Prohibition: Unterschied zwischen den Versionen

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== Begriff ==
== Begriff ==
Das Wort '''Prohibition''' [pʀohibiˈʦi̯oːn; vom lat. prohibere: verbieten, verhindern] besitzt ein großes Bedeutungsspektrum (Berner 2006:3). Es reicht von der Gleichsetzung mit dem nordamerikanischen Alkoholverbot (1920-1933) bis hin zur Bezeichnung beliebiger (gesetzlicher) Verbote überhaupt.


Im englischen Sprachraum bezeichnet "prohibition":  
:Im Deutschen wird der Begriff der Prohibition oft mit dem Verbot von Alkohol gleichgesetzt. Eine Google-Eingabe von "Prohibition" in Deutschland ergab am 22.11.2016 die Definition: "ein gesetzliches Verbot, Alkohol herzustellen und zu verkaufen." Gelegentlich wird auch in Bezug auf das Verbot illegaler Drogen wie Cannabis oder Kokain von einer "Drogenprohibition" gesprochen.


#the act of prohibiting
:Im englischen Sprachraum bezeichnet "prohibition":
#the legal prohibiting of the manufacture and sale of alcoholic drinks for common consumption.
:#the act of prohibiting
#(often initial capital letter) the period (1920–33) when the Eighteenth Amendment was in force and alcoholic beverages could not legally be manufactured, transported, or sold in the U.S.
:#the legal prohibiting of the manufacture and sale of alcoholic drinks for common consumption.
#a law or decree that forbids.
:#(often initial capital letter) the period (1920–33) when the Eighteenth Amendment was in force and alcoholic beverages could not legally be manufactured, transported, or sold in the U.S.
:#a law or decree that forbids.


Im Deutschen wird der Begriff der Prohibition oft mit dem Verbot von Alkohol gleichgesetzt. Eine Google-Eingabe von "Prohibition" in Deutschland ergab am 22.11.2016 die Definition: "ein gesetzliches Verbot, Alkohol herzustellen und zu verkaufen."


Zunehmend wird unter Prohibition auch das gesetzliche Verbot verstanden, (andere) Drogen wie Cannabis und Kokain herzustellen und zu verkaufen.  
=== Absolute und relative Prohibition ===
Zu unterscheiden ist zwischen absoluten und relativen Prohibitionen.


Internationale Prohibitions-Regime betreffen allerdings nicht nur psychoaktive Substanzen, sondern zum Beispiel auch den Handel mit Elfenbein, bestimmten Tropenhölzern, bestimmten Tierarten und den Walfang (Nadelmann 1990). Insofern steht der Begriff der P. im Gegensatz zu demjenigen der Regulation, bei der eine Tätigkeit nur hinsichtlich der Art und Weise ihrer Ausübung geregelt, nicht aber grundsätzlich verboten wird.
Absolute Prohibitionen betreffen [http://www.fao.org/docrep/006/y5051e/y5051e0h.htm "behaviours which are enjoined under any circumstances"], wie z.B. ''[http://www.nkvf.admin.ch/nkvf/en/home/folterverbot----praevention/absolute_geltung.html die Folter]:


== Ziele ==
:"The prohibition of torture and inhuman treatment or punishment is an absolute], non-derogable guarantee and applies with full force in all circumstances, including wartime, terrorist attacks and times of national emergency. Therefore, in international law the prohibition of torture is also described as a peremptory norm of international law, or jus cogens, analogously to the prohibition of genocide, the prohibition of slavery and the 'no punishment without law' principle of criminal law."


