Pierre Vogel

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Pierre Vogel auch Abu Hamza („Der Vater von Hamza“, sein erstgeborener Sohn) genannt, ist ein deutscher islamistischer Prediger. Der zum sunnitischen Islam konvertierte Vogel war Mitglied des inzwischen aufgelösten salafistischen Vereins "Einladung zum Paradies" (EZP), der vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Vogel gilt in mehreren deutschen Medien als Hassprediger und ist nach Einschätzung von Sicherheitsbehörden eine der einflussreichsten Personen der deutschen Konvertitenszene. Unter anderem tritt er für die Befolgung der Scharia ein.

Leben

Pierre Vogel bei einer Kundgebung in Koblenz

Pierre Vogel wurde am 20.Juli 1978 als Sohn von Sabine und Walter Vogel in Frechen, nahe Köln, geboren. Als Kind spielte Vogel Fußball beim 1. FC Köln, dann wurde er Boxer. Nach dem Wechsel vom katholischen Elitegymnasium auf das Sportinternat nach Berlin-Hohenschönhausen erwarb er dort 1999 sein Abitur. Vogel war deutscher Junioren-Meister im Boxen (Halbschwergewicht bei den 14- bis 16-jährigen) und brachte es insgesamt auf sechs Siege und ein Unentschieden in sieben Kämpfen. 2001 begleitete Vogel einen Trainingspartner in eine Moschee in Frechen und konvertierte am selben Tag im Alter von 22 Jahren zum Islam, indem er dort das islamische Glaubensbekenntnis Schahada spricht. Als Konsequenz hierauf beendete er im Juni 2002 seine Boxkarriere, da er den Boxsport nicht mehr als mit seinem Glauben vereinbar ansah. Danach schrieb er sich an der Universität Köln für ein Studium der Sozialwissenschaften und Geographie auf Hauptschullehramt ein, das er nach einem Semester abbrach. In Bonn lernte er zunächst Arabisch, um Übersetzer zu werden, brach jedoch auch diese Ausbildung ab. 2003 bat er Freunde, für ihn eine Ehefrau zu suchen und heiratete eine marokkanische Muslima. 2004 ging Vogel mit einem Stipendium für drei Semester an das Arabische Institut für Ausländer an der Umm Al-Qura Universität in Mekka.2006 kehrte Vogel nach Deutschland zurück, als seine Tochter mit einem Herzfehler in Bonn auf die Welt kam und Tochter und Ehefrau nicht wie geplant nach Mekka nachkommen konnten.[1][2][3]

Standpunkte/ Thesen von Pierre Vogel

Vogel vertritt in verständlicher Sprache klare Standpunkte und ist bei einem jüngeren Publikum recht populär. In seinen – mehrfach als islamistische Hasspredigten eingestuften –Darstellungen wird der Einfluss der Salafiyya deutlich. Allerdings bezeichnet Vogel sich selbst nicht als Salafisten. [4] [5] [6] [7]

Er ist überwiegend durch seine zahlreichen Vorträge über den Islam bekannt geworden. Zudem verbreitet er seine Lehre durch seine Internetseite mittels Blogs und Videos, wodurch er vor allem Zugang bei jungen Interessenten findet.[8] Pierre Vogel sieht das Tragen des Hijab (Reizarmes Kleidungsstück zur Bedeckung des Körpers und des Kopfes) für Frauen als verpflichtend an und sieht das als ausgleichende Gerechtigkeit zur Pflicht des Barttragens für den Mann. Die voreheliche Keuschheit sei ein islamisches Gebot. Er spricht sich klar gegen Zwangsheiraten aus, da dies ausdrücklich vom Propheten Mohammed verboten worden sei.


Gewalt gegen Unschuldige, Terroranschläge sowie Ehrenmorde hält Pierre Vogel für unvereinbar mit dem Islam. In einer Talkshow gab Vogel 2010 an, er habe einen der späteren Terroristen der Sauerland-Gruppe in Mekka getroffen und habe ihm von Anschlägen in Deutschland abgeraten. Vogel akzeptiert keine Beweise für die Evolutionstheorie. Er geht davon aus, der Darwinismus widerspreche den „heiligen Büchern“ und würde „uns in den Schulen beigebracht, um die Menschen unglücklich zu machen“. Vogel lehnt ein pluralistisches Nebeneinander von Religionen ab und predigt von dem Islam als „die einzig wahre Religion“. Wer ihn nicht annähme, käme „in die Hölle“.Entsprechend sollen alle Menschen Muslime werden. Von der Anwendung von Gewalt zur Mission distanziert er sich jedoch in seinen öffentlichen Videobotschaften und Auftritten.

