Straßenkinder in Deutschland: Unterschied zwischen den Versionen

keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt)
Zeile 89: Zeile 89:


Permien und Zink stellen die eben erwähnten Krisen oder Familienkonstellationen unter denen die Jugendlichen aufwuchsen, folgendermaßen dar:
Permien und Zink stellen die eben erwähnten Krisen oder Familienkonstellationen unter denen die Jugendlichen aufwuchsen, folgendermaßen dar:
1.Fast alle Befragten wuchsen nur bei einem leiblichen Elternteil auf. Sie wurden oftmals mit wechselnden Partnern des Elternteils konfrontiert. Hinzu kommt auch, dass die Jugendlichen zeitweise Heim, Pflege- und Adaptivfamilien oder Großeltern hin- und hergeschoben worden sind (ebd., S. 103).
#Fast alle Befragten wuchsen nur bei einem leiblichen Elternteil auf. Sie wurden oftmals mit wechselnden Partnern des Elternteils konfrontiert. Hinzu kommt auch, dass die Jugendlichen zeitweise Heim, Pflege- und Adaptivfamilien oder Großeltern hin- und hergeschoben worden sind (ebd., S. 103).
2.Vernachlässigung und Gewalt wird als weitere Ursache für die Flucht auf die Straße genannt. Viele der Jugendlichen litten in ihrer Vorgeschichte phasenweise „unter Gleichgültigkeit, Ablehnung und Gewalt seitens ihrer Eltern oder Stiefeltern“. Einige der befragten Jugendlichen berichten, dass ihre Mütter tatenlos zusahen, als die Kinder teilweise mit Gegenständen von (Stief-) Vätern verprügelt oder sexuell missbraucht wurden. Als die Schläge oder das Einsperren als Strafe nicht ausgereichte, wurden sie aus dem Haus getrieben. Alle befragten Jugendlichen, die in den o.g. Familienkonstellationen aufwuchsen, sahen sich diesen oder anderen Formen körperlicher und seelischer Gewaltanwendung ausgesetzt. (ebd. S. 107).Diese Erfahrung stellt auf Dauer einen starken Triebfaktor für die Straßenflucht dar. Die Kinder ertrugen jahrelang die gegen sie gerichtete Gewalt, bis irgendwann in der Pubertät das „Maß voll“ ist.  
#Vernachlässigung und Gewalt wird als weitere Ursache für die Flucht auf die Straße genannt. Viele der Jugendlichen litten in ihrer Vorgeschichte phasenweise „unter Gleichgültigkeit, Ablehnung und Gewalt seitens ihrer Eltern oder Stiefeltern“. Einige der befragten Jugendlichen berichten, dass ihre Mütter tatenlos zusahen, als die Kinder teilweise mit Gegenständen von (Stief-) Vätern verprügelt oder sexuell missbraucht wurden. Als die Schläge oder das Einsperren als Strafe nicht ausgereichte, wurden sie aus dem Haus getrieben. Alle befragten Jugendlichen, die in den o.g. Familienkonstellationen aufwuchsen, sahen sich diesen oder anderen Formen körperlicher und seelischer Gewaltanwendung ausgesetzt. (ebd. S. 107).Diese Erfahrung stellt auf Dauer einen starken Triebfaktor für die Straßenflucht dar. Die Kinder ertrugen jahrelang die gegen sie gerichtete Gewalt, bis irgendwann in der Pubertät das „Maß voll“ ist.  
3.Ein Großteil der Jugendlichen erwähnten ein wichtiges und weiteres Problem, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit der Eltern. Sie beschrieben das Verhalten der Eltern als unberechenbar und gewalttätig. Sie fühlten sich nirgendwo zu Hause sicher und wussten nicht, wie sie sich gegenüber ihren Eltern verhalten sollten. Manche diesen Jugendlichen wohnten in Heimen oder Wohngruppen der Jugendhilfe, bevor sie Straßenkarrieren begangen (ebd., S. 110). Der Einstieg in die Straßenkarrieren konnten aber dadurch nicht verhindert werden. Als Grund nennen die Jugendlichen die Auseinandersetzungen mit anderen Bewohnern dort, die strengen Anweisungen oder die Gleichgültigkeit des Erziehungspersonals (ebd., S. 132).
