William S. Burroughs: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 6. September 1951 erschoss Burroughs in Mexiko-Stadt aus Versehen seine Frau, als er im Zustand der Trunkenheit die Apfelszene aus Schillers Drama Wilhelm Tell nachstellte. In der daraufhin eingeleiteten Untersuchung wurde die Tat als Unfall beurteilt, Burroughs musste nur 14 Tage im Gefängnis verbringen und Mexiko 1952 verlassen. Vollmers Tochter kam zu ihrer Großmutter und Burroughs’ Sohn zu seinen Großeltern nach St. Louis. William S. Burroughs Jr. war bei dem Unfall Augenzeuge gewesen, und nachdem er später ebenfalls Schriftsteller geworden war, verarbeitete er dieses Erlebnis in seinen Werken.
Am 6. September 1951 erschoss Burroughs in Mexiko-Stadt aus Versehen seine Frau, als er im Zustand der Trunkenheit die Apfelszene aus Schillers Drama Wilhelm Tell nachstellte. In der daraufhin eingeleiteten Untersuchung wurde die Tat als Unfall beurteilt, Burroughs musste nur 14 Tage im Gefängnis verbringen und Mexiko 1952 verlassen. Vollmers Tochter kam zu ihrer Großmutter und Burroughs’ Sohn zu seinen Großeltern nach St. Louis. William S. Burroughs Jr. war bei dem Unfall Augenzeuge gewesen, und nachdem er später ebenfalls Schriftsteller geworden war, verarbeitete er dieses Erlebnis in seinen Werken.


Nach Vollmers Tod reiste Burroughs durch Südamerika auf der Suche nach einer Droge namens „Yage“, die später als Ayahuasca identifiziert wurde. Er erhoffte sich davon eine Verminderung seiner Abhängigkeit von Opiaten, aber auch neue spirituelle Erfahrungen. Er schrieb während dieser Zeit zwei Romane : In Junkie behandelte er seine Heroin-Abhängigkeit und in Queer seine Homosexualität. Junkie galt zur damaligen Zeit zunächst als unveröffentlichbar, wurde auf Bemühen von Allen Ginsberg jedoch 1953 im Format eines Groschenromans beim Verlag Ace Books veröffentlicht. Aufgrund des höchst anstößig erscheinenden Inhalts veröffentlichte Burroughs sein Erstlingswerk unter dem Pseudonym William Lee. Seine Korrespondenz mit Ginsberg während seiner Suche nach Yage fasste er in den 1963 veröffentlichten Yage Letters zusammen. Queer wurde erst 1985 veröffentlicht.
Nach Vollmers Tod reiste Burroughs durch Südamerika auf der Suche nach einer Droge namens „Yage“, die später als Ayahuasca identifiziert wurde.
 
Von Südamerika aus reiste Burroughs nach Europa, u. a. nach London, wo er mit Hilfe des Arztes John Dent seine Sucht bekämpfte, sowie nach Paris, wo er im Beat Hotel seine Zettelsammlung für Naked Lunch begann, außerdem nach Tanger in Marokko.
 
Seine Materialsammlung bezeichnete er erst als The Word Hoard, und zusammen mit Ginsberg und Kerouac editierte er die einzelnen Episoden zum Roman Naked Lunch. Der Rest der Schriften wurde später zur Nova-Trilogie: The Soft Machine, The Ticket That Exploded und Nova Express.
 
Anders als die vorherigen Romane war die Nova-Trilogie in einer neuen Technik geschrieben, die „cut-up“-Technik genannt wurde („cut-up“, amerikanisches Englisch für „Schnipsel“, „Notizzettel“). Manuskriptseiten wurden in kleine Zettel zerschnitten und ohne genauen Plan neu angeordnet. Daraus entstand eine assoziative Erzählstruktur, die Burroughs in späteren Romanen weiter entwickelte. Der Leser kann in einen beliebigen Teil des Buchs einsteigen und sich von dort den Text entwickeln lassen. Durch die cut-up-Technik und den beliebigen Einstieg in das Werk interpretiert jeder Leser den Roman anders und hat eine andere Perspektive auf den erzählerischen Fortgang. Deutschsprachigen Autoren wie Carl Weissner und Jürgen Ploog war er mit seinem Cut-up-Stil ein Vorbild, was sie in der deutschsprachigen Literaturzeitschrift Gasolin 23 z.T. veröffentlichten.
 
Naked Lunch erschien 1959. Ab der Veröffentlichung wurde der Roman ein Teil der aufkeimenden Gegenkultur in den 1960ern.[2] In mehreren US-Bundesstaaten wurde die Veröffentlichung untersagt. Massachusetts verbot das Werk als erster Staat wegen Obszönitäten wie des im Roman beschriebenen Stahldildos (der namensgebend für die 1970er-Rockband Steely Dan war). Jedoch urteilte der Oberste Gerichtshof von Massachusetts 1966, Naked Lunch sei nicht obszön.
 
 
In den frühen 1960ern siedelte Burroughs nach London über, wo er für kleine Untergrundmagazine schrieb. Daneben arbeitete er an einem Manuskript, das später in zwei Teilen als The Wild Boys und Port of Saints erschien. Er stand in Kontakt mit den gleichgesinnten Schriftstellern (Alexander Trocchi und Jeff Nuttall).
 
Mit der Hilfe von Ginsberg fand Burroughs am New York City College eine Anstellung als Lehrer für kreatives Schreiben. Er kam in Kontakt mit Andy Warhol, Patti Smith, Susan Sontag, Dennis Hopper, Terry Southern und Mick Jagger.
 
1971 veröffentlichte Burroughs Electronic Revolution, eine Mischung aus Fakten, Fiktion und Voraussagen über die künftigen Auswirkungen der Entwicklung der Elektronik auf die Gesellschaft. Auch wenn der Text nicht auf Digitaltechnik eingeht, gilt er vielen Literaturkritikern als ein früher, prophetischer, aber auch warnender Hinweis auf die ein Jahrzehnt später beginnende digitale Revolution.
 
In Electronic Revolution erwähnte Burroughs Scientology und wurde später kurzzeitig auch Mitglied der Organisation. Seine fortwährende Kritik an Scientology und eine Rezension des Buchs „Inside Scientology“ von Robert Kaufman führten zu einer brieflichen Auseinandersetzung von Burroughs mit Scientologen, die im amerikanischen Rolling Stone-Magazin veröffentlicht wurde.


Im hohen Alter lebte William S. Burroughs in Lawrence, Kansas. Er nahm dort auch an einem Methadon-Programm teil. Am 2. August 1997 starb er im Alter von 83 Jahren in seinem Haus an den Folgen eines Herzinfarkts.
Im hohen Alter lebte William S. Burroughs in Lawrence, Kansas. Er nahm dort auch an einem Methadon-Programm teil. Am 2. August 1997 starb er im Alter von 83 Jahren in seinem Haus an den Folgen eines Herzinfarkts.


== Veröffentlichungen von William S. Burroughs ==
== Veröffentlichungen von William S. Burroughs ==
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