Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch: Unterschied zwischen den Versionen

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==Zielgruppenorientierte Präventionsprogramme und -projekte==
==Zielgruppenorientierte Präventionsprogramme und -projekte==


===Zielgruppe: Männer===
===Zielgruppe: Pädophile Männer: Projekt "Dunkelfeld"===
====Projekt "Kein Täter werden"====
Im Rahmen des Gesamtprojektes "Kein Täter werden" innerhalb des Forschungsprojekts des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin -  [http://www.kein-taeter-werden.de/ Präventionsprojekt Dunkelfeld (PPD)] - finden seit Juni 2005 Männer, die auf Kinder gerichtete sexuelle Fantasien haben, aber keine (ggf. weiteren) Übergriffe begehen wollen, d.h. Männer, die noch keine sexuellen Übergriffe begangen haben oder deren Übergriffe (noch) nicht rechsbekannt sind, kostenlose Beratung und ambulante therapeutische Unterstützung. Ein wesentlicher Kern des Projektes ist die [[Schweigepflicht]] und das auf das [[Dunkelfeld]] ausgerichtete Projekt.
Im Rahmen des Gesamtprojektes "Kein Täter werden" innerhalb des Forschungsprojekts des Instituts für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin der Charité - Universitätsmedizin Berlin -  [http://www.kein-taeter-werden.de/ Präventionsprojekt Dunkelfeld (PPD)] - finden seit Juni 2005 Männer, die auf Kinder gerichtete sexuelle Fantasien haben, aber keine (ggf. weiteren) Übergriffe begehen wollen, d.h. Männer, die noch keine sexuellen Übergriffe begangen haben oder deren Übergriffe (noch) nicht rechsbekannt sind, kostenlose Beratung und ambulante therapeutische Unterstützung. Ein wesentlicher Kern des Projektes ist die [[Schweigepflicht]] und das auf das [[Dunkelfeld]] ausgerichtete Projekt.


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Aus diesen Prinzipien geht hervor, dass sinnvolle Prävention sich niemals nur auf punktuelle Warnungen beschränkt, sondern immer eine Erziehungshaltung ist, die kontinuierlich wirkt. Dies bedeutet, dass präventive Aspekte in die Gesamterziehung integriert werden müssen. Kinder sollen in den oben angeführten Bereichen gestärkt werden, ohne dass gewaltsame sexuelle Übergriffe direkt angesprochen werden müssen. Damit wird vermieden, dass Kinder in dem Gefühl aufwachsen, dass Sexualität und Gewalt zusammengehören und so ein negatives Verständnis von Sexualität entwickeln. Dies hat außer dem präventiven Effekt noch eine weitere Auswirkung: die betroffenen Kinder fühlen sich angesprochen, möglicherweise bekommen sie den Mut, sich gegen sexuelle Übergriffe zu wehren, vielleicht erhalten sie Handlungsperspektiven. Zumindest merken sie, dass es Erwachsene gibt, die von dem Problem wissen. Spiele, Geschichten, Bilderbücher, Lieder, etc. können Gesprächsanlass sein, sodass eine Atmosphäre der Offenheit entsteht, die betroffene Kinder ermutigt, sich anzuvertrauen.
Aus diesen Prinzipien geht hervor, dass sinnvolle Prävention sich niemals nur auf punktuelle Warnungen beschränkt, sondern immer eine Erziehungshaltung ist, die kontinuierlich wirkt. Dies bedeutet, dass präventive Aspekte in die Gesamterziehung integriert werden müssen. Kinder sollen in den oben angeführten Bereichen gestärkt werden, ohne dass gewaltsame sexuelle Übergriffe direkt angesprochen werden müssen. Damit wird vermieden, dass Kinder in dem Gefühl aufwachsen, dass Sexualität und Gewalt zusammengehören und so ein negatives Verständnis von Sexualität entwickeln. Dies hat außer dem präventiven Effekt noch eine weitere Auswirkung: die betroffenen Kinder fühlen sich angesprochen, möglicherweise bekommen sie den Mut, sich gegen sexuelle Übergriffe zu wehren, vielleicht erhalten sie Handlungsperspektiven. Zumindest merken sie, dass es Erwachsene gibt, die von dem Problem wissen. Spiele, Geschichten, Bilderbücher, Lieder, etc. können Gesprächsanlass sein, sodass eine Atmosphäre der Offenheit entsteht, die betroffene Kinder ermutigt, sich anzuvertrauen.
====Katalog mit kindbezogenen, umgebungsbezogenen, gesellschaftlichen und kulturellen Faktoren====
Einen '''multifaktorellen''' Ansatz, der kind-, umgebungsbezogene, gesellschaftliche und kulturelle Faktoren beinhaltet - sich auf Kindesmisshandlung und -missbrauch bezieht - zeigt der [http://www.psychologie.uni-freiburg.de/Members/wetzel/lehre/SexuellerMissbrauch/download "Katalog der Risiko- und Schutzfaktoren bei Kindesmisshandlung und -missbrauch"]. Er enthält relevante risikoerhöhende bzw. –mildernde Faktoren i. Z. m. Kindesmisshandlung und -missbrauch in drei Tabellen und basiert auf Grundlage der Modelle  von Bretz et al. (1994b); Trepper & Barrett (1992) sowie der Ergebnisse der Studie von Wetzels (1997) und in Anlehnung an das Schema von Scheithauer et al. (2000))
* Tabelle A: Kindbezogene Faktoren (Vulnerabilität – Resilienzfaktoren)
* Tabelle B: Umgebungsbezogene Faktoren (Risikofaktoren - Schutzfaktoren)
* Tabelle C: Gesellschaftliche und kulturelle Faktoren




