergen, Armand (Hrsg.) Kriminologische Schriftenreihe, Band 23, Kriminalistik Verlag, Hamburg
* Hering, Karl-Heinz (1966) Der Weg der Kriminologie zur selbständigen Wissenschaft, In: Mergen, Armand (Hrsg.) Kriminologische Schriftenreihe, Band 23, Kriminalistik Verlag, Hamburg
* Morus, Thomas (1981), Utopia, Diogenes, Zürich
* Morus, Thomas (1981) Utopia, Diogenes, Zürich
* Kaiser, Günther (1980) Kriminologie, C.F.Müller, Heidelberg
* Kaiser, Günther (1985) Kriminologie, Eine Einführung in die Grundlagen, 7. Auflage, C.F. Müller, Heidelberg
* Kaiser, Günther (1985) Kriminologie, Eine Einführung in die Grundlagen, 7. Auflage, C.F. Müller, Heidelberg
* Kräupl, Günther (1989) Die Gesellschaft, der Einzelne und das Verbrechen – Beccarias kriminologisches Verständnis. In: Deimling, Gerhard (Hrsg.): Cesare Beccaria, C.F.Müller, Heidelberg: 149-163
* Kräupl, Günther (1989) Die Gesellschaft, der Einzelne und das Verbrechen – Beccarias kriminologisches Verständnis. In: Deimling, Gerhard (Hrsg.): Cesare Beccaria, C.F.Müller, Heidelberg: 149-163
* Kunz, Karl-Ludwig (2008) Kriminologie, 5. Auflage, Haupt Verlag, Bern
* Kunz, Karl-Ludwig (2008) Kriminologie, 5. Auflage, Haupt Verlag, Bern
* Kürzinger, Josef (1995) Kriminologie, Eine Einführung in die Lehre vom Verbrechen,  Richard Boorberg Verlag Stuttgart
* Kürzinger, Josef (1995) Kriminologie, Eine Einführung in die Lehre vom Verbrechen,  Richard Boorberg Verlag Stuttgart
*Lindesmith, Alfred R. und Yale Levin (1937) The Lombrosian Myth in Criminology, American Journal of Sociology 42: 653-671.
* Lindesmith, Alfred R. und Yale Levin (1937) The Lombrosian Myth in Criminology, American Journal of Sociology 42: 653-671.
*Lindesmith, Alfred R. und Yale Levin (1937a) English Ecology and Criminology of the Past Century. In: Journal of Criminal Law und Criminology 27: 801-816, aus: http://emedien.sub.uni-hamburg.de/han/52244/www.jstor.org/stable/1137531
*Lindesmith, Alfred R. und Yale Levin (1937a) English Ecology and Criminology of the Past Century. In: Journal of Criminal Law und Criminology 27: 801-816, aus: http://emedien.sub.uni-hamburg.de/han/52244/www.jstor.org/stable/1137531
* Liszt, Franz von (1905) Strafrechtliche Aufsätze und Vorträge, Band 1, Walter de Gruyer, Berlin (Nachdruck von 1970)
* Lunden, Walter A. (1972) Emile Durkheim, In: Mannheim, Hermann (Hrsg.), Pioneers in Criminology, Patterson Smith, Montclair/New Jersey, 385-399
* Lunden, Walter A. (1972) Emile Durkheim, In: Mannheim, Hermann (Hrsg.), Pioneers in Criminology, Patterson Smith, Montclair/New Jersey, 385-399
* Mechler, Achim (1970) Studien zur Geschichte der Kriminalsoziologie, Kriminologische Studien, Band 5, Verlag Otto Schwartz & Co, Göttingen
* Mechler, Achim (1970) Studien zur Geschichte der Kriminalsoziologie, Kriminologische Studien, Band 5, Verlag Otto Schwartz & Co, Göttingen
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* Pilgram, Arno (I993) ökonomische Kriminalitätstheorien, In: Kaiser, Güther/Kerner, Hans-Jürgen/Sack, Fritz/Schellhoss, Hartmut (Hrsg.): Kleines Kriminologisches Wörterbuch, 3.Auflage, C.F.Müller Juristischer Verlag, Heidelberg: 250-253
* Pilgram, Arno (I993) ökonomische Kriminalitätstheorien, In: Kaiser, Güther/Kerner, Hans-Jürgen/Sack, Fritz/Schellhoss, Hartmut (Hrsg.): Kleines Kriminologisches Wörterbuch, 3.Auflage, C.F.Müller Juristischer Verlag, Heidelberg: 250-253
* Sack, Fritz (1978) Probleme der Kriminalsoziologie. In: König, Rene (Hrsg.), Handbuch der Empirischen Sozialforschung, Band 12, Wahlverhalten, Vorurteile, Kriminalität, Stuttgart, S. 192-492.
* Sack, Fritz (1978) Probleme der Kriminalsoziologie. In: König, Rene (Hrsg.), Handbuch der Empirischen Sozialforschung, Band 12, Wahlverhalten, Vorurteile, Kriminalität, Stuttgart, S. 192-492.
Schwind, Hans-Dieter (2001) Kriminologie, Eine praxisorientierte Einführung mit Beispielen, 11. Auflage, Kriminalistik Verlag, Heidelberg  
* Schwind, Hans-Dieter (2001) Kriminologie, Eine praxisorientierte Einführung mit Beispielen, 11. Auflage, Kriminalistik Verlag, Heidelberg  
* Stangl, Wolfgang (1988) Wege in eine gefängnislose Gesellschaft, über die Verstaatlichung und Entstaatlichung der Strafjustiz, Verlag der österreichischer Staatsdruckerei
* Stangl, Wolfgang (1988) Wege in eine gefängnislose Gesellschaft, über die Verstaatlichung und Entstaatlichung der Strafjustiz, Verlag der österreichischer Staatsdruckerei
* Strasser, Peter (1984) Verbrechermenschen, Zur kriminalwissenschaftlichen Erzeugung des Bösen, Campus, Frankfurt/Main
* Strasser, Peter (1984) Verbrechermenschen, Zur kriminalwissenschaftlichen Erzeugung des Bösen, Campus, Frankfurt/Main
Wilson Vine, Margaret S. (1972) Gabriel Tarde, In: Mannheim, Hermann (Hrsg.), Pioneers in Criminology, Patterson Smith, Montclair/New Jersey, 292-304
* Wilson Vine, Margaret S. (1972) Gabriel Tarde, In: Mannheim, Hermann (Hrsg.), Pioneers in Criminology, Patterson Smith, Montclair/New Jersey, 292-304
* Wolfgang, Marvin E. (1972) Cesare Lombroso, In: Mannheim, Hermann (Hrsg.), Pioneers in Criminology, Patterson Smith, Montclair/New Jersey, 232-291
* Wolfgang, Marvin E. (1972) Cesare Lombroso, In: Mannheim, Hermann (Hrsg.), Pioneers in Criminology, Patterson Smith, Montclair/New Jersey, 232-291
*Wolfgang, Marvin E. (2000) Precursor of Modern Criminology, In: Jehle, Jörg-Martin/Rössner, Dieter (Hrsg.): Beccaria als Wegbereiter der Kriminologie, Forum Verlag Godesberg, Mönchengladbach: 27-35
*Wolfgang, Marvin E. (2000) Precursor of Modern Criminology, In: Jehle, Jörg-Martin/Rössner, Dieter (Hrsg.): Beccaria als Wegbereiter der Kriminologie, Forum Verlag Godesberg, Mönchengladbach: 27-35
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.constitution.org/cb/crim_pun.htm Online-Text von Beccarias Hauptwerk Of Crimes and Punishments]
* [http://www.constitution.org/cb/crim_pun.htm Online-Text von Beccarias Hauptwerk Of Crimes and Punishments]

