Substitution: Unterschied zwischen den Versionen

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Aus medizinischer Sicht bedeutet ''Substitution'' (lat. substituere-ersetzen) den chemischen Ersatz von Atomen oder Atomgruppen einer bestimmten Verbindung durch andere Atome oder Atomgruppen. Diese nennt man Substituenten. In Bezug auf die Sucht nach Opiaten, z.B. Heroin, Morphin, bedeutet ''Substitution'' die regel- und planmäßige Behandlung des Süchtigen mit dem Ersatzsuchtstoff unter ärztlicher Aufsicht.  
Aus medizinischer Sicht bedeutet ''Substitution'' (lat. substituere-ersetzen) den chemischen Ersatz von Atomen oder Atomgruppen einer bestimmten Verbindung durch andere Atome oder Atomgruppen. Diese nennt man Substituenten. In Bezug auf die Sucht nach Opiaten, z.B. Heroin, Morphin, bedeutet ''Substitution'' die regel- und planmäßige Behandlung des Süchtigen mit dem Ersatzsuchtstoff unter ärztlicher Aufsicht.  
Die Ersatzsuchtstoffe wirken durch ihre veränderte chemische Beschaffenheit Entzugssymptomen wie Zittern, Schwitzen, Halluzinationen etc. entgegen und vermindern das starke Bedürfnis nach dem Stoff, nach dem die Betroffenen eigentlich süchtig sind, d.h. die stoffliche Abhängigkeit wird von einem Suchtstoff auf einen artverwandten, aber weniger schädlichen umgelenkt.
Die Ersatzsuchtstoffe wirken durch ihre veränderte chemische Beschaffenheit Entzugssymptomen wie Zittern, Schwitzen, Halluzinationen etc. entgegen und vermindern das starke Bedürfnis nach dem Stoff, nach dem die Betroffenen eigentlich süchtig sind, d.h. die stoffliche Abhängigkeit wird von einem Suchtstoff auf einen artverwandten, aber weniger schädlichen umgelenkt. Der Rauschzustand, den man in der Szenesprache "Flash" oder "Kick" nennt, bleibt hingegen aus.  




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===Methadon===
===Methadon===


Seit 1986 wird Methadon (Wirkstoff Levomethadon/Dextromethadon) zur Heroinsubstitution eingesetzt. Das in Deutschland bekannteste Substitutionsmittel ist sowohl als Trinklösung als auch in Tablettenform (Methaddict) erhältlich.Es besteht zu gleichen Anteilen aus sog. rechts-und linksdrehenden Wirkstoffanteilen, jedoch nur die linksdrehenden werden an den Opiatrezeptoren des Gehirns aktiv wirksam. Die Wirkung des Methadons tritt nach ca. 30 Minuten ein und hält ca. 24 Stunden,sie ist jedoch weniger intensiv  als die des Heroins, d.h.der "Flash" oder "Kick", wie man den akuten Rauschzustand  szenetypisch nennt, bleibt aus. Durch die rechtsdrehenden Wirkstoffanteile kann es häufig zu Nebenwirkungen wie vermehrtem Schwitzen, Schwindel, Übelkeit, Schweregefühl in Armen und Beinen etc. kommen.  
Seit 1986 wird Methadon (Wirkstoff Levomethadon/Dextromethadon) zur Heroinsubstitution eingesetzt. Das in Deutschland bekannteste Substitutionsmittel ist sowohl als Trinklösung als auch in Tablettenform (Methaddict) erhältlich.Es besteht zu gleichen Anteilen aus sog. rechts-und linksdrehenden Wirkstoffanteilen, jedoch nur die linksdrehenden werden an den Opiatrezeptoren des Gehirns aktiv wirksam. Die Wirkung des Methadons tritt nach ca. 30 Minuten ein und hält ca. 24 Stunden, sie ist jedoch weniger intensiv  als die des Heroins.Die rechtsdrehenden Wirkstoffanteile lösen häufig Nebenwirkungen wie vermehrtes Schwitzen, Schwindel, Übelkeit, Schweregefühl in Armen und Beinen etc. aus.  
Methadon ist geeignet für Langzeitabhängige mit Dextromethadonverträglichkeit.
Methadon ist geeignet für Langzeitabhängige mit Dextromethadonverträglichkeit.


