Edwin Sutherland: Unterschied zwischen den Versionen

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Von 1925 - 1926 war Sutherland dann Assozierter Professor für Soziologie an der University of Illinois.  Er wechselte 1926 - 1929 als ordentlicher Professor der Soziologie an der University of Minnesota und von 1930 - 1935 an der University of Chicago. Schließlich war er von 1935 - 1945 Dekan der Soziologiefakultät an der Indiana University.  
Von 1925 - 1926 war Sutherland dann Assozierter Professor für Soziologie an der University of Illinois.  Er wechselte 1926 - 1929 als ordentlicher Professor der Soziologie an der University of Minnesota und von 1930 - 1935 an der University of Chicago. Schließlich war er von 1935 - 1945 Dekan der Soziologiefakultät an der Indiana University.  


Während dieser Zeit veröffentlichte er drei Bücher, "Zwanzig obdachlose Männer" (1936), "Der Professionelle Dieb" (1937) und die die dritte Auflage seines 1924 begündeten Lehrbuch, was nunmehr "Grundlagen der Kriminologie" (1939) heißt. Dies wurde zum einflussreichsten Lehrbuch der Kriminolgie. Nach Sutherlands Tod 1950 führte dies zunächst Donald R. Cressey und dann David Luckenbill fort. Die 11. Auflage erschien im Jahr 1992. Generationen von Kriminologen und ihre Studenten lernten damit. So konnte sich auch Sutherlands "Theorie der differnetiellen Kontakte" durchsetzen. 
Während dieser Zeit veröffentlichte er drei Bücher, "Zwanzig obdachlose Männer" (1936), "Der Professionelle Dieb" (1937) und die die dritte Auflage seines 1924 begündeten Lehrbuch, was fortan "Grundlagen der Kriminologie" (1939) heißt.
 


Sutherland war Gastprofessor an der University of Kansas (1918), Northwestern University (1922), University of Washington, (1942).  
Sutherland war Gastprofessor an der University of Kansas (1918), Northwestern University (1922), University of Washington, (1942).  


Er begleitete zahlreiche Präsidentenämter, z. B. des "Indiana University Institute of Criminal Law and Criminology" (Indiana Universitätsinstituts für Strafrecht und Kriminologie), der "American Prison Association" (Amerikanischen Gefängnis Vereinigung), der "Chicago Academy of Criminology" (Chicago Akademie der Krimonologie) und der "Sociological Research Association" (Soziologische Forschungsvereinigung).
Zu seinen Studenten gehörten Albert Cohen, Lloyd Ohlin, Karl Schuessler, sowie Donald Cressey.  
 
Sein wohl bedeutsamtetes Amt war das des 29. Präsidenten der der "American Sociological Association" (Amerikanischen Soziologischen Gesellschaft). Bei deren Einführungsrede
 
Zu seinen Studenten gehörten Albert Cohen, Lloyd Ohlin, Karl Schuessler, sowie Donald Cressey. Letztere entwickelte sein Lehrbuch weiter.
 
In der Anerkennung seiner, verleiht die "Amerikanischen Gesellschaft der Kriminologie" einen Preis, der seinen Namen trägt.  


Sutherland begleitete zahlreiche Präsidentenämter, z. B. des "Indiana University Institute of Criminal Law and Criminology" (Indiana Universitätsinstituts für Strafrecht und Kriminologie), der "American Prison Association" (Amerikanischen Gefängnis Vereinigung), der "Chicago Academy of Criminology" (Chicago Akademie der Krimonologie) und der "Sociological Research Association" (Soziologische Forschungsvereinigung). Sein wohl bedeutsamtetes Amt war das des 29. Präsidenten der der "American Sociological Association" (Amerikanischen Soziologischen Gesellschaft).


== Werk ==
== Werk ==
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=== Allgemein ===
=== Allgemein ===
   
   
Sutherland ist ein Hauptvertreter der soziologischen Kriminalitätstherorien. Seine schärfsten Angriffe richteten sich gegen biologische Erklärungen von krimiellen Verhaltens. Voraussetzung von Kriminalität war für ihn das Lernen, als soziales Produkt, getrennt von den funktionalen Bereichen Körper und Geist. In einer Reihe von Buchbesprechungen, die im Zeitraum von 1934 - 1951 veröffentlicht wurden, griff er scharf die mit biologischen Elementen verbunden Theorien an, unter anderen die von E. A. Hooton, William H. Sheldon, Sheldon und Eleonore Glueck. Diese Rezensionen waren für Sutherland ein wesentlicher Bestandteil zur Fundamentierung der Kriminalität als soziales Verhalten.   
Sutherland ist ein Hauptvertreter innerhalb der soziologischen Kriminalitätstherorien. Seine schärfsten Angriffe richteten sich gegen biologische Erklärungen von kriminellen Verhaltens. Voraussetzung von Kriminalität war für ihn das Lernen, als soziales Produkt, getrennt von den funktionalen Bereichen Körper und Geist. In einer Reihe von Buchbesprechungen, die im Zeitraum von 1934 - 1951 veröffentlicht wurden, griff er scharf die mit biologischen Elementen verbunden Theorien an, unter anderen die von E. A. Hooton, William H. Sheldon, Sheldon und Eleonore Glueck. Diese Rezensionen waren für Sutherland ein wesentlicher Bestandteil zur Fundamentierung der Kriminalität als soziales Verhalten.   
 