Version vom 12. März 2009, 21:13 Uhr

Artikel wird bearbeitet von Helge B.

Der Lombrosianische Mythos ist ein Begriff, der von den Soziologen Alfred R. Lindesmith und Yale Levin durch ihren Aufsatz The Lombrosian Myth in Criminology im Jahre 1937 geprägt wurde. Der Artikel hinterfragt die Bedeutung und Stellung des italienischen Arztes und Begründers der Kriminalanthropologie Cesare Lombroso als Gründungsvater der Kriminologie und setzt ihn in den historischen Kontext.

The Lombrosian Myth in Criminology

Die beiden Autoren schreiben:

Die vorherrschende Auffassung von Lombroso als Gründer der wissenschaftlichen Kriminologie in diesem Lande kann am ehesten als Mythos beschrieben werden.
Viele frühere Kriminalitätsstudien entsprechen nahezu zeitgenössischen sozialwissenschaftlichen Studien. Eine große Bandbreite an Literatur über jugendliche Delinquenz, Berufsverbrechertum, Kriminalitätsgründe und anderer Aspekte der Kriminologie existierten bereits als Lombroso mit seiner Arbeit begann. Die Heranziehung von autobiografischen Dokumenten, die Verwendung von offiziellen Statistiken, der Umweltansatz sowie Studien über den Kriminellen "in the open" waren selbstverständlich und wurden lange vor der Zeit der Italienischen Schule angewandt. Vom soziologischem Gesichtspunkt her repräsentiert die Ankunft Lombrosos eher einen Rückschritt oder ein Zwischenspiel als einen Fortschritt im Verlauf der Kriminologie. Die Dunkelheit dieser früheren Arbeit kann am besten als Ergebnis von verschobenen Prestigewerten erklärt werden, die der Bedeutung des Sozialdarwinismus in den Sozialwissenschaften, der wachsenden Popularität von psychologischen oder anderen individuellen oder biologischen Theorien im späten 19. Jahrhundert sowie der Isolation der amerikanischen Kriminologie von früheren europäischen Entwicklungen geschuldet sind. (Lindesmith/Levin 1937, Seite 653; Übersetzung: H.B.) [1]

Die Kritik

Lindesmith und Levin versagen Lombroso in ihrem Aufsatz zwar nicht grundsätzlich eine Bedeutung für die Kriminologie, Die Debatte um den Gründungsvater der Kriminologie entscheidet sich am maßgeblich am Begriff der Kriminologie. ... KAISER

Suche nach Erklärungen, deren gegenstand eine Tat ist, die ethisch sehr verwerflich empfunden wird, muss, um erklärbar zu sein und befriedigend zu sein, über die normalen Erklärungsstandards hinausgehen, soll sie nicht nur ein Legitimation eines Vergeltungsschalges gegen den Täter sein (Strasser 1980, S. 9) Der Grund warum ein Mensch Leid verübte, hat eine kausale und moralische Dimension. (Strasser 1980, S. 9)


Die Anfänge der Kriminologie und der kriminologischen Forschung wurden vor allem durch einzelpersönlichkeiten, die "pioneers of criminology", wie Mannheim sie nennt, bestimmt. jede der Bezugswissenschaften der KRO kann mindestens einen solchen Namen ins Feld führen, von denen hier nur einige erwähnt werden sollen (SCHWIND, 88)


Die wissenschaftliche Kriminologie hat eine erst kurze Geschichte, aber eine lange Vergangenheit [4]. Obwohl Verbrechen und deviantes Verhalten die Menschen zu alle Zeiten und an allen Orten bewegt haben, begann die empirisch-methodische Ursachenforschung von kriminellem Verhalten vergleichsweise spät. In einem ebenfalls 1937 erschienenen Artikel in greifen beide Autoren das Thema nochmals auf und versuchen aufzuzeigen, dass der biologische Determinismus von Lombroso, den er in seinem Werk L'uomo delinquente von 1876 begründete, in der Tat ein Zwischenspiel darstellt. Sie schreiben:

Im Widerspruch zu den sich im Umlauf befindlichen Behauptungen, welche von der Entwicklung vom "Umweltansatz" bis zur Kriminalitätsforschung als eine des 20. Jahrhunderts sprechen, glauben wir ausreichend dargestellt zu haben, dass der Ansatz im frühen 19. Jahrhundert von Gelehrten in verschiedenen Ländern, die jeweils um die Arbeiten des anderen wussten, systematisch angewandt wurde. Die erste systematische Studie in diesem Bereich wurde offensichtlich in Frankreich von A. M. Guerry und in Belgien von von A. Quetelet in den 1830er Jahren betrieben. (Lindesmith/Levin 1937a, S. 815; Übersetzung: H.B.) [2]

Warum aber meistenteils Lombroso mit der Veröffentlichung seines Werkes L'uomo delinquente 1876 als der Gründungsvater der wissenschaftlichen Kriminologie angesehen wird, ist Kernstück der Kritik von Lindesmith und Levin.

