Zuhälter: Unterschied zwischen den Versionen

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== Etymologie ==
== Etymologie ==


Ursprung des Wortes Zuhälter ist das Verb zuhalten, das im Mittelalter „geschlossen halten, sich aufhalten, außerehelichen Geschlechtsverkehr haben“ heißt. Darüber hinaus bedeutet zuhalten „zu einer Dirne halten, sie beschützen“. Seit dem 16. Jahrhundert ist der Zuhälter, bis dahin „Geliebter, außerehelicher Geschlechtspartner, Dirnenbeschützer“, für den Großteil der Bevölkerung ein gewalttätiger Mann, der Frauen zu sexuellen Dienstleistungen gegen Entgelt zwingt. Synonyme für Zuhälter aus dem altmodischen Szenejargon, sowie der heutigen Umgangssprache sind Loddel, Louis (franz.: liederlicher Bursche), Ludewig (19. Jahrhundert) bzw. Chlodowig (fränkisch: der tapfere Held), Lude (Abkürzung von Ludewig), Stenz (selbstgefälliger Mann) oder Fosenhahn (Fose: derb für Dirne). In verbreiteten Fremdsprachen heißt der Zuhälter pimp/bully/creeper (engl.), maquerau (franz.), bertone (ital.) oder macareno (span.). Ein Patentlude ist das Gegenstück zum gemeinen, rangniedrigen Luden, sowie dem Heiermann-Luden, benannt nach Matrosen, die sexuelle Dienstleistungen der Hafendirnen für einen Heiermann (Fünfmarkstück) erhalten.
Ursprung des Wortes Zuhälter ist das Verb zuhalten, das im Mittelalter „geschlossen halten, sich aufhalten, außerehelichen Geschlechtsverkehr haben“ heißt. Darüber hinaus bedeutet zuhalten „zu einer Dirne halten, sie beschützen“. Seit dem 16. Jahrhundert ist der Zuhälter, bis dahin „Geliebter, außerehelicher Geschlechtspartner, Dirnenbeschützer“, für den Großteil der Bevölkerung ein gewalttätiger Mann, der Frauen zu sexuellen Dienstleistungen gegen Entgelt zwingt. Synonyme für Zuhälter aus dem altmodischen Szenejargon, sowie der heutigen Umgangssprache sind Loddel, Louis (franz.: liederlicher Bursche), Ludewig (19. Jahrhundert) bzw. Chlodowig (fränkisch: der tapfere Held), Lude (Abkürzung von Ludewig), Stenz (selbstgefälliger Mann) oder Fosenhahn (Fose: derb für Dirne). In verbreiteten Fremdsprachen heißt der Zuhälter pimp/bully/creeper (engl.), maquerau (franz.), bertone (ital.) oder macareno (span.). Ein Patentlude ist das Gegenstück zum gemeinen, rangniedrigen Luden, sowie dem Heiermann-Luden, benannt nach Matrosen, die sexuelle Dienstleistungen der Hafendirnen für einen Heiermann (Fünfmarkstück) erhalten.