Die Ziele der Prohibition können religiöser, politischer, wirtschaftlicher oder gesundheitlicher Natur sein. Ein Verbot von Genussmitteln konfligiert mit dem Genussinteresse und mit den Freiheitsansprüchen bzw. -rechten von Individuen.
Eine absolute Prohibition bedeutet in Bezug auf Drogen wie etwa Marihuana, dass auch keine Ausnahmen für medizinische Zwecke gemacht werden. So hieß es am 14.11.2016 in den [http://www.weednews.co/which-state-will-be-the-last-to-legalize-marijuana/ weednews], dass es nach den letzten Abstimmungen nur noch sechs US-Bundesstaaten gebe, die noch ein eine absolute Marihuana-Prohibition hätten:


In Deutschland wird Prohibition überwiegend mit dem Verbot von Alkohol gleichgesetzt. Dabei sind die USA das bekannteste Beispiel für Prohibition. Oft wird deshalb der
:“There are only six states remaining that have absolute marijuana prohibition – no legal, no medical, no CBD oil. All forms of cannabis are illegal for anybody to use for any reason. They are Idaho, South Dakota, Nebraska, Kansas, Indiana, and West Virginia.”


Prohibitionsgesetze sollen Personen von etwas fernhalten - ungeachtet der Möglichkeit, sich von dazu legitimierten Instanzen Ausnahme-Genehmigungen erteilen zu lassen. So war es auch während der Alkohol-Prohibition in den USA möglich, sich von Ärzten  [https://prohibition.osu.edu/american-prohibition-1920/medicinal-alcohol medizinischen Alkohol verschreiben zu lassen].
Im Gegensatz zu den (eher seltenen) absoluten Prohibitionen handelt es sich bei relativen Prohibitionen um sog. Verbote mit Erlaubnisvorbehalt (ban with permit reservation; prohibition with the reservation of permission; prohibited unless authorized), durch die ein potentiell gefährliches Verhalten präventiv verboten wird, das generelle Verbot seinerseits aber für den Einzelfall nach behördlicher Prüfung aufgehoben werden kann.
==Allgemeines==
===Etymologie===
Das Wort '''Prohibition''' [pʀohibiˈʦi̯oːn] stammt aus dem Lateinischen und bedeutet: etwas „verbieten“ oder „verhindern“. Im Zuge der Alkoholprohibition des 20.Jahrhunderts bezog sich der Begriff auf die Herstellung als auch auf die Verbreitung alkoholischer Getränke.


===Definition===
Relative Prohibitionen eröffnen also die Möglichkeit von Ausnahme-Erlaubnissen für bestimmte Zwecke und unter außergewöhnlichen Umständen, d.h. "they may be qualified by reference to extenuating circumstances. In this case, an otherwise impermissible behaviour becomes permissible if given circumstances occur."
Der Begriff der Prohibition besitzt ein großes Bedeutungsspektrum, angefangen von dem reinen Verbot von berauschenden Mitteln, bis hin zur Gleichsetzung des Begriffs mit dem nordamerikanischen Alkoholverbot von 1920 bis 1933. Insbesondere werden aber unter Prohibition sämtliche Verbote, die im Zusammenhang mit alkoholischen Getränken stehen, zusammengefasst (vgl. Berner 2006: 3). Neben dem bereits beschriebenen Verbot von Alkohol in den USA, existierten auch in anderen Ländern zeitlich begrenzte Verbote von alkoholischen Getränken. Beispiele dafür sind:  
 
*Norwegen (1916- 1927)
Ist ein Verhalten hingegen grundsätzlich erlaubt, aber unter bestimmten Umständen eingeschränkt oder verboten, so handelt es sich nicht mehr um eine Prohibition, sondern um eine Regulation, die rechtlich als Erlaubnis mit Verbotsvorbehalt strukturiert ist, also als ein ''permit with ban reservation'', bzw. eine ''permission with the reservation of prohibition''.
*Russland/ UdSSR ( 1914- 1925)  
 
*Finnland (1917- 1932).  
=== Prohibitionsregime ===  
Other countries like Canada, New Zealand, Great Britain, Australia, and Sweden came quite close to prohibition but finally adopted more moderate regimes (Dosti/ Dupré 2012: 498).
 
