Operative Fallanalyse: Unterschied zwischen den Versionen

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Laut Duden Herkunftswörterbuch ist der Begriff im 17. Jh. aus dem französischen profil „Seitenansicht; Umriss“ entlehnt, das seinerseits von dem gleichbedeutenden italienischen profilo stammt. Die frühesten Zeugnisse im Deutschen weisen daneben auch auf eine unmittelbare Übernahme aus dem Italienischen hin. Das italienische profilo ist vom italienischen profilare abgeleitet, das eigentlich etwa „mit einem Strich, einer Linie im Umriss zeichnen“ bedeutet, dann „umreißen, im Profil zeichnen usw.“ Es handelt sich bei diesem Verb um eine Neubildung zum italienischen filo (aus dem lateinischen filum) „Faden; Strich, Linie“ (vgl. Filet).   
Laut Duden Herkunftswörterbuch ist der Begriff im 17. Jh. aus dem französischen profil „Seitenansicht; Umriss“ entlehnt, das seinerseits von dem gleichbedeutenden italienischen profilo stammt. Die frühesten Zeugnisse im Deutschen weisen daneben auch auf eine unmittelbare Übernahme aus dem Italienischen hin. Das italienische profilo ist vom italienischen profilare abgeleitet, das eigentlich etwa „mit einem Strich, einer Linie im Umriss zeichnen“ bedeutet, dann „umreißen, im Profil zeichnen usw.“ Es handelt sich bei diesem Verb um eine Neubildung zum italienischen filo (aus dem lateinischen filum) „Faden; Strich, Linie“ (vgl. Filet).   


'''Operativ'''
'''Operativ'''
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Als Quelle des Wortes ist laut Duden Herkunftswörterbuch das lateinische operari „werktätig sein, arbeiten, beschäftigt sein, sich abmühen“ anzusehen.
Als Quelle des Wortes ist laut Duden Herkunftswörterbuch das lateinische operari „werktätig sein, arbeiten, beschäftigt sein, sich abmühen“ anzusehen.
Operativ als neulateinische Bildung jüngster Zeit bedeutet „die chirurgische Operation betreffend; strategisch“.   
Operativ als neulateinische Bildung jüngster Zeit bedeutet „die chirurgische Operation betreffend; strategisch“.   


'''Analyse'''
'''Analyse'''


Unter dem Begriff der Analyse ist gemäß Duden Herkunftswörterbuch „Auflösung; Zergliederung, Untersuchung“ zu verstehen. Der in dieser Form seit dem 18. Jh. bezeugte wissenschaftliche Terminus geht zurück auf das griechisch-mittellateinische analysis „Auflösung; Zergliederung“.  
Unter dem Begriff der Analyse ist gemäß Duden Herkunftswörterbuch „Auflösung; Zergliederung, Untersuchung“ zu verstehen. Der in dieser Form seit dem 18. Jh. bezeugte wissenschaftliche Terminus geht zurück auf das griechisch-mittellateinische analysis „Auflösung; Zergliederung“.  


'''Profiling'''
'''Profiling'''


So wie sich das „Profil“ auf die Bedeutung „mit einem Strich, einer Linie im Umriss zeichnen“ /  „umreißen, im Profil zeichnen“ zurückführen lässt, so kann man dies im übertragenen Sinne auch für den aus dem Englischen übernommenen Begriff des Profilings verstehen. Denn auch beim Profiling geht es um das Umreißen einer Person, nämlich im Sinne einer möglichst genauen (verhaltenstypischen) Beschreibung einer bislang unbekannten Person. Ziel ist es also, sich mit Hilfe eines Täterprofils ein (Persönlichkeits-)Bild des unbekannten Täters machen zu können.
So wie sich das „Profil“ auf die Bedeutung „mit einem Strich, einer Linie im Umriss zeichnen“ /  „umreißen, im Profil zeichnen“ zurückführen lässt, so kann man dies im übertragenen Sinne auch für den aus dem Englischen übernommenen Begriff des Profilings verstehen. Denn auch beim Profiling geht es um das Umreißen einer Person, nämlich im Sinne einer möglichst genauen (verhaltenstypischen) Beschreibung einer bislang unbekannten Person. Ziel ist es also, sich mit Hilfe eines Täterprofils ein (Persönlichkeits-)Bild des unbekannten Täters machen zu können.


