Vandalismus: Unterschied zwischen den Versionen

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==Typologie des Vandalismus nach Cohen==
==Typologie des Vandalismus nach Cohen==
1973 veröffentlichte der englische Kriminologe Stanley Cohen in dem Sammelband 'Vandalism' einen Aufsatz mit dem Titel 'Property Destruction: motives and meanings'. Darin stellt Cohen eine Typologie des Vandalismus vor, welche als zentrales Unterscheidungsmerkmal die unterschiedlichen Motive der Täter beachtet. Neben dieser Perspektive, welche so auch auf die Frage des 'tieferen Sinns' eingeht ist für Cohen die sozialstrukturelle Lage der Täter von Bedeutung. In dieser sieht Cohen auch einen Erklärungsansatz für den Vandalismus. Cohen begreift die sozialstrukturelle Lage der Täter aber nicht nur als eine deskriptive Einordnung in einen gesellschaftlichen Zusammenhang, sondern wirft auch die Frage auf  inwiefern sich die Akteure hinsichtlich der Bandbreite der gesellschaftlichen Teilhabebedingungen und der damit verbundenen subjektiven Ausgrenzungserfahrungen und Bewältigungsstrategien von einander unterscheiden. Cohen verweist in diesem Zusammenhang auf die gesellschaftliche Teilhabe und Ausgrenzungserfahrungen. Er beschreibt sie als Resultat einer Diskrepanz zwischen den gesellschaftlich und subjektiv erwünschten Zielen und der ungleich verteilten Möglichkeiten diese zu erreichen: ''„What the young person wants – or what the message tells him he should want to want – cannot be reached. He doesn't have enough money to participiate fully, even vicariously, and he doesn't have the talent, luck or contracts to really make it directly“'' (Cohen 1973, S.53). Cohens Ausführungen und Erklärungen zum Vandalismus erweisen sich als anschlussfähig für kriminologische Theorien, im besonderen an die Anomietheorie von Merton.  
1973 veröffentlichte der englische Kriminologe Stanley Cohen in dem Sammelband 'Vandalism' einen Aufsatz mit dem Titel 'Property Destruction: motives and meanings'. Darin stellt Cohen eine Typologie des Vandalismus vor, welche als zentrales Unterscheidungsmerkmal die unterschiedlichen Motive der Täter beachtet. Neben dieser Perspektive, welche so auch auf die Frage des 'tieferen Sinns' eingeht ist für Cohen die sozialstrukturelle Lage der Täter von Bedeutung. In dieser sieht Cohen auch einen Erklärungsansatz für den Vandalismus. Cohen begreift die sozialstrukturelle Lage der Täter aber nicht nur als eine deskriptive Einordnung in einen gesellschaftlichen Zusammenhang, sondern wirft auch die Frage auf  inwiefern sich die Akteure hinsichtlich der Bandbreite der gesellschaftlichen Teilhabebedingungen und der damit verbundenen subjektiven Ausgrenzungserfahrungen und Bewältigungsstrategien von einander unterscheiden. Cohen verweist in diesem Zusammenhang auf die gesellschaftliche Teilhabe und Ausgrenzungserfahrungen. Er beschreibt sie als Resultat einer Diskrepanz zwischen den gesellschaftlich und subjektiv erwünschten Zielen und der ungleich verteilten Möglichkeiten diese zu erreichen: ''„What the young person wants – or what the message tells him he should want to want – cannot be reached. He doesn't have enough money to participiate fully, even vicariously, and he doesn't have the talent, luck or contracts to really make it directly“'' (Cohen 1973, S.53). Cohens Ausführungen und Erklärungen zum Vandalismus erweisen sich als anschlussfähig für kriminologische Theorien, im besonderen an die Anomietheorie von Merton.  
Cohen gilt als Vertreter der 'kritischen Kriminologie' und sein Aufsatz als eine der grundlegenden kriminalsoziologischen Aussagen zu diesem Thema.  
Cohen gilt als Vertreter der [['kritischen Kriminologie']] und sein Aufsatz als eine der grundlegenden kriminalsoziologischen Aussagen zu diesem Thema.  
 
