Theorie: Unterschied zwischen den Versionen

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Weiterhin lassen sich zwei Arten der wissenschaftlichen Theoriengenerierung herausstellen, wobei die Grenzen hierbei fließend sind. Zum einen sieht die induktive Verfahrensweise ihren Ausgangspunkt in Erfahrungssätzen. Diese Hypothesen werden empirisch geprüft und so in direktem Bezug auf die soziale Realität die Theorie entwickelt und gegebenenfalls modifiziert oder korrigiert. Zum anderen verwenden Vertreter des deduktiven Vorgehens historisch vorausgehendes, verifiziertes Wissen und entwickeln mittels logischen Schließens die Theorie.
Weiterhin lassen sich zwei Arten der wissenschaftlichen Theoriengenerierung herausstellen, wobei die Grenzen hierbei fließend sind. Zum einen sieht die induktive Verfahrensweise ihren Ausgangspunkt in Erfahrungssätzen. Diese Hypothesen werden empirisch geprüft und so in direktem Bezug auf die soziale Realität die Theorie entwickelt und gegebenenfalls modifiziert oder korrigiert. Zum anderen verwenden Vertreter des deduktiven Vorgehens historisch vorausgehendes, verifiziertes Wissen und entwickeln mittels logischen Schließens die Theorie.


== Kriminalitätstheorien ==
Kriminalitätstheorien behandeln Ursachen und Konsequenzen kriminellen Verhaltens und sind dem gesellschaftlichen Wandel unterworfen. Sie sind demnach zeit- und ortsabhängig, beeinflussen bzw. reagieren auf soziale Wertvorstellungen und das gesellschaftliche Verständnis von Kriminalität(sursachen) sowie die Art der Reaktionen auf abweichende Handlungen.
Kriminalitätstheorien behandeln Ursachen und Konsequenzen kriminellen Verhaltens und sind dem gesellschaftlichen Wandel unterworfen. Sie sind demnach zeit- und ortsabhängig, beeinflussen bzw. reagieren auf soziale Wertvorstellungen und das gesellschaftliche Verständnis von Kriminalität(sursachen) sowie die Art der Reaktionen auf abweichende Handlungen.
Unterschiedliche wissenschaftstheoretische Auffassungen und fachspezifische Zugänge der verschiedenen Bezugswissenschaften der Kriminologie über den Geltungsanspruch einer Theorie und auch den Gegenstandsbereich selbst führen zu einer Vielfalt von Konzepten, Modellen und Erklärungsansätzen zum Thema Kriminalität, welche allerdings nicht in allen Fällen eine Theorie im engeren Sinn darstellen. Aus diesem Grund fällt eine klassifizierte Darstellung von Kriminalitätstheorien schwer. Dennoch zeigt die historische Entwicklung der kriminologischen Forschung und Theoriebildung nach dem Anlage-Umwelt-Streit der italienischen (Kriminalanthropologen) und französischen (kriminalsoziologische Richtung) Schule im 19. Jahrhundert im darauf folgenden Jahrhundert einen Paradigmenwechsel. Dieser ist von den biologischen Theorien und Ansätzen, in denen Vererbung eine essentielle Rolle in der Ursachenforschung spielt, über die Dominanz der psychologischen und sozialpsychologischen Theorien, deren Hauptrichtungen psychodynamische Konzepte, kontroll- und lerntheoretische Ansätze, Aggressionstheorien und auch der Rational-Choice-Ansatz darstellen, bis hin zu den soziologisch und strafrechtssoziologisch orientierten Theorien zu verfolgen. Vertreter letzterer Richtung führen das Auftreten abweichender und krimineller Phänomene auf vorwiegend sozialstrukturelle Probleme zurück. Als Beiträge dieser gesellschaftstheoretischen Ausrichtung sind hier Kulturkonflikttheorien, Subkulturtheorien, Anomie-Theorie oder auch der Labeling-Ansatz zu nennen. Einen weiteren Zugang zur Einordnung der verschiedenen Ansätze und Vorstellungen bieten die unterschiedlichen Erklärungsebenen, auf denen diese ansetzen. Zu differenzieren ist hier die individuelle, täter- bzw. opferzentrierte Perspektive auf die Entstehung von kriminellen Handlungen von der strukturellen und auch von der institutionell orientierten Sichtweise auf das Phänomen, welche sich vor allem auf die Verbrechenskontrolle bezieht.Generell sind allerdings zahlreiche Verbindungen und Überschneidungen zwischen den einzelnen Theorien und Konzepten zu finden.
Unterschiedliche wissenschaftstheoretische Auffassungen und fachspezifische Zugänge der verschiedenen Bezugswissenschaften der Kriminologie über den Geltungsanspruch einer Theorie und auch den Gegenstandsbereich selbst führen zu einer Vielfalt von Konzepten, Modellen und Erklärungsansätzen zum Thema Kriminalität, welche allerdings nicht in allen Fällen eine Theorie im engeren Sinn darstellen. Aus diesem Grund fällt eine klassifizierte Darstellung von Kriminalitätstheorien schwer. Dennoch zeigt die historische Entwicklung der kriminologischen Forschung und Theoriebildung nach dem Anlage-Umwelt-Streit der italienischen (Kriminalanthropologen) und französischen (kriminalsoziologische Richtung) Schule im 19. Jahrhundert im darauf folgenden Jahrhundert einen Paradigmenwechsel. Dieser ist von den biologischen Theorien und Ansätzen, in denen Vererbung eine essentielle Rolle in der Ursachenforschung spielt, über die Dominanz der psychologischen und sozialpsychologischen Theorien, deren Hauptrichtungen psychodynamische Konzepte, kontroll- und lerntheoretische Ansätze, Aggressionstheorien und auch der Rational-Choice-Ansatz darstellen, bis hin zu den soziologisch und strafrechtssoziologisch orientierten Theorien zu verfolgen. Vertreter letzterer Richtung führen das Auftreten abweichender und krimineller Phänomene auf vorwiegend sozialstrukturelle Probleme zurück. Als Beiträge dieser gesellschaftstheoretischen Ausrichtung sind hier Kulturkonflikttheorien, Subkulturtheorien, Anomie-Theorie oder auch der Labeling-Ansatz zu nennen. Einen weiteren Zugang zur Einordnung der verschiedenen Ansätze und Vorstellungen bieten die unterschiedlichen Erklärungsebenen, auf denen diese ansetzen. Zu differenzieren ist hier die individuelle, täter- bzw. opferzentrierte Perspektive auf die Entstehung von kriminellen Handlungen von der strukturellen und auch von der institutionell orientierten Sichtweise auf das Phänomen, welche sich vor allem auf die Verbrechenskontrolle bezieht.Generell sind allerdings zahlreiche Verbindungen und Überschneidungen zwischen den einzelnen Theorien und Konzepten zu finden.
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