#Ein Großteil der Jugendlichen erwähnten ein wichtiges und weiteres Problem, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit der Eltern. Sie beschrieben das Verhalten der Eltern als unberechenbar und gewalttätig. Sie fühlten sich nirgendwo zu Hause sicher und wussten nicht, wie sie sich gegenüber ihren Eltern verhalten sollten. Manche diesen Jugendlichen wohnten in Heimen oder Wohngruppen der Jugendhilfe, bevor sie Straßenkarrieren begangen (ebd., S. 110). Der Einstieg in die Straßenkarrieren konnten aber dadurch nicht verhindert werden. Als Grund nennen die Jugendlichen die Auseinandersetzungen mit anderen Bewohnern dort, die strengen Anweisungen oder die Gleichgültigkeit des Erziehungspersonals (ebd., S. 132).
4.Als nächster Faktor werden wie schon kurz erwähnt sexuelle Übergriffe durch Vertrauenspersonen genannt. Oft ist es hier so, dass die Täter durch ihre Partner gedeckt wurden, weil sie den Kindern nicht glaubten, zu schwach waren oder Angst hatten, ihre Partner dann zu verlieren. Auf diese Weise enttäuschte, doppelt des Vertrauens beraubte Kinder sahen dann spätestens in der Pubertät den einzigen Ausweg darin, dass sie und nicht die Täter, ihr Zuhause verließen (ebd. S. 113).
#Als nächster Faktor werden wie schon kurz erwähnt sexuelle Übergriffe durch Vertrauenspersonen genannt. Oft ist es hier so, dass die Täter durch ihre Partner gedeckt wurden, weil sie den Kindern nicht glaubten, zu schwach waren oder Angst hatten, ihre Partner dann zu verlieren. Auf diese Weise enttäuschte, doppelt des Vertrauens beraubte Kinder sahen dann spätestens in der Pubertät den einzigen Ausweg darin, dass sie und nicht die Täter, ihr Zuhause verließen (ebd. S. 113).
5.Als letzter Faktor wird das Zusammenleben mit Stiefeltern von den Jugendlichen erwähnt. Nur wenige Jugendliche gaben an, dass sie positive Beziehungen zu ihren Stiefeltern hatten. Sehr viel öfter berichten sie von negativen Erfahrungen meistens mit Stiefvätern. Häufig lebten die Jugendlichen in Familienkonstellationen mit leiblicher Mutter und Stiefvätern bzw. wechselnden Partnern der Mütter oder sie wurden aus Heimen oder von Großeltern „nach Hause“ geholt, da die Mutter inzwischen einen neuen Partner gefunden hatte. In solchen Familienkonstellationen hatte die Mutter eine schwache Rolle. Oft übernahmen die neuen Partner die Machtstellung, die die Jugendlichen dann gegen sich gerichtet fühlten. Die Kinder verloren also auch den zweiten leiblichen Elternteil, in dem Fall an die neuen Partner (ebd., 114).
#Als letzter Faktor wird das Zusammenleben mit Stiefeltern von den Jugendlichen erwähnt. Nur wenige Jugendliche gaben an, dass sie positive Beziehungen zu ihren Stiefeltern hatten. Sehr viel öfter berichten sie von negativen Erfahrungen meistens mit Stiefvätern. Häufig lebten die Jugendlichen in Familienkonstellationen mit leiblicher Mutter und Stiefvätern bzw. wechselnden Partnern der Mütter oder sie wurden aus Heimen oder von Großeltern „nach Hause“ geholt, da die Mutter inzwischen einen neuen Partner gefunden hatte. In solchen Familienkonstellationen hatte die Mutter eine schwache Rolle. Oft übernahmen die neuen Partner die Machtstellung, die die Jugendlichen dann gegen sich gerichtet fühlten. Die Kinder verloren also auch den zweiten leiblichen Elternteil, in dem Fall an die neuen Partner (ebd., 114).


3.3. Andere Faktoren für Straßenkarrieren  
3.3. Andere Faktoren für Straßenkarrieren  
15

Bearbeitungen