==== Regime ====
 
Ein Regime besteht laut Stephen D. Krasner (Structural Causes and Regime Consequences: Regimes as Intervening Variables. In: International Organization, Vol. 36, 2, 1982, S. 185–205) aus
:implicit or explicit principles, norms, rules, and decision-making procedures around which actors’ expectations converge in a given area of international relations. Principles are beliefs of fact, causation, and rectitude. Norms are standards of behavior defined in terms of rights and obligations. Rules are specific prescriptions or proscriptions for action. Decision-making procedures are prevailing practices for making and implementing collective choice.
 
Das heißt, es bedarf viererlei Ingredienzien:
 
Prinzipien (gemeinsame Grundannahmen),
Normen (Allgemeine Verhaltensstandards),
Regeln (Spezifische Verhaltensvorschriften) und
Verfahren (Konkrete, gemeinsam verabredete Prozeduren).
 
==== Prohibitionsregime ====
Ein Prohibitionsregime dient dem prinzipiellen oder eingeschränkten Verbot von Tätigkeiten oder Objekten.
 
==== Global Prohibition Regime ====
Ein globales Prohibitionsregime (Nadelmann 1990) intendiert eine weltweite Beteiligung zur Lösung weltweiter Probleme (Schutz von Menschenrechten, Artenschutz, Klimaschutz).
 
Nadelman, Ethan A.. Global Prohibition Regimes: The Evolution of Norms in International Society. International Organization 44 (Autumn 1990): 479-526.
 
[http://toprovenothing.blogspot.de/2008/07/nadelman-global-prohibition-regimes.html “This article (about global prohibition regimes)] analyzes how and why particular norms have evolved into global prohibition regimes and why they have proven more or less successful in suppressing deviant activities” (479-80).
 
“It is true that international regimes tend to reflect the economic and political interests of the dominant members of international society. But it is also true…that moral and emotional factors related to neither political nor economic advantage but instead involving religious beliefs, humanitarian sentiments, faith in universalism, compassion, conscience, paternalism, fear, prejudice, and the compulsion to proselytize can and do play important roles in the creation and the evolution of international regimes” (480).
 
Certain things are globally recognized as being illegitimate: rape, incest, violating sovereignty to catch criminals, human sacrifice and cannibalism, for example. The question posed by Nadelman is why do some prohibition regimes become global in scale (482)?
 
“Most global prohibition regimes, including those targeted against piracy, slavery, and drug trafficking, evidence a common evolutionary pattern consisting of four or five stages. During the first stage, most societies regard the targeted activity as entirely legitimate under certain conditions and with respect to certain groups of people; states often are the principal protagonists and abettors of the activity…During the second stage, the activity is redefined as a problem and as an evil—generally by international legal scholars, religious groups, and other moral entrepreneurs—and explicit government involvement in the activity is gradually delegitimized…During the third stage, regime proponents begin to agitate actively for the suppression and criminalization of the activity by all states and the formation of international conventions…If the efforts of the regime proponents prove successful, a fourth stage begins. During this stage, the activity becomes the subject of criminal laws and police action throughout much of the world, and international institutions and conventions emerge to play a coordinating role…In some cases, a fifth stage is attained, during which the incidence of the proscribed activity is greatly reduced, persisting only on a small scale and in obscure locations” (494-5).
 
“Success in attaining the fifth stage of regime development has thus come to depend primarily on the nature of the criminal activity and its susceptibility to criminal justice measures, both of which can be strongly influenced over time by technological developments” (486).
 
Nadelman then examines piracy, slavery, criminals in other sovereign territories, drug trafficking, prostitution and the killing of whales and elephants.
 
“Norms that evolve into global prohibition regimes typically have two features in common: they mirror the criminal laws of states that have dominated global society to date…, and they target criminal activities that in one way or another transcend national borders” (524).
 
Global prohibition regimes can be greatly undermined by states that choose not to conform. One of the great challenges for these regimes is whether or not non-conformist states can be made to fall in line.
 