=== Der Professionelle Dieb ===
=== Der Professionelle Dieb ===
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In seinem Buch "Der professionelle Dieb" (1939) kam Sutherland zum dem Schluss, dass nicht jeder ein professioneller Dieb sein kann, sondern man muss in einer Gruppe von professionellen Dieben akzeptiert und geschult werden.  
In seinem Buch "Der professionelle Dieb" (1939) kam Sutherland zum dem Schluss, dass nicht jeder ein professioneller Dieb sein kann, sondern man muss in einer Gruppe von professionellen Dieben akzeptiert und geschult werden.  


Der professionelle Dieb, stielt beruflich. Er macht das Stehlen zur regulären Geschäftstätigkeit und plant jede Ausführung sorgfältig. Er hat verschiedene Fährigkeiten und Methoden, die sich von denen der anderen professionellen Kriminellen unterscheiden. Er ist in der Regel auf Wanderschaft und kommt in alle Städte der USA.  
Der professionelle Dieb, stielt beruflich. Er macht das Stehlen zur regulären Geschäftstätigkeit und plant jede Ausführung sorgfältig. Er hat verschiedene Fähigkeiten und Methoden, die sich von denen der anderen professionellen Kriminellen unterscheiden. Er ist in der Regel auf Wanderschaft und kommt in alle Städte der USA.  


Der professionelle Dieb ist sehr freundlich. Ein Dieb warnt nicht nur andere Diebe vor der Gefahr, sondern er vermeidet auch Dinge, die andere Diebe in Gefahr bringen. Sie helfen einander bei Schwierigkeiten. Sie lassen sich selten von persönlichen Gefühlen beeinflussen. Sie sind alle vereint verbunden gegenüber den Strafverfolgungsbehörden   
Der professionelle Dieb ist sehr freundlich. Ein Dieb warnt nicht nur andere Diebe vor der Gefahr, sondern er vermeidet auch Dinge, die andere Diebe in Gefahr bringen, sie helfen einander bei Schwierigkeiten. Diebe lassen sich selten von persönlichen Gefühlen beeinflussen. Sie sind alle vereint verbunden gegenüber den Strafverfolgungsbehörden   


Der professionelle Dieb lebt in der Unterwelt, zeigt sich Verständnisvoll und hat exellent Beziehnungen. Da die Unterwelt eine exklusive Gesellschaft ist, ist es notwendig, dass der Fremde identifiziert wird, bevor er eingelassen wird. Die besondere Sprache der Unterwelt ist beispielsweise ein Beleg für Isolation und Identifikation.   
Der professionelle Dieb lebt in der Unterwelt, zeigt sich Verständnisvoll und hat exellente Beziehungen. Da die Unterwelt eine exklusive Gesellschaft ist, ist es notwendig, dass der Fremde identifiziert wird, bevor er eingelassen wird. Die besondere Sprache der Unterwelt ist beispielsweise ein Beleg für die Isolation und Identifikation.   


Differentielle Kontakte bestimmen wer zum professionellen Dieb wird.  
Differentielle Kontakte bestimmen wer zum professionellen Dieb wird.  
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Diese Erkenntnissen wurde vielfach fortgeführt. C. Ray Jeffery und Ronald L. Akers formulieren die "Therorie des sozialen Lernens" indem sie an Sutherland Theorie ankknüpften und die Frage stellten, wie gelernt wird. Sie nehmen dafür auf die Prinzipien Bezug, die die allgemeine Lernpychologie zur Erklärung von Lernvorgängen entwickelt hat.  
Diese Erkenntnissen wurde vielfach fortgeführt. C. Ray Jeffery und Ronald L. Akers formulieren die "Therorie des sozialen Lernens" indem sie an Sutherland Theorie ankknüpften und die Frage stellten, wie gelernt wird. Sie nehmen dafür auf die Prinzipien Bezug, die die allgemeine Lernpychologie zur Erklärung von Lernvorgängen entwickelt hat.  


Die "Therorie der Neutralisationstechniken" von Gresham Sykes und David Matza greift die Frage auf, was gelernt werden muss? Sie knüpft dabei an Sutherlands Begriff der "Rationlalisierung" an, der von Sykes/Matza "Neutralisierung" genannt wird. Die Antwort wird in den subjektiven Rechtsfertigungen (Ausreden), den Neutralisationstechniken gesehen.   
Die "Therorie der Neutralisationstechniken" von Gresham Sykes und David Matza greift die Frage auf, was gelernt werden muss? Sie knüpft dabei an Sutherlands Begriff der "Rationlalisierung" an, die hier "Neutralisierung" genannt wird. Die Antwort wird in den subjektiven Rechtsfertigungen (Ausreden), den Neutralisationstechniken gesehen.   


