Intensivtäter: Unterschied zwischen den Versionen

140 Bytes hinzugefügt ,  19:37, 8. Mär. 2016
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 91: Zeile 91:
====BASU21====
====BASU21====
Das Konzept der BASU21 ('''B'''esonders '''A'''uffällige '''S'''traftäter '''U'''nter '''21''' Jahren) (vgl. Dr. Claudia Koch-Arzberger, 2010, S.1-15) richtet sich an Kinder, Jugendliche und Heranwachsende als Zielgruppe. Die Einstufung erfolgt entweder nach fünf Straftaten oder mehr (inklusive einem Gewaltdelikt) innerhalb eines Jahres und einer negativen Prognose oder auf Grund von "Ersttäter"(insbesondere Gewalttäter) und negativer Prognose. Eine negative Prognose wird erstellt, wenn davon auszugehen ist, dass ohne Intervention aufgrund von Persönlichkeitsbild, sozialem Umfeld und der Art und Ausführung der Tat ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminaltiät geschieht.
Das Konzept der BASU21 ('''B'''esonders '''A'''uffällige '''S'''traftäter '''U'''nter '''21''' Jahren) (vgl. Dr. Claudia Koch-Arzberger, 2010, S.1-15) richtet sich an Kinder, Jugendliche und Heranwachsende als Zielgruppe. Die Einstufung erfolgt entweder nach fünf Straftaten oder mehr (inklusive einem Gewaltdelikt) innerhalb eines Jahres und einer negativen Prognose oder auf Grund von "Ersttäter"(insbesondere Gewalttäter) und negativer Prognose. Eine negative Prognose wird erstellt, wenn davon auszugehen ist, dass ohne Intervention aufgrund von Persönlichkeitsbild, sozialem Umfeld und der Art und Ausführung der Tat ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminaltiät geschieht.
Mit Erreichen des 21. Lebensjahrs wird man aus dem Konzept entlassen. Vor dem 21. Lebensjahr kann dies ebenfalls geschehen, wenn die Person mindestens zwölf Monate nicht mehr polizeilich mit positiver Entwicklungsprognose in Erscheinung getreten ist, längerfristige Abwesenheit oder die Voraussetzung zur Einstufung als MIT und die Übernahme durch das zuständige Kommissariat gewährleistet ist.
Mit Erreichen des 21. Lebensjahrs wird man aus dem Konzept entlassen. Vor dem 21. Lebensjahr kann dies ebenfalls geschehen, wenn die Person mindestens zwölf Monate nicht mehr polizeilich mit positiver Entwicklungsprognose in Erscheinung getreten ist, längerfristige Abwesenheit (durch Haft, Heim, Wegzug etc.) oder die Voraussetzung zur Einstufung als MIT und die Übernahme durch das zuständige Kommissariat gewährleistet ist.
Zum Ziel hat das Konzept die Prävention, die Repression und die Netzwerkarbeit.
Zum Ziel hat das Konzept Prävention, Repression und Netzwerkarbeit.
Präventiv finden Interventionen, sogenannte Gefährderansprachen zeitnah, abgestimmt und mehrschichtig statt. Ausßerdem liegt ein Schwerpunkt auf dem Opferschutz.
Präventiv finden Interventionen, sogenannte Gefährderansprachen, zeitnah, abgestimmt und mehrschichtig statt. Außerdem liegt ein Schwerpunkt auf dem Opferschutz. Repressiv wird die Ermittlungsführung täterorientiert, deliktsübergreifend und konsequent durchgeführt, um zeitnahe und angemessene Sanktionierung und Motivtation zur nachhaltigen Verhaltensänderung zu erreichen. Netzwerkarbeit ist der dritte Baustein, die Kooperation aller beteiligten Institutionen wird praxisorientiert, anlassbezogen und gemeinsam durchgeführt z.B. durch Fallkonferenzen etc. Bei BASU21 findet eine Zusammenarbeit zwischen Polizei, Schule, Schulamt, Jugendhilfe, Haus des Jugendrechts, Justiz, Eltern etc. statt.
Repressiv wird die Ermittlungsführung täterorientiert, deliksübergreifend und konsepuent durchgeführt um zeitnahe und angemessene Sanktionierung und die Motivtation zur nachhaltigen Verhaltensänderung erreicht werden kann. Netzwerkarbeit ist der dritte Baustein, die Kooperation aller beteiligten Institutionen wird praxisoriteniert, anlassbezogen und gemeinsam durchgeführt.Vernetzung von Polizei, Schule, Schulamt, Jugendhilfe, Haus des Jugendrechts, Justiz, Eltern etc.
BASU21 als präventive Vorstufe zu "MIT" Mehrfach-Intensiv-Täter-Programmen.
BASU21 als präventive Vorstufe zu "MIT"
===Interdisziplinäre Zusammenarbeit===
===Interdisziplinäre Zusammenarbeit===
In der Arbeit mit den Intensivtätern ist die Zusammenarbeit und Vernetzung der verschiedensten Diszipline gefordert. Neben der Polizei bzw. der zuständigen Abteilung der Kriminalpolizei nimmt auch die Jugendgerichtshilfe, die Jugendhilfe im Allgemeinen, die Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychologen und Therapeuten und nicht zu letzt die Strafjustiz einen bedeutenden Platz ei. In der Psychologie z.B. ist der Blick auf das Individuum und auf die Umstände im Mittelpunkt. Der Mensch mit seiner Persönlichkeit beeinflusst die spezifische Umwelt, die wiederrum auch ihn beeinflusst. Die Jugendhilfe setzt präventiv und interventiv an der Person an, sie soll Hilfestellung geben, Bedürfnisse auf legalem Weg zu erfüllen und die jugendtypischen Risikoverhaltensweisen zu lenken. In der Phase des Heranwachsens ist die Ablösung oder Abgrenzung zum Elternhaus, die Integration in Peers und die Identitätsentwicklung im Vordergrund.