Kritische Darstellung in den Medien

Insbesondere von deutschen Verfassungsschutzbehörden, aber auch von den Medien und Vetretern anderer muslimischer Organisationen, wird das Wirken Vogels kritisch gesehen. Sowohl aufgrund der Durchführung seiner Veranstaltungen (islamische Geschlechtertrennung) als auch seiner Wortwahl in Bezug auf Christen und andersdenkende Muslime ist Vogel umstritten. In vielen Berichten wird er als Hassprediger dargestellt. Der Durchführung seiner Veranstaltungen gehen regelmäßig juristische Auseinandersetzungen mit Stadtverwaltungen und Verwaltungsgerichten voraus. So schreibt DerWesten.de: „Beobachter und liberale Muslime halten seine Ansichten für integrations- und verfassungsfeindlich.“ [9] Spiegel Online zufolge gilt Vogel unter Teilen der Salafisten als „Feind der Mudschahidin“ und „Ungläubiger“.[10] Cristoph Erhardt schreibt auf FAZ.net: „Pierre Vogel ist eine der prominentesten - und nach der Einschätzung der Sicherheitsbehörden auch einflussreichsten - Figuren der deutschen Konvertitenszene“. „Er hat die Fähigkeit, auf junge Leute zuzugehen“, sagt Islamwissenschaftler Jochen Müller in der FAZ. Er lege sich öffentlich mit muslimischen Verbänden und anderen Predigern an, was bereits zu mehrfachen Morddrohungen gegen ihn geführt habe: „Er tritt den gängigen Islam-Organisationen vors Schienbein“, sagt Müller. „Er ist ein spannendes Experiment, er bringt Bewegung in die Szene.“

Beobachtung und Sanktionierung durch öffentliche Stellen

Vom Berliner Verfassungsschutz wird Vogel als problematisch eingeschätzt, da er, so Frank Jansen im Tagesspiegel, „in seinen Ansprachen im Internet den Terror“ ablehne, aber „andererseits mit seinen Parolen die Radikalisierung von Muslimen“ vorantreibe.[11]

Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes Schleswig-Holsteins gilt er als einer der bekanntesten deutschsprachigen Salafisten, der sich zwar von Gewalt distanziere, jedoch christenfeindliche Vorurteile schüre. "Mit klaren, leicht verständlichen Regeln gewährt er Orientierung in den oft unübersichtlichen Lebenswelten seiner Anhänger. Sein universales Islamverständnis wirkt attraktiv auf viele Jugendliche mit Migrationshintergrund, die sich nicht mehr als Teil der deutschen Gesellschaft identifizieren. Seine wachsende Anhängerschaft, betrachtet ihn als unbedingte Autorität in geistlichen wie auch in lebenspraktischen Fragen."[12]

Der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann erklärte bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes 2007, Vogel habe in einer Moschee in Göttingen die Verheiratung neunjähriger Mädchen gerechtfertigt, der Vortrag sei „nur als abartig zu bezeichnen“.[13]

Im Vorfeld einer geplanten Veranstaltung gegen ein geplantes Minarettverbot des Islamischen Zentralrates Schweiz im Dezember 2009 in Bern, bei der Vogel als Redner auftreten sollte, wurde gegen ihn ein Einreiseverbot verhängt. Die schweizer Behörden begründeten dies damit, dass Vogels Auftritt gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung verstoße. Beim Versuch, dennoch nachts in die Schweiz einzureisen, wurde Vogel an der Grenze zurückgewiesen.[14][15]

Bei einem Vortrag im Juni 2009 in Stuttgart wurde das Buch "Frauen im Schutz des Islam" [16] angeboten, in dem Gewalt gegen Ehefrauen als ultima ratio gerechtfertigt wird, falls diese nicht ihren Ehemännern gehorchen. Bedingung hierfür sei das Vermeiden von Knochenbrüchen und blauen Flecken. Das Buch wurde wegen des Aufrufs zur Gewalt gegen Menschen im Januar 2010 in einer bundesweiten Razzia in 30 deutschen Städten beschlagnahmt und bereits im Jahr 2009 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien als jugendgefährdend indiziert (Entscheidung Nr. 5610 vom 15.1.2009, bekannt gemacht im Bundesanzeiger Nr. 16 vom 30.1.2009).

