Frank Tannenbaum (* 1893 in Brod, Galizien, damals Österreich-Ungarn; † 1969 in New York City) war ein US-amerikanischer Soziologe, Historiker und Kriminologe.

Leben

Im Jahre 1905 emigrierte Frank Tannenbaum in die Vereinigten Staaten von Amerika. Nach seinem Studium (Columbia University; PhD in Wirtschaftswissenschaften), zog er zunächst nach Mexiko, wo er u.a. als Berater des mexikanischen Präsidenten Lázaro Cárdenas tätig war. 1932 kehrte er in die USA zurück und wurde Professor für Kriminologie an der Cornell University. 1935 wurde der Professor für lateinamerikanische Geschichte an der Columbia University. Ein bedeutender dortiger Schüler Tannenbaums war der Historiker Robert Alexander.

Werk

Tannenbaums Konzeption der „Dramatisierung des Bösen“ führte zur weiteren Entwicklung des Symbolischen Interaktionismus. Sein kriminologisches Hauptwerk Crime and the Community gilt als die erste Formulierung eines etikettierungstheoretischen Ansatzes.[1] Unter anderem enthält es die diesbezügliche prägnante Formulierung "The criminal becomes bad because he is defined as bad".[2] Allerdings griffen die späteren Vertreter des Labeling-Approaches (E. M. Lemert, Howard S. Becker) vorwiegend nicht direkt auf Tannenbaums Ausführungen zurück, sondern begründeten ihren Ansatz selbständig. Tannenbaum wird daher überwiegend eher als ein Vorläufer denn als eigentlicher Vertreter der kriminalsoziologischen Labeling-Perspektive eingestuft.[3]

Werke

  • Wall shadows: a study in American prisons. New York: G.P. Putnam's sons, 1922.
  • Crime and the Community, London 1938.
  • Slave and citizen, New York 1947.
  • Mexiko, the Struggle for Peace and Bread, New York 1951 (dt. 1967).
  • Eine Philosophie der Arbeit, Nürnberg 1954 (zuerst engl. 1951).
  • Ten Keys to Latin America, New York 1963.

Einzelnachweise

  • [1] Siegfried Lamnek, Theorien abweichenden Verhaltens, 7. Aufl., München 2001, S. 219.
  • [2] Frank Tannenbaum, Crime and the Community, London 1938, S. 17.
  • [3] Siegfried Lamnek, Theorien abweichenden Verhaltens, 7. Aufl., München 2001, S. 219.

Weblinks