Strafvollzug in den USA: Unterschied zwischen den Versionen

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== Allgemeines ==                                                   [[Bild:USA.jpg|Strafvollzug]]
== Allgemeines ==                                              
In den '''Vereinigten Staaten von Amerika''' sind aktuell ca. '''zwei Millionen''' Menschen inhaftiert. Es ist die bisher größte Anzahl von inhaftierten in der Geschichte der USA. In keinem anderen Land werden mehr Personen inhaftiert.
[[Bild:USA.jpg| thumb| Strafvollzug]]Nach drei Jahrzehnten explosiver Expansion hat die Gefängnispopulation in den '''USA''' im Jahr 2008 einige Rekorde aufzuweisen. Nach einem Bericht des Pew Center on the States befinden sich rund 2 Millionen Personen (mehr als 1 Prozent der erwachsenen US-Bevölkerung) im Gefängnis. Am höchsten belastet sind schwarze US-Bürger in der Altersgruppe der 20- bis 34jährigen Männer (jeder neunte sitzt im Gefängnis). Jeder 36. erwachsene Latino-Mann sitzt ebenfalls im Gefängnis. Während die Ausgaben für den Strafvollzug in den 50 US-Bundesstaaten 1987 noch 11 Milliarden US-Dollar ausmachten, machten sie 2007 schon 44 Milliarden US-Dollar aus.


Der Bund, die Gliedstaaten und Gemeinden geben für den Strafvollzug 200 Milliarden Dollar aus. Im Gegensatz zu Deutschland, wo das Prinzip der ''"Sühne statt Strafe"'' gilt, wird in den Vereinigten Staaten von Amerika das Prinzip der ''„Strafe statt Sühne“'' angewandt.
Der Bund, die Gliedstaaten und Gemeinden geben für den Strafvollzug insgesamt ca. 200 Milliarden Dollar aus.  


Um 1975 waren in den Vereinigten Staaten 380.000 Personen inhaftiert. Heute sind es über 2 Millionen, obwohl die Statistik keinen nennenswerten Anstieg der Kriminalitätsrate ausgewiesen hat. Dieser Vorgang ist für einen demokratischen Staat einzigartig und zeigt deutlich eine Veränderung in der Politik der Strafverfolgung.  
Um 1975 waren in den Vereinigten Staaten 380.000 Personen inhaftiert. Heute sind es über 2 Millionen, obwohl die Statistik keinen nennenswerten Anstieg der Kriminalitätsrate ausgewiesen hat. Dieser Vorgang ist für einen demokratischen Staat einzigartig und zeigt deutlich eine Veränderung in der Politik der Strafverfolgung.  
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Inklusive der „[[intermediate Sanctions]]“, wie u.a. das so genannte Bootcamp, stehen heutzutage mehr als 6,7 Millionen Menschen (3,1 Prozent der Bevölkerung) unter der Aufsicht der Strafjustiz. Etwa die Hälfte davon stammt aus benachteiligten Familien wie u.a. farbige Familien der Arbeiterklasse oder aus Familien, deren Einkommen unterhalb der „Armutsschwelle“ liegen.
Inklusive der „[[intermediate Sanctions]]“, wie u.a. das so genannte Bootcamp, stehen heutzutage mehr als 6,7 Millionen Menschen (3,1 Prozent der Bevölkerung) unter der Aufsicht der Strafjustiz. Etwa die Hälfte davon stammt aus benachteiligten Familien wie u.a. farbige Familien der Arbeiterklasse oder aus Familien, deren Einkommen unterhalb der „Armutsschwelle“ liegen.


