Prisonisierung: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Beginn der Prisonisierungsforschung geht auf die Arbeit "Socialization in Prison" des US-amerikanischen Soziologen Hans Reimer zurück (Reimer: 1937). Er beschrieb eine Insassenkultur, die er mit ausdrucksstarken Bezeichnungen klassifizierte. Dabei wurden kreative Typenbezeichnungen gewählt, so der  „Gorilla“ oder „richtige Männer“. Mit „Gorilla“ bezeichnete Reimer Personen, die sich mittels Gewalt im [Gefängnis] durchsetzen. Unter „richtigen Männern“ wurden solche verstanden, die sich solidarisch zu ihren Mithäftlingen verhalten. Ausgehend von diesen Überlegungen entstanden in der Gefängnisforschung mehrere Klassifizierungen von Inhaftierten. Es entwickelten sich ernsthaftere theoretische Ansätze, um die Entstehung der [Gefängnissubkultur|Insassensubkultur] sowie oppositionellen Einstellungen und entsprechenden Aktivitäten von Inhaftierten zu erklären. Diese führten zu den Arbeiten der US-amerikanischen Kriminologen und Soziologen [[Gresham M. Sykes]] (1958) und [[Richard A. Cloward]] (1975), die Bedingungen und Ausprägungen der [[Gefängnissubkultur|Insassenkultur] sowie die spezifischen Anpassungsmuster der Inhaftierten an die Haftbedingungen zum Gegenstand hatten. Clemmer und der US-amerikanische Jurist und Soziologe Stanton Wheeler untersuchten Anpassungsprozesse, denen sich eine Person im Falle der Inhaftierung [http://de.wikipedia.org/wiki/Haft] ausgesetzt sieht.
Der Beginn der Prisonisierungsforschung geht auf die Arbeit "Socialization in Prison" des US-amerikanischen Soziologen Hans Reimer zurück (Reimer: 1937). Er beschrieb eine Insassenkultur, die er mit ausdrucksstarken Bezeichnungen klassifizierte. Dabei wurden kreative Typenbezeichnungen gewählt, so der  „Gorilla“ oder „richtige Männer“. Mit „Gorilla“ bezeichnete Reimer Personen, die sich mittels Gewalt im [Gefängnis] durchsetzen. Unter „richtigen Männern“ wurden solche verstanden, die sich solidarisch zu ihren Mithäftlingen verhalten. Ausgehend von diesen Überlegungen entstanden in der Gefängnisforschung mehrere Klassifizierungen von Inhaftierten. Es entwickelten sich ernsthaftere theoretische Ansätze, um die Entstehung der [Gefängnissubkultur|Insassensubkultur] sowie oppositionellen Einstellungen und entsprechenden Aktivitäten von Inhaftierten zu erklären. Diese führten zu den Arbeiten der US-amerikanischen Kriminologen und Soziologen [[Gresham M. Sykes]] (1958) und [[Richard A. Cloward]] (1975), die Bedingungen und Ausprägungen der [[Gefängnissubkultur|Insassenkultur] sowie die spezifischen Anpassungsmuster der Inhaftierten an die Haftbedingungen zum Gegenstand hatten. Clemmer und der US-amerikanische Jurist und Soziologe Stanton Wheeler untersuchten Anpassungsprozesse, denen sich eine Person im Falle der Inhaftierung [http://de.wikipedia.org/wiki/Haft] ausgesetzt sieht.
