White Collar Crime: Unterschied zwischen den Versionen

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==Theorien des WCC==
==Theorien des WCC==
===Theorie der differentiellen Assoziation===
In seinem Aufsatz von 1940 erklärt Sutherland, dass die bis dahin vertretenen kriminologischen Theorien nicht auf die Withe-Collar-Kriminellen zutreffen würden, da sie meist Verbrechen erklären, die auf Armut oder psychopatische und soziopathische Bedingungen, die statistisch mit Armut korrelieren, zurückgeführt werden (Sutherland/1979).  
In seinem Aufsatz von 1940 erklärt Sutherland, dass die bis dahin vertretenen kriminologischen Theorien nicht auf die Withe-Collar-Kriminellen zutreffen würden, da sie meist Verbrechen erklären, die auf Armut oder psychopatische und soziopathische Bedingungen, die statistisch mit Armut korrelieren, zurückgeführt werden (Sutherland/1979).  


Sutherland bezieht das kriminelle Verhalten in seine Natur auf die Theorie der differentiellen Assoziation bzw. differentiellen Kontakte, die er wie folgt beschreibt:  
Sutherland bezieht das kriminelle Verhalten in seine Natur auf die Theorie der differentiellen Assoziation bzw. differentiellen Kontakte, die er wie folgt beschreibt (Sutherland/1961):  


„criminal behavior is learned in association with those who define such behavior favorably and in isolation from those who define it unfavorably, and that a person in an appropriate situation engages in such criminal behavior if, and only if, the weight of the favorable definitions exceeds the weight of the unfavorable definitions.“ (Sutherland/1961)
''„criminal behavior is learned in association with those who define such behavior favorably and in isolation from those who define it unfavorably, and that a person in an appropriate situation engages in such criminal behavior if, and only if, the weight of the favorable definitions exceeds the weight of the unfavorable definitions.“''


Frei übersetzt heißt es, dass kriminelles Verhalten in Assoziation mit Personen, die ein solches Verhalten als zweckmäßig oder vorteilhaft definieren und in Isolation von Personen, die ein solches Verhalten als unzweckmäßig oder unvorteilhaft definieren, erlernt wird, und dass eine Person in einer geeigneten Situation das Verhalten  annimmt, wenn, und nur wenn, sie das Vorteilhafte bzw. Zweckmäßige stärker gewichtet als das Unvorteilhafte bzw. das Unzweckmäßige.  
Frei übersetzt heißt es, dass kriminelles Verhalten in Assoziation mit Personen, die ein solches Verhalten als zweckmäßig oder vorteilhaft definieren und in Isolation von Personen, die ein solches Verhalten als unzweckmäßig oder unvorteilhaft definieren, erlernt wird, und dass eine Person in einer geeigneten Situation das Verhalten  annimmt, wenn, und nur wenn, sie das Vorteilhafte bzw. Zweckmäßige stärker gewichtet als das Unvorteilhafte bzw. das Unzweckmäßige.  
Diese Theorie führt kriminelles Verhalten einerseits auf Faktoren zurück, die durch ein Zusammenspiel von Personen und Situationen bedingt sind. Andererseits geht wird das kriminelle Verhalten auf die persönlichen Lebensumstände des Kriminellen zurückgeführt.  
Diese Theorie führt kriminelles Verhalten einerseits auf Faktoren zurück, die durch ein Zusammenspiel von Personen und Situationen bedingt sind. Andererseits geht wird das kriminelle Verhalten auf die persönlichen Lebensumstände des Kriminellen zurückgeführt.  
Die Theorie setzt voraus, dass eine Situation vorliegt, sie vom Handelnden als günstig eingeschätzt wird und erklärt das kriminelles Verhalten als gelerntes Verhalten in Interaktion mit anderen Personen in einem Kommunikationsprozess, hauptsächlich in intimen persönlich Gruppen. Es schließt das Erlernen einer spezifischen Richtung von Motiven, Trieben, Rationalisierung und Attitüden sowie von Techniken, die zur Ausführung eines Verbrechens notwendig sind, ein. Weiter geht die Theorie davon aus, dass die differentiellen Assoziationen oder Kontakte nach Häufigkeit, Dauer, Priorität und Intensität variieren (Sutherland/1974).  
Die Theorie setzt voraus, dass eine Situation vorliegt, sie vom Handelnden als günstig eingeschätzt wird und erklärt das kriminelles Verhalten als gelerntes Verhalten in Interaktion mit anderen Personen in einem Kommunikationsprozess, hauptsächlich in intimen persönlich Gruppen. Es schließt das Erlernen einer spezifischen Richtung von Motiven, Trieben, Rationalisierung und Attitüden sowie von Techniken, die zur Ausführung eines Verbrechens notwendig sind, ein. Weiter geht die Theorie davon aus, dass die differentiellen Assoziationen oder Kontakte nach Häufigkeit, Dauer, Priorität und Intensität variieren (Sutherland/1974).  
Kunz kritisiert die Theorie der differentiellen Kontakte wegen der nicht hinreichenden Erklärungsformel, die sich nicht auf alle Kriminalitätsformen, wie z. B. auf Triebtaten anwenden lässt. Weiter bietet die Theorie wenig Transparenz bzgl. der Herkunft der Kontakte (Kunz/2001). Kunz kritisiert auch, dass die Theorie nicht die Personen mit kriminellen Kontakten berücksichtigt, die selbst nicht kriminell werden. Sieht man sich aber den letzten Abschnitt des o. g. Zitats aus der Veröffentlichung von Sutherland genauer an, dann meint Sutherland, dass der Handelnde frei über die Gewichtung der Zweckmäßigkeit seines Verhaltens entscheiden kann. Damit kann er sich auch gegen das kriminelle Verhalten entscheiden, das er in Assoziation mit anderen Personen erlernt hat. Er imitiert nicht, sondern entscheidet.
===Theorie der sozialen Desorganisation===


