Ordine Nuovo

Aus Krimpedia – das Kriminologie-Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ordine Nuovo

Ordine Nuovo (ital.: "Neue Ordnung", voller Name: Centro Studi Ordine Nuovo), war eine italienische Organisation, die im Jahr 1956 von dem italienischen Politiker Pino Rauti unter dem Einfluss des faschistischen Ideologen Julius Evola in Rom gegründet wurde. Die Gruppe gilt als eine der wichtigsten außerparlamentarischen rechtsextremen Organisationen im Nachkriegs-Italien. Das Motto von Ordine Nuovo war: "Il nostro onore si chiama fedeltà" ("Unsere Ehre heißt Treue“), ähnlich dem Motto der Waffen-SS ("Meine Ehre heißt Treue“).

Geschichte

Die Gruppe, dessen Mitglieder ordinovisti genannt wurden (ein zunächst stark links geprägter Begriff durch die Zeitschrift "L'Ordine Nuovo“ in den frühen 1920er Jahren) bildete sich durch eine interne Spaltung in der neo-faschistischen italienischen Partei Movimento Sociale Italiano (MSI). Dessen Mitglied Pino Rauti lehnte die Aufweitung der Partei, weg von aristokratischen Prinzipien, vehement ab, was im Jahr 1954 zunächst zur Absplitterung der Ordine Nuovo, 1956 dann zur vollkommenen Trennung der Gruppe führte. 1969 jedoch wendeten sich die meisten Mitglieder, so auch Rauti, wieder der MSI zu. Die restlichen Widerständler gründeten die Movimento Politico Ordine Nuovo (Politische Bewegung "Neue Ordnung“).

Verwicklung in terroristische Anschläge

Verschiedene Mitglieder der Movimento Politico Ordine Nuovo haben an gezielten Anschlägen mitgewirkt. Die Anschläge konnten im Nachhinein der italienischen "Strategie der Spannung" zugerechnet werden, einer Reihe inszenierter terroristischer Aktivitäten von italienischen Geheimdiensten, Rechtsextremisten, der NATO/CIA-Geheimorganisation Gladio und der italienischen Geheimloge Propaganda Due (siehe "Aufklärung").

Anschläge zwischen 1969-1974

Am 12. Dezember 1969 verübte Movimento Politico Ordine Nuovo ein Bombenattentat im Hauptgebäude der Banca Nazionale dell'Agricoltura auf der Piazza Fontana in Mailand, bei dem 17 Menschen getötet und ca. 90 Menschen verwundet wurden. Am gleichen Nachmittag explodierten drei weitere Bomben in Mailand und Rom. Im Juli 1970 folgte ein Attentat auf den Zug von Rom nach Messina mit 6 Todesopfern und 100 Verwundeten. Am 31. Mai 1972 starben drei Carabinieri bei der Explosion einer Autobombe nahe der Ortschaft Peteano, die von dem Ordine Nuovo Mitglied Vincenzo Vinciguerra deponiert worden war. Am 28. Mai 1974 wurden acht Teilnehmer einer antifaschistischen Demonstration in Brescia durch einen Anschlag mit Handgranaten getötet.

Anschlag der Nuclei Armati Rivoluzionari in Bologna 1980

Am 2. August 1980 sollen Valerio Fioravanti und Francesca Mambro, Mitglieder der Nuclei Armati Rivoluzionari (NAR), einer Ablegergruppe der Ordine Nuovo, einen Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna verübt haben. Bei dem Anschlag starben 85 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Der Organisator dieses Attentats war den Ermittlungen zufolge Stefano Delle Chiaie, Gründer der rechtsextremen außerparlamentarischen Bewegung Avanguardia Nazionale und Mitglied von Ordine Nuovo.

Aufklärung

Die Anschläge wurden von den ermittelnden Behörden oft fälschlicherweise linksextremen, als terroristisch beschriebenen Gruppen (vor allem den Rote Brigaden) zugeordnet, erst in den 90er Jahren wurden die tatsächlichen Attentäter überführt und vor Gericht gestellt. Die für den Anschlag von 1969 im Jahr 2001 verurteilten Mitglieder der Gruppe, darunter Defl Zori und Carlo Maria Maggi, wurden alle im Jahr 2004 freigesprochen. Ausgehend von einem Prozess gegen Vinciguerra wegen der Peteano-Bombe von 1972, stellte sich in mehreren Gerichtsverfahren und parlamentarischen Untersuchungen heraus, dass die treibenden Kräfte hinter den Attentaten Teile der Geheimdienstorganisation Gladio sowie die Geheimloge Propaganda Due waren. Auf das Attentat von Bologna im Jahr 1980 folgten ein langes, verworrenes und umstrittenes Gerichtsverfahren. Es wurde mehrmals versucht, die Aufklärung der Taten zu behindern und die Umstände der Attentate zu verschleiern. Zwei Agenten des italienischen Geheimdienstes SISMI und der Vorsitzende der Propaganda Due, Licio Gelli, wurden später wegen Behinderung der Ermittlungsarbeiten verurteilt. Die Vorgehensweise wurde als italienische "Strategie der Spannung" bekannt, die Aufklärung führte zu einem europaweiten politischen Skandal (Gladio-Affäre).


Dieser Artikel beruht u.a. auf Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Literatur und Weblinks