Prohibitionsgesetze sollen Personen von etwas fernhalten. Allerdings sind sie meist relativ. Das heißt, es gibt die Möglichkeit von Ausnahme-Genehmigungen für bestimmte Zwecke. So war es auch während der Alkohol-Prohibition in den USA möglich, sich von Ärzten  [https://prohibition.osu.edu/american-prohibition-1920/medicinal-alcohol medizinischen Alkohol verschreiben zu lassen.


==Alkoholprohibition in den USA==  
==Alkoholprohibition in den USA==  
Paradebeispiel für eine Alkoholprohibition sind die USA. Darüber wird gelegentlich vergessen, dass die USA nicht allein standen. Zwar entschieden sich Kanada, Neuseeland, Großbritannien, Australien und Schweden, die einer Prohibition recht nahe kamen, schließlich für moderatere Lösungen (Dosti/Dupré 2012: 498), doch kam es zu echten Alkoholprohibitionen u.a. in Norwegen (1916- 1927), Russland, bzw. UdSSR (1914-1925) und Finnland (1917-1932).
===Entstehungszusammenhang===
===Entstehungszusammenhang===
Mehrere geschichtliche Hintergründe führten zu einem Zuwachs des Alkoholkonsums, vor allem in großen Teilen Nordamerikas. Deutsche Einwanderer brachten Mitte des 19. Jahrhunderts (als Folge der Wirtschaftskrise in Deutschland) die Bierbraukunst mit in die Vereinigten Staaten. Durch die neuen Möglichkeiten der Kühlung und Lagerung von Alkoholprodukten waren diese länger haltbar und konnten in größeren Mengen produziert werden. Durch ein inzwischen gut ausgebautes Eisenbahnnetz wurde es möglich diese schneller und sicherer durch das gesamte Land zu versenden. Der so entstandene höhere Bedarf beförderte das Entstehen weiterer leistungsfähiger Manufakturen, die sich stets neuester Produktionsmethoden bedienten. Dadurch wurde die Qualität der Produkte besser und der Preis durch eine bedarfsorientierte Massenproduktion trotzdem geringer. In den darauf folgenden Jahren bis 1905 stieg die Menge des Pro-Kopf-Verbrauchs an reinem Alkohol jährlich um bis zu 75 Litern an (vgl. Warburton 1932:24ff.).
Mehrere geschichtliche Hintergründe führten zu einem Zuwachs des Alkoholkonsums, vor allem in großen Teilen Nordamerikas. Deutsche Einwanderer brachten Mitte des 19. Jahrhunderts (als Folge der Wirtschaftskrise in Deutschland) die Bierbraukunst mit in die Vereinigten Staaten. Durch die neuen Möglichkeiten der Kühlung und Lagerung von Alkoholprodukten waren diese länger haltbar und konnten in größeren Mengen produziert werden. Durch ein inzwischen gut ausgebautes Eisenbahnnetz wurde es möglich diese schneller und sicherer durch das gesamte Land zu versenden. Der so entstandene höhere Bedarf beförderte das Entstehen weiterer leistungsfähiger Manufakturen, die sich stets neuester Produktionsmethoden bedienten. Dadurch wurde die Qualität der Produkte besser und der Preis durch eine bedarfsorientierte Massenproduktion trotzdem geringer. In den darauf folgenden Jahren bis 1905 stieg die Menge des Pro-Kopf-Verbrauchs an reinem Alkohol jährlich um bis zu 75 Litern an (vgl. Warburton 1932:24ff.).
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Der dargestellte 18.Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika tritt am 16.1.1920 in Kraft und wurde ein Jahr zuvor von Präsident Hoover ratifiziert. Dieser Zusatzartikel stellte die Herstellung, den Transport und den Verkauf von alkoholischen Getränken mit mehr als 0,5 Volumen Prozenten in den gesamten USA unter Strafe. Bereits im Vorfeld des 18.Zusatzartikels gab es in 23 Bundesstaaten ähnliche Gesetze. In 17 dieser 23 Bundesstaaten erfolgte deren Erlass durch Volksentscheid. Ob nun der Glaube an mehr Fortschrittlichkeit oder ein „religiös geprägter Disziplinierungszyklus“(Morone 2003: 318) entscheidender Faktor für den Erlass des Gesetzes waren, kann bis heute nicht geklärt werden. Das Phänomen der Prohibition lässt damals wie heute immer die Frage nach dem Hintergrund des Verbots offen. Sicher ist nur, dass ein staatliches Verbot von Drogen  zwangsläufig unterschiedlichste Folgen hat.
Der dargestellte 18.Zusatzartikel der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika tritt am 16.1.1920 in Kraft und wurde ein Jahr zuvor von Präsident Hoover ratifiziert. Dieser Zusatzartikel stellte die Herstellung, den Transport und den Verkauf von alkoholischen Getränken mit mehr als 0,5 Volumen Prozenten in den gesamten USA unter Strafe. Bereits im Vorfeld des 18.Zusatzartikels gab es in 23 Bundesstaaten ähnliche Gesetze. In 17 dieser 23 Bundesstaaten erfolgte deren Erlass durch Volksentscheid. Ob nun der Glaube an mehr Fortschrittlichkeit oder ein „religiös geprägter Disziplinierungszyklus“(Morone 2003: 318) entscheidender Faktor für den Erlass des Gesetzes waren, kann bis heute nicht geklärt werden. Das Phänomen der Prohibition lässt damals wie heute immer die Frage nach dem Hintergrund des Verbots offen. Sicher ist nur, dass ein staatliches Verbot von Drogen  zwangsläufig unterschiedlichste Folgen hat.