Weiter beschreibt Sutherland neben dem Prozess der differentiellen Kontakte auch die soziale Desorganisation als Ursache für Verbrechen. Demnach kulminieren die differentiellen Kontakte in Verbrechen, wenn die Gesellschaft nicht gegen diese organisiert ist (Sutherland/1979).  
Weiter beschreibt Sutherland neben dem Prozess der differentiellen Kontakte auch die soziale Desorganisation als Ursache für Verbrechen. Demnach kulminieren die differentiellen Kontakte in Verbrechen, wenn die Gesellschaft nicht gegen diese organisiert ist (Sutherland/1979).  


Kunz kritisiert die Theorie der differentiellen Kontakte wegen der nicht hinreichenden Erklärungsformel, die sich nicht auf alle Kriminalitätsformen, wie z. B. auf Triebtaten anwenden lässt. Weiter bietet die Theorie wenig Transparenz bzgl. der Herkunft der Kontakte (Kunz/2001).  Kunz kritisiert auch, dass die Theorie nicht die Personen mit kriminellen Kontakten berücksichtigt, die selbst nicht kriminell werden. Sieht man sich aber den letzten Abschnitt des o. g. Zitats aus der Veröffentlichung von Sutherland genauer an, dann meint Sutherland, dass der Handelnde frei über die Gewichtung der Zweckmäßigkeit seines Verhaltens entscheiden kann. Damit kann er sich auch gegen das kriminelle Verhalten entscheiden, das er in Assoziation mit anderen Personen erlernt hat. Er imitiert nicht, sondern entscheidet.
===Anomietheorie===
 
Die in den Jahren 1893 und 1897 von Durkeim begründete und von Merton im Jahr 1938 weiterentwickelte Anomiethorie begründet kriminelles Verhalten als Reaktion auf die
mangelnde organische Solidarität.
Durkheim versteht unter Anomie die Regellosigkeit, die aufgrund der immer weiter fortschreitenden Arbeitsteilung in einer Gesellschaft auftritt.
Merton erweiterte das Konzept, indem er den Zustand auch auf Eigenschaften der Individuen bezog, die sich in dem kulturellen und sozialen System befinden. Merton versteht die Anomie als Druck der Gesellschaft auf das Individuum. Es gibt fünf Typen der Reaktion der Individuen auf den Zustand der Anomie, die sich in der Zustimmung (+), Ablehnung (-) oder  durch Ablehnung herrschender und Substitution neuer Werte (+) äußert:
 
[[Art der Reaktion Kulturelle Ziele Institutionalisierte Mittel]]
1. Konformität + +
2. Innovation + -
3. Ritualismus - +
4. Apathie - -
5. Rebellion + +
 
 
1. Konformität: die am weitesten verbreitete Reaktion in einer stabilen Gesellschaft; das Verhalten drückt sich in der Konformität mit den etablierten kulturellen Mustern aus; eine Masse von Menschen kann nur dann als Gesellschaft bezeichnet werden, wenn deren Verhalten typischerweise auf die zentralen Werte der Gesellschaft hin ausgerichtet sind.
2. Innovation (Neuerung): Anwendung institutionell nicht erlaubter aber wirksamer Mittel, die zumindest das Erlangen der Erfolgsziele wie Wohlstand und Macht garantieren, wenn das Individuum die kulturelle Betonung des Zieles akzeptiert hat.
3. Ritualismus: das dominierende kulturelle Ziel des wirtschaftlichen Erfolgs und des sozialen Aufstiegs wird so weit heruntergeschraubt oder aufgegeben, bis die Ansprüche des einzelnen erfüllt werden können. Das Individuum hält trotzdem zwanghaft an den institutionellen Normen fest.
4. Apathie (Desinteresse, Rückzug): Ablehnung kultureller Ziele und institutionalisierte Mittel; das Individuum ist nicht Teil der Gesellschaft, ist ein Außenseiter; die Form der Reaktion kommt am seltensten vor.
5. Rebellion: die herrschenden Ziele und Normen werden als etwas willkürliches gesehen; das Individuum sucht eine neue andere Sozialstruktur.
 
Merton bezeichnete White-Collar-Crime als eine Art der Innovation.
 


==Ursachen, Täter und Tätergruppen==
==Ursachen, Täter und Tätergruppen==
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