Staatsverbrechen und der heimliche Lehrplan der Kriminologie: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Folgenden geht es nicht um die Lernziele, Studienpläne und Modulbeschreibungen kriminologischer Studiengänge, wie wir sie auf den Internetauftritten der Universitäten im In- und Ausland kennen. Es geht um viel mehr. Es geht nämlich um die Behauptung, dass es jenseits alles Geschriebenen noch einen ganz anderen Lehrplan gibt: einen Lehrplan, der ebenso effektiv wie unsichtbar ist, der nie in Gremien diskutiert und über den nirgendwo abgestimmt wurde, der aber strenger befolgt wird als jeder bekannte Syllabus. Keine Aufsichtsbehörde hat ihn je genehmigt und kein Amtsblatt hat ihn je veröffentlicht. Dennoch beeinflusst er alles, was in der Kriminologie getan wird. Dieses Curriculum kennt keine zeitlichen oder räumlichen Grenzen. Es gilt von Alaska bis Feuerland und von Irland bis Australien. Und es galt schon bei der Geburt der Kriminologie; ein Datum, an dem es außer Kraft tritt, ist nicht bekannt. Der Lehrplan, von dem hier die Rede ist, musste noch nie revidiert werden. Er war schon die Voraussetzung dafür, dass die Kriminologie überhaupt entstehen konnte - so wie er auch von vornherein und bis heute das entscheidende Hindernis darstellt, das ihr den Weg zur vollgültigen Wissenschaft verbaut.  
Im Folgenden geht es nicht um die Lernziele, Studienpläne und Modulbeschreibungen kriminologischer Studiengänge, wie wir sie aus den Internetauftritten der Universitäten im In- und Ausland kennen. Es geht um viel mehr. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Behauptung, dass es jenseits alles Geschriebenen noch einen ganz anderen Lehrplan gibt: einen Lehrplan, der ebenso effektiv wie unsichtbar ist, der nie in Gremien diskutiert und über den nirgendwo abgestimmt wurde, der aber strenger befolgt wird als jeder bekannte Syllabus. Keine Aufsichtsbehörde hat ihn je genehmigt und kein Amtsblatt hat ihn je veröffentlicht. Dennoch beeinflusst er alles, was in der Kriminologie getan wird. Dieses Curriculum kennt keine zeitlichen oder räumlichen Grenzen. Es gilt von Alaska bis Feuerland und von Irland bis Australien. Es existierte schon, als die Kriminologie entstand. Und ein Datum, an dem es außer Kraft tritt, ist nicht bekannt. Der Lehrplan, von dem hier die Rede ist, musste noch nie revidiert oder novelliert werden. Und mehr noch: so wie er zu den Voraussetzungen dafür zählt, dass die Kriminologie überhaupt entstehen konnte, so war und ist zugleich das größte Hindernis, das zwischen dem Anspruch der Kriminologie auf Wissenschaftlichkeit und dessen Realisierung steht.




   
   


von Auckland und Berkeley über Freiburg und Hamburg bis und zwar von Aberdee. Er diktiert, was in Oxford und in Sheffield, in Cambridge und in Berkeley, in Neu-Delhi und in Istanbul, in Hamburg und in Freiburg, in Kapstadt wie in Melbourne 
Gegenstand der Wissenschaft, nämlich auf Delinquenz, Kriminalität und Kontrolle, bzw., auf "the process of making laws, of breaking laws, and of reacting toward the breaking of laws" (Sutherland 1974: 3).  
Kriminologie Das, worum es hier geht, lässt sich in keinem amtlichen Dokument auffinden. Es geht um die Die Behauptung, dass es neben dem offiziellen LehrplanSeine Existenz  und nachlesen, sondern um die Lehr- und Lernprozesse auf mehr oder minder klar umrissene Ziele auszurichten: eine gut ausgebildete Kriminologin sollte ja in der Lage sein, kriminologische Theorien und Methoden nicht nur zu verstehen, sondern auch selbst anzuwenden und kritisch zu analysieren Fachliteratur nicht nur zu lesen, sondern möglichst auch zu schreiben, theoriegeleitete Fragestellungen zu entwickeln und empirische Untersuchungen nicht nur zu verstehen, sondern auch zu konzipieren, durchzuführen und zu evaluieren - und dies immer bezogen auf den Gegenstand der Wissenschaft, nämlich auf Delinquenz, Kriminalität und Kontrolle, bzw., auf "the process of making laws, of breaking laws, and of reacting toward the breaking of laws" (Sutherland 1974: 3).  


Insofern dienen Forschung und Lehre in der Kriminologie der Aufklärung der Gesellschaft über sich selbst.
Insofern dienen Forschung und Lehre in der Kriminologie der Aufklärung der Gesellschaft über sich selbst.
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