Polizeikultur: Unterschied zwischen den Versionen

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1. Auflösung der Gruppenhomogenität: Durch die verstärkte Einstellung von Polizistinnen und Menschen mit Migrationshintergrund wird zunehmend Diversität betont, was dem Homogenitätsgedanken der Cop Culture prinzipiell entgegensteht (vgl. Behr 2006, S. 124 ff.). Inwiefern sich dieser Aspekt in der Praxis entsprechend auswirkt wird kontrovers diskutiert. So ergab z.B. eine amerikanische Studie, dass ethnische Minderheiten in ihrer Bemühung um Akzeptanz in der Gruppe die polizeiinternen Werte und Normen noch stärker annehmen und so keinen positiven Einfluss auf die Öffnung der Polizistenkultur nehmen (vgl. Burton/Lamnek 2001, S. 57).
#Auflösung der Gruppenhomogenität: Durch die verstärkte Einstellung von Polizistinnen und Menschen mit Migrationshintergrund wird zunehmend Diversität betont, was dem Homogenitätsgedanken der Cop Culture prinzipiell entgegensteht (vgl. Behr 2006, S. 124 ff.). Inwiefern sich dieser Aspekt in der Praxis entsprechend auswirkt wird kontrovers diskutiert. So ergab z.B. eine amerikanische Studie, dass ethnische Minderheiten in ihrer Bemühung um Akzeptanz in der Gruppe die polizeiinternen Werte und Normen noch stärker annehmen und so keinen positiven Einfluss auf die Öffnung der Polizistenkultur nehmen (vgl. Burton/Lamnek 2001, S. 57).
 
#Auflockerung des Gruppenkonstrukts: Durch neue Arbeitszeitmodelle und die vermehrte Aufhebung fester Arbeitsschichten zugunsten flexibler, bedarfsorientierter Arbeitszeitmodelle im Einsatz- und Streifendienst wird die schichtdienstbedingte soziale Isolation verringert. Mit der Auflösung fester Dienstschichten vergrößert sich der Personenkreis der unmittelbar zusammen arbeitenden Menschen, wodurch sich deren Gruppenzusammenhalt und Zugehörigkeitsgefühl potentiell verringert (vgl. Behr 2008).
 
#Verändertes Führungsverhalten: Innerhalb der Polizei ist der Trend zu einem kooperativeren Führungsstil unter verstärkter Einbeziehung der polizeilichen Basis erkennbar. Durch ein Abflachen der Hierarchie und eine verbesserte Kommunikation zwischen polizeilicher Führung und Basis könnte eine Annäherung von Polizei- und Polizistenkultur bewirkt werden und dadurch das Spannungsverhältnis zwischen den gegensätzlich ausgerichteten Kulturen verringert werden. (vgl. Mensching 2008, S.325 ff.).
2. Auflockerung des Gruppenkonstrukts: Durch neue Arbeitszeitmodelle und die vermehrte Aufhebung fester Arbeitsschichten zugunsten flexibler, bedarfsorientierter Arbeitszeitmodelle im Einsatz- und Streifendienst wird die schichtdienstbedingte soziale Isolation verringert. Mit der Auflösung fester Dienstschichten vergrößert sich der Personenkreis der unmittelbar zusammen arbeitenden Menschen, wodurch sich deren Gruppenzusammenhalt und Zugehörigkeitsgefühl potentiell verringert (vgl. Behr 2008).
#Akademisierungsprozess: Die veränderten Einstellungsmodalitäten bewirken durch die Umwandlung der Ausbildung in ein Akademiestudium in vielen Bundesländern, dass vornehmlich Abiturienten eingestellt werden. Personen, die sich über längere Zeit in Bildungszusammenhängen befunden haben, neigen tendenziell zu einer reflektierteren Problembewältigung. Auch die mit der Akademisierung einhergehende Abschaffung der Kasernierung dürfte eine geringere Binnenkohäsion (Gruppenzusammenhalt) der Polizeianwärter bewirken. Hinzu kommt, dass sich das Bewerberpotential der Polizei durch die vermehrte Einstellung von Abiturienten eher auf ein gutbürgerliches Herkunftsmilieu stützt (vgl. Dübbers 2016, S. 29 ff.).
 
 
3. Verändertes Führungsverhalten: Innerhalb der Polizei ist der Trend zu einem kooperativeren Führungsstil unter verstärkter Einbeziehung der polizeilichen Basis erkennbar. Durch ein Abflachen der Hierarchie und eine verbesserte Kommunikation zwischen polizeilicher Führung und Basis könnte eine Annäherung von Polizei- und Polizistenkultur bewirkt werden und dadurch das Spannungsverhältnis zwischen den gegensätzlich ausgerichteten Kulturen verringert werden. (vgl. Mensching 2008, S.325 ff.).
 
 
4. Akademisierungsprozess: Die veränderten Einstellungsmodalitäten bewirken durch die Umwandlung der Ausbildung in ein Akademiestudium in vielen Bundesländern, dass vornehmlich Abiturienten eingestellt werden. Personen, die sich über längere Zeit in Bildungszusammenhängen befunden haben, neigen tendenziell zu einer reflektierteren Problembewältigung. Auch die mit der Akademisierung einhergehende Abschaffung der Kasernierung dürfte eine geringere Binnenkohäsion (Gruppenzusammenhalt) der Polizeianwärter bewirken. Hinzu kommt, dass sich das Bewerberpotential der Polizei durch die vermehrte Einstellung von Abiturienten eher auf ein gutbürgerliches Herkunftsmilieu stützt (vgl. Dübbers 2016, S. 29 ff.).


== Literatur ==
== Literatur ==