=== Der Prisonisierungsprozess ===
=== Der Prisonisierungsprozess ===
Die allmähliche Anpassung des Inhaftierten an [[subkultur]]elle Werte und Normen der Gefängnisgesellschaft wird nach Clemmer von einem Großteil der Gefangenen durchlaufen. Zwar verlaufe dieser Vorgang in unterschiedlicher Ausprägung, jedoch wird davon ausgegangen, dass die mit der [[Haft|Inhaftierung]] einhergehende Deprivation nur dem Inhaftierten die Möglichkeit von Vergünstigungen und Lebenserleichterungen lässt, der die [[Subkultur|subkulturellen]] Regeln beherrscht und sie befolgt. Prisonisierung sei somit ein Prozess, der in der Übernahme von Bräuchen, Sitten und der allgemeinen Kultur des [[Gefängnis]]ses besteht. Dabei erstrecke sich der so verwendete Begriff der Gefängniskultur auf die formelle und informelle soziale Organisation der Anstalt, also auf Inhaftierte und Gefängnispersonal. So erleben Gefangene aufgrund der [[Haft|Inhaftierung]] einen massiven [[Status]]wandel und verlieren als Individuum Bedeutung und Anerkennung. Selbst wenn der Betroffene sich weitgehend von anderen Inhaftierten entferne, erlerne er doch binnen kurzer Zeit die Wortwahl und intramurale Sitten, die den Umgang mit anderen Gefangenen prägen. Einen noch bedeutsameren Punkt im Rahmen des Prisonisierungsprozesses stelle die sich nach wenigen Wochen oder Monaten entwickelnde Anspruchshaltung gegenüber der Institution dar. So schulde diese dem Inhaftierten die Versorgung mit Essentialien wie Kleidung, Nahrung und Arbeit. Auch wenn gravierende Anpassungsprozesse nicht bei jedem Betroffenen festzustellen seien, würden die "universal factors of prisonization" dennoch für alle Inhaftierten gelten. Als förderliche Momente für einen hohen Prisonisierungsgrad sieht Clemmer eine lange Haftstrafe, eine instabile Persönlichkeit, den Mangel an sozialen Außenkontakten, die blinde Akzeptanz der Normen und Sitten der Insassenwelt, die Bereitschaft und Fähigkeit zu einem intensiven Kontakt zu Gruppen und Personen mit ähnlichen Einstellungen sowie die Bereitschaft zur Teilnahme an Glücksspielen und abnormen sexuellen Praktiken. Dabei wird von einem fortschreitenden Prisonisierungsprozess mit zunehmender Verbüßungsdauer ausgegangen (Clemmer: 1958, 299 ff., siehe hierzu auch Kaiser u.a.: 1993, 402 f.). Nach der Untersuchung von Wheeler vollzieht sich dieser mehr oder minder stattfindende Anpassungsprozess hingegen in Form einer U-Kurve. So stimme ein Inhaftierter zu Beginn und zum Ende seiner [[Haft|Inhaftierung]] mit den außerhalb der Anstalt herrschenden allgemeingesellschaftlichen Werten und Normen überein, während mit größerem Abstand zu den genannten Zeitpunkten diese Konformität sinke (Wheeler: 1961, 702, 706f.). Dieser Umstand wird von dem deutschen Juristen Hans-Christoph Hoppensack[http://de.wikipedia.org/wiki/Hoppensack] damit erklärt, dass der Inhaftierte in der Mitte der Haftzeit am stärksten von der "Außenwelt" abgeschnitten und auf das Überleben in der "Anstaltswelt" angewiesen sei (Hoppensack: 1969, 156). Erreiche der Inhaftierte zudem bis zu seiner Entlassung nicht mehr das zuvor gezeigte Maß an Normkonformität, könne von einem Prisonisierungsschaden gesprochen werden (Kaiser/Schöch: 2003, § 13 Rn. 13ff.). Darüber hinaus wird der Einfluss des Alters auf den dargestellten Prozess diskutiert. So wird eine gewisse Resistenz namentlich älterer Erstverbüßer gegenüber der [[Sozialisation]] in die [[Gefängnissubkultur]] festgestellt (Rubenstein: 1984, 155). Der ältere Inhaftierte gleiche den zunächst geringeren Prisonisierungsgrad mit zunehmender Haftzeit jedoch aus (Alpert: 1979, 168 f.). Im Gegensatz zu Clemmer betrachtet Wheeler nur das Erlernen und die Verinnerlichung der [[Gefängnissubkultur|Insassenkultur]], während die Angleichung an den formellen Anstaltsbetrieb ausgeblendet wurde. Dieser Prozess wurde sodann als Institutionalisierung bezeichnet (Harbordt: 1972, 85), wodurch er in modifizierter Form auch auf andere Institutionen anwendbar wurde (Schramke: 1996, 254).