==Entstehung eines Schwarzmarktes==
== Folgen ==
===Schwarzmarkt===
Durch das Verbot verlagert sich die bislang öffentliche Produktion eines Stoffes in die Schattenwirtschaft, die keinen staatlichen Regularien unterliegt. Da die Produktion, der Transport und der Verkauf der Substanz nicht öffentlich stattfinden, sind Anbieter gefragt, denen Strukturen innerhalb der Schattenwirtschaft bekannt sind. Besonders die organisierte Kriminalität hält die entsprechenden Strukturen und logistischen Möglichkeiten bereit, um die verbotene Substanz auf den Markt zu bringen.  
Durch das Verbot verlagert sich die bislang öffentliche Produktion eines Stoffes in die Schattenwirtschaft, die keinen staatlichen Regularien unterliegt. Da die Produktion, der Transport und der Verkauf der Substanz nicht öffentlich stattfinden, sind Anbieter gefragt, denen Strukturen innerhalb der Schattenwirtschaft bekannt sind. Besonders die organisierte Kriminalität hält die entsprechenden Strukturen und logistischen Möglichkeiten bereit, um die verbotene Substanz auf den Markt zu bringen.  
Beim Aufbau eines Schwarzmarktes werden neben den notwendigen Produktionsschritten, die identisch zum legalen Markt sind, auch Instanzen der Verschleierung des Produkts notwendig. Es müssen beispielsweise Lagerräume bewacht, Rohstoffe entweder selbst hergestellt oder teuer erworben werden. Es wird eine sogenannte „Risikorendite“ auf die Produkte geschlagen, große Produzenten verkaufen das Produkt weiter an Schmugglerbanden.  
Beim Aufbau eines Schwarzmarktes werden neben den notwendigen Produktionsschritten, die identisch zum legalen Markt sind, auch Instanzen der Verschleierung des Produkts notwendig. Es müssen beispielsweise Lagerräume bewacht, Rohstoffe entweder selbst hergestellt oder teuer erworben werden. Es wird eine sogenannte „Risikorendite“ auf die Produkte geschlagen, große Produzenten verkaufen das Produkt weiter an Schmugglerbanden.  
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Vergleiche dazu auch [[Schwarzmarkt]].
Vergleiche dazu auch [[Schwarzmarkt]].