Wie berechtigt ist aber die Frage nach kriminologischem Gedankengut in einer Zeit, in der eine die Erscheinung von Kriminalität und deren Ursachen untersuchende Wissenschaft noch gar nicht existierte? Alle alle Wegbereiter der heutigen Kriminologie waren seinerzeit auf unterschiedlichsten wissenschaftlichen Gebieten tätig, die heute zwar heute der modernen Kriminologie zuzurechnen sind, in vergangenen Tagen aber eher Teilgebiete ihrer Disziplinen darstellten.


Aber gerade deshalb erschien es mir bsonders wichtig zu zeigen, dass die Wissenschaft der KRO, also eine Unternehmung im Dienste der Wahrheitssuche, nicht hätte stattfinden können ohen die Verstrickheit in den Mythos und ohne moralisierendes Engagement. (Strasser 1980 S. 7)


Der historische Kontext

Wegbereiter

Erste Überlegungen zu Kriminalitätsgründen und Ursachen finden sich bereits im antiken Griechenland. So fragt bereits Platon in seinen Schriften Apologie und Phaidon nach... ##### ... nach der Antike wurde bis zum Anbruch der Neuzeit jegliche Form der Kriminalität eng mit Sünde und Häresie konnotiert, so dass die allgemeine Gerichtsbarkeit in den Händen der unterschiedlichen von Gottes Gnaden ernannten Fürsten oder auch in denen der Kirche in Form der Inquisition lag. Die Frage und Suche nach Kriminalitätsgründen und -ursachen war damit zunächst in den Bereich der Religion gerückt und dem Zugriff der Wissenschaft vorerst entzogen. Bereits die sich in 15. und 16 Jahrhundert ausbreitende humanistische Weltanschauung führte zu einer weiteren Beschäftigung mit kriminalsoziologischen Problemen. So stellte der englische Jurist und Staatsmann Thomas Morus (wahrscheinlich * 7. Februar 1478 in London; † 6. Juli 1535 ebenda) im Rahmen seines Romans Utopia die Frage nach dem Ursprung der Diebe und Räuber und schlug dabei vorbeugende Kriminalitätsbekämpfung durch Verminderung von Armut und Elend vor. So schreibt Morus in seinem Roman:

Er [der Jurist] erzählte, es würden allenthalben oft zwanzig [Diebe und Räuber] aufs mal an einem Galgen gehenkt, und fügte bei, da so wenige ihrer Strafe entwischten, frage er sich um so mehr, welches Verhängnis daran Schuld sei, daß trotzdem so viele Räuber ihr Unwesen trieben. ... Da sagte ich ... : „Das sei nicht zum Verwundern. Diese Bestrafung der Diebe geht über das Maß hinaus und nützt überdies dem Staate nichts. Um einen Diebstahl zu ahnden, ist sie nämlich zu scharf, und um diesem Treiben Einhalt zu tun, reicht sie nicht aus; denn weder ist das einfache Stehlen ein so ungeheuerliches Verbrechen, daß es den Kopf kosten muß, noch gibt es irgendeine Strafe, die schwer genug wäre, um einen Menschen vom Rauben abzuschrecken, wenn er kein anderes Gewerbe hat, mit dem er sein Leben fristen kann. (Morus 1981, Seite 25 f.)

Neben diesen


Nahezu gleichzeitig sah die Constitutio Criminalis Carolina Karls des V von 1532 bei Delikten wie Kindstötung und Tötung einen Sachverständigen zur empirischen Abklärung der Verbrechensursache vor (Kunz 2008, S. 33). Mit der beginnenden Renaissance begann sich sodann die Verbindung zwischen diesseitigen Verbrechen und jenseitigen Schicksal weiter zu lösen und der Weg war frei für wissenschafliche Erklärungsversuche und begleitende Reformen.

  • erste gerichtliche Fallsammlungen

Ein weiterer Eckpunkt in der Geschichte der Kriminologie bilden die Fallsammlungen von François Gayot de Pitaval (* 1673 in Lyon; † 1743 ebenda) und Paul Johann Anselm von Feuerbach (* 14. November 1775 in Hainichen; † 29. Mai 1833 in Frankfurt/Main). Sie gelten als erste Gerichtsberichterstatter, die durch ihre Sammlungen von Rechtsfällen [6] nicht nur die Prozessverläufe, sondern auch das Vorleben der Tatbeteiligten sowie die Tatbegehung und die -aufklärung darstellten. Durch diese Zusammenschau von Prozessbeobachtungen boten sich eine nunmehr erstmals empirische Sammlungen von Kriminalitätsfällen, die aus Sicht der wissenschaftlichen Methodologie heute nicht mehr wegzudenken wären. Wie Beccaria ist von Feuerbach der Tradition des öffentlichen, staatlichen Strafrechts verpflichtet. Er sieht das Strafrecht als legitimes Mittel der Steuerung durch den Staat an. (vgl. Naucke 1989, S. 44) Von Feuerbach gilt als Begründer der deutschen Strafrechtslehre und hat hierbei einen wesentlichen Akzent auf die Generalprävention gelegt.

