Kriminologie

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Definition

Kriminologie ist die Lehre von der Kriminalität (Kunz 2004, 1).

In der Kriminologie geht es um die Betrachtung von Kriminalität in ihrer Tatsächlichkeit als ein gesellschaftlich vorhandenes Phänomen, welches mit den Personen, die Rechtsbrüche begehen, mit deren Verwobenheit in soziale Bezüge und mit den Reaktionen der Gesellschaft auf Rechtsbrüche in Zusammenhang gebracht werden kann. (Kunz 2004, 1)

Begriffsgeschichte

Der Begriff der K. stammt nach heutigem Wissen von Garofalo (1885). In Frankreich benutzte Gabriel Tarde den Begriff im Jahre 1888; Émile Durkheim verwandte ihn 1894 in einem seiner Aufsätze in der Revue philosophique zu den "Regeln der soziologischen Methode". In den USA tauchte der Begriff "Criminology" wohl zuerst 1902 als Titel eines Buches von Arthur MacDonald auf.

Worum geht´s in der Kriminologie?

Edwin Sutherland und Donald Cressey bringen es 1974 auf den Punkt. In der Kriminologie geht es um:

"a study of lawmaking, lawbreaking, and reactions to lawbreaking" (Sutherland/Cressey 1974, 21)

Wissenschaftscharakter, Teil- und Nachbardisziplinen

Es gibt auch andere Wissenschaften, die sich mit Kriminalität befassen. So beschäftigt sich die Rechtswissenschaft, vor allem die Strafrechtswissenschaft mit den normativen Voraussetzungen, unter denen Strafe verhängt und vollstreckt wird.

Die Kriminalität in ihrem tatsächlichen Vorhandensein betrachtet auch die Kriminalistik. Sie versteht sich als Hilfswissenschaft praktischer Kriminalitätsbekämpfung und ist fallbezogen auf Aufdeckung und Verhüten von Straftaten ausgerichtet.

Daneben gibt es weitere Bezugswissenschaften (Bezugsfächer), die sich ebenfalls mit Kriminalität beschäftigen, wie zum Beispiel die Kriminalanthropologie, Kriminalbiologie, Kriminalpsychologie, Kriminalpsychiatrie, Kriminalsoziologie.

In ihrer Wissenschaftlichkeit greift die Kriminologie häufig auf Befunde ihrer Bezugsfächer zurück, sie vergleicht die Befunde und wertet sie aus. Karl-Ludwig Kunz betont, dass es noch recht unklar ist, ob die Kriminologie einfach nur ein Sammelbecken ihrer Bezugswissenschaften ist oder gar eine fachliche Eigenständigkeit besitzt. (vgl. die Kriminologie als "clearing"-Zentrale)

Institutionell jedenfalls besteht eine fachliche Eigenständigkeit, denn es existieren zahlreiche kriminologische Forschungseinrichtungen und national- und internationale Studiengänge (vgl. Ausbildung zum Kriminologen).

Geschichte der Kriminologie

I. Probleme der Geschichtsschreibung

II. Die drei "Ursprungsmythen"

1. Die klassische Schule

2. Die Moralstatistiker

3. Die positive Schule

III. Das 19. Jahrhundert

IV. Das 20. Jahrhundert

1. Geschichte der Kriminologie in Deutschland

  1.1 Bis zum Ende des Kaiserreichs 
  1.2 Die Weimarer Republik
  1.3 Das Dritte Reich 
  1.4 Die Nachkriegszeit (Besatzungszeit)
  1.5 Kriminologie in der BRD und der DDR von 1949-1989
      1.5.1 Traditionelle und Kritische Kriminologie
      1.5.2 Sozialistische Kriminologie in der DDR

2. Geschichte der Kriminologie in Europa

3. Geschichte der Kriminologie in den USA


Die Kriminologie und ihre Institutionen

Literatur

Garofalo, Raffaele (1885): Criminologia.

MacDonald, Arthur (1892): Criminology. With an Introduction by Dr. Cesare Lombroso, Professor of Legal Medicine at the University of Turin, Italy. New York: Funk & Wagnalls Company.

Kunz, Karl-Ludwig (2004): Kriminologie. UTB, Bern.

Pires, Alvaro (1995): La criminologie d'hier et d'aujourd'hui. Nn: Christian Debuyst, Françoise Digneffe, Jean-Michel Labadie et Alvaro P. Pires, Histoire des savoirs sur le crime et la peine. Band I: Des savoirs diffus à la notion de criminel-né. S. 13-67. Les Presses de l'Université de Montréal, Les Presses de l'Université d'Ottawa et De Boeck Université, 1995

Tarde, Gabriel (1888):La criminologie. Revue d'anthropologie, pp. 521-533 (Der Artikel bezieht sich explizit auf die in diesem Jahr erschienene französische Übersetzung von Garofalos "Criminologia")

Sutherland, Edwin / Cressey Donald (1974): Principles of criminology. 9. Auflage. Philadelphia.

Links

Siehe Beitrag von Hans-Jörg Albrecht in: 'Kleines Kriminologisches Wörterbuch', hrsg. von Fritz Sack, Günther Kaiser, Hans-Jürgen Kerner und Hartmut Schellhoss, Heidelberg: C. F. Müller 1993.