Bioprospektion

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Bioprospektion, umfasst den Prozess des Dokumentierens biologischer Ressourcen mit kommerziellem Potenzial, mit Hilfe traditionellen Wissens indigener Gemeinschaften aus biodiversitätsreichen (Entwicklungs-) Ländern, denen hierfür eine angemessene Entschädigungsleistung gezahlt wird. Die Entschädigungsleistungen, im Sinn eines Vorteilsausgleiches zwischen profitierenden Unternehmen und indigenen Gemeinschaften sollen mit dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt geregelt werden. Der Prozess der Aneignung von biologischen Ressourcen und traditionellem Wissen, wird mit Hilfe von Patenten im geistigen Eigentumsrecht geregelt.







Kontext

Im Jahr 2002 enthielten 60% der Medikamente, die in der Krebstherapie und 75% der Medikamente, die zur Behandlung von Infektionskrankheiten eingesetzt werden sowie 61% der Chemikalien Inhaltsstoffe, die biologischen Ressourcen entstammen. 90% der biologisch- genetischen Ressourcen und des indigenen Wissens, was zur kommerziellen Zwecken verwendet wird, stammt aus Entwicklungshilfeländern, meistens aus den tropischen Regenwäldern.

Seit den 80er Jahren werden im Bereich medizinischer, chemischer und kosmetischer Bioprospektionsprojekte vermehrt Verträge zwischen indigenen Völkern oder lokalen Gruppen und Unternehmen geschlossen, die den Vorteilsausgleich regeln sollen. Dennoch stehen die bisher gezahlten Entschädigungsleistungen im einem zweifelhaften Verhältnis zum Gewinn der Unternehmen. Studien über Bioprospektionsprojekte (Shaman Pharmaceuticals, International Cooperative Biodiversity Group (ICBG), Instituto Nacional de Bioversidad (INBIO)) zeigen, dass, indigene Gemeinschaft oft gar nicht richtig integriert werden, monetäre Vorteilsausgleiche nicht in einer angemessenen Höhe und nicht direkt an die Gemeinschaft gezahlt werden und es zu einer unfairen Verteilung der Entschädigungsleistungen kommen könnte, da indigenes Wissen nicht an die lokale Gemeinschaft gebunden sein muss und andere Gemeinschaften ebenso über dieses Wissen verfügen können.


Definition und Verwendung des Begriffs Bioprospektion

Der Ursprung des Begriffs Bioprospektion geht zurück auf Reid et al. 1993, der einen Gewinn für alle beteiligten Akteure durch den Vorteilsausgleich im Gegenzug zu den biologischen Ressourcen und indigenem Wissen beschreibt. Elisa Träger (2008) fügt zudem an, dass die Bezeichnung von bereits bestehenden Konzepten, aus der Förderung von Bodenschätzen im Bergbau (chemical prospecting) adaptiert wird.

Die vorherrschende Lösung des Vorteilsausgleiches und der Kooperation zwischen indigenen Völkern und Bioprospektionsfirmen wird von Vandana Shiva (2001) als elaborierte, legalisierte Form der Biopiraterie bezeichnet, die durch das geistige Eigentumsrecht gestützt wird. Es gibt keinen fairen Vorteilsausgleich und dieser Verlauf trägt zur einer Vernichtung der biologischen Vielfalt bei.

Die kulturelle Konstruktion eines „besitzergreifenden Individualismus“ und seine Sichtweisen auf genetische Ressourcen und dessen Erhalt, ist nach Stephen Brush (2001) ursächlicher Art der Bioprospektion. Es wird rationell indigenem Wissen und biologischen Ressourcen ein privater oder individueller Wert zugeschrieben, dessen Nutzwert durch einen Vorteilsausgleich erhöht wird und somit impliziert zu einer Anerkennung von Ungerechtigkeiten zwischen indigenen Völkern und Industrienationen führt. Für die breite Öffentlichkeit ist dies sichtbar und eine nicht-vertragliche Nutzung, als Form eines Diebstahls wird als Biopiraterie stigmatisiert. Der Autor weißt darauf hin, dass diese Schlussfolgerung eine Fehlinterpretation, des schöpfenden Prozesses von genetischen Ressourcen ist.


In der bislang seit über zwei Jahrzehnten andauernden Diskussion über die Nutzungs- und Zugangsrechte biologischer Ressourcen kristallisierten sich zwei partial überlappende Begriffe heraus; deren Verwendungen gleichzeitig eine Art `Positionierung´ zu dieser Thematik mit liefert. Während Biopiraterie gerne durch Kritiker verwendet wird, bedienen sich Befürworter vorzugsweise des Begriffs der Bioprospektion.



Literatur

  • Stephen B. Brush (2001) Protectors, Prospectors, and Pirates of Biological Resources. In: Luisa Maffi (Hg.) On Biocultural Diversity:. Linking language, knowledge and the environment.Smithsonian Institution Press, Washington and London, ISBN 9781560989301.
  • Christine Godt (2004) Von der Biopiraterie zum Biodiversitätsregime – Die sog. Bonner Leitlinien als Zwischenschritt zu einem CBD-Regime über Zugang und Vorteilsausgleich. Zeitschrift für Umweltrecht 15 (4):202–212.
  • Daniel F. Robinson (2010) Confronting biopiracy. Challenges, cases and international debates. Earthscan, London, Washington, D.C, ISBN 978184407722-9.
  • Vandana Shiva (2001) Protect or plunder? Understanding intellectual property rights. Zed Books, London [u.a], ISBN 0864865147.
  • Nigel South (2007) The 'corporate colonisation of natur': Bio-prospecting, biopiracy and the development of green criminology. In: Piers Beirne & Nigel South (Hrsg.) Issues in Green Criminology. Confronting harms against environments, humanity and other animals.. Willan Pub., Cullompton, UK, ISBN 9781843922209.
  • Elisa Träger (2008) Bioprospektion und indigene Rechte. Der Konflikt um die Nutzung von Bioressourcen. Masterthesis:. Philosophische Fakultät- Universität zu Köln, Köln.