Pierre-Simon Laplace

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Pierre-Simon (Marquis de) Laplace (* 28.03. 1749 in Beaumont-en-Auge in der Normandie; † 5.03. 1827 in Paris) war ein französischer Mathematiker und Astronom, dessen Arbeiten zur Wahrscheinlichkeitstheorie auch für die Moralstatistiker von Bedeutung waren. Sechs Wochen lang bekleidete er im Jahre 1799 - zur allgemeinen Unzufriedenheit - unter Napoleon das Amt des Innenministers, bis er von Napoleons Bruder Lucien abgelöst wurde. Zum Trost erhielt Laplace einen Sitz im Senat.

Karriere

Der Sohn eines reichen Landwirtes und Cidre-Händlers begann sich während seines Theologie- und Philosophiestudiums am Jesuiten-Kolleg von Caen für die Mathematik zu interessieren. Mit einem Empfehlungsschreiben an Jean Baptiste le Rond d’Alembert, den berühmtesten Mathematiker Frankreichs, der ihn nach Kräften förderte. Aös Lehrer für Geometrie, Trigonometrie, elementare Analysis und Statistik an der Pariser Militärakademie verfasste Laplace 13 wichtige Abhandlungen. 1773 versuchte d'Alembert, Laplace einen Platz an der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu organisieren - bevor es soweit kommen konnte, wurde Laplace jedoch mit 24 Jahren in die Académie française aufgenommen und erlebte einen kometenhaften Aufstieg. 1785 hatte Laplace es in seiner Eigenschaft als Prüfer bei der Königlichen Artillerie mit dem damals 16jährigen Napoléon Bonaparte zu tun - im April desselben Jahres wurde er ordentliches Mitglied der Académie des sciences. Nachdem er bis zur und während der Französischen Revolution weiter an seinen Werken arbeitete, floh Laplace vor der Herrschaft Robespierres mit seiner Familie in das 50 Kilometer süd-östlich von Paris liegende Melun. Nach Robespierres Tod (28.07.1794) kehrte er nach Paris zurück imd setzte seine sagenhafte Karriere fort. Er wurde Prüfer an der École polytechnique, Vorsitzender des Komitees für Maße und Gewichte, Gründungsmitglied, Vizepräsident und Präsident des Institut de France, Leiter des Pariser Observatoriums und vieles mehr. Nach dem Staatsstreich Napoleons wurde er - angeblich auf seine eigene Bitte hin - Innenminister; nach nur sechs Wochen verlor er den Posten und wurde in den Senat abgeschoben. Der Posten des Vizepräsidenten des Senats (seit 1803) machte ihn dann immerhin zu einem reichen Mann. 1806 machte Napoleon ihn aus Dankbarkeit für politische Unterstützung zum Grafen. 1814 stimmte er allerdings für die Absetzung Napoleons und stellte sich sogleich der bourbonischen Restauration zur Verfügung. Der König (Ludwig XVIII.) machte Laplace 1815 zum Pair von Frankreich und 1817 zum Marquis (Markgrafen). 1816 wurde Laplace Mitglied der 40 Unsterblichen der Académie française. 1826 verlor Laplace viele der ihm verbliebenen Freunde, als er ein Zensurgesetz des Königshauses unterstützte und seine Kollegen dafür zu gewinnen versuchte. Nach seinem Tode wurde er wegen seines politischen Opportunismus nicht im Pantheon, sondern auf einem normalen Friedhof beigesetzt.

Werk

Laplace leistete Gigantisches auf dem Gebiet der Astromechanik. Sein von 1799-1823 verfasstes Hauptwerk erschien auf deutsch als "Himmelsmechanik". Darin liefert er gleichsam als Vollender Newtons einen Beweis für die Stabilität der Planetenbahnen und postulierte zudem die Existenz von Schwarzen Löchern. Als Napoleon einmal Laplace fragte, warum er, der doch dieses Buch über das Weltall geschrieben habe, dessen Schöpfer nicht erwähnt habe, antwortete Laplace: "Diese Hypothese habe ich nicht benötigt" (W. W. Rouse Ball 1908: A Short Account of the History of Mathematics, 4th edition).