== Geschichte ==
FAZ 27.04.2016: 19: "Aktuell sind in den Vereinigten Staaten 2,2 Millionen Menschen im Gefängnis, das sind fast fünfmal so viele wie noch 1980. Gemessen an der Bevölkerungsgröße sitzen in Amerika mehr Menschen ein als in jedem anderen OECD-Land. Die Einbuchtungsrate (Strafgefangene je Bevölkerungszahl) übersteigt den weltweiten Durchschnitt um das Vierfache. Amerika gibt dafür rund im Jahr rund 270 Milliarden Dollar aus, in elf Bundesstaaten übersteigt der Ausgabeposten für Gefängnisse die Ausgaben für Hochschulen.
 
Die dramatische Zunahme der Gefangenen seit den achtziger Jahren ist nicht auf eine steigende Kriminalität, sondern auf eine veränderte Rechtsprechung zurückzuführen. Die Kriminalität hat seit 1980 zwar abgenommen, aber viel mehr aufgrund besserer  wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und anderer Faktoren wie einer veränderten Demografie. So ist etwa der Anteil der für Verbrechen generell anfälligeren jungen Leute an der Bevölkerung deutlich geschrumpft. Dagegen schließen die Fachleute die hohe Einbuchtungsquote und die damit verbundene Tatsache, dass viele Kriminelle einsaßen und deshalb keine Straftaten verüben konnten, als Ursache für den Rückgang aus.
 
Stigmatisierung und Ausschluss
 
Das Problem der hohen Einbuchtungsquote ist, dass stets sehr viele Menschen in das normale Leben re-integriert werden müssen. Mehr als 600.000 Gefangene werden jedes Jahr entlassen, mehr als 70 Prozent werden binnen der nächsten fünf Jahre abermals fest genommen.
 
Rund 20 Millionen Amerikaner haben in den Vereinigten Staaten eine Gefängnisstrafe abgesessen und sind damit für den Arbeitsmarkt stigmatisiert. Die Ökonomen verweisen auf Studien, denen zufolge Bewerber mit Vorstrafen nur eine halb so hohe Chance auf ein Vorstellungsgespräch oder ein Jobangebot haben wie Bewerber mit einwandfreiem polizeilichem Führungszeugnis.
 
Noch schlechter sind die Chancen für schwarze Ex-Sträflinge. Sollten sie doch einen Job bekommen, so verdienen sie zwischen zehn und 40 Prozent weniger als ihre Kollegen. Ist der Vater im Gefängnis, ist seine Familie mit 40 Prozent größerer Wahrscheinlichkeit arm.
Zum abermaligen Scheitern verurteilt
 
Lange Gefängniszeiten haben noch einen weiteren Effekt. Sie entfernen ehemalige Straftäter von ihren Familien und Bekanntenkreisen. Scheidungen sind häufig und haben ganz eigene Implikationen: Viele Strafgefangene haben Schulden, wenn sie aus dem Gefängnis kommen, weil sie mit Unterhaltszahlungen im Rückstand sind.
 
Ein System, das den Wiedereintritt von Strafgefangenen ins normale Leben organisiert, existiert entweder nicht, oder es funktioniert nicht, schreibt Tim Lynch, der beim libertären Think Tank Cato das Justizwesen erforscht. Wenn ein Strafgefangener seine Strafe abgesessen hat, bekommt er laut Lynch in manchen Bundesstaaten eine Busfahrkarte und 50 Dollar. Wenn er keine Verwandten oder Freunde habe, die ihm helfen, habe er schnell das Stadium der Verzweiflung erreicht, schreibt Lynch. Das sei so, als ob ihn der Staat zum abermaligen Scheitern verurteile.
 
Keine große Lösung
 
Die amerikanische Anwältevereinigung dokumentiert dem Bericht des Weißen Hauses zufolge 46.000 Vorschriften und Regeln, die ehemaligen Strafgefangenen die Ergreifung bestimmter Berufe verbieten oder doch erschweren.


