Intensivtäter: Unterschied zwischen den Versionen

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===Polizeiliche Kriminalstatistik===
===Polizeiliche Kriminalstatistik===
In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) werden als Mehrfachtäter Tatverdächtigte mit zwei, drei oder vier Fällen pro Statistikjahr angegeben. Als Intensivtäter werden in der PKS Tatverdächtigte mit mehr als vier Fällen pro Statistikjahr angesehen.
In der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) werden als Mehrfachtäter Tatverdächtigte mit zwei, drei oder vier Fällen pro Statistikjahr angegeben. Als Intensivtäter werden in der PKS Tatverdächtigte mit mehr als vier Fällen pro Statistikjahr angesehen.
===Kaiser===
===kleines kriminologisches Wörterbuch===
Kaiser definiert Intensivtäter als "Mehrfachdelinquenten, die aufgrund von Art, Schwere und Häufigkeit des Rechtsbruchs eine besonders hohe Sozialgefährlichkeit gegenüber nur gelegentlich deliktisch handelnden Rückfalltätern erkennen lassen."(Kaiser, 1993, S.178; Kaiser/Kerner/Sack/Schellhoss, 1993, S.178) Von diesen unterscheiden sie sich durch eine besonders hohe Sozialgefährlichkeit aufgrund von Art, Schwere und Häufigkeit der verübten Straftaten. Die Auftrittswahrscheinlichkeit ereignet sich bei der Mehrzahl der Intensivtäter nur während eines begrenzten Zeitraums. (vgl. Boegner, 2011, S.143)  
Kaiser definiert Intensivtäter als "Mehrfachdelinquenten, die aufgrund von Art, Schwere und Häufigkeit des Rechtsbruchs eine besonders hohe Sozialgefährlichkeit gegenüber nur gelegentlich deliktisch handelnden Rückfalltätern erkennen lassen."(Kaiser, 1993, S.178; Kaiser/Kerner/Sack/Schellhoss, 1993, S.178) Von diesen unterscheiden sie sich durch eine besonders hohe Sozialgefährlichkeit aufgrund von Art, Schwere und Häufigkeit der verübten Straftaten. Die Auftrittswahrscheinlichkeit ereignet sich bei der Mehrzahl der Intensivtäter nur während eines begrenzten Zeitraums. (vgl. Boegner, 2011, S.143)  
===MIT===
===MIT===
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==Entstehung und Entwicklung des Begriffs aus historischer Sicht==
==Entstehung und Entwicklung des Begriffs aus historischer Sicht==
===Entwicklung===
===Entwicklung===
Bei [[Cesare Lombroso]] in seinem Werk "l´uomo delinquente" 1876 findet sich zum ersten Mal in der Literatur der [[geborene Verbrecher]], also ein Menschen, der schon böse und kriminell geboren wird und an körperlichen Merkmalen wie Kopfform, Kieferstellung, Augenbrauen etc. erkannt werden kann. Dieser Gedanke wurde in mehreren nachfolgenden Theorien und Strömungen aufgegriffen, weiter ausdifferenziert, aber auch widerlegt und kritisiert. Nach Begründung der Chicagoer Schule in den 1930er Jahren wurde die Untersuchung der Lebensläufe von Straftätern forciert, um Strukturen und Änderungen im zeitlichen Ablauf einer delinquenten Karriere zu verfolgen, dies war der Anfang der [[Karriereforschung]]. Das Ehepaar Sheldon und Eleanor Glueck untersuchte mit ihrem [[Mehrfaktorenansatz]] unter anderem Faktoren, denen die größtmögliche prognostische Bedeutung zukommen, und identifizierte insbesondere drei davon: a) Beaufsichtigung der Kinder durch die Mutter b)Strenge der Erziehung und c)Ausprägung des Zusammenhalts der Familie.(vgl. Hessisches Landeskriminalamt, 2008, S.47ff).