  • erste kriminalpolitische Studien

Mit dem satirischen Briefroman Persische Briefe, einer Sammlung von fiktiven Briefen, die zwei Perser auf ihrer Reise durch Frankreich in ihre Heimat schicken, verfasste der französische Literat und Staatstheoretiker de Montesquieu (* vor dem 18. Januar 1689 bei Bordeaux; † 10. Februar 1755 in Paris) nebenbei auch mit eine der ersten kriminalpolitischen Studien der Neuzeit. Ihre Briefe beinhalten eine kritische Beschreibung des Okzidents und des christilichen Europas am Anfang des 18. Jahrhunderts. Im Achzigsten Brief schreibt Usbek an Rehdi in Venedig: Wenn sich das Volk einer milden Regierung ebenso unterordnet wie einer strengen, so ist erstere vorzusiehen, weil sie eher der Vernunft entspricht und weil Strenge ein fremdartiger Beweggrund ist. Bedenke, lieber Rhedi, daß die Höhe der Strafen in einem Staat nicht bewirkt, daß die Gesetze eher befolgt werden. In den Ländern, wo die Strafen maßvoll sind, werden sie ebenso gefürchtet wie in denen, wo sie tyrannisch und abscheulich sind. (Montesquieu, 1991, S. 154)

Die Klassische Schule

Mehr als 40 Jahre später erscheint in Mailand, das damals der österreichischen Lombardei angehörte, das Werk Dei delitti e delle pene, eine Denkschrift von 106 Seiten Umfang, die bereits wenige Jahre nach ihrem Erscheinen Englische, ins Französische und ins Deutsche übersetzt wurde und die Strafrechtsreformen der Länder Europas massiv beeinflusste. Dem Autor, der italienische Jurist und Straftheoretiker Cesare Beccaria ( *15. März 1738 in Mailand; 28. November 1794 ebenda), steht der Verdienst zu, mit diesem Werk die moderne Kriminalpolitik und die klassische Schule der Kriminologie begründet zu haben. Beccaria argumentiert ausgehend von der Theorie des Hobbschen Gesellschaftsvertrages, der nach dem Glück der größten Zahl strebt, und nach den Grundsätzen von Humanität in Effektivität für ein Willkürverbot der Verfolgungsbehörden, für die strenge Bindung eines Richters an das Gesetz, für die Öffentlichkeit der Gerichtsverhandlung und gleichzeitig der Abschaffung von geheimen Verhandlungen, für die Abschaffung von Folter, der so genannten Peinlichen Befragung, als strafprozessuales Mittel, für den nahezu vollständige Verzicht der Todesstrafe sowie deren Ersatz durch öffentlich zu leistende Zwangsarbeit und schließlich für eine vorbeugende Kriminalpolitik, deren gesellschaftlicher Nutzen im Vordergrund stehen sollte. Durch seine begründete Strafrechts- und Strafvollzugskritik leistet er indirekt der Kriminalprävention seiner Zeit wertvolle Dienste. Durch die Betonung der Nützlichkeit im Handeln des Staates führt er den Utilitarismus von John Stuart Mill (* 20. Mai 1806 in London; † 8. Mai 1873 in Avignon) und Jeremy Benthem (* 15. Februar 1748 in London; † 6. Juni 1832 ebenda) fort und wird daher auch als geistiger Vater der klassischen Schule der Kriminologie angesehen. (vgl. Kunz 2008, S. 36) Rückblickend erscheint Beccarias Werk jedoch weder inhaltlich ingeniös noch methodisch belastbar, da sein kriminalpräventives Programm noch nicht auf empirisch überprüfbaren Annahmen über die mutmaßliche Entstehung von Verbrechen beruht. (vgl. Deimling 1989, S. 165) Methodische Grundsätze einer wissenschaftlichen Datenerhebung oder Erforschung lassen sich bei Beccaria somit noch nicht erkennen. Elio Monachesi schrieb 1972

Der Beifall, den es [das Werk; H.B.] erhielt, beruhte nicht auf der exklusiven Originalität, tatsächlich wurden die von Beccaria verfochtenen Reformen von anderen aufgestellt, sondern weil es den ersten erfolgreichen Versuch darstellte, ein in sich konsistentes und logisches Strafsystem vorzustellen – ein Strafsystem, um es an die Stelle der den verwirrenden, unsicheren, missbrauchenden und inhumanen Praktiken innewohnenden Strafgesetze und Justizsysteme seiner Zeit zu setzen. (Monachesi 1972, S. 48; Übersetzung: H.B.) [3]

Die von Beccaria gegründete Klassische Schule der Kriminologie begründete ihrerseits noch keine eigenständige wissenschaftliche Disziplin, sondern folgte eher einer in dieser Epoche vorherrschenden humanitären und effizienzorientierten Strafrechtskritik. Weder sind spezielle Ansätze zur Untersuchung von Kriminalität ersichtlich noch differenzierte Erlärungsversuche zur Ursache von Kriminalität dargelegt worden. (vgl. Kunz 2008, S. 36 f.) Kriminologische Studien erscheinen vor diesem Hintergrund eher als zufällige Abschweifung der Bezugsdisziplinen als Teilgebiete einer souveränen und autonomen Wissenschaft.

