Abu Obeida

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Abu Obeida al Masri (AUM) ist der Tarnname eines führenden Al Qaida Mitglieds, dessen wirklicher Name nie ermittelt werden konnte. Der Ägypter Abu Obeida - zu deutsch: der ägyptische Vater von Obeida - hatte es bis zum Vertrauen des ägyptischen Al Qaida Chefs, des Kinderarztes Ayman al Zawahiri, und zum "Chef für externe Operationen" gebracht, dem womöglich gefährlichsten Job der Welt, wurden doch die meisten seiner Vorgänger auf diesem Posten verhaftet oder getötet. AUM war ein Freund von Al Zawahiris Schwiegersohn; er hatte ihn in Deutschland kennengelernt, als der in Krefeld und Köln Elektrotechnik studierte. Der Schwiegersohn wurde Computer-Experte bei Al Qaida und kam bei einem amerikanischen Luftangriff ums Leben.

Sowohl AUM als auch der Schwiegersohn Zawahiris hatten engen Kontakt zu Shadi Abdallah, einem ehemaligen Informanten aus dem Drogenmilieu, der sich in der Islamistenszene in Deutschland außergewöhnlich gut auskannte und später der gefragteste Zeuge in deutschen Terrorprozessen wurde.

Abu Obeida war während der Islamistenverfolgungen in Ägypten im Jahre 1995 nach Deutschland gekommen. Der Asylsuchende war in die neuen Bundesländer geschickt worden, lebte aber in Bayern und unternahm auch Auslandsreisen. Da solche Reisen für Asylsuchende illegal waren, wurde er nach einer dieser Reisen verhaftet und kam in Abschiebehaft, aus der er jedoch entkam. Er hatte von Bayern aus Kontakte mit jordanischen und ägyptischen Islamisten geknüpft. 1999 ging er nach Afghanistan, wo er nach Durchlaufen eines Trainingslagers bald selbst zum Ausbilder wurde (Sprengstofflehre, Topographie, Waffenkunde). 2001 kämpfte er als Mitglied der Brigade 055 gegen amerikanische Truppen. Er wurde Regionalchef am strategisch wichtigen Fluss Kunar. Als der 9/11-Chefplaner, Chalid Scheich Mohammed (KSM) im Jahre 2003 verhaftet wurde, rückte AUM in die Führungsetage auf. Von Mir Ali aus - einem kleinen Ort in Waziristan - versuchte er die externen Operationen zu dirigieren (seinen Vorgänger hatte die CIA mit einer Rakete getötet). Ermittler sind sich sicher, dass er in die Londoner Anschläge vom 7. Juli 2005 eingebunden war. 2006 sollten pakistanischstämmige Briten flüssigen Sprengstoff in Flaschen des "Oasis"-Erfrischungsgetränks in mindestens sieben Flugzeuge schmuggeln (der Prozess gegen die Akteure, die allerdings von britischen Ermittlern rund um die Uhr überwacht, abgehört und bei ihren Planungen zum Teil gefilmt worden waren - und von denen mehrheitlich außerdem seitens ihrer Organisation auch Märtyrer-Videos hergestellt worden waren - begann in London im April 2008). Ähnlich problematisch waren die Vorbereitungen für ein Attentat auf Dänen als Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen. Nachdem amerikanische Geheimdienste mindestens zweimal versuchten, ihn in pakistanischen Verstecken aufzuspüren und zu töten - im Januar 2006 zerstörten amerikanische Raketen mehrere Häuser in Damadola, wo man ihn vermutete, und töteten dabei 18 Zivilisten - soll er laut US-Regierung im Jahre 2008 an einer Hepatitis C gestorben sein.

Ein deutscher Schüler Abu Obeidas - ein 45 Jahre alter Edelsteinhändler aus Germersheim in der Pfalz - wurde im Juni 2007 in Pakistan verhaftet und wohl auch gefoltert. Er sagte aus, dass AUM ihn persönlich im Gebrauch von Sprengstoff unterwiesen habe.

Literatur

  • Dirk Laabs, Neues vom Sprengstofflehrer. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 13.04.08: 55.