Das zweite große Forschungsgebiet von Laplace war die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Für Laplace stellte sie einen Ausweg dar, um trotz fehlender Kenntnisse zu gewissen Resultaten zu kommen. In seinem zweibändigen Werk Théorie Analytique des Probabilités (1812) gab Laplace eine Definition der Wahrscheinlichkeit und befasste sich mit abhängigen und unabhängigen Ereignissen, vor allem in Verbindung mit Glücksspielen. Außerdem behandelte er in dem Buch den Erwartungswert, die Sterblichkeit und die Lebenserwartung. Das Werk stellte eine Widerlegung der These dar, dass eine strenge mathematische Behandlung der Wahrscheinlichkeit nicht möglich sei. 1814 erschien das Buch Essai philosophique sur des Probabilités (Philosophischer Essay über die Wahrscheinlichkeit). Dieses Werk war, wie die Exposition du systeme du monde, für einen breiten Leserkreis geschrieben, ersparte dem Leser jedoch nur die Formeln und war sonst in keiner Weise einfacher. Neben den Themen der Théorie Analytique beschrieb Laplace außerdem einen alles rational erfassenden „Weltgeist“, der die Gegenwart mit allen Details kennt und daher die Vergangenheit und Zukunft des Weltgeschehens in allen Einzelheiten beschreiben kann. Laplace meinte jedoch auch, dass die menschliche Intelligenz dieses nie erreichen könne. Dieser „Weltgeist“ wurde später als „Laplacescher Dämon“ bekannt und sorgte für erbitterten Widerspruch unter den Philosophen, da er einen vollkommenen Determinismus verkörpere, der jeden freien Willen ausschliesse. Das vollkommen deterministische Weltbild ist nicht kompatibel mit den Erkenntnissen der modernen Quantenmechanik und deren statistischer Interpretation (z. B. Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation). Einige Physiker konnten sich mit dieser statistischen Interpretation der Quantenmechanik nicht abfinden und hielten gewissermaßen am Laplaceschen Determinismus fest. Am bekanntesten ist sicher der skeptische Ausspruch Einsteins "Gott würfelt nicht".

Publikationen von Laplace

„Exposition du système du monde“, Erstausgabe in zwei Bänden, Paris 1796; letzte von Laplace überarbeitete und posthum erschienene 6. Auflage, Paris 1836; überarbeitete Neuauflage der 6. Auflage, Fayard, Frankreich 1984. „Traité de mécanique céleste“, fünf Bände, Paris 1798-1825 (Neudruck, Brüssel 1967). „Théorie analytique des probabilités“, Paris 1812 (Neudruck, Brüssel 1967). „Essai philosophique sur les probabilités“, Paris 1814 (Neudruck, Brüssel 1967). Der Essai ist eine nachträglich verfasste Einleitung in die Théorie analytique des probabilités und wurde sowohl gesondert als auch im Zusammenhang mit der Théorie analytique ediert. „Précis de l’histoire de l’astronomie“, Paris 1821, zweite Auflage 1863. Der Abriss der Geschichte der Astronomie ist das abschließende Buch V der Exposition du système du monde. Deutsche Übersetzungen:

„Darstellung des Weltsystems“, von Johann Karl Friedrich Hauff, Frankfurt 1797; Hauffs Übersetzung basiert auf der französischen Erstausgabe, so dass Laplace’ spätere Überarbeitungen nicht in die Übersetzung eingegangen sind. Heinrich Schmidt hat das Kapitel zur Kosmogonie aus der Exposition zusammen mit der Weltentstehungslehre von Kant herausgegeben: „Die Kant-Laplacesche Theorie, Ideen zur Weltentstehung von Immanuel Kant und Pierre Laplace“, Leipzig 1925. „Mechanik des Himmels“, von Johann Carl Burckhardt, Berlin 1800-1802. Burckhardts Übersetzung umfasst die ersten zwei Bände der Mécanique céleste. „Philosophischer Versuch über die Wahrscheinlichkeit“, hrsg. von Richard von Mises, Leipzig 1932, 2. Auflage, Frankfurt 1996. Ferner gibt es zwei Werkausgaben:

„Œuvres“, acht Bände, Paris 1843-1847; „Œuvres complètes“, vierzehn Bände, Paris 1878-1912, hrsg. von der Académie des sciences. Diese Ausgabe ist heute maßgeblich. Literatur Charles C. Gillispie in Zusammenarbeit mit Robert Fox und Ivor Grattan-Guinness: „Pierre Simon Laplace – A Life in Exact Science“, 1997, zweite Auflage 2000. Die Monographie ist die Ausarbeitung des Artikels im Dictionary of Scientific Biography. Der Untertitel zeigt den biographischen Charakter des Buchs an, den die Autoren beabsichtigen: Das Buch bietet eine Lebens- und eine gute Werkbeschreibung. Roger Hahn: „Pierre Simon Laplace – 1749-1827, A Determinated Scientist“, London 2005. Hahns Anspruch liegt darin, die biographischen Leerstellen von Gillispie auszufüllen und über Laplace’ Rolle in der Gesellschaft, seine Haltungen in Politik und Religion und sein Familienleben zu schreiben; seit Diogenes Laërtios ist letzteres in der Philosophiegeschichtsschreibung toleriert. Jörn Henrich: „Die Fixierung des modernen Wissenschaftsideals durch Laplace“, unveröffentlichte Habilitationsschrift, Berlin 2006. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in Laplace' Naturphilosophie und Wissenschaftsphilosophie.

der Beitrag basiert auf dem deutschen Wikipedia-Beitrag zu Pierre-Simon Laplace [[1]]. Wartet auf weitere Straffung und Ergänzung um kriminologisch relevante Informationen.