Bei [[Cesare Lombroso]] in seinem Werk "l´uomo delinquente" 1876 findet sich zum ersten Mal in der Literatur der [[geborene Verbrecher]], also ein Menschen, der schon böse und kriminell geboren wird und an körperlichen Merkmalen wie Kopfform, Kieferstellung, Augenbrauen etc. erkannt werden kann. Dieser Gedanke wurde in mehreren nachfolgenden Theorien und Strömungen aufgegriffen, weiter ausdifferenziert, aber auch widerlegt und kritisiert. Nach Begründung der Chicagoer Schule in den 1930er Jahren wurde die Untersuchung der Lebensläufe von Straftätern forciert, um Strukturen und Änderungen im zeitlichen Ablauf einer delinquenten Karriere zu verfolgen, dies war der Anfang der [[Karriereforschung]]. Das Ehepaar Sheldon und Eleanor Glueck untersuchte mit ihrem [[Mehrfaktorenansatz]] unter anderem Faktoren, denen die größtmögliche prognostische Bedeutung zukommen, und identifizierte insbesondere drei davon: a) Beaufsichtigung der Kinder durch die Mutter b)Strenge der Erziehung und c)Ausprägung des Zusammenhalts der Familie.(vgl. Hessisches Landeskriminalamt, 2008, S.47ff). [[Chronic offenders]]oder auch persisters oder career criminals (vgl. Kammigan, Masterarbeit, 2009, S.6ff))wurden zum ersten Mal in der Philadelphia Cohort Study diejenigen Täter benannt, auf die pro Kopf fünf oder mehr polizeiliche Registrierungen erfolgten und die für mehr als die Hälfte aller begangenen Delikte verantwortlich waren. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgt die Unterteilung in Gelegenheits- und Gewohnheitsverbrecher. [[ Terrie Moffitt]] unterscheidet 1993 in seiner [[Two-Path-Theory]] [[adolescence-limited-offenders]], deren delinquentes Verhalten sich auf die Jugendzeit beschränkt und dann verwächst, und [[life-course-persistent-offenders]], deren antisoziales Verhalten im Kindesalter beginnt und sich bis hin zum Erwachsenenalter fortsetzt. Sie beschreibt damit, dass Kriminalität entweder kontinuierlich oder phasenweise geschehe, jedoch beides nicht möglich sei.   
[[Chronic offenders]]oder auch persisters oder career criminals genannt (vgl. Kammigan, Masterarbeit, 2009, S.6ff))wurden zum ersten Mal in der Philadelphia Cohort Study diejenigen Täter benannt, auf die pro Kopf fünf oder mehr polizeiliche Registrierungen erfolgten und die für mehr als die Hälfte aller begangenen Delikte verantwortlich waren. Ende des 19. Jahrhunderts erfolgt die Unterteilung in Gelegenheits- und Gewohnheitsverbrecher. [[ Terri Moffit]] unterscheidet 1993 in seiner [[Two-Path-Theory]] [[adolescence-limited-offenders]], deren delinquentes Verhalten sich auf die Jugendzeit beschränkt und dann verwächst, und [[life-course-persistent-offenders]], deren antisoziales Verhalten im Kindesalter beginnt und sich bis hin zum Erwachsenenalter fortsetzt. Sie beschreibt damit, dass Kriminalität entweder kontinuierlich oder phasenweise geschehe, jedoch beides nicht möglich sei.   
===Theoretische Erklärungsansätze===
===Theoretische Erklärungsansätze===
Neben den hier kurz aufgeführten Theorieansätzen, beschreiben auch [[Edwin H. Sutherland]] in der [[Theorie der differentiellen Assoziation]], [[Richard A. Cloward & Lloyd E. Ohlin]] in der [[Theorie der differentiellen Gelegenheiten]] und [[Ronald A. Akers]] in seiner Theorie des sozialen Lernen uvm. dass kriminelles Verhalten nicht angeboren, sondern erlernt wird. Im Nachfolgenden wird auf drei Entwicklungstheorien kurz eingegangen.
Neben den hier kurz aufgeführten Theorieansätzen, beschreiben auch [[Edwin H. Sutherland]] in der [[Theorie der differentiellen Assoziation]], [[Richard A. Cloward & Lloyd E. Ohlin]] in der [[Theorie der differentiellen Gelegenheiten]] und [[Ronald A. Akers]] in seiner Theorie des sozialen Lernen uvm. dass kriminelles Verhalten nicht angeboren, sondern erlernt wird. Im Nachfolgenden wird auf drei Entwicklungstheorien kurz eingegangen.
