Moralische Panik: Unterschied zwischen den Versionen

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== '''Geschichte und Bedeutung''' ==
== '''Geschichte und Bedeutung''' ==
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Auf das Phänomen ''Moral Panic'' wurde erstmalig von dem britischen Soziologe Jock Young im Jahr 1971 Bezug genommen.<ref Name="Thomson" /> Dieser stellte einen Zusammenhang zwischen der, mit Befürchtungen geführten Diskussion über einen Anstieg der statistischen Daten zum Missbrauch von Drogen und dem verstärkten Aufgebot von Polizeieinsätzen sowie dem Anstieg von gerichtlichen Verurteilungen in diesem Bereich her. <ref>Young,Jock:The role of the Police as Amplifiers of Deviancy, Negotiators of Reality and Translators of Fantasy:Some consequences of our present system of drug control as seen in Notting Hill, In:Cohen,Stanley: Images of Deviance, Penguin Books,Harmondsoworth,1971 S.27-62 </ref> Systematisch führte Stephen Cohen in seinem 1972 veröffentlichten Werk [[''Folk devils and Moral Panics'']] in das Konzept der moralischen Panik ein. Darin fokussiert er hauptsächlich die Reaktion der [[Medien]] und das Verhalten der politischen sowie öffentlichen Akteure von Jugendlichen, sogenannten [[''Moods and Rockers'']], in den 1960-er Jahren in Großbritannien.<ref Name= "Thomson" />
Auf das Phänomen ''Moral Panic'' wurde erstmalig von dem britischen Soziologe Jock Young im Jahr 1971 Bezug genommen.<ref Name="Thomson" /> Dieser stellte einen Zusammenhang zwischen der, mit Befürchtungen geführten Diskussion über einen Anstieg der statistischen Daten zum Missbrauch von Drogen und dem verstärkten Aufgebot von Polizeieinsätzen sowie dem Anstieg von gerichtlichen Verurteilungen in diesem Bereich her. <ref>Young,Jock:The role of the Police as Amplifiers of Deviancy, Negotiators of Reality and Translators of Fantasy:Some consequences of our present system of drug control as seen in Notting Hill, In:Cohen,Stanley: Images of Deviance, Penguin Books,Harmondsoworth,1971 S.27-62 </ref> Systematisch führte [[Stanley Cohen]] in seinem 1972 veröffentlichten Werk [[''Folk devils and Moral Panics'']] in das Konzept der moralischen Panik ein. Darin fokussiert er hauptsächlich die Reaktion der [[Medien]] und das Verhalten der politischen sowie öffentlichen Akteure von Jugendlichen, sogenannten [[''Moods and Rockers'']], in den 1960-er Jahren in Großbritannien.<ref Name= "Thomson" />


== Merkmale ==
=== Stanley Cohen: ''Folk Devils and Morals Panics'' ===
=== Besorgnis ===
=== Feindesligkeit ===
=== Konsens ===
=== Disproportionalität ===
=== Votalität ===
== Akteure ==
=== Medien ===
=== Öffentlichkeit ===
=== Polizei und gerichtliche Instanzen ===
=== Soziale Bewegungen ===
== Erklärungsansätze ==
== Kritik ==
== Literatur ==
== Weblinks ==
== Einzelnachweise ==
 
