Patentöchter. Im Schatten der RAF - ein Dialog: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wer führte Regie?''' – Corinna Ponto bringt im Folgenden ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die  - ihrer Meinung nach - deutliche Zusammenarbeit zwischen den [[Roten Brigaden]] und der RAF und die Rolle der Geheimdienste zu dieser Zeit, die die „''militante Linksradikale jahrzehntelang vor allem in Ost- aber auch in Westeuropa ausgebildet, ausgerüstet, unterstützt und kontrolliert''“ hatten, weiter nachverfolgt werden würden. „''Es erscheint sogar denkbar, dass die Dienste beider Seiten gemeinsame Sache gemacht haben''“, meint sie. (S. 118)
'''Wer führte Regie?''' – Corinna Ponto bringt im Folgenden ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die  - ihrer Meinung nach - deutliche Zusammenarbeit zwischen den [[Roten Brigaden]] und der RAF und die Rolle der Geheimdienste zu dieser Zeit, die die „''militante Linksradikale jahrzehntelang vor allem in Ost- aber auch in Westeuropa ausgebildet, ausgerüstet, unterstützt und kontrolliert''“ hatten, weiter nachverfolgt werden würden. „''Es erscheint sogar denkbar, dass die Dienste beider Seiten gemeinsame Sache gemacht haben''“, meint sie. (S. 118)
Weiterhin bezieht sich Corinna Ponto, wie später erneut, auf den Film „Der Baader Meinhof-Komplex“ von Stefan Aust und Bernd Eichinger und auf das Zitat „Die Opfer sind nicht so interessant, weil sie aus normalem Leben herausgerissen wurden“. Sie stellt fest, dass die komplette Wahrheit über die dritte Generation der RAF noch nicht abgeschlossen sei, und viele Zusammenhänge und Informationsweitergaben unklar blieben, denn „''dahinter führten andere Regie''" (S. 121).
Weiterhin bezieht sich Corinna Ponto, wie später erneut, auf den Film „Der Baader-Meinhof-Komplex“ von Stefan Aust und Bernd Eichinger und auf das Zitat „Die Opfer sind nicht so interessant, weil sie aus normalem Leben herausgerissen wurden“. Sie stellt fest, dass die komplette Wahrheit über die dritte Generation der RAF noch nicht abgeschlossen sei, und viele Zusammenhänge und Informationsweitergaben unklar blieben, denn „''dahinter führten andere Regie''" (S. 121).


'''„Hast Du schon Nachrichten gehört?“''' – Julia Albrecht berichtet von dem Glücksgefühl der Tage im Jahr 1990 nachdem die „''gesuchte RAF-Terroristin Susanne Albrecht in Berlin-Mahrzahn gefasst''“ worden war und dem ersten  Gefängnisbesuch, bei dem die Schwester ihr mitteilt, sie vergessen zu haben. Sie und ihre Eltern versuchten zu realisieren, dass die Tochter „''nicht um Verzeihung bitten wird''.“ (S. 123f)
'''„Hast Du schon Nachrichten gehört?“''' – Julia Albrecht berichtet von dem Glücksgefühl der Tage im Jahr 1990 nachdem die „''gesuchte RAF-Terroristin Susanne Albrecht in Berlin-Mahrzahn gefasst''“ worden war und dem ersten  Gefängnisbesuch, bei dem die Schwester ihr mitteilt, sie vergessen zu haben. Sie und ihre Eltern versuchten zu realisieren, dass die Tochter „''nicht um Verzeihung bitten wird''.“ (S. 123f)
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'''Was empfinden Sie bei der Freilassung von Brigitte Mohnhaupt''' – Corinna Ponto erzählt von einem „''denkwürdigen Vorschlag einer Schweizerisch-Berliner Theatergruppe.'' (...) ''Diese bar jeder Empathie fantasierende Truppe stellte sich eine gemeinsame Wanderung mit der freigelassenen Brigitte Mohnhaupt vor, die vom Bahnhof Briesen in Brandenburg zu dem in der Nähe gelegenen ehemaligen Stasi-Unterschlupf gehen sollte, wo die in die DDR übergesiedelten RAF-Mitglieder zunächst untergebracht wären''. (...) ''In welchem Land der Welt kann man solch einen Vorschlag erhalten?“'' (S. 157)
'''Was empfinden Sie bei der Freilassung von Brigitte Mohnhaupt''' – Corinna Ponto erzählt von einem „''denkwürdigen Vorschlag einer Schweizerisch-Berliner Theatergruppe.'' (...) ''Diese bar jeder Empathie fantasierende Truppe stellte sich eine gemeinsame Wanderung mit der freigelassenen Brigitte Mohnhaupt vor, die vom Bahnhof Briesen in Brandenburg zu dem in der Nähe gelegenen ehemaligen Stasi-Unterschlupf gehen sollte, wo die in die DDR übergesiedelten RAF-Mitglieder zunächst untergebracht wären''. (...) ''In welchem Land der Welt kann man solch einen Vorschlag erhalten?“'' (S. 157)


