Armut: Unterschied zwischen den Versionen

40 Bytes entfernt ,  07:50, 11. Okt. 2016
keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(3 dazwischenliegende Versionen von einem anderen Benutzer werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
:'''Wird als Prüfungsleistung bearbeitet'''




Alltagssprachlich ist Armut verknüpft mit Not, Elend und Hunger genauso wie mit Verwahrlosung, Obdachlosigkeit und abweichendem Verhalten (Groenemeyer 1999, S. 270).
 
"Alltagssprachlich ist Armut verknüpft mit Not, Elend und Hunger genauso wie mit Verwahrlosung, Obdachlosigkeit und abweichendem Verhalten" (Groenemeyer 1999, S. 270).
Eine Reihe von Kriminalitätstheorien beziehen sich auf Armut und Unterschichten bzw. stellen einen vermeintlich ursächlichen Zusammenhang her zwischen Armut, Unterschicht und Kriminalität oder betrachten Armut zumindest als kriminogenen Faktor.
Eine Reihe von Kriminalitätstheorien beziehen sich auf Armut und Unterschichten bzw. stellen einen vermeintlich ursächlichen Zusammenhang her zwischen Armut, Unterschicht und Kriminalität oder betrachten Armut zumindest als kriminogenen Faktor.


Zeile 75: Zeile 75:


====Labeling-Ansatz nach Sack====
====Labeling-Ansatz nach Sack====
Fritz Sack skizziert in ''Neue Perspektiven in der Kriminologie'' einen Ansatz zu einer Soziologie des abweichenden Verhaltens. Das Problem der Armut stellt sich auch im Labeling-Ansatz von Fritz Sack insofern er Kriminalität als negatives Gut konzipiert, welches ebenso wie Privilegien ein Produkt gesellschaftlicher Auseinandersetzungen ist. Kriminalität korreliert nach Sack besonders hoch mit der Schichtzugehörigkeit und der Zerrüttung einer Familie. Sack beschreibt, dass zwar 80-90 Prozent der Mitglieder der Gesellschaft schon etwas getan haben, das ein Gesetz unter Strafe stellt, aber nur ein kleiner Prozentsatz dieser Handlungen tatsächlich in die staatliche Sanktionsmühle gerät. Er beschreibt also einen Prozess des Herausfilterns, einen Selektionsprozess, wonach besonders Individuen aus den unteren Schichten in zerrütteten Familien mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu rechnen haben, in die Mühlen der staatlichen Sanktionsinstanzen zu geraten und letztlich als kriminell definiert zu werden. Insofern sind also besonders die genannten Individuen der Unterschicht von der Zuschreibung „kriminell“ betroffen (vgl. Sack 1968, S. 463 ff.).
Fritz Sack skizziert in ''Neue Perspektiven in der Kriminologie'' einen Ansatz zu einer Soziologie des abweichenden Verhaltens. Das Problem der Armut stellt sich auch im Labeling-Ansatz von Sack insofern er Kriminalität als negatives Gut konzipiert, welches ebenso wie Privilegien ein Produkt gesellschaftlicher Auseinandersetzungen ist. Kriminalität korreliert nach Sack besonders hoch mit der Schichtzugehörigkeit und der Zerrüttung einer Familie. Sack beschreibt, dass zwar 80-90 Prozent der Mitglieder der Gesellschaft schon etwas getan haben, das ein Gesetz unter Strafe stellt, aber nur ein kleiner Prozentsatz dieser Handlungen tatsächlich in die staatliche Sanktionsmühle gerät. Er beschreibt also einen Prozess des Herausfilterns, einen Selektionsprozess, wonach besonders Individuen aus den unteren Schichten in zerrütteten Familien mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu rechnen haben, in die Mühlen der staatlichen Sanktionsinstanzen zu geraten und letztlich als kriminell definiert zu werden. Insofern sind also besonders die genannten Individuen der Unterschicht von der Zuschreibung „kriminell“ betroffen (vgl. Sack 1968, S. 463 ff.).


====Räumlicher Ansatz nach Häussermann und Kronauer====
====Räumlicher Ansatz nach Häussermann und Kronauer====
Zeile 93: Zeile 93:


==Literatur==
==Literatur==
* Albrecht, Hans-Jörg (2011): Bestrafung der Armen. Zu Zusammenhängen zwischen Armut, Kriminalität und Strafrechtsstaat, in: Dollinger, B./Schmidt-Semisch, H. (Hrsg.), Gerechte Ausgrenzung?, Wiesbaden, S. 111-129.
* Albrecht, Hans-Jörg (2011): Bestrafung der Armen. Zu Zusammenhängen zwischen Armut, Kriminalität und Strafrechtsstaat, in: Dollinger, Bernd/Schmidt-Semisch, Henning (Hrsg.), Gerechte Ausgrenzung?, Wiesbaden, S. 111-129.


* Burzan, Nicole (2011): Soziale Ungleichheit. Eine Einführung in die zentralen Theorien, 4. Auflage, Wiesbaden.
* Burzan, Nicole (2011): Soziale Ungleichheit. Eine Einführung in die zentralen Theorien, 4. Auflage, Wiesbaden.