 
'''Geschichte und Bedeutung'''
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Auf das Phänomen ''Moral Panic'' wurde erstmalig von dem britischen Soziologe Jock Young im Jahr 1971 Bezug genommen.<ref Name="Thomson" /> Dieser stellte einen Zusammenhang zwischen der, mit Befürchtungen geführten Diskussion über einen Anstieg der statistischen Daten zum Missbrauch von Drogen und dem verstärkten Aufgebot von Polizeieinsätzen sowie dem Anstieg von gerichtlichen Verurteilungen in diesem Bereich her. <ref>Young,Jock:The role of the Police as Amplifiers of Deviancy, Negotiators of Reality and Translators of Fantasy:Some consequences of our present system of drug control as seen in Notting Hill, In:Cohen,Stanley: Images of Deviance, Penguin Books,Harmondsoworth,1971 S.27-62 </ref> Systematisch führte Stephen Cohen in seinem 1972 veröffentlichten Werk [[''Folk devils and Moral Panics'']] in das Konzept der moralischen Panik ein. Darin fokussiert er hauptsächlich die Reaktion der [[Medien]] und das Verhalten der politischen sowie öffentlichen Akteure von Jugendlichen, sogenannten [[''Moods and Rockers'']], in den 1960-er Jahren in Großbritannien.<ref Name= "Thomson" />
'''[[Stanley Cohen]]: ''Folk Devils and Moral Panics'''
'''[[Stanley Cohen]]: ''Folk Devils and Moral Panics'''
In ''Folk Devils and Moral Panics'' analysiert Stanley Cohen den Ausbruch einer moralischen Panik ausgelöst durch das [[deviant]]e Verhalten jugendlicher Gruppen in britischen Kleinstädten. Auslöser der Panik war ein aufsehenerregender Straßenkampf in ''Clacton'', einem Küstenort in Großbritannien. Am Karsamstag im Jahr 1964 wurde ''Clacton'' Schauplatz einer Aufruhr von Jugendlichen. Es fand ein Streit darüber statt, dass ein Barbesitzer die Bedienung einer Gruppe Jugendlicher verweigerte. Daraufhin entwickelte sich ein Handgemenge, ein Pistolenschuss wurde abgegeben und eine Scheibe im Wert von 500 Pfund zerbrach. Die Polizei inhaftierte im Folgenden ca. 100 Jugendliche aufgrund missbräuchlichen Verhaltens gegenüber der Polizei.<ref name=''The Inventory''>Cohen Stanley,''The Inventory''In:Folk Devils and Moral Panics, 2002,Routledge, London, S.16-34)</ref> Die Reaktion der britischen Medien auf diesen Vorfall war enorm. Bis auf die britische [[''Times'']] befand sich das Ereignis auf allen Titelseiten bedeutungsvoller Tageszeitungen. Auf den Spiraleffekt zurückgehend folgten Bezeichnungen der jugendlichen Gruppen, als ''Mods and Rockers'' und deren Deklaration als gefährliche ''Folk Devils''.<ref> Thomson, Kenneth: ''The Classic Moral Panic - Mods and Rockers'' In:''Moral Panics'', 1998, Routledge, New York S. 31 f.</ref> Cohen geht bei seiner Analyse von einem [[Stufenmodell]] aus, welches aus dem Bereich des [[''Katastrophenverhalten'']] stammt. Demzufolge ereignete sich bei den Vorfällen in ''Clacton'' zunächst eine anfänglich, als deviant charakterisierte Phase, welche in eine Stufe der Beständigkeit überging. In diesem Zusammenhang analysiert Cohen die Rolle der Medien nach drei Kriterien.  
In ''Folk Devils and Moral Panics'' analysiert Stanley Cohen den Ausbruch einer moralischen Panik ausgelöst durch das [[deviant]]e Verhalten jugendlicher Gruppen in britischen Kleinstädten. Auslöser der Panik war ein aufsehenerregender Straßenkampf in ''Clacton'', einem Küstenort in Großbritannien. Am Karsamstag im Jahr 1964 wurde ''Clacton'' Schauplatz einer Aufruhr von Jugendlichen. Es fand ein Streit darüber statt, dass ein Barbesitzer die Bedienung einer Gruppe Jugendlicher verweigerte. Daraufhin entwickelte sich ein Handgemenge, ein Pistolenschuss wurde abgegeben und eine Scheibe im Wert von 500 Pfund zerbrach. Die Polizei inhaftierte im Folgenden ca. 100 Jugendliche aufgrund missbräuchlichen Verhaltens gegenüber der Polizei.<ref name=''The Inventory''>Cohen Stanley,''The Inventory''In:Folk Devils and Moral Panics, 2002,Routledge, London, S.16-34)</ref> Die Reaktion der britischen Medien auf diesen Vorfall war enorm. Bis auf die britische [[''Times'']] befand sich das Ereignis auf allen Titelseiten bedeutungsvoller Tageszeitungen. Auf den Spiraleffekt zurückgehend folgten Bezeichnungen der jugendlichen Gruppen, als ''Mods and Rockers'' und deren Deklaration als gefährliche ''Folk Devils''.<ref> Thomson, Kenneth: ''The Classic Moral Panic - Mods and Rockers'' In:''Moral Panics'', 1998, Routledge, New York S. 31 f.</ref> Cohen geht bei seiner Analyse von einem [[Stufenmodell]] aus, welches aus dem Bereich des [[''Katastrophenverhalten'']] stammt. Demzufolge ereignete sich bei den Vorfällen in ''Clacton'' zunächst eine anfänglich, als deviant charakterisierte Phase, welche in eine Stufe der Beständigkeit überging. In diesem Zusammenhang analysiert Cohen die Rolle der Medien nach drei Kriterien.  
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Neben den Medien spielt bei der Entwicklung einer moralischen Panik über jugendliches, gewalttätiges Verhalten das Handeln von Politikern und sozialen Gruppen eine bedeutende Rolle. Lokale Politiker wollten die Vorfälle in ''Clacton'' und die damit verbundene Problematik auf national-politische Ebene bringen. Dazu sendeten sie Berichte in das britische Innenministerium sodass der Vorfall und mögliche Konsequenzen letztendlich im Unterhaus diskutiert wurden. Daneben bildeten sich auch lokale Gruppen, die eine effektives Vorgehen gegen das deviante Verhalten forderten. <ref> Thomson, Kenneth: "Social Control Agents and Moral Entrepreneurs" In:''Moral Panics'', 1998, Routledge, New York S. 38 </ref>
Neben den Medien spielt bei der Entwicklung einer moralischen Panik über jugendliches, gewalttätiges Verhalten das Handeln von Politikern und sozialen Gruppen eine bedeutende Rolle. Lokale Politiker wollten die Vorfälle in ''Clacton'' und die damit verbundene Problematik auf national-politische Ebene bringen. Dazu sendeten sie Berichte in das britische Innenministerium sodass der Vorfall und mögliche Konsequenzen letztendlich im Unterhaus diskutiert wurden. Daneben bildeten sich auch lokale Gruppen, die eine effektives Vorgehen gegen das deviante Verhalten forderten. <ref> Thomson, Kenneth: "Social Control Agents and Moral Entrepreneurs" In:''Moral Panics'', 1998, Routledge, New York S. 38 </ref>


