Staatsverbrechen und der heimliche Lehrplan der Kriminologie: Unterschied zwischen den Versionen

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== Staatsverbrechen ==
== Staatsverbrechen ==
Alles scheint in Ordnung. Aber das ist es nicht. Die Kriminologie, einst nur mit den unteren sozialen Schichten, den sogenannten dangerous classes, befasst, bzw. den nuts, sluts, and preverts (Liazos 1970), beginnt sich zwar ihrer Absicht nach durchaus zu emanzipieren. Sie hat die Delikte von Staatsführungen entdeckt, das repressive Verbrechen, den Genozid und ganz allgemein die Kriminalität der politisch und/oder wirtschaftlich Mächtigen. Dennoch will es nicht so funktionieren wie erhofft.
Alles scheint in Ordnung. Aber das ist es nicht. Die Kriminologie, einst nur mit den unteren sozialen Schichten, den sogenannten dangerous classes, befasst, bzw. den nuts, sluts, and preverts (Liazos 1970), beginnt sich zwar ihrer Absicht nach durchaus zu emanzipieren. Sie hat die Delikte von Staatsführungen entdeckt, das repressive Verbrechen, den Genozid und ganz allgemein die Kriminalität der politisch und/oder wirtschaftlich Mächtigen. Es gibt einen umfangreichen Subdiskurs der Kriminologie zum Thema Staatsverbrechen. Und dennoch bleibt der Eindruck, dass all dies nicht ganz echt ist, dass die Befassung mit den crimes of the powerful weder von der scientific community noch vom allgemeinen Publikum als authentischer Teil der Kriminologie wahrgenommen wird. Irgendwie will es mit der Integration des Themas in den Lehr- und Forschungsapparat der Disziplin nicht so recht zu funktionieren. In der Lehre bleiben Staatsverbrechen abgesondert von der eigentlichen Kriminalität, in der Forschung spielen sie meist schon aus praktischen Gründen keine nennenswerte Rolle.


So wie die Unterdrückung der Frau vor allem an dem Verhalten der Frauen selber zu erkennen ist, so manifestiert sich auch der subalterne Charakter der Kriminologie vor allem im ihrem eigenen Verhalten im Wissenschaftsalltag. Ihr Wirken ist der Pflege des Heimes gewidmet: in den Grenzen des Nationalstaats fühlt sie sich wohl, dort ist sie produktiv, doch produktiv eben nur in einem eingeschränkten Sinne. Ein besserer Ausdruck ist deshalb: reproduktiv. Sie leistet einen Beitrag zur Verteidigung des Status Quo in ideologischer und materieller Hinsicht. Ihr Thema ist das unsoziale Verhalten von Individuen und der Schaden, den es anrichtet. Ihr Adressat ist der Staat. Der soll es richten.
So wie die Unterdrückung der Frau vor allem an dem Verhalten der Frauen selber zu erkennen ist, so manifestiert sich auch der subalterne Charakter der Kriminologie vor allem im ihrem eigenen Verhalten im Wissenschaftsalltag. Ihr Wirken ist der Pflege des Heimes gewidmet: in den Grenzen des Nationalstaats fühlt sie sich wohl, dort ist sie produktiv, doch produktiv eben nur in einem eingeschränkten Sinne. Ein besserer Ausdruck ist deshalb: reproduktiv. Sie leistet einen Beitrag zur Verteidigung des Status Quo in ideologischer und materieller Hinsicht. Ihr Thema ist das unsoziale Verhalten von Individuen und der Schaden, den es anrichtet. Ihr Adressat ist der Staat. Der soll es richten.
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