Speakeasy

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Speakeasys (dt.: "Flüsterkneipen" oder "Mondscheinkneipen") waren illegale Kneipen während der Prohibition in Amerika. Hier wurde in Hinterzimmern, Bars und Clubs verdeckt hochprozentiger Alkohol ausgeschenkt.


Geschichtlicher Rahmen

Die US-Prohibition zwischen 1920 bis 1933 war die Geburtsstunde der Speakeasys. Die Ursache der Prohibition war ursprünglich ein sozio-kultureller Konflikt zwischen Ethnien, Klassen und politischen Gruppen. Ein hohes Maß an Gewalt in den Städten, der Wunsch nach Kontrolle sowie Ökonomie und Steuern waren ebenfalls wichtige Indikatoren. Es wurde eine Illusion von Gewalt und Kriminalität durch die schwarze Bevölkerung und Einwanderer fremder Kulturen propagiert, um ein allgemeines Alkoholverbot zu rechtfertigen. In Wirklichkeit war es jedoch ein Kampf um Status.

Schon Mitte des 19.Jahrhunderts gewannen Mäßigkeitsbewegungen wie der "Christliche Frauenbund für Abstinenz" (Women’s Christian Temperance Union) und die "Anti-Saloon-Liga", die sich für das Alkoholverbot einsetzten, an Einfluss. 1851 wurde in einzelnen Städten ein Alkoholverbot durchgesetzt.

1919 wurde dann ein allgemeines Alkoholverbot für die ganze USA entworfen. Der 18. Zusatzartikel zur amerikanischen Verfassung (18th Amendment) wurde am 16.01.1920 rechtkräftig. (Dieses Alkoholverbot hatte bis 1933 bestand.) 270 Millionen Liter Alkohol befanden sich nun unter Zollverschluss und Alkohol im Wert von einer Million Dollar wurde in dieser Nacht vernichtet. Das Gesetz verbot die Herstellung, den Verkauf und den Transport von Alkohol und ein Verstoß wurde mit Strafe geahndet.


Illegale Alkoholherstellung und Schmuggel

Die Prohibition eröffnete einen Nischenmarkt. Die Brauereien und Whiskey-Fabriken stellten zwar ihren Betrieb ein und entließen ihre Arbeiter, aber es entstanden im Untergrund Destillieranstalten, die so genannten stills. Hier wurde illegal Alkohol hergestellt, der aufgrund der Nachtarbeit in den stills "Moonshine" (auch "hooch" oder "white lightning") genannt wurde. "Bootleggers" und "rum-runners", so wurden die Schnapsschmuggler genannt, brachten den illegalen Alkohol über die Grenze. Sie bedienten die unerschöpfliche Nachfrage in den Speakeasys. Auch im Kleinen wurde privat mit dem eigenen Miniatur-Destillier-Apparat Alkohol hergestellt. Zur dieser Zeit wurde wesentlich mehr hochprozentiger Alkohol getrunken, als vor der Prohibition. Der Grund hierfür war, dass die heimliche Herstellung und der Schmuggel von destilliertem Alkohol leichter waren, als die Herstellung von Bier oder Wein. Um die schlechte Qualität der hochprozentigen Spirituosen zu vertuschen, wurde der Whiskey wie heute weit verbreitet auf Eis serviert.

Die organisierte Mafia machte ein großes Geschäft mit dem Schmuggel von kanadischem Whiskey und mit der illegalen Herstellung von Gin. Mafia-Größen wie Al Capone organisierten Alkoholschmuggel in Chicago und New York im großen Stil. Da sich der Schwarzmarkt jeglicher staatlicher Kontrolle entzog, gab es jedoch keine Garantie für die Qualität der Spirituosen mehr. Der Alkohol war oft schlecht destilliert und enthielt zu viel Fuselöle, außerdem wurde hochwertiger Alkohol gestreckt. Die Folgen dieser schlecht hergestellten Rauschmittel waren Krankheit und viele Todesfälle.

Speakeasys

Mit dem Alkoholverbot begann ebenfalls die Ära der "Goldenen Zwanziger", eine Zeit von illegalem Alkoholkonsum, organisierten Verbrechen und dem verschwenderischen Großstadtleben. Die Saloons wurden mit dem Alkoholverbot geschlossen, doch schon bald sprossen in jeder Ecke die Speakeasys aus den Straßen der Großstädte.


Speakeasys waren Kneipen in denen illegal hochprozentiger Alkohol ausgeschenkt wurde. Ihren Namen bekamen die Speakeasys daher, dass dort nur im Flüsterton gesprochen wurde, um keine Aufmerksamkeit auf die illegalen und gut getarnten Kneipen zu lenken. Allerdings ging es in diesen Kneipen oftmals alles andere als leise zu. Speakeasys gab es in allen Variationen. Vom Hinterzimmer über kleine Spelunken bis hin zum angesagten Club. Wo sie zu finden waren, war ein offenes Geheimnis und jeder der Bescheid wusste, konnte an Whiskey und andere Spirituosen kommen. Um weiterhin im Verborgenen zu bleiben und sich den staatlichen Kontrolleuren zu entziehen hatten nur Mitglieder Zutritt zu den exklusiven illegalen Clubs und Kneipen. Wer nicht dazu gehörte, bekam nur über persönliche Empfehlung Zutritt. "Joe sent me" war eines der Passwörter, das bald schon weit verbreitet war, um Zugang zu den Speakeasys zu bekommen. Zu dieser Zeit entstanden auch die meisten Slangbegriffe wie zum Beispiel "Booze" ("betrunken"), damals geheime Codes für den Alkoholkonsum. Die Speakeasys gaben dem Nachtleben eine völlig neue Bedeutung, die heute noch Bestand hat. Ausschweifende Feiern und das nächtliche Ausgehen wurden gesellschaftsfähig und bestimmten den Flair der "Goldenen Zwanziger".


