Strafvollzug in Russland

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"Rußland ist mit seinen 850.000 Häftlingen (bei 145 Millionen Einwohnern) nach den USA das Land mit der weltweit größten Zahl von Häftlingen pro Einwohner. Der Großteil der russischen Gefängnis- und Lagerinsassen sitzt wegen Alltagsverbrechen. Bisher verhängte man extrem lange Strafen. Während die durchschnittliche Haftzeit in Rußland fünf Jahre beträgt, liegt sie in Europa bei zwei bis drei Jahren.

Im Strafvollzug gibt es jedoch erste Reformen. In den letzten Jahren wurde die Zahl der Häftlinge von fast einer Million um 100.000 gesenkt. Dahinter stehen ganz pragmatische Überlegungen. Die Justizverwaltung hat kein Geld, um die immense Zahl der Häftlinge zu versorgen. Ein großer Teil der Häftlinge leidet an gefährlichen Krankheiten. Zehn Prozent der Gefängnisinsassen leiden an Tuberkulose, 30.000 Häftlinge sind an der gefürchteten multiresistenten TBC erkrankt, welche eine besondere Behandlung erfordert. TBC und HIV grassieren

Schuld an der hohen Krankheitsrate sind schlechte Ernährung und ungenügende medizinische Versorgung in den Untersuchungsgefängnissen, wo oft bis zu 40 Menschen in einer Zelle sitzen. Dazu kommt das Aids-Problem. Heute leben in russischen Gefängnissen 36.000 HIV-Positive. Pro Jahr steigt die Zahl der HIV-Erkrankten in den Gefängnissen um 20 Prozent, erklärte kürzlich der stellvertretende russische Justizminister Juri Kalinin" (Heyden )


Quellen

Heyden, Ulrich (2004) Vom Hühnerdieb zum 'gefährlichen Verbrecher'. Eurasisches Magazin 07-04 vom 27.07.2004, aufgerufen am 13.04.08 unter http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20040708