In der Arbeit mit den Intensivtätern ist die Zusammenarbeit und Vernetzung der verschiedensten Disziplinen gefordert. Neben der Polizei bzw. der zuständigen Abteilung der Kriminalpolizei nehmen auch die Jugendgerichtshilfe, die Jugendhilfe im Allgemeinen, die Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychologen und Therapeuten und nicht zuletzt die Strafjustiz einen bedeutenden Platz ein. In der Psychologie z.B. ist der Blick auf das Individuum und auf die Umstände im Mittelpunkt. Der Mensch mit seiner Persönlichkeit beeinflusst die spezifische Umwelt, die wiederum auch ihn beeinflusst. Die Jugendhilfe setzt präventiv und interventiv an der Person an, sie soll Hilfestellung geben, Bedürfnisse auf legalem Weg zu erfüllen und die jugendtypischen Risikoverhaltensweisen zu lenken. In der Phase des Heranwachsens stehen die Ablösung oder Abgrenzung zum Elternhaus, die Integration in eine gleichaltrige Peergroup und die Identitätsentwicklung im Vordergrund.
Die Kriminalpolizeien haben bereits mehrere Intensivtäterprogramme entwickelt und besondere Massnahmen, wie die Gefährderansprache, erarbeitet. In Zusammenwirken mit Strafjustiz und Jugendgerichtshilfe gibt es Präventivprogramme wie Anti-Aggressionstraining als Auflagen, in der Jugendhilfe gibt es spezielle Maßnahmenformen wie geschlossene Jugendhilfeeinrichtungen, Soziotherapeutische Wohngruppen, U-Haft-Vermeidungsgruppen etc. (vgl.)
Die Kriminalpolizeien haben bereits mehrere Intensivtäterprogramme entwickelt und besondere Massnahmen, wie die Gefährderansprache, erarbeitet. In Zusammenwirken mit Strafjustiz und Jugendgerichtshilfe gibt es Präventionsprogramme wie Anti-Aggressionstraining als Auflagen, in der Jugendhilfe gibt es spezielle Maßnahmenformen wie geschlossene Jugendhilfeeinrichtungen, Soziotherapeutische Wohngruppen, U-Haft-Vermeidungsgruppen etc. (vgl.)
In manchen Bundesländern oder Städten gibt es sogenannte "Runde Tische" zu denen eingeladen werden kann, wenn ein Intensivtäter auffällig ist und über die geeigneten Interventionen und Auflagen im Vorfeld zu einer Verurteilung gesprochen werden soll bzw. wenn es um geeignete Maßnahmen vor der Entlassung geht.  
In manchen Bundesländern oder Städten gibt es sogenannte "Runde Tische", zu denen eingeladen werden kann, wenn ein Intensivtäter auffällig wird und über die geeigneten Interventionen und Auflagen im Vorfeld zu einer Verurteilung gesprochen werden soll bzw. wenn es um geeignete Maßnahmen vor der Entlassung geht.  
==Forschungsprogramme==
==Forschungsprogramme==
===Forschungsprojekt "Mehrfach - und Intensivtäter"===
===Forschungsprojekt "Mehrfach - und Intensivtäter"===
Zentrale Ergebnisse waren
Zentrale Ergebnisse waren
*Früh einsetzende Prävention ist entscheidend, frühes vernetztes Handeln aller beteiligten staatlichen Institutionen sowie der Eltern sind wichtig und sinnvoll bei der Unterstützung des Abbruchs der kriminellen Karriere
*Früh einsetzende Prävention ist entscheidend, frühes vernetztes Handeln aller beteiligten staatlichen Institutionen sowie der Eltern ist wichtig und sinnvoll bei der Unterstützung des Abbruchs der kriminellen Karriere
*deliktübergreifende und täterorientierte Bearbeitung ist dringend geboten, Die Gruppe der MIT ist sehr heterogen, das wissen sollte gebündelt werden
*Deliktübergreifende und täterorientierte Bearbeitung ist dringend geboten. Die Gruppe der MIT ist sehr heterogen, das wissen sollte gebündelt werden
*Ethnische Unterschiede sind deutlich erkennbar, Prävention muss die unterschiedlichen Problemlagen angemessen berücksichtigen
*Ethnische Unterschiede sind deutlich erkennbar, Prävention muss die unterschiedlichen Problemlagen angemessen berücksichtigen.
*Bildungs- und Ausbildungsdefizite, dadurch werden die Chancen auf berufliche Ausbildung und gesellschaftliche Integration gemindert
*Bildungs- und Ausbildungsdefizite mindern dadurch die Chancen auf berufliche Ausbildung und gesellschaftliche Integration.
==Literatur==
==Literatur==
Annette Boegner, Jugendliche Intensivtäter, 2011
Annette Boegner, Jugendliche Intensivtäter, 2011
29

Bearbeitungen