Den großen Wurf zur Lösung dieses fundamentalen Problems können Obamas Ökonomen nicht präsentieren. Sie haben allerdings Einzelvorschläge. So könnte eine Anhebung des Mindestlohns auf 12 Dollar eine halbe Million Straftaten verhindern. Noch mehr könnte es den Modellrechnungen zu Folge bringen, zehn Milliarden Dollar in die Vergrößerung der Polizeikräfte zu investieren."


== Geschichte ==
[[Bild:Air2.jpg|framed|[[Luftaufnahme Eastern State Penitentiary]]]]
[[Bild:Air2.jpg|framed|[[Luftaufnahme Eastern State Penitentiary]]]]
Das heutige moderne Strafvollzugssystem in Amerika hat seinen Ursprung in Pennsylvania. Es entstand unter der Führung des Quäkers Governer William Penn '''(1644-1718)''' .Die Quäker führten das „Great Law“ '''1682''' ein. Danach sollten schwerwiegende Straftaten nicht mit der Todes- oder Körperstrafe durch Freiheitsentzug, sondern mit der so genannten „hard labour“ (Zwangsarbeit) in einer Besserungsanstalt (house of corrections) gesühnt werden.
Das heutige moderne Strafvollzugssystem in Amerika hat seinen Ursprung in Pennsylvania. Es entstand unter der Führung des Quäkers Governer William Penn '''(1644-1718)''' .Die Quäker führten das „Great Law“ '''1682''' ein. Danach sollten schwerwiegende Straftaten nicht mit der Todes- oder Körperstrafe durch Freiheitsentzug, sondern mit der so genannten „hard labour“ (Zwangsarbeit) in einer Besserungsanstalt (house of corrections) gesühnt werden.
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'''1790''' wurde in dem „Walnut Street Jail“, das seit 1776 bestand, ein „Penitentiary House“ (Bußhaus) eingerichtet, in dem Schwerstkriminelle anstatt der Todesstrafe nunmehr bis zu lebenslange Haftstrafen verbüßen mussten.
'''1790''' wurde in dem „Walnut Street Jail“, das seit 1776 bestand, ein „Penitentiary House“ (Bußhaus) eingerichtet, in dem Schwerstkriminelle anstatt der Todesstrafe nunmehr bis zu lebenslange Haftstrafen verbüßen mussten.


Dies war der Beginn für das „'''solitary system'''“ (Pennsylvanisches System). Dabei wandte man strengste Einzelhaft ohne jede Arbeitsmöglichkeit an. Als Synonym für diese Art des Vollzuges war die Justizvollzugsanstalt „Eastern State Penitentiary (1892) in Cherry Hill, Pennsylvania, anzusehen. Sie wurde in einer sternförmigen Art gebaut. Diese besondere Architektur diente als Vorbild für Gefängnisbauten auf der ganzen Welt.
Dies war der Beginn für das „'''solitary system'''“ (Pennsylvanisches System). Dabei wandte man strengste Einzelhaft ohne jede Arbeitsmöglichkeit an. Als Synonym für diese Art des Vollzuges war die Justizvollzugsanstalt „Eastern State Penitentiary (1892)[http://www.easternstate.org/] in Cherry Hill, Pennsylvania, anzusehen. Sie wurde in einer sternförmigen Art gebaut. Diese besondere Architektur diente als Vorbild für Gefängnisbauten auf der ganzen Welt.