Die Ausstattung vieler Speakeasys war eher zurückhaltend. Da es sich oftmals um Hinterzimmer und getarnte, kleine Räumlichkeiten handelte, war nur wenig Platz. Eine winzige Toilette stand erstmals aus Platzgründen beiden Geschlechtern zur Verfügung.


Betrieben wurden die illegalen Clubs und Kneipen von organisierten kriminellen Banden. Sie stellten eine hohe Einnahmequelle für Mafiagrößen wie Al Capone und Johnny Torrio (Chicago) oder Meyer Lansky (New York) da. Während der Prohibition arrangierten sich die Banden durch Korruption und Schmiergelder mit der Polizei und den Behörden, erst nach der Prohibition wurden die großen Köpfe der Mafia und Banden ernsthaft strafrechtlich verfolgt.


Mitte der 20er Jahre zählte man in New York bereits 32 000 Speakeasys. Das waren fast 50% mehr Kneipen als vor der Prohibition. Schätzungen gehen sogar von bis zu 100 000 illegalen Kneipen aus.

Der Staat schuf eine Kontrollinstanz, die stills zerstören, illegale Alkoholeinfuhr verhindern und Speakeasys aufdecken sollte. Der Dry Agent oder Prohibition Agent. Während die Kneipen, die überwiegend von Schwarzen betrieben und besucht wurden, regelmäßig überprüft wurden, konnten die Speakeasys sich im Untergrund ausbreiten. Es stellte sich schnell heraus, dass die unterbezahlten Beamten sich an dem illegalen Untergrundmarkt beteiligten und ihr Gehalt durch Schmiergelder aufbesserten. So wurde vor Razzien frühzeitig gewarnt und die Mafia konnte mit Hilfe der korrupten Beamten ein weit reichendes Netz organisierten Verbrechens aufbauen. Die Kriminalitätsrate war inzwischen wesentlich höher als vor dem Alkoholverbot und selbst die Dry Agents wurden wegen Alkoholmissbrauchs, Korruption und Gewalt aus den Ämtern entlassen. Zwischen 1920 und 1930 gab es an die 500 Gangland-Morde sowie unzählige Fusel-Blinde und Methylalkohol-Tote.


Speakeasys heute

Speakeasys hatten während der Prohibition den Zweck das Alkoholverbot zu umgehen, indem sie illegal und verdeckt hochprozentigen Alkohol ausschenken. Schlechte Qualität der alkoholischen Getränke und der kriminelle Hintergrund wurden für den Genuss der illegalen Rauschmittel akzeptiert. Seit 1933 ist in Amerika das Alkholverbot aufgehoben und jeder über 21 Jahren darf legal trinken. Aber es hat sich ein neuer Trend in den Großstädten wie New York entwickelt. Heimlichkeit und Exklusivität sind wieder In und das Konzept der alten Speakeasys gewinnt wieder an Attraktivität. Man nennt sie Prohibition-Chic-Bars und der Zugang ist gar nicht so einfach. Die Bars sind nicht leicht zu finden, getarnt hinter Privaträumen, Restaurants oder Imbissbuden sind ihre Standorte und Telefonnummern nur über Mundpropaganda zu erfahren. Auch hier sind geheime Codes und Reservierungen nötig, um einen Platz in so einer exklusiven Bar zu ergattern.

Zum Beispiel ist das "Please Don’t Tell" in Manhatten, getarnt hinter einem Hot-Dog-Laden, nur durch eine Telefonzelle in dem Imbiss zu erreichen. Über eine Sprechanlage wird der Reservierungscode erfragt, fast wie in alten Zeiten. Die Bar ist abgedunkelt, die Atmosphäre und das Ambiente sollen an die Prohibition erinnern. Selbst die winzigen aber elegant hergerichteten Toiletten sind als Charakteristika übernommen worden. Anders als zu Prohibitionszeiten werden in den neuen Speakeasys allerdings Getränke wie Cocktails und hochwertiger Alkohol ausgeschenkt.

Filme

Filme wie "Die Unbestechlichen" (1987) und "Es war einmal in Amerika" (1984) befassen sich mit der Zeit der Prohibition, dem Alkoholschmuggel und organisierten Verbrecherbanden. Der Film "Manche mögen’s heiß" (1959) nimmt diese Thematik komödiantisch auf. Er beginnt sogar in einem als Bestattungsinstitut getarnten Speakeasy.


Weblinks