Die allmähliche Anpassung des Inhaftierten an [[subkultur]]elle Werte und Normen der Gefängnisgesellschaft wird nach Clemmer von einem Großteil der Gefangenen durchlaufen. Zwar verlaufe dieser Vorgang in unterschiedlicher Ausprägung, jedoch wird davon ausgegangen, dass die mit der [[Haft|Inhaftierung]] einhergehende Deprivation nur dem Inhaftierten die Möglichkeit von Vergünstigungen und Lebenserleichterungen lässt, der die [[Subkultur|subkulturellen]] Regeln beherrscht und sie befolgt. Prisonisierung sei somit ein Prozess, der in der Übernahme von Bräuchen, Sitten und der allgemeinen Kultur des [[Gefängnis]]ses besteht. Dabei erstrecke sich der so verwendete Begriff der Gefängniskultur auf die formelle und informelle soziale Organisation der Anstalt, also auf Inhaftierte und Gefängnispersonal. So erleben Gefangene aufgrund der [[Haft|Inhaftierung]] einen massiven [[Status]]wandel und verlieren als Individuum Bedeutung und Anerkennung. Selbst wenn der Betroffene sich weitgehend von anderen Inhaftierten entferne, erlerne er doch binnen kurzer Zeit die Wortwahl und intramurale Sitten, die den Umgang mit anderen Gefangenen prägen.  
 
Einen noch bedeutsameren Punkt im Rahmen des Prisonisierungsprozesses stelle die sich nach wenigen Wochen oder Monaten entwickelnde Anspruchshaltung gegenüber der Institution dar. So schulde diese dem Inhaftierten die Versorgung mit Essentialien wie Kleidung, Nahrung und Arbeit. Auch wenn gravierende Anpassungsprozesse nicht bei jedem Betroffenen festzustellen seien, würden die "universal factors of prisonization" dennoch für alle Inhaftierten gelten. Als förderliche Momente für einen hohen Prisonisierungsgrad sieht Clemmer eine lange Haftstrafe, eine instabile Persönlichkeit, den Mangel an sozialen Außenkontakten, die blinde Akzeptanz der Normen und Sitten der Insassenwelt, die Bereitschaft und Fähigkeit zu einem intensiven Kontakt zu Gruppen und Personen mit ähnlichen Einstellungen sowie die Bereitschaft zur Teilnahme an Glücksspielen und abnormen sexuellen Praktiken. Dabei wird von einem fortschreitenden Prisonisierungsprozess mit zunehmender Verbüßungsdauer ausgegangen (Clemmer: 1958, 299 ff., siehe hierzu auch Kaiser u.a.: 1993, 402 f.).  
 
Nach der Untersuchung von Wheeler vollzieht sich dieser mehr oder minder stattfindende Anpassungsprozess hingegen in Form einer U-Kurve. So stimme ein Inhaftierter zu Beginn und zum Ende seiner [[Haft|Inhaftierung]] mit den außerhalb der Anstalt herrschenden allgemeingesellschaftlichen Werten und Normen überein, während mit größerem Abstand zu den genannten Zeitpunkten diese Konformität sinke (Wheeler: 1961, 702, 706f.). Dieser Umstand wird von dem deutschen Juristen Hans-Christoph Hoppensack[http://de.wikipedia.org/wiki/Hoppensack] damit erklärt, dass der Inhaftierte in der Mitte der Haftzeit am stärksten von der "Außenwelt" abgeschnitten und auf das Überleben in der "Anstaltswelt" angewiesen sei (Hoppensack: 1969, 156). Erreiche der Inhaftierte zudem bis zu seiner Entlassung nicht mehr das zuvor gezeigte Maß an Normkonformität, könne von einem Prisonisierungsschaden gesprochen werden (Kaiser/Schöch: 2003, § 13 Rn. 13ff.). Darüber hinaus wird der Einfluss des Alters auf den dargestellten Prozess diskutiert. So wird eine gewisse Resistenz namentlich älterer Erstverbüßer gegenüber der [[Sozialisation]] in die [[Gefängnissubkultur]] festgestellt (Rubenstein: 1984, 155). Der ältere Inhaftierte gleiche den zunächst geringeren Prisonisierungsgrad mit zunehmender Haftzeit jedoch aus (Alpert: 1979, 168 f.). Im Gegensatz zu Clemmer betrachtet Wheeler nur das Erlernen und die Verinnerlichung der [[Gefängnissubkultur|Insassenkultur]], während die Angleichung an den formellen Anstaltsbetrieb ausgeblendet wurde. Dieser Prozess wurde sodann als Institutionalisierung bezeichnet (Harbordt: 1972, 85), wodurch er in modifizierter Form auch auf andere Institutionen anwendbar wurde (Schramke: 1996, 254).
