Rudolf Sieverts

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Rudolf Sieverts (03.11.1903, Meißen - 28.04.1980, Heidelberg) war von 1934 bis zu seiner Emeritierung 1971 Strafrechts- und Kriminologie-Professor an der Universität Hamburg. Er übte großen Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Jugendrechts und des Jugendstrafrechts aus.

Der Sohn eines Chemieprofessors studierte in Greifswald, Frankfurt und Hamburg. Nach Promotion und Assistententätigkeit bei Moritz Liepmann sowie Habilitation (1932 bei Ernst Delaquis) wurde er 1934 dessen Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Strafrecht, Kriminologie, Jugendrecht und -Fürsorge sowie Rechtsvergleichung, den er bis 1971 innehatte. Zu seinen Schülern gehörten u.a. Anne-Eva Brauneck, Harro Otto (Promotion), Horst Schüler-Springorum (Habilitation), Herbert Jäger (Habilitation), Hans-Dieter Schwind (Promotion) und Hans Joachim Schneider (Habilitation).

1935/36: Leiter Zweigstelle des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in London. Dort interessierte er sich für die pädagogische Behandlung jugendlicher Rechtsbrecher vor dem Jugendgericht.

Sievers organisierte die Neugründung des Seminars für Jugendrecht und Jugendhilfe in Hamburg, in dem Vorarbeiten für das Jugendgesetz von 1943 geleistet wurden. Sieverts gab auch Anregungen für die Einführung mancher Prinzipien des englischen Borstal-Systems auf Hahnöfersand. Jugendstrafanstalten, so Sieverts, sollten am besten von Pädagogen geleitet werden.

Sieverts war Mitglied des Fachausschusses für Jugendrecht, der maßgeblichen Einfluss auf die Reform des Jugendgerichtsgesetzes im Jahre 1953 nahm. Im Oktober 1953 war er 1. Vorsitzender des "Deutschen Jugendgerichtstags" in München. 1960 wurde er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für die Reform des Strafvollzugs. 1964 sprach er sich gegen eine Generalamnestie für politische Gewaltverbrecher des Dritten Reiches aus. 1962-1967 war er Präsident der westdeutschen Rektorenkonferenz. 1967 wurde er Vorsitzender der Strafvollzugskommission des Bundesjustizministeriums. 1961-63 war er Präsident der Universität Hamburg.

Er war Schriftleiter der Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform und Herausgeber des Handwörterbuchs der Kriminologie, Träger der Silbernen Medaille der Stadt Hamburg und des Kommandeurkreuzes der französischen Ehrenlegion.

Er war verheiratet mit Elisabeth Charlotte, geb. Ronnefeldt. Kinder: Jan, Thomas, Bettina und Gabriele.

Veröffentlichungen von Rudolf Sieverts

  • Die strafrechtliche Behandlung junger Rechtsverbrecher im Alter von 17 bis 23 Jahren in England, unter besonderer Berücksichtigung des 'Borstal-Systems'
  • Die Wirkungen der Freiheitsstrafe und der Untersuchungshaft auf die Psyche des Gefangenen
  • Beiträge zur Lehre von den subjektiven Unrechtselementen im Strafrecht


Weblinks

  • Rudolf Sieverts, in: Munzinger Archiv, [[1]]