==Arten der verschiedenen Folgen==
===Gesellschaftliche Folgen===
===Gesellschaftliche Folgen===
Die gesellschaftlichen Folgen werden anhand verschiedener Studien sichtbar gemacht. Eine erste Studie vergleicht das Fehlverhalten im Bezug auf Trunkenheit in der Öffentlichkeit zu Zeiten der norwegischen Prohibition. Diese Studie zeigt, dass im Zeitraum von 1916 bis 1918 die Anzahl der o.g. Fällen um mehr als die Hälfte gesunken ist. Ein wichtiger positiver Effekt ist in diesem Zusammenhang die Verringerung der Anzahl von Patienten mit Leberzirrhose und anderen Krankheiten. Johanson begründet diese Zahlen durch ein verändertes Verhalten des Konsums von Alkohol. Zum einen erklärt er die Verringerungen des Fehlverhaltens innerhalb dieser kurzen Periode mit einer veränderten „control frequency“ seitens der Polizei und Befürwortern. Zum anderen ist trotz der Prohibition das „real income“ der Konsumenten nicht gestiegen, was dazu führt, dass aufgrund des gestiegenen Preises weniger Alkohol erworben werden konnte (vgl. Johanson 2013: 49f.). Der Einfluss der Prohibition auf Morde, Gewaltkriminalität und Bereicherungsdelikten ist aufgrund zu geringer Fallzahlen nicht aussagekräftig, sodass eine Veränderung der Zahlen durch diverse Einflussfaktoren denkbar wäre (und nicht nur der Prohibition zugerechnet werden kann) (a.a.O.). Eine ähnliche Studie aus den USA vergleicht die Mordraten der Jahre 1890 bis 1930 in Chicago mit dem bundesweiten Trend. Dort kann festgestellt werden, dass der Anstieg der Mordrate konstant blieb und nach dem Ende der Prohibition nicht abflaut. Dies führt Asbridge und Weerasinghe zu dem Schluss, dass die Prohibition keinen direkten Einfluss auf die Veränderung der Mordrate darstellt. Lediglich das Verhältnis von Morden ohne Alkoholeinfluss zu Morden unter Alkoholeinfluss stieg zu Lasten der Morde ohne Alkoholeinfluss an(vgl. Asbridge/Weerasinghe 2009: 360f.). Folglich kann die Verhängung der  Prohibition unterschiedliche Gründe haben,sei es, um den Zugang zu den entsprechenden Substanzen zu erschweren oder auch, um den rechtlichen Umgang mit verbotenen Substanzen zu vereinfachen. Grundsätzlich existieren gegensätzliche Aussagen dazu, inwiefern eine staatlich auferlegte Prohibition zu einer Veränderung des Konsums der entsprechend verbotenen Substanz in der Bevölkerung führen würde und vor allem, welche konkreten politischen und wirtschaftlichen Folgen sich damit verbinden.
Die gesellschaftlichen Folgen werden anhand verschiedener Studien sichtbar gemacht. Eine erste Studie vergleicht das Fehlverhalten im Bezug auf Trunkenheit in der Öffentlichkeit zu Zeiten der norwegischen Prohibition. Diese Studie zeigt, dass im Zeitraum von 1916 bis 1918 die Anzahl der o.g. Fällen um mehr als die Hälfte gesunken ist. Ein wichtiger positiver Effekt ist in diesem Zusammenhang die Verringerung der Anzahl von Patienten mit Leberzirrhose und anderen Krankheiten. Johanson begründet diese Zahlen durch ein verändertes Verhalten des Konsums von Alkohol. Zum einen erklärt er die Verringerungen des Fehlverhaltens innerhalb dieser kurzen Periode mit einer veränderten „control frequency“ seitens der Polizei und Befürwortern. Zum anderen ist trotz der Prohibition das „real income“ der Konsumenten nicht gestiegen, was dazu führt, dass aufgrund des gestiegenen Preises weniger Alkohol erworben werden konnte (vgl. Johanson 2013: 49f.). Der Einfluss der Prohibition auf Morde, Gewaltkriminalität und Bereicherungsdelikten ist aufgrund zu geringer Fallzahlen nicht aussagekräftig, sodass eine Veränderung der Zahlen durch diverse Einflussfaktoren denkbar wäre (und nicht nur der Prohibition zugerechnet werden kann) (a.a.O.). Eine ähnliche Studie aus den USA vergleicht die Mordraten der Jahre 1890 bis 1930 in Chicago mit dem bundesweiten Trend. Dort kann festgestellt werden, dass der Anstieg der Mordrate konstant blieb und nach dem Ende der Prohibition nicht abflaut. Dies führt Asbridge und Weerasinghe zu dem Schluss, dass die Prohibition keinen direkten Einfluss auf die Veränderung der Mordrate darstellt. Lediglich das Verhältnis von Morden ohne Alkoholeinfluss zu Morden unter Alkoholeinfluss stieg zu Lasten der Morde ohne Alkoholeinfluss an(vgl. Asbridge/Weerasinghe 2009: 360f.). Folglich kann die Verhängung der  Prohibition unterschiedliche Gründe haben,sei es, um den Zugang zu den entsprechenden Substanzen zu erschweren oder auch, um den rechtlichen Umgang mit verbotenen Substanzen zu vereinfachen. Grundsätzlich existieren gegensätzliche Aussagen dazu, inwiefern eine staatlich auferlegte Prohibition zu einer Veränderung des Konsums der entsprechend verbotenen Substanz in der Bevölkerung führen würde und vor allem, welche konkreten politischen und wirtschaftlichen Folgen sich damit verbinden.
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==Literatur==
==Literatur==
Asbridge, M./ Weerasinghe, S.: „Homicide in Chicago from 1890 to 1930: prohibition
*[https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19207343 Asbridge, M./ Weerasinghe, S. (2009) Homicide in Chicago from 1890 to 1930: prohibition and its impact on alcohol- and non-alcohol-related homicides. In: Addiction Vol. 104, Iss. 3, 355–364].
and its impact on alcohol- and non-alcohol-related homicides. In: Society for the Study of Addiction (Hg.) Addiction. Addiction    History,Volume  104, Issue 3,London,  2009: 355–364