Jedoch konnte sich dieses System trotz der Übernahme der Architektur nicht gegen das konkurrierende System '''"silent system"'''behaupten. Hier lag die Priorität auf das durchsetzen des Schweigeverbotes mit militärischer Härte. Es wurde lediglich am Tag durch gemeinsame Arbeit abgelöst. Die Grundätze hierfür wurden in Auburn (New York, Auburn Correctional Facility) entwickelt. Deshalb trägt dieses System auch den Namen '''Auburnsches System'''. Es war durch die Arbeitskraft und deren Produktivität günstiger als das "solitary System" und somit besser durchzusetzen. Außerdem stand das "solitary system" unter humanitärer Kritik, da die Humanisten der Meinung waren, dass ein Schweigeverbot eher Menschen "bricht", als sie auf die Gesellschaft vorzubereiten..
Jedoch konnte sich dieses System trotz der Übernahme der Architektur nicht gegen das konkurrierende System '''"silent system"'''behaupten. Hier lag die Priorität auf das durchsetzen des Schweigeverbotes mit militärischer Härte. Es wurde lediglich am Tag durch gemeinsame Arbeit abgelöst. Die Grundätze hierfür wurden in Auburn (New York, Auburn Correctional Facility) entwickelt. Deshalb trägt dieses System auch den Namen '''Auburnsches System'''. Es war durch die Arbeitskraft und deren Produktivität günstiger als das "solitary System" und somit besser durchzusetzen. Außerdem stand das "solitary system" unter humanitärer Kritik, da die Humanisten der Meinung waren, dass ein Schweigeverbot eher Menschen "bricht", als sie auf die Gesellschaft vorzubereiten..
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Das '''erste Viertel des 20 Jahrhunderts''' bestand im Kern aus der humanisierten Entwicklung des Strafvollzuges. Kriminelles Verhalten wurde als Krankheit angesehen ("medical modell") und sollte durch Behandlungen gebessert werden. Unter anderem stand hier die Arbeit und die Bildung im Vordergrund. Daraus entwickelten sich Rechtsinstitute wie: ''unbestimmte Strafen'', ''Straussetzung zur Bewährung'' oder die ''Aussetzung der Strafe auf Bewährung''. Dabei wurde dem Sicherheitsbedenken der Öffentlichkeit Rechnung getragen, in dem man ein Klassifikationsmodell eingeführt hat. Dieses hat heute noch Bestand, indem Strafgefangene im Vollzug in "minimum, medium and maximum security" eingestuft werden und sich die Strafaussetzungen etc. daran orientieren.  
Das '''erste Viertel des 20 Jahrhunderts''' bestand im Kern aus der humanisierten Entwicklung des Strafvollzuges. Kriminelles Verhalten wurde als Krankheit angesehen ("medical modell") und sollte durch Behandlungen gebessert werden. Unter anderem stand hier die Arbeit und die Bildung im Vordergrund. Daraus entwickelten sich Rechtsinstitute wie: ''unbestimmte Strafen'', ''Straussetzung zur Bewährung'' oder die ''Aussetzung der Strafe auf Bewährung''. Dabei wurde dem Sicherheitsbedenken der Öffentlichkeit Rechnung getragen, in dem man ein Klassifikationsmodell eingeführt hat. Dieses hat heute noch Bestand, indem Strafgefangene im Vollzug in "minimum, medium and maximum security" eingestuft werden und sich die Strafaussetzungen etc. daran orientieren.  


'''Seit 1960''' ändert sich der Strafvollzug in den USA signifikant. Es werden schärfere Strafen verhängt, eine Rechtsschutzbewegung (inmates´legal rights) gegründet und das "medical model" beendet (Robert Martinson "Nothin works"). Diese Veränderungen wirkten sich problemverschärfend aus. Der Anstieg der Kriminalitätsraten sowie der Anstieg der Gefangenenzahl wurden auf den humanen Strafvollzug geschoben und es kam zu einem Ruf des knallharten Vorgehens gegen die Kriminalität.
'''Seit 1960''' ändert sich der Strafvollzug in den USA signifikant. Es werden schärfere Strafen verhängt, eine Rechtsschutzbewegung (inmates´legal rights) gegründet und das "medical model" beendet (Robert Martinson [["Nothing Works"]] )Diese Veränderungen wirkten sich problemverschärfend aus. Der Anstieg der Kriminalitätsraten sowie der Anstieg der Gefangenenzahl wurden auf den humanen Strafvollzug geschoben und es kam zu einem Ruf des knallharten Vorgehens gegen die Kriminalität.