=== Prisonisierungstheorien ===
=== Prisonisierungstheorien ===
==== Die Deprivationstheorie ====
==== Die Deprivationstheorie ====
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Im Rahmen des im deutschen [[Strafvollzugsrecht]] normierten Gegensteuerungsprinzipes (§ 3 Abs. 2 StVollzG, § 2 Abs. 3 S.1 JVollzGB III, Art. 5 Abs. 2 BayStVollzG, § 3 Abs. 1 S.2 HmbStVollzG, § 3 Abs. 2 HStVollzG, § 2 Abs. 2 NJVollzG) soll den schädigenden Wirkungen des Freiheitsentzuges entgegen gewirkt werden (Laubenthal: 2011, 129). Entsprechende Regelungen finden sich auch im Schweizerischen Strafgesetzbuch[http://www.admin.ch/ch/d/sr/311_0/a75.html] sowie dem Italienischen und Liechtensteiner[http://www.apt.ch/npm/eca/Liechtenstein1.pdf] Strafvollzugsgesetz. In der wissenschaftlichen Diskussion äußerten jedoch die deutschen Kriminologen und Soziologen [[Fritz Sack]] (1968, 488) und [[Sebastian Scheerer]] (2001, 70 f.) sowie Irwin[http://en.wikipedia.org/wiki/John_Keith_Irwin] (1988) erhebliche Zweifel an der erreichbaren Effizienz, der immanenten Härte und den Wirkungen staatlicher [[Strafe]] im Rahmen des bestehenden Schuldstrafrechts. Zu berücksichtigen ist zudem die partielle Abkehr von der Behandlungsideologie und die Suche nach problemlösenden Alternativen und gesetzlichen Neuerungen wie den "[[Three Strikes]] Laws", “[[Bootcamp]]“- Programmen und Privatisierungstendenzen, vornehmlich in den [[Strafvollzug in den USA|USA]]. Ausgehend von den empirischen Ergebnissen zur Prisonisierung setzt die [[Haft|Inhaftierung]] selbst der Perspektive einer [[Resozialisierung]] enge Grenzen. Die [[Haft|Inhaftierung]] fördert direkt Einstellungen und Verhaltensweisen, die das Rückfallrisiko erhöhen. Sie prägt zudem das Klima zwischen Inhaftierten und Anstaltspersonal in feindlicher Weise, sodass die Variablen "Resozialisierung" und "therapeutisches Klima" stark negativ beeinflusst werden (Ortmann: 1987, 355 ff.). [[Resozialisierung]] könne nur dann erfolgen, wenn in der weiteren Diskussion eine Konzentration nicht nur auf die Behandlungsforschung, sondern auch auf die Prisionierungsforschung erfolge. Daher müsse der Effekt des gesamten [[Strafvollzug]]s auf [[Resozialisierung]] und Rückfall langfristig und bezogen auf gleiche Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten sowohl in der Anstalt als auch nach der Entlassung untersucht werden (Harbordt: 1972, 94). In Ermangelung eindeutiger empirischer Ergebnisse auch für deutsche Anstaltsverhältnisse gilt dies ebenso für den Prisonisierungsprozess und die These, [[Gefängnis]]se erwiesen sich als reine “Schulen des Verbrechens“. Führten Untersuchungen dazu, strafrechtlichen Sanktionen keinen eigenen positiven Wert mehr beizumessen, könne den schädigenden Wirkungen dieser Interventionen, also maßgeblich Stigmatisierungs- und Prisonisierungsprozessen, nur mit einer [[Kriminalpolitik]] der weitgehenden [[Kriminalisierung|Entkriminalisierung]] und Reduzierung der Eingriffsintensität der strafrechtlichen Praxis begegnet werden (Sack: 1968, 435ff.; Kaiser u.a.: 1993, 404 f.)
