Moralische Panik: Unterschied zwischen den Versionen

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Zwei weitere Aspekte deuten darüber hinaus auf das Vorhandensein einer moralische Panik hin: die Bestimmung sogenannter "folk devils" und die Existenz einer "[[Katastrophenmentalität]]".
Zwei weitere Aspekte deuten darüber hinaus auf das Vorhandensein einer moralische Panik hin: die Bestimmung sogenannter "folk devils" und die Existenz einer "[[Katastrophenmentalität]]".


"Folk Devils" sind sozial konstruierte Gruppen, die von der Öffentlichkeit als etwas grundsätzlich böses charakterisiert werden und eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellen. Diese Bezeichnung (im engl. auch [["labeling"]] genannt) und ihre sozialen Konsequenzen lassen sich auch in den Ausführungen der [[''Labeling Theory'']] auffinden.<ref name="Actors in the Drama of the Moral Panic" /> Die soziale Herstellung von etwas grundsätzlich Bösen ist auch in der Symbolik des [[''Sündenbockes'']]<ref>Sir James George Frazer, The golden bough: A study in Magic and Religion vol. 9, pt. 6, The scapegoat 1920; repr. New York: Elibron Classics, 2005 aus Lancaster, Roger N. : ''Panic: A Guide to the Uses of Fear'' In: Sex Panic and the Punitive State, 2011, University of California Press, London, S.23 </ref>  enthalten. Diese Symbolik ist der Logik der moralischen Panik ebenfalls inhärent, da die Bezeichnung einer Person oder einer Gruppe als Gefahr moralischer Werte für die Stiftung einer Panik ausschlaggebend sein kann.<ref name="Lancaster">Lancaster, Roger N.: ''Panic: A Guide to the Uses of Fear" In: Sex Panic and the Punitive State, 2011, University of California Press, London, S.23-38 </ref>
"Folk Devils" sind sozial konstruierte Gruppen, die von der Öffentlichkeit als grundsätzlich böses charakterisiert werden und eine Bedrohung für die Gesellschaft darstellen. Diese Bezeichnung (im engl. auch [["labeling"]] genannt) und daraus resultierende soziale Konsequenzen können anhand der [[''Labeling Theory'']] nachvollzogen werden.<ref name="Actors in the Drama of the Moral Panic" /> Die soziale Herstellung von etwas grundsätzlich Bösen ist außerdem in der Symbolik des [[''Sündenbockes'']]<ref>Sir James George Frazer, The golden bough: A study in Magic and Religion vol. 9, pt. 6, The scapegoat 1920; repr. New York: Elibron Classics, 2005 aus Lancaster, Roger N. : ''Panic: A Guide to the Uses of Fear'' In: Sex Panic and the Punitive State, 2011, University of California Press, London, S.23 </ref>  enthalten. Diese Symbolik ist der Logik der moralischen Panik ebenfalls inhärent, da die Bezeichnung einer Person oder einer Gruppe als Gefahr moralischer Werte für die Stiftung einer Panik ausschlaggebend sein kann. <ref name="Lancaster">Lancaster, Roger N.: ''Panic: A Guide to the Uses of Fear" In: Sex Panic and the Punitive State, 2011, University of California Press, London, S.23-38 </ref>


Im Rahmen einer Katastrophenmentalität werden Parallelen zum sozialen Verhalten bei Naturkatastrophen wie sie auch vor, während und nach Naturkatastrophen auftreten, sichtbar. Beispielsweise entstehen Vorhersagen über einen bevorstehenden Untergang und es findet eine Sensibilisierung der Bevölkerung für mögliche Warnsignale statt. Dies drückt sich in gehäuften Überreaktionen, Gerüchten über mögliche Ereignisse oder dem Auslösen von Fehlalarmen aus.<ref>Cohen Stanley,''The Control Agents'' In: Folk Devils and Moral Panics, 2002, Routledge, London, S. 144-48</ref>  
Im Rahmen einer Katastrophenmentalität werden Parallelen zum sozialen Verhalten bei Naturkatastrophen wie sie auch vor, während und nach Naturkatastrophen auftreten, sichtbar. Beispielsweise entstehen Vorhersagen über einen bevorstehenden Untergang und es findet eine Sensibilisierung der Bevölkerung für mögliche Warnsignale statt. Dies drückt sich in gehäuften Überreaktionen, Gerüchten über mögliche Ereignisse oder dem Auslösen von Fehlalarmen aus.<ref>Cohen Stanley,''The Control Agents'' In: Folk Devils and Moral Panics, 2002, Routledge, London, S. 144-48</ref>  


Außerdem tauchen im Verlauf einer moralischen Panik [[Tabuisierung]]en von Handlungen auf, welche ein weiteres Kennzeichen der Ausdrucksform darstellen. <ref name="Lancaster"/>A.R. Radcliffe- Brown, ''"Taboo"'' in Reader in Comparative Religion, ed. William A. Lessa and Evon Z. Vogt Evanston Ill. :Harper and Row 1979, S.46-56 aus Lancaster, Roger N.: ''Panic: A Guide to the Uses of Fear" In: Sex Panic and the Punitive State, 2011, University of California Press, London, S.23 </ref>
Außerdem tauchen im Verlauf einer moralischen Panik [[Tabuisierung]]en von Handlungen auf, welche ein weiteres Kennzeichen der Ausdrucksform darstellen. <ref>A.R. Radcliffe- Brown, ''"Taboo"'' in Reader in Comparative Religion, ed. William A. Lessa and Evon Z. Vogt Evanston Ill. :Harper and Row 1979, S.46-56 aus Lancaster, Roger N.: ''Panic: A Guide to the Uses of Fear" In: Sex Panic and the Punitive State, 2011, University of California Press, London, S.23 </ref>


== Erklärungsansätze ==
== Erklärungsansätze ==
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