  • Strafvollzugsreformen

Frühen Bemühungen den Strafvollzug humaner und sicherer zu gestalten liegen bereits von John Howard (* 2. September 1726 in London; † 20. Januar 1790 in Cherson) vor, der 1755 selbst wenige Tage in einem französischen Gefängnis festgehalten wurde und in späteren Jahren hunderte Gefängnisse in England und dem übrigen Europa besuchte. Als High Sheriff of Bedfordshire gelang es ihm, ab 1773 erste Strafvollzugsreformen in England durchsetzen und mit seiner Schrift The State of the Prisons in England and Wales die unzumutbaren Zustände in Englands Gefängnissen in die öffentliche Diskussion zu tragen. Seine Bemühungen wurden wenig später bereits durch Jeremy Bentham fortgeführt, der die Strafreform nach dem Gesichtspunkt des Utilitarismus zur Zeit der Entstehung von Beccarias Denkschrift in Europa maßgeblich vorantrieb. Der englische Jurist und Ethiker versuchte u.a., ein utilitaristisches Ethiksystem zu entwickeln, um mit diesem der steigenden Kriminalität in England Herr zu werden. (vgl. Geis 1972, S. 54) Eine Handlung war demnach nach Bentham nützlich, wenn sie dazu dienlich war, Positives zu produzieren oder das Eintreten von Negativem für diejenigen, für die die Handlung von Interesse war, zu verhindern. (vgl. Geis 1972, S. 54 f.) Bentham sah es dabei als Aufgabe der Strafgesetze an, unerwünschtes Verhalten durch geeignete Sanktionen zu verhindern. Um die Rechtsprechung und den Strafvollzug zu rationalisieren, sollten diese Gesetze generalpräventiv wirken. (vgl. Geis 1972, S. 61) Eine besondere Form sowohl Effizienz mit Generalprävention zu verbinden, sah Bentham in Form des von ihm entwickelten Konzeptes des Panopticons, das durch seine markante Bauweise und die vorgesehene stadtnahe Erbauung den Einwohnern der Stadt einerseits eine ständige Ermahnung zur Gesetzestreue andererseits durch die Form der Insassenkontrolle mit einem Minimum an Personal zu betreiben sein sollte. (vgl. Geis 1972, S. 64 ff.) Bentham setzte mit seinen Reformbemühungen sich für gerechtere und humanere Strafen ein und etablierte letztendlich ein Strafsystem in England, dass sich in der Folgezeit - auch mit Hilfe des Werkes von Beccaria - über den gesamten europäischen Kontinent ausbreitete. Bentham gilt daher durch seine vielen Reformbemühungen als einer der wichtigsten Sozialreformer im England des 19. Jarhunderts. Seine Ideen werden nicht zuletzt von dem hamburger Arzt Nikolaus Heinrich Julius (03. Oktober 1783 in Altona; † 20. August 1862 in Hamburg) weitergetragen, der 1825 eine Studienreise durch England unternimmt und fortan als Gefängnisreformer tätig ist. Julius sieht entgegen Beccaria und Bentham die Säkularisierung und die Auflösung der gesellschaftlichen Strukturen, insbesondere die der Familie, als Ursache der Kriminalität. (vgl. Mechler 1970, S. 131 ff.)

Die Moralstatistiker

Erste wissenschaftliche Methoden weisen erst die Studien des französischen Juristen und Statistiker André-Michel Guerry (* 24.Dezember 1802 in ???; † 09. April 1866 in ???) auf, der im Jahre 1833 erstmals das Zahlenmaterial über die französische Kriminalität der 1825 bis 1830 auf einer Landkarte zusammenträgt. Guerry bemerkte auf diese Weise für seine Zeit erstaunliche Regelmäßigkeiten in den Mittelwerten, sowohl bezogen auf die Kriminalitätsarten als auch auf die soziale Schicht, das Alter oder das Geschlecht. (vgl. Mechler 1970, S. 13) Durch das Studium ihrer Gesamtheit, erreichte somit Guerry erstmals, die scheinbare Willkür des einzelnen Verbrechens statistischen Regeln zu unterwerfen. So konnte er auch - entgegen der landläufigen Annahme - statistisch nachweisen, dass es mitnichten ausreicht, einen Menschen zu unterrichten, um diesen glücklicher und gesetzestreu zu machen. (vgl. Mechler 1970, S. 15) Etwa zur gleichen Zeit begann der Astronom Adolphe Quetelet (* 22. Februar 1796 in Gent; † 17. Februar 1874 in Brüssel) im benachbarten Belgien ebenfalls mit statistischen Analysen, wobei er aber umfangreicher und weitgehender vorging als Guerry zur gleichen Zeit in Frankreich und bspw. demographische und soziale Variablen statistisch in Beziehung setzten. (vgl. Pilgram 1993, S. 250) Quetelet wollte die Statistik in den Rang einer eigenständigen Sozialwissenschaft erheben und somit durch die Erforschung von Ursachen sozialer Regelmäßigkeiten auch Aussagen über zukünftige Entwicklungen treffen können. (vgl. Mechler 1970, S. 23) Er untersuchte dazu die Gesetzmäßigkeiten der körperlichen als auch der geistigen Kräfte, denen die Menschen unterliegen und versuchte durch eine nur genügend große Grundgesamtheit und ihrem Mittelwert die individuellen Abweichungen vernachlässigbar zu machen und die Konstanz ihrer Korrelation sichtbar zu machen. (vgl. Mechler 1970, S. 33 f.) Indem er aufzeigte, dass diese gesamtgesellschaftliche Konstanz nicht durch das einzelne Individuum zu beeinflussen war (vgl. Beirne 1994, S. 122), schuf er die Begrifflichkeit des sozialen Determinismus (vgl. Lunden 1972, S. 389) und folgte damit dem philosophischen Konzept, welches bereits sein Freund und Kollege Pierre-Simon Laplace vertrat. Gilt Guerry als Begründer der Kriminalgeographie, so gebührt Quetelet der Ruhm, erste genaue wissenschaftliche Analysen von sozialen Vorgängen durchgeführt zu haben und durch das Instrument der Wahrscheinlichkeitsrechnung erstmals in der Lage gewesen zu sein, die Gesetzmäßigkeiten von sozialen Tatsachen wie der Kriminalität darzustellen und kriminalätiologisch herzuleiten. (vgl. Mechler 1970, S. 6)