Im Rahmen des im deutschen [[Strafvollzugsrecht]] normierten Gegensteuerungsprinzipes (§ 3 Abs. 2 StVollzG, § 2 Abs. 3 S.1 JVollzGB III, Art. 5 Abs. 2 BayStVollzG, § 3 Abs. 1 S.2 HmbStVollzG, § 3 Abs. 2 HStVollzG, § 2 Abs. 2 NJVollzG) soll den schädigenden Wirkungen des Freiheitsentzuges entgegen gewirkt werden (Laubenthal: 2011, 129). Entsprechende Regelungen finden sich auch im Schweizerischen Strafgesetzbuch[http://www.admin.ch/ch/d/sr/311_0/a75.html] sowie dem Italienischen und Liechtensteiner[http://www.apt.ch/npm/eca/Liechtenstein1.pdf] Strafvollzugsgesetz. In der wissenschaftlichen Diskussion äußerten jedoch die deutschen Kriminologen und Soziologen [[Fritz Sack]] (1968, 488) und [[Sebastian Scheerer]] (2001, 70 f.) sowie Irwin[http://en.wikipedia.org/wiki/John_Keith_Irwin] (1988) erhebliche Zweifel an der erreichbaren Effizienz, der immanenten Härte und den Wirkungen staatlicher [[Strafe]] im Rahmen des bestehenden Schuldstrafrechts. Zu berücksichtigen ist zudem die partielle Abkehr von der Behandlungsideologie und die Suche nach problemlösenden Alternativen und gesetzlichen Neuerungen wie den "[[Three Strikes]] Laws", “[[Bootcamp]]“- Programmen und Privatisierungstendenzen, vornehmlich in den [[Strafvollzug in den USA|USA]]. Ausgehend von den empirischen Ergebnissen zur Prisonisierung setzt die [[Haft|Inhaftierung]] selbst der Perspektive einer [[Resozialisierung]] enge Grenzen. Die [[Haft|Inhaftierung]] fördert direkt Einstellungen und Verhaltensweisen, die das Rückfallrisiko erhöhen. Sie prägt zudem das Klima zwischen Inhaftierten und Anstaltspersonal in feindlicher Weise, sodass die Variablen "Resozialisierung" und "therapeutisches Klima" stark negativ beeinflusst werden (Ortmann: 1987, 355 ff.). [[Resozialisierung]] könne nur dann erfolgen, wenn in der weiteren Diskussion eine Konzentration nicht nur auf die Behandlungsforschung, sondern auch auf die Prisionierungsforschung erfolge. Daher müsse der Effekt des gesamten [[Strafvollzug]]s auf [[Resozialisierung]] und Rückfall langfristig und bezogen auf gleiche Personen zu unterschiedlichen Zeitpunkten sowohl in der Anstalt als auch nach der Entlassung untersucht werden (Harbordt: 1972, 94). In Ermangelung eindeutiger empirischer Ergebnisse auch für deutsche Anstaltsverhältnisse gilt dies ebenso für den Prisonisierungsprozess und die These, [[Gefängnis]]se erwiesen sich als reine “Schulen des Verbrechens“. Führten Untersuchungen dazu, strafrechtlichen Sanktionen keinen eigenen positiven Wert mehr beizumessen, könne den schädigenden Wirkungen dieser Interventionen, also maßgeblich Stigmatisierungs- und Prisonisierungsprozessen, nur mit einer [[Kriminalpolitik]] der weitgehenden [[Kriminalisierung|Entkriminalisierung]] und Reduzierung der Eingriffsintensität der strafrechtlichen Praxis begegnet werden (Sack: 1968, 435ff.; Kaiser u.a.: 1993, 404 f.)