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Die wohl bekannteste Kohortenuntersuchung ist die [[Piladelphia Birth Cohort Study]] (vgl. Wolfgang, M. u.a. "Delinquency in a birth cohort", Chicago 1972) Hier wurden anhand von Polizei- und Schulakten knapp 10.000 Jungen aus dem Geburtsjahr 1945 untersucht, die vom zehnten bis zum 18. Lebensjahr in der Stadt Piladelphia ihren Wohnsitz hatten.  
Die wohl bekannteste Kohortenuntersuchung ist die [[Piladelphia Birth Cohort Study]] (vgl. Wolfgang, M. u.a. "Delinquency in a birth cohort", Chicago 1972) Hier wurden anhand von Polizei- und Schulakten knapp 10.000 Jungen aus dem Geburtsjahr 1945 untersucht, die vom zehnten bis zum 18. Lebensjahr in der Stadt Piladelphia ihren Wohnsitz hatten.  
In einer weiteren Langzeitstudie von Stattin/Magnusson, die prospektiv angelegt war, wurde ein Schuljahrgang untersucht, die Jungen kamen 1965 zu Beginn der Studie in die dritte Klasse, waren durchschnittlich zehn Jahre alt und wurden bis zum Alter von 30 Jahren beobachtet.  
In einer weiteren Langzeitstudie von Stattin/Magnusson, die prospektiv angelegt war, wurde ein Schuljahrgang untersucht, die Jungen kamen 1965 zu Beginn der Studie in die dritte Klasse, waren durchschnittlich zehn Jahre alt und wurden bis zum Alter von 30 Jahren beobachtet.  
===Forschungsergebnisse===
 
(Hessisches Landeskriminalamt, 2008, S.45-69)
====Einstiegsalter====
Das Alter, in dem kriminelle Karrieren beginnen, wird in vielen Untersuchungen als ein wichtiges Prognosekriterium für die Intensität einer Karriere angegeben. Je früher der Einstieg erfolgt, desto wahrscheinlicher ist auch eine spätere schwere Delinquenz.
====Anzahl der Registrierungen====
Die Anzahl der Registrierungen im Kindes- und Jugendalter zeigt einen Zusammenhang von Jugend- und Erwachsenenkriminalität. (Pongratz&Jürgensen, 1990, S.161)
====Dauer der kriminellen Karrieren====
Hinsichtlich der Dauer von kriminellen Karrieren gibt es unterschiedliche Aussagen, sie schwanken nach Piquero et al. (2004) zwischen 17 Jahren und zwei bis drei Jahren nach Kerner (1989, S.204).
====Zusammenhang zwischen Deliktanzahl und Deliktschwere====
Auch hier gibt es keine einheitlichen Ergebnisse
====Belastungsfaktoren====
=====Metaanalyse Hawkins=====
In einer Metaanalyse von 66 Langzeitstudien zur Gewalt und Schwere Kriminalität bei Jugendlichen haben Hawkins et al. (2000) Belastungsfaktoren gesammelt und ein Ranking erstellt.
*individuelle Faktoren: Probleme während der Schwangerschaft oder bei der Geburt, Hyperaktivität, Aggressivität, antisoziales Verhalten etc.
*Familie: kriminelle Eltern, Kindesmisshandlung, Armut, geringe Fürsorge duch die Eltern, Trennung von Eltern und Kind etc.
*Schule: Schulversagen, Schulrauswurf, häufiger Schulwechsel etc.
*Freundeskreis: delinquente Freunde, Mitgliedschaft in einer Gang etc.
*Nachbarschaft: Armut, Ghettoisierung, Verfügbarkeit von Drogen und Waffen, Kriminelle etc.