== System und Organisation des Strafvollzuges ==
== System und Organisation des Strafvollzuges ==
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  |Hier soll der Strafgefangene wie auf einem "Trainingsplatz" auf seine zukünftige Existenz vorbereitet werden.
  |Hier soll der Strafgefangene wie auf einem "Trainingsplatz" auf seine zukünftige Existenz vorbereitet werden.
  |}
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=== Strafvollzugsanstalten ===
=== Strafvollzugsanstalten ===
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=== [[Jugendstrafvollzug]] ===
=== [[Jugendstrafvollzug]] ===


=== Rechtsstellung des Strafgefangenen ===
=== Rechtsstellung des Strafgefangenen ===
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=== Wirtschaftliche Betätigung der Strafvollzugsanstalten ===
=== Wirtschaftliche Betätigung der Strafvollzugsanstalten ===


Der Siegeszug des "Auburnschen Vollzugssystems" beinhaltete von Anfang an den Grundgedanken, durch die Gefangenenarbeit nicht nur den Strafvollzug zu finanzieren, sondern auch für den Staat Gewinne zu erwirtschaften.  
Der Siegeszug des "Auburnschen Vollzugssystems" beinhaltete von Anfang an den Grundgedanken, durch die Gefangenenarbeit nicht nur den Strafvollzug zu finanzieren, sondern auch für den Staat Gewinne zu erwirtschaften.  
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In den Vereinigten Staaten wurden 1999 147 Millionen US-Dollar für den Strafvollzug ausgegeben. Pro Kopf der US-Bevölkerung waren das 540 Dollar. Seit 1982 war das ein Anstieg von 147 Prozent.  
In den Vereinigten Staaten wurden 1999 147 Milliarden US-Dollar für den Strafvollzug ausgegeben. Pro Kopf der US-Bevölkerung waren das 540 Dollar. Seit 1982 war das ein Anstieg von 147 Prozent.  


Heute werden durch den Bund, den Gliedstaaten und Gemeinden mehr als 200 Millionen Dollar für den Betrieb der Haftanstalt, einschließlich der Kosten für das Wachpersonal, erbracht.
Heute werden durch den Bund, den Gliedstaaten und Gemeinden mehr als 200 Milliarden Dollar für den Betrieb der Haftanstalt, einschließlich der Kosten für das Wachpersonal, erbracht.


== Kriminalsanktionen ==
== Kriminalsanktionen ==
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Das amerikanische Strafvollzugssystem besitzt wie Deutschland die '''bestimmte Freiheitsstrafe''', d.h. der Strafgefangene muss im Normalfall seine gesamte Freiheitsstrafe verbüßen. Im Gegensatz zu Deutschland hat der Strafgefangene im amerikanischen Vollzug jedoch die Möglichkeit, die Freiheitsstrafe durch "gute Führung" als sogenannte "good time credits" zu verkürzen. Die so ''erworbenen'' Tage werden dann von der Freiheitsstrafe abgezogen. Die Handhabung in den einzelnen Staaten ist jedoch so unterschiedlich, dass die Freiheitsstrafe bis auf ein Drittel vermindert werden kann.
Das amerikanische Strafvollzugssystem besitzt wie Deutschland die '''bestimmte Freiheitsstrafe''', d.h. der Strafgefangene muss im Normalfall seine gesamte Freiheitsstrafe verbüßen. Im Gegensatz zu Deutschland hat der Strafgefangene im amerikanischen Vollzug jedoch die Möglichkeit, die Freiheitsstrafe durch "gute Führung" als sogenannte "good time credits" zu verkürzen. Die so ''erworbenen'' Tage werden dann von der Freiheitsstrafe abgezogen. Die Handhabung in den einzelnen Staaten ist jedoch so unterschiedlich, dass die Freiheitsstrafe bis auf ein Drittel vermindert werden kann.
Kalifornien hat das "schärfste" Strafrecht der westlichen Welt. Hier gilt der Grundsatz: '''„Three strikes and you are out.“''' Werden zwei Straftaten begangen, die durch das Gericht als "grausam" oder "gewalttätig" bewertet mussten, ist nach der dritten Straftat, auch wenn es sich um einen Diebstahl handelt, eine 25 jährige bis lebenslängliche Haftstrafe zu verhängen.[[Three Strikes]] ''72 Prozent der Kalifornier haben dies 1994 in einer Volksabstimmung beschlossen''. Damit sollte der "Alltagsterror" der Serienstraftäter endlich beendet werden und die sechs Prozent der Delinquenten wegschließen, die für 70 Prozent der Straftaten verantwortlich sind.[http://www.zeit.de/2003/03/Justizsystem?from=rss]
In Kalifornien wurde die Bewegung "[[FACTS]]" (Families to Amend California´s Three Strikes) gegründet, die gegen das Gesetz der Three Strikes vorgeht und ein humaneres Strafrecht fordert.[http://facts1.live.radicaldesigns.org/?sub=Home&view=Default&url=/]