== Literatur ==
== Literatur ==
Alpert, G.: Patterns of Change in Prisonization: A Longitudinal Analysis. In: Criminal Justice and Behavior 6, 1979.
Alpert, G.: Patterns of Change in Prisonization: A Longitudinal Analysis. In: Criminal Justice and Behavior 6, 1979;
Brehm, J.W.: Theory of psychological reactance, Academic Press New York, 1966.
Brehm, J.W.: Theory of psychological reactance, Academic Press New York, 1966;
Clemmer, Donald: The Prison Community. Boston 1940.
Clemmer, Donald: The Prison Community. Boston 1940;
Clemmer, Donald: The Prison Community. 2. Auflage. New York 1958.
Clemmer, Donald: The Prison Community. 2. Auflage. New York 1958;
Cloward, R.A.: Theoretical Studies in Social Organization of the Prison. New York. 1960, ders. u.a. 1975.
Cloward, R.A.: Theoretical Studies in Social Organization of the Prison. New York. 1960, ders. u.a. 1975;
Glaser, D.: Criminality Theories and Behavioral Images. In: American Journal of Sociology 1956 (61).
Glaser, D.: Criminality Theories and Behavioral Images. In: American Journal of Sociology 1956 (61);
Goffman, E.: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. 4. Auflage. Frankfurt/Main 1981.
Goffman, E.: Asyle. Über die soziale Situation psychiatrischer Patienten und anderer Insassen. 4. Auflage. Frankfurt/Main 1981;
Harbordt, S.: Die Subkultur des Gefängnisses. Eine soziologische Studie zur Resozialisierung. In: Beiträge zur Strafvollzugswissenschaft. 2. Auflage. Stuttgart 1972.
Harbordt, S.: Die Subkultur des Gefängnisses. Eine soziologische Studie zur Resozialisierung. In: Beiträge zur Strafvollzugswissenschaft. 2. Auflage. Stuttgart 1972;
Hoppensack, H.-L.: Über die Strafanstalten und ihre Wirkung auf Einstellung und Verhalten von Gefangenen. Göttingen 1969.
Hoppensack, H.-L.: Über die Strafanstalten und ihre Wirkung auf Einstellung und Verhalten von Gefangenen. Göttingen 1969;
Irwin, J./ Cressey, D.R.: Thieves, Convicts and the Inmate Culture, Social Problems. In: British Journal of Crimonology 54, 1962.
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Irwin, J./ Cressey, D.R.: The Sociology of the Prison, Crime and Delinquency, 1988.
Irwin, J./ Cressey, D.R.: The Sociology of the Prison, Crime and Delinquency, 1988;
Kaiser, G./Kerner, H.J./Sack, F./Schellhos, H.: Kleines Kriminologisches Wörterbuch. 3. Auflage. Heidelberg 1993.
Kaiser, G./Kerner, H.J./Sack, F./Schellhos, H.: Kleines Kriminologisches Wörterbuch. 3. Auflage. Heidelberg 1993;
Kaiser, G./ Schöch, H.: Strafvollzug. 5. Auflage. Stuttgart 2003.
Kaiser, G./ Schöch, H.: Strafvollzug. 5. Auflage. Stuttgart 2003;
Laubenthal, K.: Strafvollzug. 6. Auflage. Berlin Heidelberg 2011.