=====Kriterien für MIT=====
Es ist davon auszugehen, dass es keine spezifischen Kriterien gibt, die ausschließlich für MIT zutreffen. Es handelt sich bei Intensivtätern um Personen, die diagnostisch und prognostisch betrachtet einfach viele ungünstige oder auch für das Hineingeraten in verfestigte kriminelle Verläufe förderliche Kriterien aufweisen bzw. auf sich vereinigen.(vgl. Hessisches Landeskriminalamt, 2008, S.172-174)
*Mängel und Defizite im Leistungsbereich
*Mängel und Defizite im Freizeitbereich, namentlich unstrukturiertes Freizeitverhalten
*Mängel und Defizite im Kontaktbereich, namentlich eine starke Orientierung an eine delinquenten Freundeskreis oder enge Bidnungen an ein typisches "Altstadt-Milieu"
*problematische Werthaltungen und Relevanzbezüge
*biografische Belastungen, wie die Herkunft aus besonders problematischen sozialen und ökonomischen Verhältnissen
==Zusammenhänge mit anderen Begriffen==
==Zusammenhänge mit anderen Begriffen==
===Schwellentäter===
===Schwellentäter===
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*Gefährderansprachen
*Gefährderansprachen
*Koordination und Vernetzung der an der Jugendarbeit beteiligten Institutionen
*Koordination und Vernetzung der an der Jugendarbeit beteiligten Institutionen
====Vieltäterprogramm Hamburg====
So gibt es z.B. das Vieltäterprogramm in Hamburg, bei dem das Tatortprinzip durch das Wohnortprinzip ersetzt und die parallele Zuständigkeit unterschiedlicher Sachbearbeiter für ein und dieselbe Person begrenzt wurde. In den "Häusern des Jugendrechts" arbeiten Jugendrecht, Jugendhilfe, Polizei und Staatsanwaltschaft unter einem Dach zusammen, mit dem Ziel, die Kooperation der beteiligten Institutionen zu verbessern, angemessen und abgestimmt auf Jugenddelinquenz zu reagieren, die Jugendstrafverfahrensdauer zu verkürzen und die Prävention zu verstärken. (vgl. Schwind, 2012)
Das Tatortprinzip wurde durch das Wohnortprinzip ersetzt und die parallele Zuständigkeit unterschiedlicher Sachbearbeiter für ein und dieselbe Person begrenzt.
===="Proper" in München====
====Initiativprogramm Jugendliche Intensivtäter Baden-Württemberg====
====BASU21====
====BASU21====
Das Konzept der BASU21 ('''B'''esonders '''A'''uffällige '''S'''traftäter '''U'''nter '''21''' Jahren) (vgl. Dr. Claudia Koch-Arzberger, 2010, S.1-15) richtet sich an Kinder, Jugendliche und Heranwachsende als Zielgruppe. Die Einstufung erfolgt entweder nach fünf Straftaten oder mehr (inklusive einem Gewaltdelikt) innerhalb eines Jahres und einer negativen Prognose oder auf Grund von "Ersttäter"(insbesondere Gewalttäter) und negativer Prognose. Eine negative Prognose wird erstellt, wenn davon auszugehen ist, dass ohne Intervention aufgrund von Persönlichkeitsbild, sozialem Umfeld und der Art und Ausführung der Tat ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminaltiät geschieht.
Das Konzept der BASU21 ('''B'''esonders '''A'''uffällige '''S'''traftäter '''U'''nter '''21''' Jahren) (vgl. Dr. Claudia Koch-Arzberger, 2010, S.1-15) richtet sich an Kinder, Jugendliche und Heranwachsende als Zielgruppe. Die Einstufung erfolgt entweder nach fünf Straftaten oder mehr (inklusive einem Gewaltdelikt) innerhalb eines Jahres und einer negativen Prognose oder auf Grund von "Ersttäter"(insbesondere Gewalttäter) und negativer Prognose. Eine negative Prognose wird erstellt, wenn davon auszugehen ist, dass ohne Intervention aufgrund von Persönlichkeitsbild, sozialem Umfeld und der Art und Ausführung der Tat ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminaltiät geschieht.
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Die Kriminalpolizeien haben bereits mehrere Intensivtäterprogramme entwickelt und besondere Massnahmen, wie die Gefährderansprache, erarbeitet. In Zusammenwirken mit Strafjustiz und Jugendgerichtshilfe gibt es Präventionsprogramme wie Anti-Aggressionstraining als Auflagen, in der Jugendhilfe gibt es spezielle Maßnahmenformen wie geschlossene Jugendhilfeeinrichtungen, Soziotherapeutische Wohngruppen, U-Haft-Vermeidungsgruppen etc. (vgl.)