 
===Bedeutung im Kontext aktueller Forschung===
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'''Bedeutung im Kontext aktueller Forschung'''
'''Bedeutung im Kontext aktueller Forschung'''
Das Konzept der ''Moral Panic'' entstand in den 1960-er aus der Verbindung von Theorieströmungen aus den Bereichen der [[kritischen Soziologie]],der [[Labeling Theorie]] und den [[''cultural politics'']] <ref name="Einleitung">Cohen, Stanley:''Introduction to the Third Edition''In:''Folk Devils and Moral Panics'', 2002, Routledge, London, S. vii-xxiv, S. xxii </ref>
Stanley Cohen zeichnet in der Einleitung zu ''Folk Devils and Moral Panics'' in der dritten Auflage aus dem Jahr 2002 einen aktualisierten Forschungskontext auf. Aktuell ist das Konzept der moralischen Panik in den [[Media and Cultural Studies]], in der [[Diskursanalyse]] sowie in der [[Soziologie über deviantes Verhalten]] präsent.


Das Konzept der ''Moral Panic'' entstand in den 1960-er aus der Verbindung von Theorieströmungen aus der [[kritischen Soziologie]],der [[Labeling Theorie]] und den [[''cultural politics'']] <ref name="Einleitung">Cohen, Stanley:''Introduction to the Third Edition''In:''Folk Devils and Moral Panics'', 2002, Routledge, London, S. vii-xxiv, S. xxii </ref>
Cohen fasst zudem sieben Cluster sozialer Identitäten zusammen, in dessen Umfeld moralische Panik häufig auftritt:  
Stanley Cohen benennt in der Einleitung zu ''Folk Devils and Moral Panics'' in der dritten Auflage aus dem Jahr 2002 einen aktualisierten Forschungskontext. Nach wie vor ist das Konzept der moralischen Panik in den [[Media and Cultural Studies]], in der [[Diskursanalyse]] sowie in der [[Soziologie über deviantes Verhalten]] präsent.
Er fasst zudem sieben Cluster sozialer Identitäten zusammen, in dessen Umfeld moralische Panik häufig auftritt:  
* junge, gewaltbereite Männer aus der [[Arbeiterklasse]]
* junge, gewaltbereite Männer aus der [[Arbeiterklasse]]
* schulische Gewalt, Mobbing und Amokläufe
* [[schulische Gewalt]],[[Mobbing]] und [[Amokläufe]]
* Drogenmissbrauch
* [[Drogenmissbrauch]]
* Missbrauch von Kindern, satanistische Rituale und Auftreten pädophilen Verhaltens
* [[Missbrauch von Kindern]], [[satanistisch]]e Rituale und Auftreten [[pädophil]]en Verhaltens
* Sex, Gewalt und gegenseitiges Anlasten der Medien
* Sex, Gewalt und gegenseitiges Vorwerfen der Medien untereinander
* wohlfahrtstaatlicher Maßnahmen im Kontext alleinerziehende Mütter
* [[wohlfahrtstaatlicher Maßnahmen]] im Kontext [[alleinerziehend]]e Mütter
* Flüchtlinge und Asylbewerber, die auf Kosten der Steuerzahler leben <ref name="Einleitung" />
* [[Flüchtlinge]] und [[Asylbewerber]], die auf Kosten der Steuerzahler leben <ref name="Einleitung" />