Laubenthal, K.: Strafvollzug. 6. Auflage. Berlin Heidelberg 2011;
Ortmann, R.: Resozialisierung Im Strafvollzug. Theoretischer Bezugsrahmen und empirische Ergebnisse einer Längsschnittstudie zu den Wirkungen von Strafvollzugsmaßnahmen, Kriminologische Forschungsberichte aus dem Max- Planck-Institut für Ausländisches und internationales Strafrecht 27. Freiburg i.Br. 1987.
Ortmann, R.: Resozialisierung Im Strafvollzug. Theoretischer Bezugsrahmen und empirische Ergebnisse einer Längsschnittstudie zu den Wirkungen von Strafvollzugsmaßnahmen, Kriminologische Forschungsberichte aus dem Max- Planck-Institut für Ausländisches und internationales Strafrecht 27. Freiburg i.Br. 1987;
Ortmann, R.: Die Nettobilanz einer Resozialisierung im Strafvollzug: Negativ? In Kury, H.: Gesellschaftliche Umwälzung. Kriminalitätserfahrungen, Straffälligkeit und soziale Kontrolle. Freiburg i. Br. 1992.
Ortmann, R.: Die Nettobilanz einer Resozialisierung im Strafvollzug: Negativ? In Kury, H.: Gesellschaftliche Umwälzung. Kriminalitätserfahrungen, Straffälligkeit und soziale Kontrolle. Freiburg i. Br. 1992;
Özsöz, F.: Rechtsextremistische Gewalttäter im Jugendstrafvollzug. In: Schriftenreihe des Max-Planck-Instituts für Ausländisches und Internationales Strafrecht 148. Freiburg i. Br. 2010.
Özsöz, F.: Rechtsextremistische Gewalttäter im Jugendstrafvollzug. In: Schriftenreihe des Max-Planck-Instituts für Ausländisches und Internationales Strafrecht 148. Freiburg i. Br. 2010;
Quensel, S.: Vom Labeling- Ansatz zur abolitionistischen Politik. In: Kriminologisches Journal 1986.
Quensel, S.: Vom Labeling- Ansatz zur abolitionistischen Politik. In: Kriminologisches Journal 1986;
Reimer, H.: Socialisation in Prison. Proceedings of the Sixty-Seventh Congress of American Prison Association. 1937.
Reimer, H.: Socialisation in Prison. Proceedings of the Sixty-Seventh Congress of American Prison Association. 1937;
Rubenstein, D.: The Elderly in Prison. In: Newman, E.: Elderly Criminals. Camebridge 1984.
Rubenstein, D.: The Elderly in Prison. In: Newman, E.: Elderly Criminals. Camebridge 1984;
Sack, F./König, R.: Kriminalsoziologie, Frankfurt 1968
Sack, F./König, R.: Kriminalsoziologie, Frankfurt 1968;
Scheerer, S.: Kritik der strafenden Vernunft. In: Ethik und Sozialwissenschaften 12. 2001.
Scheerer, S.: Kritik der strafenden Vernunft. In: Ethik und Sozialwissenschaften 12. 2001;
Schrag, C.: Leadership among prison inmates. In: American Sociological Review19. 1954.
Schrag, C.: Leadership among prison inmates. In: American Sociological Review 19. 1954;
Schramke, H.J.: Alte Menschen im Strafvollzug. Empirische Untersuchung und kriminalpolitische Überlegungen. In: Gießener Kriminalwissenschaftliche Schriften 5. Bonn 1996.
Schramke, H.J.: Alte Menschen im Strafvollzug. Empirische Untersuchung und kriminalpolitische Überlegungen. In: Gießener Kriminalwissenschaftliche Schriften 5. Bonn 1996;
Sykes, G.M.: The Society of Captives, Princeton/N.J. Princeton University press 1958, 1978.
Sykes, G.M.: The Society of Captives, Princeton/N.J. Princeton University press 1958, 1978;
Wheeler, S.:Socialisation in Correctional Communities. In: American Sociological Review 26. 1961.
Wheeler, S.:Socialisation in Correctional Communities. In: American Sociological Review 26. 1961.
== Weblinks ==
== Weblinks ==
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