Viktimologie: Unterschied zwischen den Versionen

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Mendelsohn hingegen stellt das Verhalten des Opfers in den Vordergrund, die Opfergruppierung erfolgt unter schuldorientierten und rechtlichen Ansätzen. Er differenziert zwischen drei Opfergruppen: "Unschuldige oder idealen Opfern", "zum Delikt beitragende Opfer" hierbei unterscheidet er zwischen provozierendes, williges oder unvorsichtiges, aber auch Opfer aus Unwissenheit. Unter die dritte Gruppe ("Opfer das selbst ein Delikt verübt")lassen sich jene Opfer subsumieren, welche das Delikt selbst begehen, zum Beispiel vorgetäuschte Notwehr.  
Mendelsohn hingegen stellt das Verhalten des Opfers in den Vordergrund, die Opfergruppierung erfolgt unter schuldorientierten und rechtlichen Ansätzen. Er differenziert zwischen drei Opfergruppen: "Unschuldige oder idealen Opfern", "zum Delikt beitragende Opfer" hierbei unterscheidet er zwischen provozierendes, williges oder unvorsichtiges, aber auch Opfer aus Unwissenheit. Unter die dritte Gruppe ("Opfer das selbst ein Delikt verübt")lassen sich jene Opfer subsumieren, welche das Delikt selbst begehen, zum Beispiel vorgetäuschte Notwehr.  


Ezzat Abdel Fattah bezieht sich in seiner Opfertypologie auf die Interaktion zwischen Opfer und Täter und teilt die Opfer nach ihren jeweiligen Beteiligungssituationen ein. Demnach unterscheidet er zwischen "Teilnehmendes Opfer" (wirkt bei der Tat selber mit, z.B. der betrogene Betrüger), "Nichtteilnehmendes Opfer" (unschuldiges Opfer), "Latentes oder prädisponiertes Opfer" (z.B. durch Leichtgläubigkeit, Naivität, Aberglauben, Isolation, Schwäche), "Provozierendes Opfer", wobei er hier zwischen "aktiv provozierend" (z.B. Tötung auf Verlangen) und "passiv provozierend" (durch Sorglosigkeit oder Aggressivität) unterscheidet und "Falsches Opfer" (durch eigenes Verhalten: z.B. Selbsttötung, selbstverschuldeter Unfall)( Heller, 2007; Lebe, 2003).
Ezzat Abdel Fattah bezieht sich in seiner Opfertypologie auf die Interaktion zwischen Opfer und Täter und teilt die Opfer nach ihren jeweiligen Beteiligungssituationen ein. Demnach unterscheidet er zwischen "Teilnehmendes Opfer" (wirkt bei der Tat selber mit, z.B. der betrogene Betrüger), "Nichtteilnehmendes Opfer" (unschuldiges Opfer), "Latentes oder prädisponiertes Opfer" (z.B. durch Leichtgläubigkeit, Naivität, Aberglauben, Isolation, Schwäche), "Provozierendes Opfer", wobei er hier zwischen "aktiv provozierend" (z.B. Tötung auf Verlangen) und "passiv provozierend" (durch Sorglosigkeit oder Aggressivität) unterscheidet und "Falsches Opfer" (durch eigenes Verhalten: z.B. Selbsttötung, selbstverschuldeter Unfall).


Die Amerikaner Thorsten Sellin und Marvine E. Wolfgang brachten zum Ausdruck, dass nicht nur natürliche Personen (primäre Opfer) sondern auch juristische Personen (sekundäre Opfer) und der Staat, sowie die Regierung und die Gesellschaft (tertiäre Opfer) Ziele von Straftaten werden können (Lebe, 2003).
Die Amerikaner Thorsten Sellin und Marvine E. Wolfgang brachten zum Ausdruck, dass nicht nur natürliche Personen (primäre Opfer) sondern auch juristische Personen (sekundäre Opfer) und der Staat, sowie die Regierung und die Gesellschaft (tertiäre Opfer) Ziele von Straftaten werden können.


Neuere viktimologische Konzepte bauen auf die traditionellen Theorien auf und ergänzen diese. Die Tat und der Täter werden als Bestandteil einer Handlung gesehen und aus Sicht des Opfers untersucht, des weiteren wird die Beziehung zwischen Täter und Opfer analysiert und der Opferbeitrag der Tat erarbeitet.  
Neuere viktimologische Konzepte bauen auf die traditionellen Theorien auf und ergänzen diese. Die Tat und der Täter werden als Bestandteil einer Handlung gesehen und aus Sicht des Opfers untersucht, des weiteren wird die Beziehung zwischen Täter und Opfer analysiert und der Opferbeitrag der Tat erarbeitet.  