Ebenso folgten zahlreiche Weiterentwicklungen Sutherlands Theorie mit entsprechenden Theorien. Beispielsweise schufen Albert K. Cohen, Richard A. Cloward, und Lloyd E. Ohlin die "Theorie vom straffälligen Bandenverhalten" durch die Kombination der "Theorie differentiellen Kontakte" mit Robert K. Mertons "Anomietheorie".  
Ebenso folgten zahlreiche Weiterentwicklungen Sutherlands Theorie mit entsprechenden Theorien. Beispielsweise schufen Albert K. Cohen, Richard A. Cloward, und Lloyd E. Ohlin die "Theorie vom straffälligen Bandenverhalten" durch die Kombination der "Theorie differentiellen Kontakte" mit Robert K. Mertons "Anomietheorie".  
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'''Inhalt'''  
'''Inhalt'''  


In einem 1939 gehaltenen Vortrag wies Edwin Sutherland darauf hin, dass Straftaten nicht nur von Unterschicht-, sondern auch von Mittel- und Oberschichtangehörigen begangen würden – den Straftätern mit einem „weißen Kragen“. In seinem letzten großen Buch "White Collar Crime" (1949) analysierte der die Verbrechen, die von amerikanischen Unternehmen und Führungskräften begangen wurden und wies auf Verzerrungen in der Kriminalstatistik hin. Das Verständnis und die Erklärung von Kriminalität seien unvollständig und verzerrt, wenn die Kriminalität dieser Tätergruppe in der Kriminologie nicht berücksichtigt würde.  
In dem 1939 gehaltenen Vortrag zur Wahl des Präsidenten der Amerikanischen Soziologischen Gesellschaft wies Edwin Sutherland darauf hin, dass Straftaten nicht nur von Unterschicht-, sondern auch von Mittel- und Oberschichtangehörigen begangen würden – den Straftätern mit einem „weißen Kragen“. In seinem letzten großen Buch "White Collar Crime" (1949) analysierte der die Verbrechen, die von amerikanischen Unternehmen und Führungskräften begangen wurden und wies auf Verzerrungen in der Kriminalstatistik hin. Das Verständnis und die Erklärung von Kriminalität seien unvollständig und verzerrt, wenn die Kriminalität dieser Tätergruppe in der Kriminologie nicht berücksichtigt würde.  


Als „white collar crime“ bezeichnete Sutherland die Straftaten, die von „Personen mit hohem Status im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit“ begangen würden. Dabei handelte es sich jedoch um keine trennscharfe Definition, sondern eher um ein heuristisches Konzept, das auf die besondere Bedeutung des bis dahin von der Kriminologie vernachlässigten Gegenstandsbereichs aufmerksam machen sollte. Sutherland ging es in erster Linie darum, der Kriminalität der „kleinen Leute“ die Kriminalität der wirtschaftlich und sozial Mächtigen gegenüber zu stellen und damit ein schichtadäquates Gleichgewicht in der kriminologischen Betrachtung herzustellen; die begrifflich-konzeptionelle Durchdringung der Materie war ihm weniger wichtig.
Als „white collar crime“ bezeichnete Sutherland die Straftaten, die von „Personen mit hohem Status im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit“ begangen würden. Dabei handelte es sich jedoch um keine trennscharfe Definition, sondern eher um ein heuristisches Konzept, das auf die besondere Bedeutung des bis dahin von der Kriminologie vernachlässigten Gegenstandsbereichs aufmerksam machen sollte. Sutherland ging es in erster Linie darum, der Kriminalität der „kleinen Leute“ die Kriminalität der wirtschaftlich und sozial Mächtigen gegenüber zu stellen und damit ein schichtadäquates Gleichgewicht in der kriminologischen Betrachtung herzustellen; die begrifflich-konzeptionelle Durchdringung der Materie war ihm weniger wichtig.
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was nunmehr "Grundlagen der Kriminologie" (1939) heißt. Dies wurde zum einflussreichsten Lehrbuch der Kriminolgie. Nach Sutherlands Tod 1950 führte dies zunächst Donald R. Cressey und dann David Luckenbill fort. Die 11. Auflage erschien im Jahr 1992. Generationen von Kriminologen und ihre Studenten lernten damit. So konnte sich auch Sutherlands "Theorie der differnetiellen Kontakte" durchsetzen.   
was nunmehr "Grundlagen der Kriminologie" (1939) heißt. Dies wurde zum einflussreichsten Lehrbuch der Kriminolgie. Nach Sutherlands Tod 1950 führte dies zunächst Donald R. Cressey und dann David Luckenbill fort. Die 11. Auflage erschien im Jahr 1992. Generationen von Kriminologen und ihre Studenten lernten damit. So konnte sich auch Sutherlands "Theorie der differnetiellen Kontakte" durchsetzen.   
In der Anerkennung seiner, verleiht die "Amerikanischen Gesellschaft der Kriminologie" einen Preis, der seinen Namen trägt.




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