Zudem weist Cohen daraufhin, dass die Betrachtung der Medien im aktuellen Forschungskontext moralischer Panik von hoher Wichtigkeit sei. Medien gelten als erste Quelle der öffentlichen Meinung und des daraus resultierenden Wissens über die Devianz der als sozial problematisch bezeichneten Verhaltensweisen. Dabei erfüllen sie drei Rollen <ref Name="Einleitung" />:
Zudem weist Cohen daraufhin, dass die Betrachtung der Medien im aktuellen Forschungskontext der moralischen Panik von großer Wichtigkeit sei. Medien gelten ihmzufolge als erste Quelle der [[öffentlichen Meinung]] und des daraus resultierenden Wissens über die [[Devianz]] der als sozial problematisch bezeichneten Verhaltensweisen. Dabei erfüllen sie drei Rollen <ref Name="Einleitung" />:
# Weichenstellung: Die Repräsentanten der Medien treffen die Auswahl über sozialproblematische Vorfälle.  
# Weichenstellung: Die Repräsentanten der Medien treffen die Auswahl über sozialproblematische Vorfälle.  
# Transmission der Darstellung: Innerhalb der medialen Berichterstattung findet eine Übertragung in eine spezifische Rhetorik statt.
# Transmission der Darstellung: Innerhalb der medialen Berichterstattung findet eine Übertragung in eine spezifische Rhetorik statt.
# Durchbrechen der Stille: Medien treten mittlerweile selber als Anspruchssteller auf. Schlagzeilen lauten beispielsweise folgendermaßen: ''"Would you like a paedophile as your neighbour?"''<ref>''The Sun''</ref>  
# Durchbrechen der Stille: Medien treten mittlerweile selber als Anspruchssteller auf. Schlagzeilen lauten beispielsweise folgendermaßen: ''"Would you like a paedophile as your neighbour?"''<ref>''The Sun''</ref>  
Insgesamt konnte in den letzten Jahren sowohl eine verstärkte Einmischung der Medien als auch eine Veränderungen der medialen Berichterstattung über [[abweichendes Verhalten]] beobachtet werden. [[Kriminalität]] und abweichendes Verhalten werden als in der Gesellschaft weit verbreites Phänomen dargestellt. Zudem findet eine stärkere Fokussierung der Opfer statt. Der Hintergrund des Täters, seine Motive und sein Kontext, treten dadurch in den Hintergrund und werden leichter ''dämonisiert''. Insgesamt hat sich die Repräsentantion von Kriminalität in den Medien gewandelt und es gibt Entwicklungen die als [[Virtuelle Gerichtsvollzug]] (''virtual vigilantism'')<ref>Reiner,Robert''The Rise of Virtual Vigilantism: Crime Reporting Since World War II'', Criminal Justice Matters 43 (Spring 2001) aus Cohen,Stanley:''Folk Devils and Moral Panics'',2002, Routledge, London, S. xxiv </ref> bezeichnet werden. Diese Entwicklungen können vor allem in den Boulveradblätter sowie Talkshows beobachtet werden. <ref name="Einleitung" />  
Insgesamt konnte in den letzten Jahren sowohl eine verstärkte Einmischung der Medien als auch eine Veränderungen der medialen Berichterstattung über [[abweichendes Verhalten]] beobachtet werden. [[Kriminalität]] und abweichendes Verhalten werden als in der Gesellschaft weit verbreitetes Phänomen dargestellt. Zudem findet eine stärkere Fokussierung der Opfer statt. Der Hintergrund des Täters, seine Motive und sein Kontext, treten dadurch in den Hintergrund und werden leichter ''dämonisiert''. Insgesamt hat sich die Repräsentantion von Kriminalität in den Medien gewandelt und es gibt Entwicklungen die als [[Virtuelle Gerichtsvollzug]] (''virtual vigilantism'')<ref>Reiner,Robert''The Rise of Virtual Vigilantism: Crime Reporting Since World War II'', Criminal Justice Matters 43 (Spring 2001) aus Cohen,Stanley:''Folk Devils and Moral Panics'',2002, Routledge, London, S. xxiv </ref> bezeichnet werden. Diese Entwicklungen werden vor allem in den Boulveradblätter sowie Talkshows erkennbar. <ref name="Einleitung" />  
*Risk Society
*Risk Society
* Veränderungen: qualitativ und quantitativ
* Veränderungen: qualitativ und quantitativ
 
== Merkmale ==
'''Merkmale'''
'''Merkmale'''
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Die Soziologen [[Erich Goode]] und [[Nachman Ben- Yehuda]] arbeiten in ihrem Buch ''Moral Panics: The social construction of deviance“'' fünf signifikante Merkmale, welche das Phänomen der  moralischen Panik näher charakterisieren, heraus.<ref>Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Indicators of the Moral Panic'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 33 </ref>
Die Soziologen [[Erich Goode]] und [[Nachman Ben- Yehuda]] arbeiten in ihrem Buch ''Moral Panics: The social construction of deviance“'' fünf signifikante Merkmale, welche das Phänomen der  moralischen Panik näher charakterisieren, heraus.<ref>Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Indicators of the Moral Panic'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 33 </ref>
 
=== Besorgnis ===
== Besorgnis (Concern) ==
'''Besorgnis''' (''Concern'')  
Innerhalb der Gesellschaft entstehen Befürchtungen über das spezifische Verhalten einer Gruppe. Dieses wird als abweichend und bedrohend empfunden. Die Befürchtungen kommen in Form öffentlicher Umfragen, Medienkommentare, Gesetzgebungen oder sozialen Bewegungen zum Ausdruck. <ref name="Indicators of the Moral Panic"> Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Indicators of the Moral Panic'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 33- </ref>
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Innerhalb der Gesellschaft entstehen Befürchtungen über das spezifische Verhalten einer Gruppe. Dieses wird von den einzelnen Gesellschaftsmitgliedern als abweichend und bedrohend empfunden. Die Befürchtungen kommen in Form [[öffentlicher Umfragen]], [[Medienkommentare]], [[Gesetzgebungen]] oder [[sozialen Bewegungen]] zum Ausdruck. <ref name="Indicators of the Moral Panic"> Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Indicators of the Moral Panic'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 33- </ref>
 
=== Feindesligkeit ===
== Feindesligkeit (Hostility) ==
'''Feindesligkeit'''(''Hostility'')'''
Es liegt eine kollektiv geteilte Feindseligkeit gegenüber der als Bedrohungen und als grundsätzlich bösartig empfundenen Gruppe oder Klasse vor. Dabei entsteht eine Dichotomie zwischen 'Wir'' und ''Denen'', welche durch die Bildung von [[Stereotypen]] forciert wird. Diese [[Stereotypenbildun]] weist in ihrer Struktur Ähnlichkeiten zu den Stereotypen, welche bei der Verdächtigung von Kriminellen greifen, auf. <ref name="Indicators of the Moral Panic"/>
Es liegt eine kollektiv geteilte Feindseligkeit gegenüber der als Bedrohungen und als grundsätzlich bösartig empfundenen gesellschaftlichen Gruppe oder Klasse vor. Dabei entsteht eine Dichotomie zwischen 'Wir'' und ''Denen'', welche durch die Bildung von [[Stereotypen]] forciert wird. Diese [[Stereotypenbildun]] weist in ihrer Struktur Ähnlichkeiten zu den Stereotypen, welche bei der Verdächtigung von Kriminellen von der Polizei verwendet werden, auf. <ref name="Indicators of the Moral Panic"/>
 
