Travis Hirschi: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Travis Hirschi''' (geb. 15. April 1935 in Rockville, Utah) ist ein US-amerikanischer [[Soziologie|Soziologe]] und [[Kriminologie|Kriminologe]], der für seine Kriminalitätstheorien bekannt ist: erstens für seine 1969 publizierte Theorie der sozialen Bindungen und zweitens für seine zusammen mit Michael Gottfredson 1990 publizierte Allgemeine Kriminalitätstheorie, in der er die mangelhafte Selbstkontrolle in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückt. Laut Hirschi und Gottfredson gibt es ein hauptsächlich mit diesem Mangel zusammenhängendes Persönlichkeitsmerkmal, das lebenslang stabil bleibt und das sie als "criminality" bezeichnen. Dieser These von der Stabilität von "criminality" im Laufe des Lebens widerspricht die Developmental Theory von Sampon und Laub, eine [[Kriminalitätstheorie]], die nachweist, dass es Ereignisse im Leben gibt, die im Hinblick auf die Delinquenz als Wendepunkte (turning points) wirken.
'''Travis Hirschi''' (geb. 15. April 1935 in Rockville, Utah) ist ein US-amerikanischer [[Soziologie|Soziologe]] und [[Kriminologie|Kriminologe]], der für seine [[Kriminalitätstheorie]] bekannt ist. Genau genommen für zwei Theorien, nämlich erstens für seine Theorie der sozialen Bindungen (Bonding Theory) und zweitens für seine zusammen mit Michael Gottfredson entwickelte Selbstkontroll-Theorie. Der These von einem lebenslang stabilen Persönlichkeitsmerkmal namens "criminality", das mit dieser mangelnden Selbstkontrolle eng verwoben sei, widerspricht die Developmental Theory von Sampon und Laub mit dem Nachweis von biographischen Wendepunkten (turning points).


== Kriminalitätstheorien ==
== Kriminalitätstheorien ==

Version vom 28. Oktober 2010, 20:09 Uhr

Travis Hirschi (geb. 15. April 1935 in Rockville, Utah) ist ein US-amerikanischer Soziologe und Kriminologe, der für seine Kriminalitätstheorie bekannt ist. Genau genommen für zwei Theorien, nämlich erstens für seine Theorie der sozialen Bindungen (Bonding Theory) und zweitens für seine zusammen mit Michael Gottfredson entwickelte Selbstkontroll-Theorie. Der These von einem lebenslang stabilen Persönlichkeitsmerkmal namens "criminality", das mit dieser mangelnden Selbstkontrolle eng verwoben sei, widerspricht die Developmental Theory von Sampon und Laub mit dem Nachweis von biographischen Wendepunkten (turning points).

Kriminalitätstheorien

Die Theorie der vier Bindungen

Die von Hirschi 1969 entwickelte Theorie hinterfragt, wieso ein Mensch nicht kriminell wird. Nach Hirschi ist Angepasstheit des Einzelnen in ein Wertesystem vom Grad der Einbindung des Individuums in die Gesellschaft abhängig. Dabei sind insbesondere vier Bereiche von Bedeutung:

  1. attachment to meaningsfull persons:die Bindungen eines Mensch zu seinen Bezugspersonen
  2. commitment to conventional goals - eine Lebensplanung, die konventionellen Zielen verpflichtet ist (Verlustangst)
  3. involvement in conventional activities - berufliche sowie freizeitliche Einbindungen lassen keine Zeit und keine Gelegenheit für abweichendes Verhalten.
  4. belief in social rules - ein konventionelles Wertesystem wird akzeptiert

Eine Allgemeine Theorie der Kriminalität

Hirschi erarbeitete zusammen mit Michael Gottfredson im Jahr 1990 die Kriminalitätstheorie, Kriminalität aufgrund einer geringen Selbstkontrolle (low self-control) entsteht. Danach sind Personen mit geringer Selbstkontrolle impulsiv, gefühlskalt und risikofreudig und daher in ihrem Handeln auf sofortige Bedürfnisbefriedigung orientiert. Dieses Verhalten sind stabile Persönlichkeitsmerkmale. Daraus folgerten sie, dass diese Personen zu riskanten Lebensweisen neigen (Rauchen, Alkohol- und Drogenmißbrauch, illegales Glücksspiel, sexueller Promiskuität und Devianz).

Rezeption

Die Theorie der vier Bindungen wird von den Forschungsergebnissen der Entwicklungskriminologie bestätigt und ist folglich in der Kriminologie unumstritten.

Für die Die Allgemeine Theorie der Kriminalität wird die Gültigkeit für alle Bereiche der Kriminalität (etwa Wirtschaftskriminalität) bezweifel. Neuere entwicklungskriminologische Forschung scheinen zu widerlegen, dass eine Kontinuität krimineller Karrieren unterstellt werden kann.

Literatur

  • Travis Hirschi: Causes of Delinquency (1969), ISBN 0765809001
  • Travis Hirschi/Michael Gottfredson: A General Theory of Crime (1990), ISBN 0804717745