Hieraus ergab sich ein gegen ihn eingeleitetes Strafverfahren wegen der Verbreitung jugendgefährdender Schriften, da es bei der Veranstaltung auch für Jugendliche zugänglich gemacht wurde.

Am 20. April 2011 hielt Vogel zusammen mit Bilal Philips vor etwa 1500 Anhängern eine Kundgebung in der Frankfurter Innenstadt ab, die erst nach juristischen Auseinandersetzungen und unter Auflagen bezüglich der vertretenen Positionen stattfinden konnte.[17] Ein für den 7. Mai 2011 geplantes öffentliches Totengebet für den fünf Tage zuvor getöteten Terroristen Osama bin Laden wurde von der Stadt Frankfurt untersagt. Nach einer gerichtlichen Entscheidung wurde eine andere Kundgebung durchgeführt.[18]

Bei einer weiteren Razzia im Auftragg des Bundesinnenministeriums (BMI) im Dezember 2010 wurde unter anderem die Privatwohnung Pierre Vogels in Bonn bei einer bundesweiten Aktion dursucht. Im Visier stand Vogel wegen seiner Mitgliedschaft im Verein "Einladung zum Paradies" (EZP), der im Rahmen eines vereinsrechtlichen Ermittlungsverfahrens im Verdacht stand, "die verfassungsmäßige Ordnung zugunsten eines islamischen Gottesstaates in Deutschland beseitigen".

Vogel bezeichnete die Razzia als "Schande für die Demokratie". Sein Verein wolle Menschen vom Islam überzeugen. Dies sei mit dem Grundgesetz vereinbar, sagte er in einer Videobotschaft auf seiner Internetseite. An Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Verfassungsschützer richtete Vogel die Botschaft: "Wenn Ihr sterbt und Ihr habt den Islam nicht angenommen, dann werdet Ihr für Ewigkeit in die Hölle gehen und dort Qualen erleiden, die schlimmer sind als alle Qualen, die Ihr euch überhaupt vorstellen könnt."


Der Verein EZP, bei dem Vogel als Mitinitiator galt, löste sich noch während des laufenden Verbotsverfahrens im Jahr 2011 selbst auf. Der damalige Vorsitzende Sven Lau bezeichnete die gegen den Verein gerichtete Medienkampagne in einem Radiointerview als "ekelhaft und hinterhältig".

In jüngster Vergangenheit deutet einiges darauf hin, dass der von einem Stellvertreter Pierre Vogels neu gegründete Verein "Muslime Aktiv e.V." eine Fortsetzung der Arbeit des Vereins EZP anstrebt. So werden an Pierre Vogel gerichtete Spenden über diesen Verein entgegengenommen. Erster Vorsitzender ist ein Stellvertreter Vogels, Thomas G., auch bekannt als Ibrahim Al Almani oder Ibrahim Thomas.[19]

Einzelnachweise

  1. "FAZ-Online über Pierre Vogel 2010, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  2. "RTE (Irland) über Pierre Vogel, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  3. "FAZ-Online über Pierre Vogel 2007, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  4. "Hamburger Abendblatt über Pierre Vogel 2011, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  5. "Welt-Online über Pierre Vogel 2011, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  6. "Ali Sahin, konservativer, türkischer Muslim über Pierre Vogel, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  7. "Spiegel-Online über Pierre Vogels Auftritt in Hamburg 2011, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  8. "Bundeszentrale für politische Bildung, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  9. "Der Westen zu Pierre Vogels Reaktion auf die Anschläge in Stockholm 2012, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  10. "Spiegel-Online über Pierre Vogels Reaktion zur Razzia in seiner Wohnung 2010, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  11. "Tagesspiegel über Pierre Vogel 2008, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  12. "Verfasungsschutzbericht Schleswig-Holstein 2007, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  13. "Der niedersächsische Innenminister über Pierre Vogel in Welt-Online 2008, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  14. "Welt-Online zur geplanten Einreise Vogels in die Schweiz, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  15. "Welt-Online zur Abweisung Pierre Vogels an der schweizer Grenze, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  16. "PDF-Version des Buches Frauen im Schutz des Islam, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  17. "Frankfurter Rundschau zur Kundgebung von Pierre Vogel und Bilal Philips 2011, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  18. "n24 über die Kundgebung Pierre Vogels nach dem Tod von Osama Bin-Laden, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"
  19. "RP-Online zum Verein Muslim e.V. 2012, zuletzt aufgerufen am 03.03.2012, 15:40 Uhr"

Weblinks

Dieser Beitrag ist zum großen Teil aus Pierre Vogel in: de.wikipedia übernommen.