== Definitionen ==
== Definitionen ==
Zuhälter/in ist, „[…] wer eine andere Person, die der Prostitution nachgeht, ausbeutet oder seines Vermögensvorteils wegen eine andere Person bei der Ausübung der Prostitution überwacht, Ort, Zeit, Ausmaß oder andere Umstände der Prostitutionsausübung bestimmt oder Maßnahmen trifft, die sie davon abhalten sollen, die Prostitution aufzugeben, […] wer die persönliche oder wirtschaftliche Unabhängigkeit einer anderen Person dadurch beeinträchtigt, dass er gewerbsmäßig die Prostitutionsausübung der anderen Person durch Vermittlung sexuellen Verkehrs fördert und im Hinblick darauf Beziehungen zu ihr unterhält, die über den Einzelfall hinausgehen. […] wer die […] genannten Handlungen oder die […] bezeichnete Förderung gegenüber seinem Ehegatten vornimmt“ (§ 181 a Zuhälterei StGB).
Zuhälter/in ist, „[…] wer eine andere Person, die der Prostitution nachgeht, ausbeutet oder seines Vermögensvorteils wegen eine andere Person bei der Ausübung der Prostitution überwacht, Ort, Zeit, Ausmaß oder andere Umstände der Prostitutionsausübung bestimmt oder Maßnahmen trifft, die sie davon abhalten sollen, die Prostitution aufzugeben, […] wer die persönliche oder wirtschaftliche Unabhängigkeit einer anderen Person dadurch beeinträchtigt, dass er gewerbsmäßig die Prostitutionsausübung der anderen Person durch Vermittlung sexuellen Verkehrs fördert und im Hinblick darauf Beziehungen zu ihr unterhält, die über den Einzelfall hinausgehen. […] wer die […] genannten Handlungen oder die […] bezeichnete Förderung gegenüber seinem Ehegatten vornimmt“ (§ 181 a Zuhälterei StGB).
„Wenn man im Nachtleben seinen Geschäften nachgeht, speziell der Förderung der Prostitution, […] knallen Interessen aufeinander. […] Du siegst, unter Umständen mit der Faust, und verlässt den zivilisierten Bereich“ (Hentschel in Barth 2005, S. 9).
„Wenn man im Nachtleben seinen Geschäften nachgeht, speziell der Förderung der Prostitution, […] knallen Interessen aufeinander. […] Du siegst, unter Umständen mit der Faust, und verlässt den zivilisierten Bereich“ (Hentschel in Barth 2005, S. 9).
„Die Zuhälterin sorgt dafür, dass […] Regeln eingehalten werden“ (Fleiss in Feige 2003, S. 704).
„Die Zuhälterin sorgt dafür, dass […] Regeln eingehalten werden“ (Fleiss in Feige 2003, S. 704).
„Ein gut erzogener Junge mit Manieren, der weiß, wie man mit Frauen umgeht, […] Und der natürlich entsprechend Druck machen […] muss, damit er bestimmte Verhaltensregeln durchsetzen kann“ (Richard K. in Feige 2003, S. 707).
„Ein gut erzogener Junge mit Manieren, der weiß, wie man mit Frauen umgeht, […] Und der natürlich entsprechend Druck machen […] muss, damit er bestimmte Verhaltensregeln durchsetzen kann“ (Richard K. in Feige 2003, S. 707).
Die Grenzen sind bisweilen aber fließend: Die Ehefrau oder Freundin kann mit Prostitution zum Lebensunterhalt der Lebensgemeinschaft beitragen oder bestreitet ihn sogar gänzlich, ohne dass der partizipierende Partner hier als Zuhälter zu bezeichnen wäre.


==Gewalt==
Zuhälter üben oft Zwang auf die für sie tätigen Prostituierten aus, entweder damit sie sich überhaupt prostituieren oder damit sie den gewünschten Anteil an den Einnahmen an ihn oder sie abliefern. Bei allen Formen der Prostitution können die Prostituierten unter der Kontrolle eines männlichen oder weiblichen Zuhälters stehen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Zuhälter die Prostituierten unter Einsatz von Gewalt oder psychischer Manipulation (also durch gezieltes Ausnutzen persönlicher Schwächen), gelegentlich auch suchterzeugender Drogen, in einem Zustand der Abhängigkeit halten; eine besondere gewaltsame Abhängigkeit wird im Fall des Menschenhandels (siehe auch Moderne Sklaverei) geschaffen. Betroffen sind häufig ungebildete Menschen aus Zweit- oder Drittweltländern. In solchen Situationen geht der Verdienst ganz oder weitgehend an die Zuhälter. Eine Gegenleistung wird bestenfalls darin geleistet, indem für den Schutz der Prostituierten in dem oft nicht ungefährlichen Milieu gesorgt wird.


Zuhälter können aber trotz ihrer Kommission dazu führen, dass Prostituierte mit weniger Arbeit mehr verdienen. So zeigt eine empirische Analyse von Prostituierten in Chicago, dass Zuhälter zahlungskräftigere und -willigere Kunden rekrutieren als Prostitutierte alleine. Auch können Prostituierte mit Zuhälter vor Gewalt von Kunden besser geschützt sein.


== Historische Begriffsbenutzung, Entstehungsgeschichte ==
== Historische Begriffsbenutzung, Entstehungsgeschichte ==
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