Die Kriminalpolizeien haben bereits mehrere Intensivtäterprogramme entwickelt und besondere Massnahmen, wie die Gefährderansprache, erarbeitet. In Zusammenwirken mit Strafjustiz und Jugendgerichtshilfe gibt es Präventionsprogramme wie Anti-Aggressionstraining als Auflagen, in der Jugendhilfe gibt es spezielle Maßnahmenformen wie geschlossene Jugendhilfeeinrichtungen, Soziotherapeutische Wohngruppen, U-Haft-Vermeidungsgruppen etc. (vgl.)
In manchen Bundesländern oder Städten gibt es sogenannte "Runde Tische", zu denen eingeladen werden kann, wenn ein Intensivtäter auffällig wird und über die geeigneten Interventionen und Auflagen im Vorfeld zu einer Verurteilung gesprochen werden soll bzw. wenn es um geeignete Maßnahmen vor der Entlassung geht.  
In manchen Bundesländern oder Städten gibt es sogenannte "Runde Tische", zu denen eingeladen werden kann, wenn ein Intensivtäter auffällig wird und über die geeigneten Interventionen und Auflagen im Vorfeld zu einer Verurteilung gesprochen werden soll bzw. wenn es um geeignete Maßnahmen vor der Entlassung geht.  
==Forschungsprogramme==
==Forschungsprogramme und Ergebnisse==
===Forschungsprojekt "Mehrfach - und Intensivtäter"===
===Forschungsprojekt "Mehrfach - und Intensivtäter"===
Zentrale Ergebnisse waren
Zentrale Ergebnisse waren
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*Ethnische Unterschiede sind deutlich erkennbar, Prävention muss die unterschiedlichen Problemlagen angemessen berücksichtigen.
*Ethnische Unterschiede sind deutlich erkennbar, Prävention muss die unterschiedlichen Problemlagen angemessen berücksichtigen.
*Bildungs- und Ausbildungsdefizite mindern dadurch die Chancen auf berufliche Ausbildung und gesellschaftliche Integration.
*Bildungs- und Ausbildungsdefizite mindern dadurch die Chancen auf berufliche Ausbildung und gesellschaftliche Integration.
==Literatur==
===Forschungsergebnisse(Hessisches Landeskriminalamt, 2008, S.45-69)===
Boegner, Annette, Jugendliche Intensivtäter, 2011
Das '''Einstiegsalter''', in dem kriminelle Karrieren beginnen, wird in vielen Untersuchungen als ein wichtiges Prognosekriterium für die Intensität einer Karriere angegeben. Je früher der Einstieg erfolgt, desto wahrscheinlicher ist auch eine spätere schwere Delinquenz. Die Anzahl der polizeilichen Registrierungen im Kindes- und Jugendalter zeigt einen Zusammenhang von Jugend- und Erwachsenenkriminalität. (Pongratz&Jürgensen, 1990, S.161)
Berliner Kriminologische Studien, Band 8, Jugendliche Mehrfach- und "Intensivtäter", 2009
Hinsichtlich der Dauer von kriminellen Karrieren gibt es unterschiedliche Aussagen, sie schwanken nach Piquero et al. (2004) zwischen 17 Jahren und zwei bis drei Jahren nach Kerner (1989, S.204).
Forum Kritische Psychologie Nr. 53, "Intensivtäter"- eine empirische Studie, 2009
Belastungsfaktoren werden immer wieder als Auslöser und begünstigende Faktoren beschrieben.
Hessisches Landeskriminalamt, Band 1, Mehrfach- und Intensivtäter in Hessen, 2008
In einer Metaanalyse von 66 Langzeitstudien zur Gewalt und Schwere Kriminalität bei Jugendlichen haben Hawkins et al. (2000) Belastungsfaktoren gesammelt und ein Ranking erstellt.
Bundeskriminalamt, "Junge Mehrfach- und Intensivtäter- Gelingt der Wissenstransfer zwischen kriminologischer Forschung und polizeilicher Praxis?", Tagung 17.November 2010
*individuelle Faktoren: Probleme während der Schwangerschaft oder bei der Geburt, Hyperaktivität, Aggressivität, antisoziales Verhalten etc.