===L-Polamidon===
===L-Polamidon===


L-Polamidon-Lösung (Wirkstoff Levomethadonhydrochlorid)wird als Reinform des Methadons seit 2001 zur Substitution eingesetzt. Es besteht zu 100% aus dem aktiv wirkenden linksdrehenden Wirkstoffanteil und wird daher vom Körper vollständig verwertet. Nach oraler Zuführung tritt die Wirkung nach ca. 30 Minuten ein und hält für ca.36 Stunden an. Der stabilere Wirkspiegel vermindert erheblich den Suchtdruck, weshalb sich viele Betroffene besser fühlen. Zudem ist die Verträglichkeit von L-Polamidon im Allgemeinen günstiger, denn Nebenwirkungen wie z.B. Schwitzen und Übelkeit, die durch Dextromethadon (siehe a) hervorgerufen werden, bleiben aus. Die Polamidonsubstitution eignet sich für Betroffene mit Dextromethadonunverträglichkeit sowie für Betroffene mit schweren Erkrankungen wie Hepatitis, AIDS und Depressionen.
L-Polamidon-Lösung (Wirkstoff Levomethadonhydrochlorid)wird als Reinform des Methadons seit 2001 zur Substitution eingesetzt. Es besteht zu 100% aus dem aktiv wirkenden linksdrehenden Wirkstoffanteil und wird daher vom Körper vollständig verwertet. Nach oraler Zuführung tritt die Wirkung nach ca. 30 Minuten ein und hält für ca.36 Stunden an. Der stabilere Wirkspiegel vermindert erheblich den Suchtdruck, weshalb sich viele Betroffene besser fühlen. Zudem ist die Verträglichkeit von L-Polamidon im Allgemeinen günstiger, denn Nebenwirkungen wie z.B. Schwitzen und Übelkeit, die durch Dextromethadon (siehe "Methadon") hervorgerufen werden, bleiben aus. Die Polamidonsubstitution eignet sich für Betroffene mit Dextromethadonunverträglichkeit sowie für Betroffene mit schweren Erkrankungen wie Hepatitis, AIDS und Depressionen.




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Als drittes Ziel der Substitution ist folgende Tatsache zu bewerten: Die Betroffenen bekommen von ihrem Substitutionsarzt regelmäßig ein verschriebenes, legales Produkt.Daher hat die Substitution für viele Betroffene den Wegfall des illegalen Konsums und des Drogenbeschaffungsdrucks, der meist mit strafbaren Handlungen wie z.B. Diebstahl, Hehlerei und/oder Prostitution einhergeht, zur Folge.
Als drittes Ziel der Substitution ist folgende Tatsache zu bewerten: Die Betroffenen bekommen von ihrem Substitutionsarzt regelmäßig ein verschriebenes, legales Produkt.Daher hat die Substitution für viele Betroffene den Wegfall des illegalen Konsums und des Drogenbeschaffungsdrucks, der meist mit strafbaren Handlungen wie z.B. Diebstahl, Hehlerei und/oder Prostitution einhergeht, zur Folge.


==Risiken==


Die Substitution mit Ersatzstoffen ist nur dann sicher, wenn die Anwender vernünftig und verantwortungsbewusst im Umgang mit ihnen sind. Leider kommt es seitens der Anwender sehr oft zm Beigebrauch, d.h. neben den Substitutionsmitteln werden noch weitere Drogen, Alkohol oder Medikamente konsumiert. Dies führt sowohl zu einer starken Gefährdung des Verlaufs der Substitutionstherapie als auch zu mehr oder weniger schweren Vergiftungen, auch Atemstillstände, die tödlich verlaufen können, sind möglich. Grundsätzlich gilt: wer neben dem Substitutionsmittel noch weitere Drogen konsumiert, begibt sich in (Lebens-)Gefahr.
Es ist im Falle der Annahme des Betroffenen, die Wirkung des Ersatzstoffs reiche nicht aus, immer ratsam, den behandelnden Arzt zu konsultieren, der dann weitere Behandlungsschritte einleiten kann (z.B. Sedierung, Umdosierung etc.).




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