=== Übereinstimmung ===
== Übereinstimmung (Consensus) ==
'''Übereinstimmung'''(''Consensus'')
Um von einer moralischen Panik zu sprechen besteht keine Voraussetzung darin, dass die gesamte Gesellschaft die Besorgnis über das Verhalten einer Gruppe teilen muss. Da Gefahr eine subjektiv wahrgenommene Größe darstellt, kann es  keine klare Definition über deren Ausmaß geben. Wann in einer Situation von einer Gefahrensituation gesprochen werden kann ist relativ. Demzufolge gilt für das Auftreten einer moralischen Panik, dass ein substantieller Teil der Bevölkerung Besorgnis über ein Verhalten zeigt und diese Sorge in den [[fünf Segmenten]] zum Ausdruck gebracht wird.<ref name="Indicators of the Moral Panic" />
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Um von einer moralischen Panik zu sprechen besteht keine Voraussetzung darin, dass die gesamte Gesellschaft die Besorgnis über das Verhalten einer Gruppe teilen muss. Da Gefahr eine subjektiv wahrgenommene Größe darstellt, kann es  keine klare Definition darüber geben, wann deren Ausmaß grundlegende, moralische Werte bedroht. Zu welchem Zeitpunkt von einer Gefahrensituation gesprochen werden kann ist relativ. Demzufolge gilt für das Auftreten einer moralischen Panik, dass ein substantieller Teil der Bevölkerung Besorgnis über das Verhalten einer gesellschaftlichen Gruppe zeigt und diese Sorge in den [[fünf Segmenten]] zum Ausdruck gebracht wird.<ref name="Indicators of the Moral Panic" />
== Disproportionalität (Disproportionality) ==
=== Disproportionalität ===
Disproportionalität beschreibt die Unverhältnismäßigkeit zwischen dem in der Gesellschaft subjektiv wahrgenommenen und objektiven Ausmaß der Gefahr. Folgendes Zitat benennt diese Unverhältnismäßigkeit in ihrem Kern: ''"Objective molehills have been made into subjective mountains."''<ref>Jones, Brian J./Gallagher Bernard J./III/ and Mc. Falls Jr., Joseph A.: Toward a unified model for social problems theory, In: '' Journal for the Theory of Social Behaviour'' ,Nr. 19, 1989, S. 337 -56 </ref> Der [[Aspekt der Disproportionalitä]] ist umstritten, da es sich hierbei um eine Größe handelt, die praktisch nicht messbar ist. Kritiker gehen davon aus, dass Disproportionalität sozial konstruiert ist und objektiv gesehen eine leere Hülle darstellt. Die empirische Validität ist folglich fragwürdig. Yehuda und Goode zufolge kann ein gewisses Ausmaß an Disproportionalität allerdings anhand einer Gegenüberstellung von empirischen Datenmaterial und den im öffentlichen Diskurs geführten Aussagen festgestellt werden. In der Feststellung von Disproportionalität ist es sinnvoll zwischen aktuellen [[(z.B. Drogenmissbrauch)]] und zukünftigen (z.B. Klimawandel) Bedrohungen zu unterscheiden.<ref name="Indicators of the Moral Panic" />  
'''Disproportionalität'''(''Disproportionality'')
 
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Disproportionalität beschreibt die Unverhältnismäßigkeit zwischen dem in der Gesellschaft subjektiv wahrgenommenen und objektiven Ausmaß der Gefahr. Folgendes Zitat benennt diese Unverhältnismäßigkeit in ihrem Kern: ''"Objective molehills have been made into subjective mountains."''<ref>Jones, Brian J./Gallagher Bernard J./III/ and Mc. Falls Jr., Joseph A.: Toward a unified model for social problems theory, In: '' Journal for the Theory of Social Behaviour'' ,Nr. 19, 1989, S. 337 -56 </ref> Der [[Aspekt der Disproportionalitä]] ist umstritten, da es sich hierbei um eine Größe handelt, die praktisch nicht messbar ist. Kritiker gehen davon aus, dass Disproportionalität sozial konstruiert ist und objektiv gesehen eine leere Hülle darstellt.-> Bezug Yehuda Die empirische Validität ist folglich fragwürdig. Yehuda und Goode zufolge kann ein gewisses Ausmaß an Disproportionalität allerdings anhand einer Gegenüberstellung von empirischen Datenmaterial und den im öffentlichen Diskurs geführten Aussagen festgestellt werden. In der Feststellung von Disproportionalität ist es sinnvoll zwischen aktuellen [[(z.B. Drogenmissbrauch)]] und zukünftigen (z.B. Klimawandel) Bedrohungen zu unterscheiden.<ref name="Indicators of the Moral Panic" />  
== [[Volatilität]] (Volatility) ==
=== Votalität ===
Das Ausmaß einer moralische Panik ist temporär begrenzt und von schwankender Intensität gekennzeichnet. Die dabei aufkommende, extreme Feindseligkeit von Bevölkerungsteilen gegenüber sozialen Gruppen ist nur über einen begrenzten Zeitraum tragfähig. Oftmals tritt eine moralische Panik erruptiv ein und kann anschließend wieder zügig verschwinden oder, nachdem sie ihren Lauf genommen hat, institutionalisiert werden. Bei länger andauernden Befürchtungen können moralische Paniken hintereinander auftreten.<ref name="Indicators of the Moral Panic" /> Anhand der Dauer und den Schwankungen kann eine moralische Panik von anderen, öffentlichen Befürchtungen über mögliche Gefahren unterschieden werden.     
'''[[Volatilität]]''' (''Volatility'')  
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Das Ausmaß einer moralische Panik ist temporär begrenzt und von schwankender Intensität gekennzeichnet. Die dabei aufkommende, extreme Feindseligkeit von Bevölkerungsteilen gegenüber sozialen Gruppen ist nur über einen begrenzten Zeitraum tragfähig. Oftmals tritt eine moralische Panik erruptiv ein und kann anschließend wieder zügig verschwinden oder, nachdem sie ihren Lauf genommen hat, institutionalisiert werden. Bei länger andauernden Befürchtungen können Phasen moralischer Panik hintereinander auftreten.<ref name="Indicators of the Moral Panic" /> Anhand der Charakteristika Dauer und Schwankungen kann eine moralische Panik von anderen, öffentlichen Befürchtungen über mögliche Gefahren unterschieden werden.     