Cohen teilt den Vandalismus in fünf Gruppen ein:  
Cohen teilt den Vandalismus in fünf Gruppen ein:  
===Acquistitive Vandalism===
===Acquistitive Vandalism===
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===Malicious Vandalism===
===Malicious Vandalism===
Cohen hält den 'bösartigen' für die am häufigsten auftretende Form des Vandalismus (vgl. Cohen 1973, S.48). Deutlich hebt er hervor, dass der 'malicios vandalism' auch die für die Gesellschaft am wenigsten nachvollziehbare Variante des Vandalismus ist: ''„my final category is the one which reveals most clearly the vicious and apparently senseless the facade which society finds so difficult to understand“'' (Cohen 1973, S.48).
Cohen hält den 'bösartigen' für die am häufigsten auftretende Form des Vandalismus (vgl. Cohen 1973, S.48). Deutlich hebt er hervor, dass der 'malicios vandalism' auch die für die Gesellschaft am wenigsten nachvollziehbare Variante des Vandalismus ist: ''„my final category is the one which reveals most clearly the vicious and apparently senseless the facade which society finds so difficult to understand“'' (Cohen 1973, S.48).
Cohen sieht als Motiv für den bösartigen Vandalismus in subjektiven Gefühlen des nicht gebraucht werdens, Langeweile, Verzweiflung, Abneigung, Misserfolg und Frustration (vgl. Cohen 1973, S. 49). Dies kann auch als Ausdrucksform subjektiver Gefühle der Ausgrenzung gedeutet werden. Eine Antwort darauf scheint der Vandalismus zu sein. Cohen dazu: ''„It is significant that in everyday language the escape from such states is often expressed in metaphors such as breaking out, breaking away and breaking clear"'' (ebd., S. 49; Hervorhebung im Original). Wie schon die Motive dieser Variante des Vandalismus vermuten lassen, sieht Cohen die Unterschicht als größten Teil für die Taten dieser Art als verantwortlich an (vgl. Cohen 1973, S. 51). Die Ziele des Vandalismus sind meist subjektiv symbolisch aufgeladene Orte im öffentlichen Raum der Städte: ''„The target is de-personalised and not easily identified with, it belongs to 'them'“'' (ebd, S.50). Passend dazu fasst Schneider zusammen: ''„Diese Art der Zerstörung erscheint zwar wahllos, ist aber oft gegen Symbole der Mittelschicht, öffentliche Einrichtungen und Anonymität fördernde Systeme gerichtet“'' (2001, S. 42).  
Cohen sieht als Motiv für den bösartigen Vandalismus in subjektiven Gefühlen des nicht gebraucht werdens, Langeweile, Verzweiflung, Abneigung, Misserfolg und Frustration (vgl. Cohen 1973, S. 49). Dies kann auch als Ausdrucksform subjektiver Gefühle der Ausgrenzung gedeutet werden. Eine Antwort darauf scheint der Vandalismus zu sein. Cohen dazu: ''„It is significant that in everyday language the escape from such states is often expressed in metaphors such as breaking out, breaking away and breaking clear"'' (ebd., S. 49; Hervorhebung im Original). Wie schon die Motive dieser Variante des Vandalismus vermuten lassen, sieht Cohen die Unterschicht als größten Teil für die Taten dieser Art als verantwortlich an (vgl. Cohen 1973, S. 51). Die Ziele des Vandalismus sind meist subjektiv symbolisch aufgeladene Orte im öffentlichen Raum der Städte: ''„The target is de-personalised and not easily identified with, it belongs to 'them'“'' (ebd, S.50). Passend dazu fasst Schneider zusammen: ''„Diese Art der Zerstörung erscheint zwar wahllos, ist aber oft gegen Symbole der Mittelschicht, öffentliche Einrichtungen und Anonymität fördernde Systeme gerichtet“'' (2001, S. 42).
 
==Räumliche Verteilung==
==Räumliche Verteilung==
Der Vandalismus ist primär ein Problem der Städte. Er wird als eine ''„stadtspezifische Erscheinung“'' bezeichnet (Kube; Schuster 1983, S.4,) ist. Aber nicht überall in den Städten tritt Vandalismus gleich häufig auf. Eine Häufung dieses Phänomens ist den den ärmeren Quartieren zu finden: ''„Innerhalb der Städte gibt es wiederum Gebiete, in denen sich vandalistische Straftaten konzentrieren. Neben den Innenstadtbereichen sind dies zum einen heruntergekommene Altbaugebiete, die zur Sanierung anstehen und zum anderen bestimmte Neubaugebiete des sozialen Wohnungsbaus“'' (Schneider 2001, S. 69). In anderen Beschreibungen wird dies bestätigt und als Begründungen für die Häufung von Vandalismus in ärmeren Stadtteilen Prozesse der städtischen Segregation und unter anderem die Theorie des architektonischen Determinismus für den Vandalismus genannt (vgl. Detaille 1983, S. 91).  
Der Vandalismus ist primär ein Problem der Städte. Er wird als eine ''„stadtspezifische Erscheinung“'' bezeichnet (Kube; Schuster 1983, S.4,) ist. Aber nicht überall in den Städten tritt Vandalismus gleich häufig auf. Eine Häufung dieses Phänomens ist den den ärmeren Quartieren zu finden: ''„Innerhalb der Städte gibt es wiederum Gebiete, in denen sich vandalistische Straftaten konzentrieren. Neben den Innenstadtbereichen sind dies zum einen heruntergekommene Altbaugebiete, die zur Sanierung anstehen und zum anderen bestimmte Neubaugebiete des sozialen Wohnungsbaus“'' (Schneider 2001, S. 69). In anderen Beschreibungen wird dies bestätigt und als Begründungen für die Häufung von Vandalismus in ärmeren Stadtteilen Prozesse der städtischen Segregation und unter anderem die Theorie des architektonischen Determinismus für den Vandalismus genannt (vgl. Detaille 1983, S. 91).  
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