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Die Kultusministerkonferenz hat  im April 2010 zur Vorbeugung und Aufarbeitung von sexuellen Missbrauchsfällen und Gewalthandlungen in Schulen und schulnahen Einrichtungen im Zusammenhang mit den Vorfällen sexuellen Missbrauchs u. a. in Bildungseinrichtungen 28 Punkte umfassende [http://www.kmk.org/fileadmin/pdf/PresseUndAktuelles/2010/Handreichung-zu-sexuellen-Missbrauchsfaellen-Gewalthandlungen.pdf Handlungsempfehlungen] beschlossen.
Die Kultusministerkonferenz hat  im April 2010 zur Vorbeugung und Aufarbeitung von sexuellen Missbrauchsfällen und Gewalthandlungen in Schulen und schulnahen Einrichtungen im Zusammenhang mit den Vorfällen sexuellen Missbrauchs u. a. in Bildungseinrichtungen 28 Punkte umfassende [http://www.kmk.org/fileadmin/pdf/PresseUndAktuelles/2010/Handreichung-zu-sexuellen-Missbrauchsfaellen-Gewalthandlungen.pdf Handlungsempfehlungen] beschlossen.
==Katalog mit kindbezogenen, umgebungsbezogenen, gesellschaftlichen und kulturellen Risiko- und Schutzfaktoren==
Einen '''multifaktorellen''' Ansatz, der kind-, umgebungsbezogene, gesellschaftliche und kulturelle Faktoren beinhaltet - sich auf Kindesmisshandlung und -missbrauch bezieht - zeigt der [http://www.psychologie.uni-freiburg.de/Members/wetzel/lehre/SexuellerMissbrauch/download "Katalog der Risiko- und Schutzfaktoren bei Kindesmisshandlung und -missbrauch"]. Er enthält relevante risikoerhöhende bzw. –mildernde Faktoren i. Z. m. Kindesmisshandlung und -missbrauch in drei Tabellen:
* Tabelle A: Kindbezogene Faktoren (Vulnerabilität – Resilienzfaktoren)
* Tabelle B: Umgebungsbezogene Faktoren (Risikofaktoren - Schutzfaktoren)
* Tabelle C: Gesellschaftliche und kulturelle Faktoren




==Konzeptionen zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern in Deutschland==
==Konzeptionen zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern in Deutschland==
Spektakuläre und tragische Einzelfälle führten auch in Deutschland zum Ruf nach Strafverschärfung und härterem Umgang mit Sexualstraftätern. Entgegen einem verbreiteten Eindruck sind jedoch Missbrauchsfälle mit steigender Anwendung von Urlaub, Freigang und anderen Lockerungen in der Regel prozentual nicht gestiegen, sondern umgekehrt zurückgegangen (Bundesministerium des Innern / Bundesministerium der Justiz 2006: 122).
Spektakuläre und tragische Einzelfälle führten auch in Deutschland zum Ruf nach Strafverschärfung und härterem Umgang mit Sexualstraftätern. Entgegen einem verbreiteten Eindruck sind jedoch Missbrauchsfälle mit steigender Anwendung von Urlaub, Freigang und anderen Lockerungen in der Regel prozentual nicht gestiegen, sondern umgekehrt zurückgegangen (Bundesministerium des Innern / Bundesministerium der Justiz 2006: 122).


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