Utilitarismus

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Als Utilitarismus wird eine zuerst von Jeremy Bentham formulierte konsequentialistische moralphilosophische Theorie bezeichnet. Ihr Ziel ist die (gesamtgesellschaftliche) Maximierung von Glück bei gleichzeitiger (gesamtgesellschaftlicher) Schmerzminimierung, in Benthams Worten: "Das größte Glück der größten Zahl".

In der Nachfolge Benthams verfeinerten insbesondere John Stuart Mill und Henry Sidgwick dessen ursprünglich noch recht undifferenzierten Ansatz. Insbesondere stellte Mill heraus, daß rein "geistige" Freuden gegenüber "bloß sinnlichen" Freuden vorzugswürdig seien: "It's better to be a dissatifies socrates than a satisfied pig".

In den Kriminalwissenschaften

Innerhalb des präventionistischen Flügels der Kriminologie waren und sind utilitaristische Vorstellungen wirkmächtig. Bereits Jeremy Bentham selbst war als Strafvollzugsreformer hervorgetreten. Sodann beherrschen utilitaristische Vorstellungen sowohl die sogenannte "klassische Schule der Kriminologie" Cesare Beccarias als auch - über Rudolf von Jhering vermittelt - die Vertreter der "modernen Strafrechtsschule" um Franz von Liszt ("Die gerechte Strafe ist die notwendige Strafe").

Grenzen

Die utilitaristische Ethik kollidiert mit dem (deontologischen) Prinzip der Nicht-Verrechenbarkeit:

  • Wenn ein schwerverletzter junger Motorradfahrer in die Klinik kommt, müssen die Ärzte alles für seine Lebensrettung tun, auch wenn sein Tod gesunde Spenderorgane verfügbar machen würde, die mehreren Menschen das Leben retten würden
  • Ein Richter darf eine von ihm für unschuldig gehaltene Person auch dann nicht verurteilen, wenn eine Verurteilung durch Abschreckung eine große Zahl von Straftaten verhindern würde
  • Der Minister darf ein von Terroristen gekapertes Flugzeug auch dann nicht abschießen lassen, wenn dadurch Tausende von Menschenleben gerettet würden
  • Ich darf auch dann einer Person nichts wegnehmen, wenn die Zuwendung des Gutes an eine ärmere Person dieser einen so großen Vorteil brächte, dass der Nachteil der bestohlenen Person bei weitem aufgewogen würde.

Mit anderen Worten: "unsere" Moral ist deontologisch verfasst.

Julian Nida-Rümelin dazu:

"In der Moral gilt das Prinzip der Nicht-Verrechenbarkeit. Darüber hinaus spricht viel dafür, dass manche Entscheidungssituationen dilemmatisch sind, dass es in diesen keine befriedigende Lösung gibt, dass man sich mit Schuld belädt, wie immer man entscheidet. Es sind - paradoxerweise - gerade die modernen Instrumente der Entscheidungs- und Spieltheorie, auch der Logik kollektiver Entscheidungen, die uns zu dieser Erkenntnis bringen."

Weblinks und Literatur

Nida-Rümelin, Digitaler Humanismus (2017) in: Das Magazin zum Innovationstag 2017: 10.