=== Strafaussetzung zur [[Bewährung]] ===
=== Strafaussetzung zur [[Bewährung]] ===


=== [[Intermediate Sanctions]] ===
=== [[Intermediate Sanctions]] ===
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==== [[Gemeinnützige Arbeit]] ====
==== [[Gemeinnützige Arbeit]] ====


==== [[Elektronischer Hausarrest]] ====
==== [[Elektronisch überwachter Hausarrest]] ====


==== [[Bootcamp]] ====
==== [[Bootcamp]] ====
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Eine Studie des "Bureau of Justice Statistics" über den Rückfall entlassener Strafgefangener erfasste das Bewährungsverhalten von 272.111 Strafgefangenen aus 15 Staaten.[6]
Eine Studie des "Bureau of Justice Statistics" über den Rückfall entlassener Strafgefangener erfasste das Bewährungsverhalten von 272.111 Strafgefangenen aus 15 Staaten.[8]


Die Dauer der Strafe war bei den Haftenlassenen im Durchschnitt fast fünf Jahre. Die Rückfallqoute errechnete sich anhand der Straftaten, die innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren nach der Haftentlassung begangen wurden.
Die Dauer der Strafe war bei den Haftenlassenen im Durchschnitt fast fünf Jahre. Die Rückfallqoute errechnete sich anhand der Straftaten, die innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren nach der Haftentlassung begangen wurden.
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Die Ziele des Strafvollzuges haben sich in den letzten dreißig Jahren stark verändert. Von den Therapeutischen Maßnhamen der Vergangenheit sind überwiegend nur Eigeninitiativen von einzelnen Strafvollzugsanstalten geblieben. Seit Robert Martinson "Nothin works" die Wirksamkeit der Sozialtherapie in Frage gestellt hat, wurde damit fast aller Enthusiasmus genommen.
Die Ziele des Strafvollzuges haben sich in den letzten dreißig Jahren stark verändert. Von den Therapeutischen Maßnhamen der Vergangenheit sind überwiegend nur Eigeninitiativen von einzelnen Strafvollzugsanstalten geblieben. Seit Robert Martinson ("Nothing works") die Wirksamkeit der Sozialtherapie in Frage gestellt hatte, verloren entsprechende Initiativen Schwung und Unterstützung.


