Arthur Kreuzer

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Arthur Kreuzer (* 1938 in Hamburg) ist ein deutscher Strafrechtler und Kriminologe. Er war von 1976 - 2006 Professor für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Justus - Liebig - Universität in Gießen.

Leben

Nach seinem Jurastudium (1. und 2. Staatsexamen 1962 und 1968) war er zunächst als Richter am Landgricht und Dozent an der Universität Hamburg tätig (1968 - 1971). In den Jahren 1972 - 1975 widmete er sich der Drogenforschung. 1975 habilitierte er sich für die Fächer Kriminologie und Strafrecht und übernahm im selben Jahr die Vertretung des Lehrstuhls für Kriminologie in Hamburg. Im Jahr 1976 folgte er dem Ruf der Justus - Liebig - Universität in Gießen. Dort übernahm er eine Professur für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug. Im Jahr 1984 initiierte er das "Gießener Kriminologische Praktikerseminar". Das Seminar bezweckt den Erfahrungsaustausch von Wissenschaft und Praxis. 1992 gründete er das Institut für Kriminologie an der Universität Gießen. Seitdem ist er dort Direktor. In den Jahren 1994, 2001 und 2003 war er als Gastprofessor an der Madison Law School der Universität of Winconsin, USA.

Arthur Kreuzer ist heute Vorsitzender des eingetragenen Vereins "Criminalium". Dieser Verein soll der Öffentlichkeit Wesen, Bedeutung und Geschichte von Strafrechtskultur nahe bringen. Die erste Ausstellung des Criminalium wurde am 03.10.2007 im Amtsgericht in Gießen eröffnet. Das Ausstellungsthema lautete "Dem Täter auf der Spur - Vom Fingerabdruck zum DNA - Test".

Kreuzer ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Arbeits- und Forschungsgebiete

  • Arztstrafrecht
  • Grenzfragen von Verfassungs-, Strafverfahrens- und Strafvollzugsrecht
  • Jugendstrafrecht und Kriminologie
  • Drogen- und Dunkelfeldforschung
  • Empirische Strafverfahrens-, Institutionen- und Sanktionsforschung

Mitgliedschaften

  • American Society of Criminology
  • Kriminalpolitische Arbeitsgruppe im Hessischen Ministerium der Justiz
  • Anti - Gewaltkommission der Bundesregierung
  • Beirat des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen
  • Wissenschaftliches Kuratorium der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie
  • Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren
  • Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen
  • Landespräventionsrat Hessen

Auszeichnungen

Am 29.06.2004 wurde Herrn Kreuzer mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) ausgezeichnet. Im darauffolgenden Jahr wurde ihm für hervorragende Leistungen in Forschung und Lehre auf dem Gesamtgebiet der Kriminologie die Beccaria - Medaille in Gold verliehen.

Wissenschaftliche Einordnung

Kreuzer vertritt eine interdiszplinäre Kriminologie und Strafverfahrenswissenschaft, die sowohl traditionelle psychiatrische und psychologische wie neuere kritisch - soziologische, aber auch spezifisch juristische Sichtweisen verbindet. Diese Kriminologie versteht nicht einzelne Standpunkte und Theorien absolut als das Ganze erfassend und erklärend. Seine Arbeitsweise ist praxisnah und daher auch praxis-kritisch. Kreuzer lehnt Todesstrafe und Folter ab. Er begründet seine Ablehnung der Todesstrafe u. a. mit der Menschenwürde, der Unvermeidbarkeit von Justizirrtümern und der nicht empirisch überprüfbaren abschreckenden Wirkung. Den aktuellen Forderungen die Strafandrohung bei Sexualstraftaten zu verschärfen steht er ebenfalls kritisch gegenüber. Er fordert vom Gesetzgeber eine Reformierung der Systematik von Tötungsdelikten.

Werke

  • Ärztliche Hilfeleistungspflicht bei Unglücksfällen im Rahmen des § 330 c StGB, Appel - Verlag, Hamburg 1965
  • Drogen und Delinquenz - eine jugendkriminologisch - empirische Untersuchung der Erscheinungsformen und Zusammenhänge, Akademische Verlagsgesellschaft, Wiesbaden 1975
  • Jugend - Drogen - Kriminalität, Luchterhand - Verlag, Neuwied 1987
  • Arthur Kreuzer, Michael Hürlimann, Klaus Wagmann, Drogenberatung und Justiz im Konflikt? Empirische Bestandsaufnahme zur Diskussion um Zeugnisverweigerungsrecht, Lambertus Verlag, Freiburg 1990
  • Alte Menschen als Täter und Opfer - Alterskriminologie und humane Kriminalpolitik gegenüber alten Menschen, Lambertus Verlag Freiburg i.Br. 1992
  • Arthur Keuzer / Thomas Görgen / Ralf Krüger / Volker Münch / Hans Schneider, Jugenddelinquenz in Ost und West, Vergleichende Untersuchungen bei ost- und westdeutschen Studienanfängern in der Tradition Gießener Delinquenzbefragungen, Schriftenreihe der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e.V. Bd. 22, Forum Verlag Godesberg, Bonn 1993;
  • Jürgen Stock und Arthur Kreuzer "Was, wie und gegen wen ermittelt wird, entscheiden wir ...", Drogen und Polizei - Eine kriminologische Untersuchung polizeilicher Rechtsanwendung -, Gießener Kriminalwissenschaftliche Schriften, Bd. 3, Forum Verlag Godesberg, Bonn 1996,(581 S.)
  • Arthur Kreuzer (Hrsg.), Handbuch des Betäubungsmittelstrafrechts, Verlag C.H. Beck, München 1998 (1611 S.)
  • Wolfgang König und Arthur Kreuzer, Rauschgifttodesfälle - Kriminologische Untersuchung polizeilicher Mortalitätsstatistiken -,Gießener Kriminalwissenschaftliche Schriften, Bd. 8, Forum Verlag Godesberg, Bonn 1998 (491 S.)
  • Zusammen mit Klaus Hoffmann und Tanja Suleck, Spritzenvergabe im Strafvollzug – Rechtliche und tatsächliche Probleme eines umstrittenen Modells der Infektionsprophylaxe, Gießener Schriften zum Strafrecht und zur Kriminologie, Bd. 3, Nomos-Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, 2002 (180 S.)

Literaturquellen

  • Gießener Anzeiger vom 05.10.2007
  • Arthur Kreuzer "Sind Menschenfresser Mörder?", Die Zeit vom 05.02.2004, Nr. 7

Weblinks