Welt ohne Gefängnisse: Unterschied zwischen den Versionen

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Die berühmt-berüchtigte Härte des mittelalterlichen Strafrechts war eine Erscheinung nicht des sechsten, siebten, achten oder neunten Jahrhunderts, sondern der terroristischen Territorialgewalten im zwölften, dreizehnten, vierzehnten, fünfzehnten und sechszehnten Jahrhundert. Das war die Zeit der barbarischen Härte, im Vergleich zu welcher die Gefängnisstrafe in der Tat wie eine Wohltat aussah. (Ein relatives Kompliment an das Gefängnis, von dem diese Institution noch heute profitiert.)
Die berühmt-berüchtigte Härte des mittelalterlichen Strafrechts war eine Erscheinung nicht des sechsten, siebten, achten oder neunten Jahrhunderts, sondern der terroristischen Territorialgewalten im zwölften, dreizehnten, vierzehnten, fünfzehnten und sechszehnten Jahrhundert. Das war die Zeit der barbarischen Härte, im Vergleich zu welcher die Gefängnisstrafe in der Tat wie eine Wohltat aussah. (Ein relatives Kompliment an das Gefängnis, von dem diese Institution noch heute profitiert.)


Die Freiheitsstrafe entstand erst zwischen den Jahren 1000 und 2000 nach Christus.   
Die Freiheitsstrafe entstand erst zwischen den Jahren 1000 und 2000 nach Christus, also in der Sekunde der Menschheitsgeschichte, in der wir gerade leben. Wann genau, darüber streiten sich die Gelehrten. Gotthold Bohne glaubte, dass die Wiege der modernen Freiheitsstrafe in den weit entwickelten Städten Norditaliens stand. Bohne ist heute vergessen. Eine zweite Ansicht sieht den Beginn der modernen Freiheitsstrafe in den englischen Bridewells oder den holländischen Zucht- und Arbeitshäusern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die meisten Forscher datieren aber die Geburt des Gefängnisses auf die amerikanischen Anstalten des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts und deren Verbreitung über den Globus. Foucault sieht die Gefängnisse als Teil der "Großen Transformation" im Zeitfenster zwischen 1760 und 1840. Wer recht hat, ist nicht leicht zu sagen. Möglicherweise hat Foucault die besseren Argumente. Aber Bohne sollte man vielleicht auch nicht unbedingt als Unsinn abtun. Was bleibt ist ein Konsens in der Wissenschaft: eine Welt mit Gefängnissen gibt es seit weniger als 1000 Jahren. Davor gab es - je nach Berechnung - seit mehr als einer Million Jahren oder jedenfalls seit rund 249 000 Jahren nur eine Welt ohne Gefängnisse. Mit anderen Worten: in der Wissenschaft gibt es keinen Zweifel daran, dass die Menschheit Hunderttausende von Jahren ohne Gefängnisse, aber erst seit weniger als 1000 Jahren mit Gefängnissen existierte. Die Geschichte beweist also: eine Welt ohne Gefängnisse war möglich. Die Logik führt zu dem Schluss: wenn das, was einmal war, historisch auch wieder werden kann, dann kann man auch für die Zukunft sagen: Menschen werden auch in der Zukunft wieder ohne Gefängnisse existieren können.
 
Was die Geschichtswissenschaft nicht beantworten kann, ist die Frage, ob Gesellschaften wie unsere heutigen Gegenwartsgesellschaften ohne fundamentale Rückschritte auch in der Lage wären, ohne Gefängnisse weiter (und nach Möglichkeit: besser) zu funktionieren.
 
 
 
glauben wie Michel Foucault, dass  und dass sie sich von dort aus seit dem 12. Jahrhundert norditali  




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