Nicht nur in den USA wird kritisiert, dass Strafvollzugsanstalten zuviel Funktionenen zugemutet werden. Zu der Hauptaufgabe des Strafvollzuges, der Überwachung des Strafgefangenen, soll er Drogen- und Alkoholprobleme, Analphabetismus, Arbeitslosigket und die fehlende Erziehung bekämpfen und beseitigen. Andere staatliche Organisationen sind hierfür jedoch vorrangig zuständig, haben jedoch keine Hilfestellungen und Lösungen für den Strafvollzug anzubieten.  
Eine zunehmende Zahl von Bundesstaaten verbreitert inzwischen die Palette strafrechtlicher Sanktionen, um mittels nicht-kustodialer Strafen die Kosten des Systems zu senken, ohne die Sicherheit zu gefährden. In New York geht die Kriminalität trotz einer Reduzierung der Gefangenenzahlen weiter zurück. Der Pew Report on the States (2008) weist auch auf Initiativen in Texas und Kansas hin, durch verbesserte Überwachung, aber auch durch Diversionsprogramme und nicht-kustodiale Reaktionen auf die Verletzung von Bewährungsauflagen die Rückfallraten zu senken. Zudem haben der Oberste Gerichtshof der USA und die National Sentencing Commission kritische Bemerkungen zu harten Mindeststrafen bei Drogendelikten gemacht, die auf eine Veränderung der diesbezüglichen Politik und damit auch auf die Gefangenenraten hindeuten könnte.


Heutzutage scheint sich jedoch langsam ein Paradigmenwechsel in den USA zu vollziehen. Die sozialtherapeutischen Bemühungen gewinnen langsam in Bezug auf die Wiedereingliederung in die Gesellschaft an Bedeutung. Dabei wird auch nach Lösungen gesucht, um das Problem der Kriminalität zu erkennen und an seiner Wurzel zu bekämpfen.
== Weblinks ==


Diese Art der Problemlösung ist jedoch noch in den Anfängen und es wird sich zeigen, ob sich diese Ansätze nachhaltig durchsetzen können.
[1]http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/123/123946/print.html


== Weblinks ==
[2]http://www.zeit.de/2003/03/Justizsystem?from=rss
 
[3]http://www.easternstate.org/


[4]http://facts1.live.radicaldesigns.org/?sub=Home&view=Default&url=/


[http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/123/123946/print.html]
[5]http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/878/136607/


[http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/878/136607/]
[6]http://www.zeit.de/2003/03/Justizsystem?from=rss


[http://www.easternstate.org/]
[7]http://en.wikipedia.org/wiki/Auburn_Prison




[http://en.wikipedia.org/wiki/Auburn_Prison]




http://fazarchiv.faz.net/webcgi?WID=51173-3920607-82800_1 / Artikel zum Download (Kosten)
http://fazarchiv.faz.net/webcgi?WID=51173-3920607-82800_1 / Artikel zum Download (Kosten)
Bureau of Justice Statistics 2008
[http://bjs.ojp.usdoj.gov/content/pub/pdf/p08.pdf]


== Literatur ==
== Literatur ==




Dieter Bindzus/ Robin O.Debie, in: Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe (ZfStrVo), Heft 6, Dez. 2003, S. 332 - 344  
*Bindzus, Dieter & Robin O.Debie, in: Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe (ZfStrVo), Heft 6, Dez. 2003, S. 332 - 344


*Pew (2008) The Pew Center on the States: One in 100 Behind Bars in America 2008. Februar 2008, aufgerufen am 11. 03. 08 unter: http://www.pewcenteronthestates.org/uploadedFiles/One%20in%20100.pdf


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==




[6]. Arizona,California,Delaware, Florida,Illinois,Maryland,Michigan,Minnesota,New Jersay, New York,North Carolina, Ohio, Oregon, Texas, Virginia.
[8]. Arizona,California,Delaware, Florida,Illinois,Maryland,Michigan,Minnesota,New Jersay, New York,North Carolina, Ohio, Oregon, Texas, Virginia.


== Weiterführende Literatur ==
== Weiterführende Literatur ==


Ted Connover, Vorhof der Hölle, Rowohlt, Reinbeck Verlag, ISBN-10 3498009222
Ted Connover, Vorhof der Hölle, Rowohlt, Reinbeck Verlag, ISBN-10 3498009222
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