*Behr, Edward (1996, 2011) Prohibition: Thirteen years that changed America. New York: Arcade.
:Bootlegger George Remus recounted to the Senate how he was able to sell massive amounts of whiskey as medicine after purchasing a license from United States Attorney General Harry Daugherty.
Berner, P.: Ursachen für das Scheitern der Prohibition. Norderstedt, 2006
Berner, P.: Ursachen für das Scheitern der Prohibition. Norderstedt, 2006


Blocker, J.S. Jr.: Did Prohibition Really Work? Alcohol Prohibition as a Public Health Innovation.In: Alston,A./Selzer,B.:American Journal of Public Health, Volume 96, Issue 2, Washington, 2006: 233-243
*Blocker, J.S. Jr.: Did Prohibition Really Work? Alcohol Prohibition as a Public Health Innovation.In: Alston,A./Selzer,B.:American Journal of Public Health, Volume 96, Issue 2, Washington, 2006: 233-243


Cowan, R.: "How the Narcs Created Crack.  A War Against Ourselves".In: Steyn, M. (Hg.) National Review, Volume 38, New York, 1986: 26–34
Cowan, R.: "How the Narcs Created Crack.  A War Against Ourselves".In: Steyn, M. (Hg.) National Review, Volume 38, New York, 1986: 26–34
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==Weblinks==
==Weblinks==
*[http://www.history.com/topics/prohibition/print "Prohibition", in: History (Channel) Prohibition]
*[https://en.wikipedia.org/wiki/International_regime International Regime, in: en.wikipedia]
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Prohibition Prohibition, in: de.wikipedia]
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Prohibition Prohibition, in: de.wikipedia]


