Steueroasen (auch Steuerparadiese, Offshore-Zentren) sind meist souveräne Staaten, die bereitwillig das Geld ausländischer Anleger zu besonders günstigen Konditionen (z.B. keine Erbschafts- oder Kapitalertragssteuern) aufnehmen und auf diese Weise zu Zentren für Finanzdienstleistungen werden. Schätzungsweise halten Anleger heute (2008) drei bis fünf Billionen Dollar in den Offshore-Zentren. Erfahrungsgemäß werden in Steueroasen auch sog. Schwarzgelder angelegt, die vom Anleger entweder illegal erworben oder aber sonstwie illegal (z.B. unter Vermeidung einer gesetzlich erforderlichen Versteuerung) an den Behörden seines Heimatlandes vorbei ins Ausland verbracht wurden.

Beispiele

  • Gebiete unter Schirmherrschaft der Britischen Krone: Rund 120 000 Millionäre oder ausländische Arbeitnehmer (griechische Reeder, indische Stahlbarone, arabische Ölmilliardäre) profitieren von einem steuerlichen Sonderstatus ("resident non domicile"). Sie zahlen für eine gewisse Zeit nur Steuern für die Bestandteile ihres Einkommens, die auf die Hauptinsel des Königreichs überwiesen werden - nicht für das Geld, das sie auf viele steuersparende Offshore-Trusts auf die Kanalinseln Jersey und Guernsey, den Britischen Virgin Islands oder in ähnlichen Oasen angelegt haben. Von April 2008 an ist die Einführung einer jährlichen Steuerpauschale von 30 000 Pfund (39 720 Euro) geplant, um die Betroffenen an die Zahlung von Abgaben zu gewöhnen.
  • Andorra: Mehr als die Hälfte der 80 000 im Zwergstaat gemeldeten Einwohner sind Ausländer. Das sowie die Ansiedlung zahlreicher Briefkastenfirmen liegt unter Umständen auch an den fiskalischen Bedingungen. Es gibt zwar eine Mehrwertsteuer in Andorra (4 Prozent), aber dafür keine Einkommens-, Vermögens-, Erbschafts- oder Kapitalsteuern.
  • Monaco: Das kleine Fürstentum bei Nizza (halb so groß wie der Englische Garten in München; nur ein Zehntel so groß wie der Frankfurter Flughafen; 7000 gebürtige Monegassen, 37 000 Einwohner) hat in Finanzdingen nicht ganz den tadellosen Ruf, den es gerne hätte. Der englische Schriftsteller Somerset Maugham nannte es einmal "a sunny place for shady people". Im Frühjahr 2000 erhob ein französischer Untersuchungsausschuss schwere Vorwürfe gegen Monaco als "Geldwäsche- und Steuerparadies". Dabei hatte man schon 1994 die Anti-Geldwäsche-Einheit Siccfin gegründet (2006: 395 Verfahren wegen suspekter Transaktionen; zwei davon aufgrund von Anfragen aus Deutschland). Die Anstrengungen des Fürstentums gegen schmutziges Geld aus kriminellen Quellen werden inzwischen vom Internationalen Währungsfonds, von der FATF (Financial Action Task Force der OECD) und vom Komitee Moneyval gewürdigt. Trotzdem steht Monaco auf der "schwarzen Liste" der OECD für unkooperatives Verhalten. Zwar wird seit 2005 auf Zinseinkünfte von Steuerausländern eine Quellensteuer erhoben; aber der Inforamtionsaustausch über steuerrelevante Daten funktioniert nur mit den Ländern, mit denen es entsprechende bilaterale Abkommen gibt. Und die gibt es nicht mit jedem.
  • Singapur: In dem Stadtstaat soll das Bankgeheimnis sicherer sein als irgendwo sonst auf der Welt. Vielleicht auch deshalb wurden dort im Fiskaljahr 2007 Vermögensanlagen in Höhe von 900 Milliarden Singapur Dollar (435 Milliarden Euro) verwaltet - ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent.

Literatur

  • "Billionen fließen in die Steuerparadiese. Es gibt immer mehr Millionäre auf der Welt und damit steigt die Versuchung der Steuerhinterziehung". FAZ 20.02.2008: 12.
  • Merten, Hans-Lothar (2008) Steueroasen. Handbuch für flexible Steuerzahler. Regensburg: Walhalla.
  • "Singapur, die Steueroase in den Tropen". FAZ 20.02.2008: 12.
  • Wiegel, Michaela (2008) Grünes Musterländle an der Riviera. FAZ 25.02.2008: 5.