'''Gewalt und Wahn'''  - Da die ehemaligen RAF-Leute sich nicht für die Aufklärung einsetzen, verbindet Julia Albrecht sie noch immer mit Angst und Gewalt. Dass die Gruppenideologie der RAF von allen geplant und von allen gewollt gewesen sei sieht sie in der Aussage ihrer Schwester vor Gericht nicht bestätigt: Es sei „''eine stalinistisch organisierte Organisation gewesen''“. „''Das Verdecken der Tatsachen und sich an der Realität vorbeilügen entspricht auch dem Inhalt der gesamten Politik''“ (S. 166f). Was Julia Albrecht nicht versteht ist, warum ehemalige RAF-Mitglieder die aktive Aufarbeitung ihrer Geschichte verweigern, nachdem sie die fehlende Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen angeklagt hatten.  
'''Gewalt und Wahn'''  - Da die ehemaligen RAF-Mitglieder sich nicht für die Aufklärung einsetzen, verbindet Julia Albrecht sie noch immer mit Angst und Gewalt. Dass die Gruppenideologie der RAF von allen geplant und von allen gewollt gewesen sei sieht sie in der Aussage ihrer Schwester vor Gericht nicht bestätigt: Es sei „''eine stalinistisch organisierte Organisation gewesen''“. „''Das Verdecken der Tatsachen und sich an der Realität vorbeilügen entspricht auch dem Inhalt der gesamten Politik''“ (S. 166f). Was Julia Albrecht nicht versteht ist, warum ehemalige RAF-Mitglieder die aktive Aufarbeitung ihrer Geschichte verweigern, nachdem sie die fehlende Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen angeklagt hatten.  


'''Im deutschen historischen Museum''' - Den zuvor von Julia Albrecht angesprochenen Punkt nimmt auch Corinna Ponto auf: „''Statt Aufarbeitung ist bis heute Mythenbildung angesagt''“, meint sie (S. 168). „''Hier geht es nicht um ein paar unaufgeklärte Kriminalfälle sondern um das Tableau einer ganzen unaufgeklärten Zeit''“ (S.169)
'''Im deutschen historischen Museum''' - Den zuvor von Julia Albrecht angesprochenen Punkt nimmt auch Corinna Ponto auf: „''Statt Aufarbeitung ist bis heute Mythenbildung angesagt''“, meint sie (S. 168). „''Hier geht es nicht um ein paar unaufgeklärte Kriminalfälle sondern um das Tableau einer ganzen unaufgeklärten Zeit''“ (S.169)
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'''Der Ost-West-Komplex''' – Corinna Ponto bezeichnet in diesem Abschnitt die RAF als „''nationalen Vorläufer des internationalen Terrorismus''“ in einem international vernetzten Ost-West-Komplex (S.191)
'''Der Ost-West-Komplex''' – Corinna Ponto bezeichnet in diesem Abschnitt die RAF als „''nationalen Vorläufer des internationalen Terrorismus''“ in einem international vernetzten Ost-West-Komplex (S.191)


'''Die Wahrheit der Hundertstelsekunde'''  - Den Film [[''Der Baader-Meinhof-Komplex'']] nennt Corinna Ponto "geschichtsfalsch", bis auf die Aussage „Wir haben gute Kontakte“ von Horst Mahler zu Andreas Baader in Rom. Vor allem die Situation des Attentats auf ihren Vaters sieht sie verfälscht. Ponto beklagt die „''Charakter- und Rollenstudien der Terroristen''“ einerseits und die „''klischee- karikaturnahen Opferdarstellungen''“ (S. 194) andererseits.
'''Die Wahrheit der Hundertstelsekunde'''  - Den Film ''Der Baader-Meinhof-Komplex'' nennt Corinna Ponto "geschichtsfalsch", bis auf die Aussage „Wir haben gute Kontakte“ von Horst Mahler zu Andreas Baader in Rom. Vor allem die Situation des Attentats auf ihren Vaters sieht sie verfälscht. Ponto beklagt die „''Charakter- und Rollenstudien der Terroristen''“ einerseits und die „''klischee- karikaturnahen Opferdarstellungen''“ (S. 194) andererseits.


'''Das Schweigen durchbrechen''' – In einem späteren Brief an Ponto schreibt Julia Albrecht abschließend: „''Ich kann nicht anklagen wie Du, ich bin ja ein Teil der Familie''“. Sie gibt zu, sich vor dem Projekt der beiden zu fürchten, und versucht Corinna zu erklären warum sie meint, dass die Täter mehr Aufmerksamkeit bekommen als die Opfer, bis sich ihre Kinder daran machen Ursachen und Folgen der „''todbringenden Ideologie''“ aufzuarbeiten. (S. 197f)
'''Das Schweigen durchbrechen''' – In einem späteren Brief an Ponto schreibt Julia Albrecht abschließend: „''Ich kann nicht anklagen wie Du, ich bin ja ein Teil der Familie''“. Sie gibt zu, sich vor dem Projekt der beiden zu fürchten, und versucht Corinna zu erklären warum sie meint, dass die Täter mehr Aufmerksamkeit bekommen als die Opfer, bis sich ihre Kinder daran machen Ursachen und Folgen der „''todbringenden Ideologie''“ aufzuarbeiten. (S. 197f)
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