Dr. Steffen, Wiebke, "Mehrfach- und Intensivtäter" in ZJJ - Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, 2003
*Familie: kriminelle Eltern, Kindesmisshandlung, Armut, geringe Fürsorge duch die Eltern, Trennung von Eltern und Kind etc.
*Schule: Schulversagen, Schulrauswurf, häufiger Schulwechsel etc.
*Freundeskreis: delinquente Freunde, Mitgliedschaft in einer Gang etc.
*Nachbarschaft: Armut, Ghettoisierung, Verfügbarkeit von Drogen und Waffen, Kriminelle etc.
Es ist davon auszugehen, dass es keine spezifischen Kriterien gibt, die ausschließlich für MIT zutreffen. Es handelt sich bei Intensivtätern um Personen, die diagnostisch und prognostisch betrachtet einfach viele ungünstige oder auch für das Hineingeraten in verfestigte kriminelle Verläufe förderliche Kriterien aufweisen bzw. auf sich vereinigen.(vgl. Hessisches Landeskriminalamt, 2008, S.172-174)
*Mängel und Defizite im Leistungsbereich
*Mängel und Defizite im Freizeitbereich, namentlich unstrukturiertes Freizeitverhalten
*Mängel und Defizite im Kontaktbereich, namentlich eine starke Orientierung an eine delinquenten Freundeskreis oder enge Bidnungen an ein typisches "Altstadt-Milieu"
*problematische Werthaltungen und Relevanzbezüge
*biografische Belastungen, wie die Herkunft aus besonders problematischen sozialen und ökonomischen Verhältnissen
==Literaturverzeichnis==
===Bücher===
Boeger, Annette, ''Jugendliche Intensivtäter'', 1. Auflage, 2011, ISBN 978-3-531-17295-8
Kaiser, Günther in Kaiser, Günther/ Kerner, Hans-Jürgen/ Sack, Fritz/ Schellhoss, Hartmut (Hrsg.), ''Kleines Kriminologisches Wörterbuch'' (S. 178 – 182). 3. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage, 1993, ISBN 3-8252-1274-2
Kunz, Karl-Ludwig, Kriminologie, 6.vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage, 2011, ISBN 978-3-8252-3591-8
Lamnek, Siegfried, ''Theorien abweichenden Verhaltens I'', 9. durchgesehene Auflage, 2013, ISBN 978-3-8252-3935-0
Lamnek, Siegfried, ''Theorien abweichenden Verhaltens II'', 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, 2008, ISBN 978-3-7705-4646-6
===Studien und Dokumentationen===
Berliner Kriminologische Studien, Band 8, ''Jugendliche Mehrfach- und "Intensivtäter"'', 2009
Bundeskriminalamt, ''"Junge Mehrfach- und Intensivtäter- Gelingt der Wissenstransfer zwischen kriminologischer Forschung und polizeilicher Praxis?"'', Tagung 17.November 2010, Wiesbaden
Hessisches Landeskriminalamt, Band 1, ''"Mehrfach- und Intensivtäter in Hessen"'', 2008
Goerdeler, Jochen, "Mehrfach- und Intensivtäter", kriminologische Aspekte, in Polizei & Sozialarbeit XIII, 18. Juli 2006, Hofgeismar
Kammigan, Ilka, ''"Junge Mehrfach- und Intensivtäter in Hamburg"'', Masterarbeit, 2009, Hamburg
Schwind, Jan-Volker, "Intensivtäter und Intensivtäterprogramme der Polizei - bezogen auf Gewalttätigkeiten junger männlicher Rechtsbrecher", Masterarbeit, 2012, Bochum
===Fachzeitschriften===
Dr. Steffen, Wiebke, ''"Mehrfach- und Intensivtäter"'' in ZJJ - Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe, 2003
Dr. Steffen, Wiebke, ''"Mehrfach- und Intensivtäter: Aktuelle Erkenntnisse und Strategien aus dem Blickwinkel der Polizei"'' in ZJJ - Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe 2003, S. 152-158
Huck, Lorenz, ''Jugendliche "Intensivtäter/innen" - Argumente gegen die Personalisierung mehrfacher strafrechtlicher Auffälligkeiten'' in Zeitschrift Forum Kritische Psychologie Nr. 53, s. 34-49, 2009
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