die moderne Kriminologie

Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich Europa im Wandel. Die Industrialisierung erfasst immer größere Bereiche der Wirtschaft und beginnt, die Arbeitsverhältnisse und -prozesse sowie die Lebensumstände der Arbeiter mehr und mehr zu verändern. Medizinische Fortschritte, die Einführung medizinischer Standards führen sowie sichere Ernten führten Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem rasanten Bevölkerungszuwachs - aber mit zunehmender Landflucht und Herausbildung einer Lohnarbeiterschaft auch Ausbeutung, Massenelend und Pauperismus der mittellosen Stadtbevölkerung. Unter diesen Voraussetzungen des Frühindustrialismus entwickelt der französische Soziologe Emile Durkheim (* 15. April 1858 in Epinal; † 15. November 1917 in Paris) als Gegenstück zum Utilitarismus der Klassischen Schule die Anomietheorie, die sich auf die Modernisierungsprozesse einer arbeitsteiligen Industriegesellschaft bezieht (vgl. Kunz 2008, S. 39), und u.a. die Idee wertfreien und objektiven Wahrnehmung von gesellschaftlichen Ereignissen von Auguste Comte (* 19. Januar 1798 in Montpellier; † 5. September 1857 in Paris) aufnimmt und kritisch weiterführt. (vgl. Lunden 1972, S. 387 ff.) Durkheim stellt dabei erstmals vor, dass Kriminalität struktureller Bestandteil einer jeden Gesellschaft sein muss sowie normal und nützlich ist. Seine Aussagen unterminierten die Assoziation von Kriminalität mit pathologisch. Während Gelehrte vor und nach ihm nach Kriminalitätsursachen in äußeren Einflussfaktoren wie dem Klima, der Bevölkerungsdichte oder der Ausbildung zu finden versuchten, trat Durkheim stets dafür ein, die Ursache von Kriminalität immer in der Gesellschaft an sich zu forschen, in der der Straftäter lebte. (vgl. Lunden 1972, S. 390) Neben Comte gilt Durkheim u.a. als einer der Ahnherrn der Soziologie.

Die Italienische Schule

Cesare Lombroso

Das ausgehende 19. Jahrhundert wird bestimmt durch den immer rascher erfolgenden Fortschritt in Bereich der Medizin und der biologischen Wissenschaften. Ende 1859 veröffentliche Charles Darwin die Evolutionstheorie in seinem Werk Über die Entstehung der Arten, der die Wissenschaftswelt revolutioniert und die bis dato durch Religion und Kirche gesteckten Grenze zwischen Mensch und Tier zu verwischen droht. Mit der Naturalisierung und Biologisierung der Identität des Menschen operieren Lombroso und seine Anhänger in der Grauzone dieses nunmehr nicht mehr eindeutigen Grenzbereiches Beide Ereignisse bilden den theoretischen-handwerklichen Unterbau für die sich nun entwickelnde Italienische Schule und ihrem physiognomischen Denken. (vgl. Person, 2006, S. 1) Cesare Lombroso (* 06. November 1835 in Verona; † 19 Oktober 1909 in Turin) war ein italienischer Psychiater und Begründer der Kriminalanthropologie, die die Lehre vom Verbrechermensch vertrat. Lombroso nahm an, dass Straftäter generell Angehörige eines besonderen Menschenschlages sind, geprägt von atavistischen Überbleibseln vergangener menschlicher Entwicklungsstadien. (vgl. Kaiser 1985, S. 18) Lombroso wurde bei der Entwicklung seiner Theorien von der Idee geleitet, dass sowohl das Temperament als auch die Lebensgestaltung eines Menschen durch seine körperliche Gestalt bedingt sei und insofern sich durch das eine auf das andere schließen ließe. (vgl. Hering 1966, S. 49) Aus den unterschiedlichen Merkmalen, die er anhand von anthropometrischen Untersuchungen von 1301 Straftätern und Nicht-Straftätern feststellte, entwickelte er letztendlich seine Lehre von Verbrechermenschen, die er in seinem gleichnamigen Buch L'uomo delinquente 1876 veröffentlichte. Demnach ist der Verbrechermensch von Geburt an organisch zum Verbrecher prädestiniert und sein Leben determiniert. Nach Lombroso muss er früher oder später zum Verbrecher werden, für den es sodann nur noch lebenslange Gefangenschaft oder die Todesstrafe gebe. (vgl. Schwind 2001, S. 91) In seinem Werk verweist Lombroso auf morphologische Kennzeichen für Straftäter, d.h. Auf Abweichungen in der Form von bestimmten Körperteilen wie bspw. einer fliehenden Stirn, Größe der Augenhöhlen aber auch der Schädelform allgemein, wie sie von der Lehre der Phrenologie um den deutschen Arzt Franz Joseph Gall (* 09. März 1758; † 22. August 1828) bereits Jahrzehnte vor Lombroso betrieben wurde und sich lange schon auf dem Rückzug befand. (Strasser 1980, S. 50) Die morphologischen Kennzeichen erstrecken sich mit zunehmender Ausprägung der Lehre Lombrosos über den gesamten menschlichen Körper und schließen letztlich auch psychische Merkmale wie Leichtsinn, Trägheit oder auch herabgesetzte Schmerzempfindlichkeit mit ein. (vgl. Hering 1966, S. 50) Obwohl oder auch gerade weil die Zahl seiner Kritiker, insbesondere der der Französischen Schule um Lacassagne und Tarde, groß war, entwickelte Lombroso sein Theorie beständig fort und bezog in den folgenden Jahren auch soziale Komponenten und andere Bezugswissenschaften in seine Lehre mit ein.

Zu den Anhängern und Verfechter der Lehre Lombrosos gehörten neben dem deutschen Neurologen und Psychiater Hans Kurella (* 20. Februar 1858 in Mainz; † 25. Oktober 1916 in Dresden) auch der italienische Politiker Enrico Ferri (* 25. Februar 1856 in San Benedetto; † 12. April 1929 in Rom) und der italienische Jurist Raffaele Garofalo (* ; †). Während Garofalo der von Lombroso vorgegebenen anthropologischen Richtung folgte, erkannte Ferri früh, dass die Studien Lombrosos, die sich zunächst nur auf auf die Person des Verbrechers, d.h. auf Strafgefangene oder Insassen von der damals so bezeichneten Irrenanstalten erstreckten, auf einer zu kleinen wissenschaftlichen Basis standen. Eine Studienreise nach Frankreich, in der er die französische Kriminalstatistiken von über einem halben Jahrhundert analysierte, befähigten ihn, Lombrosos Ansichten zur Kriminogenese zu erweitern. (vgl. Hering 1966, S. 61) Er schrieb:

