Wahrheitskommission: Unterschied zwischen den Versionen

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Wahrheitskommissionen dienen der versöhnenden Aufarbeitung von "gross human rights violations" (UN), also von massenhaftem, meist von bewaffneten Kollektiven (z.B. dem Militär, der Geheimpolizei und/oder einer militanten prinzipiellen Opposition) verübtem Unrecht. Sie sind eine Alternative zu strafjustizieller Verfolgung und Bestrafung und insofern eine Art alternativer Konfliktregulierung mit den Methoden der restorative justice. Auf Wahrheitskommissionen wird meist dann zurückgegriffen, wenn die herkömmlichen Methoden der staatlichen Strafverfolgung durch das schiere Ausmaß der Verbrechen überfordert wären und/oder wenn man der Überzeugung ist, dass die Strafverfolgung nicht geeignet wäre, um (alleine für sich genommen) dem Ziel einer Versöhnung zwischen Bevölkerungsgruppen näher zu kommen. Da sich die Einrichtung von Wahrheitskommissionen meist in Übergangsphasen zwischen dem Untergang oder dem tiefen Wandel eines Systems zu einem anderen System anbietet, spricht man auch von transitional justic. Als zuverlässigste Informationsquelle zum Thema Wahrheitskommissionen gilt heute das im März 2001 von George Soros und Alex Boraine etablierte International Center for Transitional Justice (ICTJ; www.ictj.org) in New York, das auch über Regionalbüros in Afrika, Europa und Lateinamerika verfügt.
Wahrheitskommissionen dienen der versöhnenden Aufarbeitung von "gross human rights violations" (UN), also von massenhaftem, meist von bewaffneten Kollektiven (z.B. dem Militär, der Geheimpolizei und/oder einer militanten prinzipiellen Opposition) verübtem Unrecht. Sie sind eine Alternative zu strafjustizieller Verfolgung und Bestrafung und insofern eine Art alternativer Konfliktregulierung mit den Methoden der restorative justice. Auf Wahrheitskommissionen wird meist dann zurückgegriffen, wenn die herkömmlichen Methoden der staatlichen Strafverfolgung durch das schiere Ausmaß der Verbrechen überfordert wären und/oder wenn man der Überzeugung ist, dass die Strafverfolgung nicht geeignet wäre, um (alleine für sich genommen) dem Ziel einer Versöhnung zwischen Bevölkerungsgruppen näher zu kommen. Da sich die Einrichtung von Wahrheitskommissionen meist in Übergangsphasen zwischen dem Untergang oder dem tiefen Wandel eines Systems zu einem anderen System anbietet, spricht man auch von transitional justic. Als zuverlässigste Informationsquelle zum Thema Wahrheitskommissionen gilt heute das im März 2001 von George Soros und Alex Boraine etablierte International Center for Transitional Justice (ICTJ; www.ictj.org) in New York, das auch über Regionalbüros in Afrika, Europa und Lateinamerika verfügt.


== Einige Beispiele ==
== Geschichte ==


Die Geschichte der Wahrheitskommissionen kennt viele Versionen. Dies beginnt mit der scheinbar einfachen Frage, wann die erste Wahrheitskommission eingerichtet wurde. Nach Michael P. Scharf war die erste Wahrheitskommission die im Jahre 1913 vom Carnegie Endowment for International Peace eingerichtete "International Commission to Inquire Into the Causes and Conduct of the Balkan Wars of 1912 and 1913". Nach anderen Quellen war es (ausgerechnet) der ugandische Diktator Idi Amin, der im Juni 1974 die erste Wahrheitskommission einrichtete, nämlich die “Commission of Inquiry into the Disappearances of People in Uganda since 25 January 1971”. Wenig bekannt ist die Wahrheitskommission zur Aufklärung des Schicksal der Verschwundenen in Bolivien vom Oktober 1983, weil sie ihre Arbeit ohne Schlußbericht einstellte. Bekannt hingegen ist die entsprechende Wahrheitskommission in Argentinien vom Dezember 1983, die ihrerseits die Einrichtung entsprechender Kommissionen in Uruguay, Chile, El Salvador, Guatemala, Zimbabwe, im Tschad und in Südafrika inspirierte. Die südafrikanische Wahrheitskommission gilt heute weitgehend als Modellfall für Wahrheitskommissionen überhaupt.


In Lateinamerika haben Wahrheitskommissionen besonders in Argentinien, Chile, El Salvador und Guatemala politische Bedeutung erlangt.Eingerichtet werden sie aus naheliegenden Gründen erst nach dem Untergang oder dem grundsätzlichen Wandel des politischen Systems, innerhalb dessen dieses Unrecht begangen wurde. Ziel der Wahrheitskommissionen (häufig auch Wahrheits- und Gerechtigkeits-, bzw. Wahrheits- und Versöhnungs-Kommissionen genannt) ist weniger die Realisierung eines Strafverfolgungsanspruchs (wie beim Internationalen Strafgerichtshof)als vielmehr die kollektive Aussöhnung von Bevölkerungsgruppen. Insofern handelt es sich um alternative Konfliktregelung im Sinne der restorative justice. Der systematischen Archivierung und Auswertung der Erfahrungen mit Wahrheitskommissionen dient das im März 2001 gegründete
   
   


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Ø http://www.duei.de/content/organisation/pdf/oettler_04_69.pdf
Ø http://www.duei.de/content/organisation/pdf/oettler_04_69.pdf
Ø http://www.menschenrechte.org/archive/straflosigkeit_archive/Archive001st.htm
Ø http://www.menschenrechte.org/archive/straflosigkeit_archive/Archive001st.htm
 
http://www.usip.org/library/truth.html#tc (Liste der Wahrheitskommissionen)
 
 
 
 


== '''Literatur''' ==
== '''Literatur''' ==
Anonymer Benutzer