*[http://www.dictionary.com/browse/prohibition Prohibition, in: dictionary]
*[http://www.dictionary.com/browse/prohibition Prohibition, in: dictionary]


*[https://de.wikipedia.org/wiki/Regimetheorie Regimetheorie, in: de.wikipedia]
*[http://www.youtube.com/watch?v=jtZaWLOSiWA Video: President Richard Nixon, June 17, 1971, declaring the war on drugs - and evaluation]
*[http://www.thenewamerican.com/world-news/europe/item/14785-after-admitting-failure-un-targets-u-s-and-demands-expanded-drug-war After Admitting Failure, U.N. ... 2013]


[http://www.youtube.com/watch?v=jtZaWLOSiWA Video: President Richard Nixon, June 17, 1971, declaring the war on drugs - and evaluation]
*[http://online.wsj.com/article/SB10001424127887324374004578217682305605070.html# Becker, Gary S. & Kevin M. Murphy (2013) Have we lost the war on drugs?]


[http://www.thenewamerican.com/world-news/europe/item/14785-after-admitting-failure-un-targets-u-s-and-demands-expanded-drug-war After Admitting Failure, U.N. ... 2013]
*[http://www.becker-posner-blog.com/2013/05/alternatives-to-the-war-on-drugs-becker.html Becker-Posner (2013) Alternatives to the War on Drugs]


[http://online.wsj.com/article/SB10001424127887324374004578217682305605070.html# Becker, Gary S. & Kevin M. Murphy (2013) Have we lost the war on drugs?]
*[http://www.drugpolicy.org/new-solutions-drug-policy/forty-years-failure Forty Years of Failure (DPA, 2013)]


[http://www.becker-posner-blog.com/2013/05/alternatives-to-the-war-on-drugs-becker.html Becker-Posner (2013) Alternatives to the War on Drugs]
*[http://edition.cnn.com/2012/12/06/opinion/branson-end-war-on-drugs Richard Branson War on Drugs a Trillion dollar Failure, 2012] Entrevista (port.): [http://www.comunidadesegura.org/pt-br/MATERIA-Narcofobia-politica-de-drogas-e-direitos-humanos Entrevista com Fernanda Mena]


[http://www.drugpolicy.org/new-solutions-drug-policy/forty-years-failure Forty Years of Failure (DPA, 2013)]
*[http://www.businessinsider.com/mexican-drug-war-statistics-2012-6 Mexican Drug War Statistics 2012]


[http://edition.cnn.com/2012/12/06/opinion/branson-end-war-on-drugs Richard Branson War on Drugs a Trillion dollar Failure, 2012] Entrevista (port.): [http://www.comunidadesegura.org/pt-br/MATERIA-Narcofobia-politica-de-drogas-e-direitos-humanos Entrevista com Fernanda Mena]
*[http://www.washingtonpost.com/blogs/wonkblog/wp/2013/04/30/kathleen-frydl-on-the-drug-war-here-we-have-total-and-complete-failure/ Frydl, Kathleen (2013) on the drug war: here we have total and complete failure]


[http://www.businessinsider.com/mexican-drug-war-statistics-2012-6 Mexican Drug War Statistics 2012]
*[https://www.unodc.org/documents/data-and-analysis/Studies/100_Years_of_Drug_Control.pdf UNODC A Century of International Drug Control]


[http://www.washingtonpost.com/blogs/wonkblog/wp/2013/04/30/kathleen-frydl-on-the-drug-war-here-we-have-total-and-complete-failure/ Frydl, Kathleen (2013) on the drug war: here we have total and complete failure]
== Videos==
*[http://www.screenjunkies.com/movies/genres-movies/drama/10-best-prohibition-movies/ 10 best prohibition movies]
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