Ernst Gennat: Unterschied zwischen den Versionen

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Hinter seinem Rücken wurde er von seinen Kollegen freundlich oder hämisch „[[Buddha]] der Kriminalisten“ oder „Der volle Ernst“ genannt. Diese Spitznamen spielten auf seine imposante Körperfülle an.
Hinter seinem Rücken wurde er von seinen Kollegen freundlich oder hämisch „[[Buddha]] der Kriminalisten“ oder „Der volle Ernst“ genannt. Diese Spitznamen spielten auf seine imposante Körperfülle an.


== Werdegang ==
== Der junge Ernst Gennat ==
Durch seinen Vater, den Oberinspektor des [[Justizvollzugsanstalt Berlin-Plötzensee|„Neuen Strafgefängnisses“ Plötzensee]] (im Volksmund auch „die [[Plötze]]“ genannt), kam der junge Gennat schon früh mit der sozialen und wirtschaftlichen Misere der untersten Bevölkerungsschichten in Berührung. Laut Adressbucheintrag von 1880 bewohnte die Familie Gennat (Mutter Clara Luise, geborene Bergemann, Vater August und Sohn Ernst August Ferdinand) eine Personalwohnung im „Neuen Strafgefängniß“.  
Durch seinen Vater, den Oberinspektor des [[Justizvollzugsanstalt Berlin-Plötzensee|„Neuen Strafgefängnisses“ Plötzensee]] (im Volksmund auch „die [[Plötze]]“ genannt), kam der junge Gennat schon früh mit der sozialen und wirtschaftlichen Misere der untersten Bevölkerungsschichten in Berührung. Laut Adressbucheintrag von 1880 bewohnte die Familie Gennat (Mutter Clara Luise, geborene Bergemann, Vater August und Sohn Ernst August Ferdinand) eine Personalwohnung im „Neuen Strafgefängniß“.  


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An der Berliner [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] studierte er dann acht Semester Jura. Am [[12. Juli]] [[1905]] ließ er sich aus der [[Matrikel]] streichen – vor dem Semesterende am 15. August. Von offizieller Seite wurde dazu vermerkt: „wg. Unfl.“ („wegen Unfleiß“). Diese Formel besagte nicht, dass Gennat „unfleißig“ war, sondern dass er die Universität ohne Abschlusszeugnis verließ. Grund dafür war sein Entschluss, in die [[Kriminalpolizei (Deutschland)|Kriminalpolizei]] einzutreten.
An der Berliner [[Humboldt-Universität zu Berlin|Friedrich-Wilhelms-Universität]] studierte er dann acht Semester Jura. Am [[12. Juli]] [[1905]] ließ er sich aus der [[Matrikel]] streichen – vor dem Semesterende am 15. August. Von offizieller Seite wurde dazu vermerkt: „wg. Unfl.“ („wegen Unfleiß“). Diese Formel besagte nicht, dass Gennat „unfleißig“ war, sondern dass er die Universität ohne Abschlusszeugnis verließ. Grund dafür war sein Entschluss, in die [[Kriminalpolizei (Deutschland)|Kriminalpolizei]] einzutreten.


== Der Berliner „Adelsclub“ ==
== Ernst Gennat und der Berliner „Adelsclub“ ==
1904 war Ernst Gennat in den Polizeidienst eingetreten. Am [[30. Mai]] [[1905]] legte der [[Amtsbezeichnungen bei der deutschen Polizei|Kriminalanwärter]] die Prüfung zum Kriminalkommissar ab, wurde zwei Tage später zum Hilfskriminalkommissar ernannt und am 1. August zum Kriminalkommissar.  
1904 war Ernst Gennat in den Polizeidienst eingetreten. Am [[30. Mai]] [[1905]] legte der [[Amtsbezeichnungen bei der deutschen Polizei|Kriminalanwärter]] die Prüfung zum Kriminalkommissar ab, wurde zwei Tage später zum Hilfskriminalkommissar ernannt und am 1. August zum Kriminalkommissar.  


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Erst durch Ernst Gennats Bemühungen wurde aus dem Mordbereitschaftsdienst eine organisatorisch fest eingerichtete „Zentrale Mordinspektion“ in der Inspektion A, die am [[1. Januar]] [[1926]] offiziell ihre Arbeit aufnahm und deren Leitung er übernahm. Erst aus diesem Anlass wurde er 1925, mit 45 Jahren, zum Kriminalpolizeirat befördert. Seine für einen preußischen Beamten ungewöhnlich demokratische Grundeinstellung und seine Bereitschaft, an Missständen unverblümt Kritik zu üben, hatten sich trotz seiner unbestreitbaren Erfolge hinderlich auf seine Karriere ausgewirkt. Stellvertretender Leiter von Ernst Gennats Inspektion A wurde Dr. Ludwig Werneburg, der während der zwanziger Jahre die Inspektion B leitete.
Erst durch Ernst Gennats Bemühungen wurde aus dem Mordbereitschaftsdienst eine organisatorisch fest eingerichtete „Zentrale Mordinspektion“ in der Inspektion A, die am [[1. Januar]] [[1926]] offiziell ihre Arbeit aufnahm und deren Leitung er übernahm. Erst aus diesem Anlass wurde er 1925, mit 45 Jahren, zum Kriminalpolizeirat befördert. Seine für einen preußischen Beamten ungewöhnlich demokratische Grundeinstellung und seine Bereitschaft, an Missständen unverblümt Kritik zu üben, hatten sich trotz seiner unbestreitbaren Erfolge hinderlich auf seine Karriere ausgewirkt. Stellvertretender Leiter von Ernst Gennats Inspektion A wurde Dr. Ludwig Werneburg, der während der zwanziger Jahre die Inspektion B leitete.


[[Bild:Mordkommissionen.png|right|thumb|Die Funktionsweise der Mordkommissionen in der Inspektion A ab 1926]]
Die Zentrale Mordinspektion fand in der Folge weltweit Beachtung, Anerkennung und Nachahmung. Als Chef seiner neuen Inspektion koordinierte Gennat nicht nur die Mordkommissionen, sondern hatte die Kontrolle über alle Morduntersuchungen inne und suchte selbst die fähigsten Kriminalisten aus.
Die Zentrale Mordinspektion fand in der Folge weltweit Beachtung, Anerkennung und Nachahmung. Als Chef seiner neuen Inspektion koordinierte Gennat nicht nur die Mordkommissionen, sondern hatte die Kontrolle über alle Morduntersuchungen inne und suchte selbst die fähigsten Kriminalisten aus.


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