Moralische Panik tritt auf sobald sich die folgenden vier Gebiete überlappen: Devianz, soziale Probleme, [[kollektives Verhalten]] und [[soziale Bewegungen]]. <ref> Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Moral Panics: Four Overlapping Terrotories'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 52 f. </ref>
Moralische Panik tritt auf sobald sich die folgenden vier Gebiete überlappen: Devianz, soziale Probleme, [[kollektives Verhalten]] und [[soziale Bewegungen]]. <ref> Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Moral Panics: Four Overlapping Terrotories'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 52 f. </ref>
 
== Akteure ==
 
'''Ausdrucksform'''
'''Ausdrucksform'''
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Mittels der Untersuchung von fünf unterschiedlichen Segmenten aus dem Akteursbereich versucht Stanley Cohen die Ausdrucksform einer moralischen Panik zu skizzieren.
Anhand der Untersuchung fünf unterschiedlicher Segmenten der Gesellschaft versucht Stanley Cohen die Ausdrucksform einer moralischen Panik zu skizzieren.
=== Medien ===
 
'''Medien'''
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== Medien ==
Medien stellen in der Verbreitung moralischer Erregung eine Kernposition dar. Dabei funktionieren sie nach ihren eigenen Spielregeln. Zunächst ist wichtig zu beachten, dass die Informationsgewinnung in modernen Gesellschaften über den zweiten Weg verläuft. Dies bedeutet, dass die Informationen von politischen und kommerziellen Beschränkungen geformt werden bevor sie an die Öffentlichkeit gelangen. Ein Zitat von Cohen benennt diesen Umstand: ''"(…) this means that the information has been subject to alternative definitions of what constitutes news and how it should be gathered and presented."'' <ref name="Mass Media">Cohen Stanley:''Deviance and Moral Panics''In:''Folk Devils and Moral Panics'', 2002,Routledge, London, S.1-16 </ref>. Die [[Medienberichterstattung]] weist zudem hohe Auswirkungen auf die emotionale Gefühlslage ihrer Leserschaft auf. Meist hinterlässt sie in der Darstellung ihrer Geschichten unklare Gefühlslagen, welche für den weiteren Verlauf einer moralischen Panik wesentlich sind. Darüber Hinaus weisen Medienberichten die Herstellung von Mythen (''myth-making'') auf und folgen einem stereotypen Muster. <ref> Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Enter Stanley Cohen'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 24 f. </ref>
Medien stellen in der Verbreitung moralischer Erregung eine Kernposition dar. Dabei funktionieren sie nach ihren eigenen Spielregeln. Die Informationsgewinnung in modernen Gesellschaften verläuft über den zweiten Weg, d.h. bevor die Informationen an die Öffentlichkeit gelangen wurden sie zuvor von politischen und kommerziellen Beschränkungen geformt. Ein Zitat von Cohen benennt diesen Umstand: ''"(…) this means that the information has been subject to alternative definitions of what constitutes news and how it should be gathered and presented."'' <ref name="Mass Media">Cohen Stanley:''Deviance and Moral Panics''In:''Folk Devils and Moral Panics'', 2002,Routledge, London, S.1-16 </ref>. Die [[Medienberichterstattung]] weist zudem hohe Auswirkungen auf die emotionale Gefühlslage ihrer Leserschaft auf. Meistens hinterlässt sie in der Darstellung ihrer Geschichten unklare Gefühlslagen, welche für den weiteren Verlauf einer moralischen Panik wesentlich sind. Darüber Hinaus weisen Medienberichten die Herstellung von Mythen (''myth-making'') auf und folgen einem stereotypen Muster. <ref> Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman: ''Enter Stanley Cohen'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 24 f. </ref>
Die mediale Berichterstattung steht auch in Verbindung mit einem verzeichneten Anstieg von devianten Verhalten. Hierbei stellt [[''Leslie T. Wilkins'']] in seinem Buch: ''Social deviance: social policy, action and research'' eine Reaktionsverkettung zwischen der medialen Berichterstattung, der gesellschaftlichen Reaktion und dem Anstieg von Devianz her.<ref> Wilkins, Leslie T.:'' A general Theory of Deviance'' In:"Social deviance: social policy, action and research'', 1964, London Travistock,Kap. 4 S.45-104 </ref>
Die mediale Berichterstattung steht auch in Verbindung mit einem verzeichneten Anstieg von devianten Verhalten. Hierbei stellt [[''Leslie T. Wilkins'']] in seinem Buch: ''Social deviance: social policy, action and research'' eine Reaktionsverkettung zwischen der medialen Berichterstattung, der gesellschaftlichen Reaktion und dem Anstieg von Devianz her.<ref> Wilkins, Leslie T.:'' A general Theory of Deviance'' In:"Social deviance: social policy, action and research'', 1964, London Travistock,Kap. 4 S.45-104 </ref>