Zu den besonders disponierte Opfergruppen gehören: alte Menschen, wegen ihres psychischen und physichen Zustandes sind sie oftmal nicht in der Lage sich zur Wehr zu setzen, des weiteren leben diese Menschen häufig in einer isolierten Umgebung. Minderjährige werden häufig zur Zielgruppe von Tätern durch ihre Naivität und Hilflosigkeit. Durch ihre körperliche Unterlegenheit zählen auch Frauen zu den potenziellen Opfern. Wegen unzureichender Sprachkentnisse und Unerfahrenheit mit den Lebensumständen gehören auch Ausländer und Minderheiten zu den disponierten Opfergruppen.
Zu den besonders disponierte Opfergruppen gehören: alte Menschen, wegen ihres psychischen und physichen Zustandes sind sie oftmal nicht in der Lage sich zur Wehr zu setzen, des weiteren leben diese Menschen häufig in einer isolierten Umgebung. Minderjährige werden häufig zur Zielgruppe von Tätern durch ihre Naivität und Hilflosigkeit. Durch ihre körperliche Unterlegenheit zählen auch Frauen zu den potenziellen Opfern. Wegen unzureichender Sprachkentnisse und Unerfahrenheit mit den Lebensumständen gehören auch Ausländer und Minderheiten zu den disponierten Opfergruppen( Heller, 2007; Lebe, 2003).


====Das Karriere Model====
====Das Karriere Model====
Die Reaktion auf die Opferwerdung löst eine Reihe von weiteren Viktimisierungen aus, dies kann durch die Berichterstattung, formelle Reaktionen oder durch das Verfahren selbst, informelle Reaktionen stattfinden. Es unterscheiden sich primäre, sekundäre und teritäre Viktimisierung.
Die Reaktion auf die Opferwerdung löst eine Reihe von weiteren Viktimisierungen aus. Dies kann durch die Berichterstattung, formelle Reaktionen, oder durch das Verfahren selbst, informelle Reaktionen, stattfinden. Es unterscheiden sich primäre, sekundäre und teritäre Viktimisierung.


=====Primäre Viktimisierung=====
=====Primäre Viktimisierung=====
Darunter versteht man die Opferwerdung direkt durch eine strafbare Handlung. Sie kann von materieller Art (Sachschaden, Eigentumsschäden), physischer Art (körperliche Schädigung) oder psychischer Art (Ängste, Depressionen, Schuldgefühle) sein.
Darunter versteht man die Opferwerdung direkt durch eine strafbare Handlung. Sie kann von materieller Art (Sachschaden, Eigentumsschäden), physischer Art (körperliche Schädigung) oder psychischer Art (Ängste, Depressionen, Schuldgefühle) sein.
Die Schädigung bezieht sich nicht nur auf das Opfer, sondern auch das soziale Umfeld.
Die Schädigung bezieht sich nicht nur auf das Opfer, sondern auch auf das soziale Umfeld.


=====Sekundäre Viktimisierung=====
=====Sekundäre Viktimisierung=====
Intensivierung des direkten Opferwerdens durch die nachfolgenden Reaktionen des sozialen Umfeldes, von Polizisten, Anwälten, Ärzten usw.
Intensivierung des direkten Opferwerdens durch die nachfolgenden Reaktionen des sozialen Umfeldes, von Polizisten, Anwälten, Ärzten usw.
Oftmals wird das Wiedergeben des Tathergangs als psychische Belastung und äußerst entwürdigend empfunden. Scheu und/oder Misstrauchen verhindern oftmals eine Reintegration in seine eigene Umwelt
Oftmals wird das Wiedergeben des Tathergangs als psychische Belastung und als äußerst entwürdigend empfunden. Scheu und/oder Misstrauen verhindern oftmals eine Reintegration in die eigene Umwelt.


=====Tertiäre Viktimisierung=====
=====Tertiäre Viktimisierung=====
Selbstdefinition als Opfer wird zum Bestandteil der Persöhnlichkeit. Die tertiäre Viktimisierung ist das Produkt der ersten beiden Viktimisierungsprozesse. Dies führt nicht selten zum Konzept der "Erlernten Hilflosigkeit". Allerdings kann die tertiäre Viktimisierung auch positive Auswirkungen haben: Sekundärer Krankheitsgewinn (Mitleid als Gewinn).
Die Selbstdefinition als Opfer wird zum Bestandteil der Persöhnlichkeit. Die tertiäre Viktimisierung ist das Produkt der ersten beiden Viktimisierungsprozesse. Dies führt nicht selten zum Konzept der "Erlernten Hilflosigkeit". Allerdings kann die tertiäre Viktimisierung auch positive Auswirkungen haben: Sekundärer Krankheitsgewinn (Mitleid als Gewinn).
Die Viktimisierung kann dazu führen, dass beim Opfer die Überzeugung entsteht, dass trotz gezieltem und überlegten Handeln die Opfersituation nicht verhindern werden kann, bei drohender gefahr reagieren diese Menschen eher passiv.
Die Viktimisierung kann dazu führen, dass beim Opfer die Überzeugung entsteht, dass trotz gezieltem und überlegten Handeln die Opfersituation nicht verhindern werden kann, bei drohender Gefahr reagieren diese Menschen eher passiv.




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