'''Operative Fallanalyse'''
'''Operative Fallanalyse'''
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Die „Operative Fallanalyse“ versteht sich zudem als multidisziplinärer Arbeitsbereich, deshalb spielen gerade Disziplinen wie Medizin (Rechtsmedizin), Biologie (DNA, Bodenanalysen, Insektenkunde) oder die Psychologie eine bedeutende Rolle. Wenn es erforderlich ist, werden Experten aus diesen Bereichen an der Fallanalyse beteiligt.<br>
Die „Operative Fallanalyse“ versteht sich zudem als multidisziplinärer Arbeitsbereich, deshalb spielen gerade Disziplinen wie Medizin (Rechtsmedizin), Biologie (DNA, Bodenanalysen, Insektenkunde) oder die Psychologie eine bedeutende Rolle. Wenn es erforderlich ist, werden Experten aus diesen Bereichen an der Fallanalyse beteiligt.<br>
„Grundsätzlich ist die Durchführung einer Fallanalyse, also die Rekonstruktion des Einzelfalles auf Vortatphase, eigentliche Tatphase und Nachtatphase sowie die Analyse von Täter- und Opferverhalten anhand objektiver Befunde klassische kriminalistisch-kriminologische Arbeit und fällt somit in die Fachkompetenz erfahrener Kriminalbeamte/innen.“ [Danner, S. 129]
„Grundsätzlich ist die Durchführung einer Fallanalyse, also die Rekonstruktion des Einzelfalles auf Vortatphase, eigentliche Tatphase und Nachtatphase sowie die Analyse von Täter- und Opferverhalten anhand objektiver Befunde klassische kriminalistisch-kriminologische Arbeit und fällt somit in die Fachkompetenz erfahrener Kriminalbeamte/innen.“ [Danner, S. 129]


==Beispiel des Hamburger LKA zum geografischen Ansatz==
==Beispiel des Hamburger LKA zum geografischen Ansatz==
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Da diese beiden Erklärungsansätze auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen, ist es von Bedeutung, dass der Rational Choice Ansatz nicht so zu verstehen ist, dass sich der Täter vor Begehung einer Straftat zwingend mit den zu erwartenden Folgen, seien es beispielsweise eine mögliche Bestrafung oder Langzeitwirkungen von Drogen, auseinandersetzt. Vielmehr geht der Rational Choice Ansatz davon aus, dass ein Täter vor Begehung einer Straftat erst einmal nachdenkt, wenn auch nur für einen Moment. Allerdings muss man in diesem Fall auch von der Perspektive des Täters ausgehen und darf nicht seine eigenen Kenntnisse, Fähig- und Fertigkeiten zugrunde legen. Entscheidungskriterien dürften sich somit eher aus der Situation heraus ergeben, in der der Täter sich zum Zeitpunkt des Tatentschluss befindet. (15)
Da diese beiden Erklärungsansätze auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen, ist es von Bedeutung, dass der Rational Choice Ansatz nicht so zu verstehen ist, dass sich der Täter vor Begehung einer Straftat zwingend mit den zu erwartenden Folgen, seien es beispielsweise eine mögliche Bestrafung oder Langzeitwirkungen von Drogen, auseinandersetzt. Vielmehr geht der Rational Choice Ansatz davon aus, dass ein Täter vor Begehung einer Straftat erst einmal nachdenkt, wenn auch nur für einen Moment. Allerdings muss man in diesem Fall auch von der Perspektive des Täters ausgehen und darf nicht seine eigenen Kenntnisse, Fähig- und Fertigkeiten zugrunde legen. Entscheidungskriterien dürften sich somit eher aus der Situation heraus ergeben, in der der Täter sich zum Zeitpunkt des Tatentschluss befindet. (15)


==Literatur==
==Literatur==
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