=== Öffentlichkeit ===
'''Öffentlichkeit'''
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Um von einer moralischen Panik zu sprechen muss die Öffentlichkeit ihr Besorgnis über das Verhalten einer Gruppe ausdrücken. Nicht alle Medienberichte lösen eine moralischen Panik aus. Eine zentrale Voraussetzung besteht auch darin, dass innerhalb der Gesellschaft eine Unsicherheit und ein latentes Potenzial zum Ausbruch einer extremen Besorgnis bestehen.<ref name= "Actors in the Drama of the Moral Panic"> Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman:''Actors in the Drama of the Moral Panic'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 24 -28 </ref>
=== Polizei und gerichtliche Instanzen ===
'''Polizei und Rechtsstaatlichkeit'''
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Im öffentlichen und medialen [[Diskurs]] wird eine Unterbindung und stärkere Kontrolle von dem als bedrohlich deklarierten Verhalten gefordert. Polizei und rechtliche Instanzen gelten dabei als effektive Akteure um das abweichende Verhalten zu unterbinden und ein Gefühl der Kontrolle zu erzeugen. Die Forderungen und der erhöhte Einsatz von polizeilichen sowie gerichtlichen Maßnahmen können Strukturen einer [[Kultur der sozialen Kontrolle]] etablieren.<ref name="social control">Cohen Stanley,''Reaction: The rescue and Remedy Phase''In:Folk Devils and Moral Panics, 2002,Routledge, London, S.59-119)</ref> Nach Cohen ist die Reaktion einer Kultur der Kontrolle in drei Elementen geteilt: Diffusion, Eskalation und Innovation.
#Diffusion In diesem Zusammenhang erhält die Stärkung der Zusammenarbeit von Polizeistellen auf regionaler sowie nationaler Ebene und deren verstärkte Verbindungen zu national-agierenden, gerichtlichen Institutionen eine wichtige Bedeutung. Diese führt zu einer Diffusion des devianten Verhaltens auf größerer regionaler Ebene und wird in der Ausweitung von Polizeieinsätzen, polizeilichen Maßnahmen und dem Anstieg von Inhaftierungen ersichtlich.
# Eskalation Das Ausmaß und die Intensität der Kultur der sozialen Kontrolle kann durch eines, von der breiten Öffentlichkeit geteilten, generalisierten Systems von Überzeugungen über die Auslösenden des abweichenden Verhaltens wesentlich bestimmt werden. Sobald sich vorurteilsbasierte Überzeugungen und Gedanken entwickeln, kann es zu einer Eskalation zwischen der Öffentlichkeit und den Maßnahmen der Polizei kommen.
# Innovation Unter dem Leitsatz ''"new situations need new remedies"'' wird der Einsatz neuer Methoden und Kontrollen in rechtlichen Institutionen gefordert.<ref name="Actors in the Drama of the Moral Panic"/> <ref name="social control">Cohen Stanley,''Reaction: The rescue and Remedy Phase''In:Folk Devils and Moral Panics, 2002,Routledge, London, S.59-119)</ref> Dieser Teil der Reaktion wird von Cohen als Innovation bezeichnet.
=== Politik und Gesetzgeber===
'''Politik und Gesetzgeber'''
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Stanley Cohen stellt in seinem Buch ''Folk Devils and Moral Panics'' fest, dass Politiker ein ausgeprägtes Interesse an Störungen bzw. Unruhen in ihren eigenen Wahlkreisen zeigen. Dabei verständigen sie sich im öffentlichen Rahmen mit den betroffenen Personen in ihrem Wahlkreis. Im Fall von ''Clacton'' wurden Berichte über Gespräche zwischen lokalen Politikern und Personen aus der Bevölkerung an das Innenministerium gesendet. Daraufhin erhielt die Diskussion über die Thematik Einzug in das britische Unterhaus und wurden somit auf nationaler, politischer Ebene diskutiert.<ref name= "Actors in the Drama of the Moral Panic"/> Aufgrund der Diskussion in diesem politischen Rahmen können Gesetzesveränderungen hervorgebracht werden. Die Rolle der Politiker besteht zudem darin sich auf der Seite der ''Guten'' zu positionieren ''"Politicians and other groups alligned themselves against a devil and on the side of angels (...)“''.<ref name="Actors in the Drama of the Moral Panic" />
=== Soziale Bewegungen ===
'''Soziale Bewegungen'''
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Moralische Panik kann die Entstehung von Kampagnen und Aktionsgruppen hervorrufen. Diese Gruppen bilden sich aus der Bevölkerung heraus und werden auch als [[''moral entrepeneurs'']] <ref>Becker, Howard S.:''Outsiders: Studies in the Sociology of Deviance'', 1963, New York Free Press S.147 </ref>. Diese Gruppen bewerten die bereits existierende Rechtsmittel zur Unterbindung des devianten Verhaltens als ineffektiv. Sie werden auch als [[''geminal social movements'']], sogenannte [[''Grasswurzelbewegungen'']] aufgefasst.<ref name="Actors in the Drama of the Moral Panic" />


