Welt ohne Gefängnisse: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
== Geschichte ==
Während die ersten Menschen auf der - seit 4,5 Milliarden Jahren existierenden und wohl noch 7,5 Milliarden weitere Jahre vor sich habenden - Erde erst vor zwei bis drei Millionen Jahren auftauchten und der homo sapiens sogar mit seinen ca. 250 000 Jahren noch viel jüngeren Datums ist, bescherte erst die Sesshaftigkeit als die große Epochenschwelle in der Jungsteinzeit (vor ca. 10 000 Jahren) den Menschen überhaupt die Möglichkeit der Errichtung fester Bauten und damit - im Prinzip - auch von Gefängnissen. Dennoch sollte es noch lange dauern, bis die Voraussetzungen für die Institution des Gefängnisses vorhanden waren und diese Art der Strafe ihren Siegeszug antreten konnte.  
Die Geschichte kann die Dimensionen aufzeigen, um die es sich handelt. Wenn man unter "Welt" das aktuell existierende Universum versteht, dann gibt es die "Welt" seit gut 13 Milliarden Jahren. Versteht man unter "Welt" den Planeten Erde, dann meint man damit einen Himmelskörper, der von seinen voraussichtlich 12 Milliarden Jahren Lebenszeit gerade mal 4,5 Milliarden hinter sich (und logischerweise noch 7,5 Milliarden vor sich) haben dürfte. Pflanzen und Tiere gibt es allerdings erst seit einer halben Miliarde Jahren (und voraussichtlich bestenfalls noch eine weitere halbe Milliarde, so dass die Erde noch einige Milliarde Jahre als toter Brocken auf ihr endgültes Verdampfen wird warten dürfen, längst ungestört vom "homo sapiens", dessen unmittelbare Vorfahren mit der biologischen Bezeichnung "homo" vor ca. 2,5 Millionen Jahren auftauchten und erst vor rund 250 000 Jahren dem "homo sapiens" weichen mußten, der seither die Regierung übernommen hat). Gefängnisse waren allerdings nicht das erste, an was der homo sapiens sapiens dachte, als er sich zu organisieren begann. Es dauerte bis zum Jahr 10 000 vor unserer Zeitrechnung, dass aus den Jägern und Sammlern ganz allmählich Ackerbauern und Viehzüchter wurden und damit auch die ersten festen Siedlungen entstanden. In befestigten Bauten wurden während der letzten Jahrtausende vor der Zeitenwende auch Freiheitsentziehungen möglich und zu verschiedenen Zwecken praktiziert - etwas zwecks Vorhaltung von Gefangenen zwecks Austausch, Lösegeldzahlungen usw.; doch die Erfindung der Institution des Gefängnisses als Form der Kriminalstrafe sollte noch lange auf sich warten lassen.
Das Gefängnis als ein Einschließungsmilieu, das der Bestrafung durch Freiheitsentzug und meist auch zugleich der Besserung der Betroffenen dient, ist eine vergleichsweise junge Einrichtung. Über die genauen Umstände der "Geburt des Gefängnisses" (Foucault) gehen die Ansichten in der Wissenschaft auseinander. Während Gotthold Bohne die Entstehung des Gefängnisses auf das 12. bis 16. Jahrhundert (in Norditalien) datierte, sehen andere die Frühform der Freiheitsstrafe in London (Bridewell, 16. Jahrhundert) zum ersten mal realisiert. Michel Foucault sieht das Gefängnis als Produkt der "Großen Transformation" von 1760 bis 1840, während derer die nordamerikanischen Gefängnis-Modelle von Philadelphia und Auburn sich über Westeuropa ausbreiteten (Bohne 1925; Foucault 2004).
Das Gefängnis als ein Einschließungsmilieu, das der Bestrafung durch Freiheitsentzug und meist auch zugleich der Besserung der Betroffenen dient, ist eine vergleichsweise junge Einrichtung. Während Gotthold Bohne die Entstehung des Gefängnisses auf das 12. bis 16. Jahrhundert (in Norditalien) datierte, sehen andere die Frühform der Freiheitsstrafe in London (Bridewell, 16. Jahrhundert) zum ersten mal realisiert. Michel Foucault hingegen erblickte im Gefängnis ein Produkt der "Großen Transformation" von 1760 bis 1840, während derer die nordamerikanischen Gefängnis-Modelle von Philadelphia und Auburn sich über Westeuropa ausbreiteten (Bohne 1925; Foucault 2004).


Trotz der Tatsache, dass es sich um eine vergleichsweise junge Institution handelt, ist die Vorstellung einer Gesellschaft ohne Gefängnisse den meisten Menschen suspekt. Was, so denken sie, soll man denn sonst machen? Umbringen will und kann man die Verbrecher ja nicht - aber andererseits kann man es sich auch nicht leisten, sie einfach so herumlaufen zu lassen. Deswegen gilt das Gefängnis als notwendiges Übel. Der Glaube an die Notwendigkeit des Gefängnisses ist heute weiter verbreitet als der Glaube an Gott.
Trotz der Tatsache, dass es sich um eine vergleichsweise junge Institution handelt, ist die Vorstellung einer Gesellschaft ohne Gefängnisse den meisten Menschen suspekt. Was, so denken sie, soll man denn sonst machen? Umbringen will und kann man die Verbrecher ja nicht - aber andererseits kann man es sich auch nicht leisten, sie einfach so herumlaufen zu lassen. Deswegen gilt das Gefängnis als notwendiges Übel. Der Glaube an die Notwendigkeit des Gefängnisses ist heute weiter verbreitet als der Glaube an Gott.
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