Das Verbrechen, [..], ist gleich jeder anderen menschlichen Handlung, die Wirkung vielfacher Ursachen, die, obwohl immer miteinander in einem unauflösbaren Netz verflochten, trotzdem zu Forschungszwecken getrennt werden können. Die Faktoren des Verbrechens sind anthropologische (oder individuelle), physische (oder tellurische) und soziale. (Hering 1966, S. 61)

Und weiter:

Jede dieser biologischen Erklärungen der Kriminalität gilt für die eine oder andere Kategorie von Verbrechern oder für bestimmte Verbrecher; aber keine gibt eine vollständige, allgemein gültige Erklärung. Wenn sich die eine oder andere von ihnen auch mit den Merkmalen der einen oder anderen Kategorie von Verbrechern vereinbaren läßt, so zeigt sie nicht mit Bestimmtheit, warum derselbe Zustand von Anomalie (Epilepsie, Neurasthenie, Entartung, Irresein) bei dem einen Individuum ein Verbrechen, bei dem anderen Selbstmord, Wahnsinn oder bloße biopsychologische Minderwertigkeit bedingt. (Hering 1966, S. 62)

Kommt Ferri auch zu dem Schluss, dass soziale Ursachen bei der Entstehung von Straftätern nicht außer acht zu lassen sind, so lehnt er doch rein soziologische Erklärungsmodelle ab. Trotz dieser Ansicht näherte er sich stets weiter den Sozialwissenschaften an und sieht letztendlich die Kriminalanthropologie und die Kriminalstatistik sowie das Strafrecht mit ihren Funktionen als Teilgebiete der von ihm gegründeten neuen wissenschaftlichen Disziplin der Kriminalsoziologie an.(vgl. Hering 1966, S. 73)

Die Französische Schule

Nur wenige Jahre nachdem die Theorie vom Lombrosos Verbrechermensch und Ferris geborenem Verbrecher veröffentlicht waren, wurde sie bereits durch durch die These vom sozialem Milieu heftig angegriffen. Sie besagte, dass die Eigenarten des Mensch aus der ihm umgebenen gesellschaftlichen Umgebung entstammen. Der Mensch ist dem nichts ohne die gesellschaftlichen Lebens- und Entwicklungsbedingungen, in die er hineingestellt wurde. (vgl. Hering 1966, S. 93) Im Gegensatz zum biologischen Determinismus der Italienischen Schule, war der Mensch im sozialen Milieu nur durch dieses bestimmt. Demnach brauchten sich nur Umweltbedingungen, in denen sich ein Straftäter aufhielt, zu ändern, um einen Persönlichkeitswandel herbeizuführen. (vgl. Hering 1966, S. 93) Hauptvertreter dieses soziologischen Ansatzes waren Gabriel Tarde (* 12. März 1843 in Sarlat; † 13. Mai 1904 in Paris) und vor allem Alexandre Lacassagne (* 17. August 1843; † 24. September 1924 in Cahors). Sie bemühten sich zu beweisen, dass der Verbrecher gerade nicht als solcher geboren, sondern vielmehr ein Produkt des ihn umgebenden gesellschaftlichen Milieus ist. (Hering 1966, S. 93 ff.) Lacassagne erkennt in der Ätiologie des Verbrechers zwei Ursachen: den individuellen und den - aus seiner Sicht bedeutenderen - sozialen Faktor. Versuchte Lacassagne noch, mit der Untersuchung und Analyse von wirtschaftlichen Rahmenbedingngen und ihren Einfluss auf die Entstehung von Kriminalität der Italienischen Schule den Rang abzulaufen, argumentierte Tarde direkt gegen sie. (Hering 1966, S. 101 ff.) Tarde entwickelte schließlich eigene Theorien, die Soziologie und Psychologie miteinander verbanden und sowohl die Nachahmung als auch die Gelegenheit als Triebkraft und Grundbedingung aller sozialen Phänomene vorstellt. (vgl. Wilson Vine 1972, 293 f.)

Der Mythos Lombroso?

Bereits dieser kurze Abriss der hellsten Schlaglichter in der Kriminologiegeschichte zeigt, dass kriminologische Studien und Untersuchungen bereits viel älter sind als die Kriminologie als Wissenschaft selbst. Die breite Palette an Bezugswissenschaften der Kriminologie lässt dabei ihre Wegbereiter unübersichtlich und widerläufig erscheinen. Ohne Frage wurde die Entwicklungsgeschichte der Kriminologie von zahlreichen Gelehrten und Wissenschaftlern geprägt, die allesamt und auf ihre Weise einen Beitrag für die Institutionalisierung und Konsolidierung der Kriminologie als eigenständige Wissenschaft geleistet haben. Ihr definitive Endpunkt der Entwicklung der Kriminologie zur eigenständigen Wissenschaft darf spätestens mit der Veröffentlichung von Garofalos Werk Criminologia angenommen werden (Kaiser 1980, S. 24). Zweifellos ist jedoch auch, dass die moderne Kriminologie aufgrund ihrer Funktion als politisch einflussreiche Ordnungs- und Disziplinierungswissenschaft (Strasser, 1980, S. 7) nicht nur wissenschaftliche Vernunft, sondern auch menschliche Moral miteinander verbindet. Dies mag der Grund dafür sein, dass keine Person in der Geschichte der Kriminologie dermaßen umstritten, und kein Name dermaßen gepriesen und gleichzeitig so heftigen Angriffen ausgesetzt ist wie der Lombrosos. Es kränkt zweifelsohne die heutige kriminologische Wissenschaft, auf einen Urvater zurückgeführt zu werden, der den aus der heutiger Sicht unhaltbaren biologischen Determinismus postuliert, aber Lombroso war der erste Wissenschaftler der Neuzeit, der ernsthafte, systematische, dem wissenschaftlichen Standard genügende Ursachenforschung betrieben hat, um gerade die Ursache der Kriminogenese zu erhellen. Alle seine Vorgänger liefern nur Bruchstücke, unvollständige Schilderungen, uneinheitliche Gesichtspunkte. Sie stellten Thesen ohne die nötige festen empirische Grundlage auf. (Hering 1966, S. 47)