== Öffentlichkeit ==
== Erklärungsansätze ==
Um von einer moralischen Panik zu sprechen muss die Öffentlichkeit die Besorgnis über ein Verhalten ausdrücken. Nicht alle Medienberichte lösen eine moralischen Panik aus. Eine zentrale Voraussetzung besteht darin, dass innerhalb der Gesellschaft eine Unsicherheit und ein latentes Potenzial zum Ausbruch einer extremen Besorgnis bestehen.<ref name= "Actors in the Drama of the Moral Panic"> Goode, Erich/ Ben- Yehuda Nachman:''Actors in the Drama of the Moral Panic'' In: ''Moral Panics: the social construction of deviance'', 1994, Blackwell Publishing, Malden S. 24 -28 </ref>
== Kritik ==
 
== Literatur ==
== Polizei und Rechtsstaatlichkeit ==
== Weblinks ==
Im öffentlichen und medialen [[Diskurs]] wird eine Unterbindung und stärkere Kontrolle des als bedrohlich deklarierten Verhaltens gefordert. Polizei und rechtliche Instanzen gelten als effektive Akteure um das abweichende Verhalten zu unterbinden und ein Gefühl der Kontrolle zu erzeugen. Die Forderungen und der erhöhte Einsatz von polizeilichen sowie gerichtlichen Maßnahmen können Strukturen einer [[Kultur der sozialen Kontrolle]] etablieren.<ref name="social control">Cohen Stanley,''Reaction: The rescue and Remedy Phase''In:Folk Devils and Moral Panics, 2002,Routledge, London, S.59-119)</ref> Nach Cohen ist die Reaktion einer Kultur der Kontrolle in drei Elementen geteilt: Diffusion, Eskalation und Innovation.
== Einzelnachweise ==
#Diffusion In diesem Zusammenhang erhält die Stärkung der Zusammenarbeit von Polizeistellen auf regionaler sowie nationaler Ebene und deren verstärkte Verbindungen zu nationalen und gerichtlichen Institutionen eine wichtige Bedeutung. Diese führt zu einer Diffusion des devianten Verhaltens auf größerer regionaler Ebene und wird in der Ausweitung von Polizeieinsätzen, polizeilichen Maßnahmen und dem Anstieg von Inhaftierungen ersichtlich.
# Eskalation Das Ausmaß und die Intensität der Kultur der sozialen Kontrolle kann durch eines von der breiten Öffentlichkeit geteilten, generalisierten Systems von Überzeugungen über die Auslösenden des abweichenden Verhaltens zur Eskalation führen.
# Innovation Unter dem Leitsatz ''"new situations need new remedies"'' wird der Einsatz neuer Methoden und Kontrollen in rechtlichen Institutionen gefordert.<ref name="Actors in the Drama of the Moral Panic"/> <ref name="social control">Cohen Stanley,''Reaction: The rescue and Remedy Phase''In:Folk Devils and Moral Panics, 2002,Routledge, London, S.59-119)</ref> Dieser Teil der Reaktion wird von Cohen als Innovation bezeichnet.


== Politik und Gesetzgeber ==
Stanley Cohen stellt in seinem Buch ''Folk Devils and Moral Panics'' fest, dass Politiker ein ausgeprägtes Interesse an Störungen bzw. Unruhen in ihren eigenen Wahlkreisen zeigen. Dabei verständigen sie sich im öffentlichen Rahmen mit den betroffenen Personen in ihrem Wahlkreis. Im Fall von ''Clacton'' wurden Berichte über Gespräche zwischen lokalen Politikern und Personen aus der Bevölkerung an das Innenministerium gesendet. Daraufhin erhielt die Diskussion über die Thematik Einzug in das britische Unterhaus und wurde somit auf nationaler, politischer Ebene diskutiert.<ref name= "Actors in the Drama of the Moral Panic"/> Aufgrund der Diskussion in diesem politischen Rahmen können Gesetzesveränderungen hervorgebracht werden. Die Rolle der Politiker besteht zudem darin sich auf der Seite der ''Guten'' zu positionieren ''"Politicians and other groups alligned themselves against a devil and on the side of angels (...)“''.<ref name="Actors in the Drama of the Moral Panic" />


== Aktionsgruppen ==
Moralische Panik kann die Entstehung von Kampagnen und  Aktionsgruppen hervorrufen. Diese Gruppen bilden sich aus der Bevölkerung heraus und werden auch als [[''moral entrepeneurs'']] <ref>Becker, Howard S.:''Outsiders: Studies in the Sociology of Deviance'', 1963, New York Free Press S.147 </ref>. Diese Gruppen bewerten die bereits existierende Rechtsmittel zur Unterbindung des devianten Verhaltens als ineffektiv. Sie werden auch als [[''geminal social movements'']], sogenannte [[''Grasswurzelbewegungen'']] aufgefasst.<ref name="Actors in the Drama of the Moral Panic" />


== weitere Merkmale ==
== weitere Merkmale ==
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