Pönologie

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Der Begriff der Pönologie (von lat. poena: „Pein, Buße, Strafe“ und griech. logos: "Lehre, Wort, Wissenschaft) stammt von Franz (Francis) Lieber, in dessen Schriften er erstmals 1828 auftauchte, und bezeichnet die Wissenschaft von den Strafen.

Die Pönologie befasst sich hauptsächlich mit der Erforschung von Freiheitsstrafen und freiheitsentziehenden Maßregeln und war von Anfang an maßgeblich von John Howard und anderen frühen Gefängnisreformern beeinflusst. Die große Zeit der Pönologie war die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Danach geriet sie zusehends in den Schatten der positivistischen Wissenschaftsauffassung, des Determinismus und der diese moderneren Strömungen reflektierenden Kriminologie. Ihr fehlte zusehends die Kraft, sich als eigenständige Wissenschaft zu institutionalisieren. Heute findet der Ausdruck Pönologie kaum noch Verwendung. Der Bereich, den sie bearbeitete, gilt heute als Teil der Kriminologie. In dieser Wissenschaft hat die Pönologie samt ihrem inhaltlichen Kern - der Gefängnisreformbewegung - gleichsam eine Art Reservat gefunden. Gleichwohl war die Pönologie durch ihre zeitliche Vorrangigkeit ein Modell für die institutionelle Strategie der Kriminologie: im Hinblick auf ihre Netzwerkbildung, die Einbindung politischer Entscheidungsträger und nicht zuletzt durch die Dynamik ihrer Transnationalisierung.


Literatur

  • Barnes, Harry Elmer (1926) The Repression of Crime. Studies in Historical Penology. New York: George H. Doran.
  • Kerner, Hans-Jürgen : Sanktionsforschung, Pönologie. In: Günther Kaiser, Hans-Jürgen Kerner, Fritz Sack, Hartmut Schellhoss (Hrsg.): Kleines Kriminologisches Wörterbuch, CF Müller, 3. Auflage, Heidelberg 1993, S. 440-444
  • Schwind, Hans-Dieter: Kriminologie, Poenologie, Heidelberg, 2005, S.7/ S.93

weblinks