Zitate

Es kommt nicht so sehr darauf an, Beccaria vielleicht zum Begründer der Kriminologie küren zu wollen. Das dürfte aus verschiedenen Gründen so eindeutig nicht möglich sein, insbesondere angesichts seiner weitreichenden Rezeption gesellschaftstheoretischen (incl. Kriminologischen) Gedankenguts anderer Köpfe der Aufklärung sowie der nur punktuellen, usystematiscehn, mehr prosaisch als theoretischgefaßten Äußerungen kriminologischen Charakters. (Kräupl, 1989, S. 150)

Es ist unter Kriminologen heute allgemein akzeptiert, daß die Kriminologie als Wissenschaft keineswegs mit den Forschungen des italienischen Arztes Cesare Lombroso (1835-1909) begonnen hat. Aber wahrscheinlich war die Kriminologie nie zuvor und danach so populär wie in jenem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, nachdem Lombroso sein Buch über den geborenen Verbrecher "L'uomo delinquente" 1876 veröffentlicht hatte. (Stangl, 1988, S. 68, m.w.N.)

Die Ursprünge der modernen Kriminologie werden in der Literatur meist nicht weiter zurückverfolgt als auf Cesare Lombroso. Lombroso gilt als eigentlicher Begründer der Kriminologie. Entdeckungen wesentlich älteren Datums werden häufig mit seinem Namen verknüpft oder doch der von ihm geführten italienischen Schule zugeschrieben, und wo die kriminologischen Forschungen der vor-lombrosianischen Aera, etwa die bahnbrechenden Studien Quetelet's oder Guerry's überhaupt Erwähnung finden, da erscheinen die meist als bloße Vorläufer einer doch erst von Lombroso zur Wissenschaft entwickelten Disziplin. (Mechler, 1970, S. 1)

[Dadurch, dass] .. Kriminologen .. die Kriminologie mit der Elle des wissenschaftlichen Instrumentariums .. messen..., ..kommt es zu der Verbannung eines Cesare Beccaria (1738 bis 1794) .. in den Vorhof der Kriminologie auf der einen Seite und und zur Stilisierung der sogen. Italienischen positiven Schule von C. Lombroso (1835-1909) zur eigentlichen Begründerin der Kriminologie auf der anderen Seite. (Sack, 1978, S. 231)

Das kriminalpräventive Programm Beccarias beruht allerdings noch nicht auf empirisch überprüfbaren Annahmen über die mutmaßliche Entstehung des Verbrechens. Ansätze einer methodisch kontrollierten Erforschung von Verbrechensursachen sind in seinem Werk noch nicht erkennbar. (Deimling, 1989, S. 165)

Aber das Verdienst Lombrosos und seiner Anhänger liegt gar nicht in den Theorien, welche sie aufgestellt, liegt auch nicht in den Tatsachen, welche sie gesammelt, oder in den Schlußfolgerungen, welche sie daraus gezogen haben. Tatsachen können entkräftet, Schlußfolgerungen widerlegt, Theorien als haltlos nachgewiesen werden. Lombrosos Verdienst ist es, die anthropologische Untersuchung des Verbrechens nicht auf Schädel und Gehirn beschränkt, sondern auf den ganzen Menschen ausgedehnt zu haben, unermüdlich neue Gesichtspunkte heranziehend, neue Untersuchungsmethoden anwendend. Sein Verdienst ist es, Juristen und Gebildete aller Stände für seine Forschung interessiert und den kräftigen Anstoß dazu gegeben zu haben, dass auch die Strafrechtswissenschaft den Fragen der Kriminal-Anthropologie ihre Aufmerksamkeit zuwendete. ... Darin sehe ich den bleibenden Wert von Lombrosos Uomo delinquente; und darum müssen wir, meine ich, nachsichtig sein mit den Fehlern des Werkes und den Schwächen seines Verfassers.“ [Liszt 1905, S. 307 f.)

Anmerkungen

  • [1] "The prevailing conception in this country of Lombroso as the founder of scientific criminology may best be described as a myth. Many earlier studies of crime closely parallel contemporary sociological studies. An extensive literature upon juvenile delinquency, professional crime, crime causation, and other aspects of criminology was already in existence when Lombroso began his work. The use of autobiograpgical documents, the employment of official statistics, the ecological approach, and the study the criminal "in the open," were understood and applied long before the time of the Italian school. From a sociological viewpoint, the advent of Lombroso represents a retrogression or an interlude in the progress of criminpology rather than a step in advance. The eclipse of the earlier work may perhaps best be explained as a result of shifting prestige values associated wit the importation of social Darwinism into the social sciences, with the growing popularity, in the later part of the nineteenth century, of psychiatric and other individualistic or biological theories, and with the isolation of American criminology from earlier European developments.
  • [2] "Contrary to widely circulated assertions which speak of the "ecological approach" to the study of crime as a twentieth century developement, we believe that it has been amply demonstrated that this approach was unsystematically employed in the early part of the nineteenth century by scholars in different countries who were aware of each other's work. The first systematic work in this field was apparently done in France by A.M. Guerry and in Belgium by A. Quetelet in the 1830's."
  • [3] "The acclaim it received was not because its contents were exclusively original, as a matter of fact many of the reforms Beccaria advocated had been proposed by others, but rather because it constituted the first successful atempt to present a consistent and logically constructed penological system - a system to be substituted for the confusing, uncertain, abusive and inhuman practises inherent in the criminal law and penal system of his world."
  • [4] Göppinger 1980, Seite 21
  • [6] Merkwürdige Kriminalrechtsfälle (Gießen 1808 und 1811, Gießen 1839) und Causes célèbres et intéressantes, avec les jugemens qui les ont décidées (QUELLE)

Literatur

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Weblinks