Operative Fallanalyse: Unterschied zwischen den Versionen

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===Cold case management===
'''Cold case management'''
 
Unter „cold case management“ versteht man das erneute Aufrollen eines ungeklärten, länger zurückliegenden (in aller Regel Tötungs-) Deliktes, mit dem Ziel, durch eine Fallanalyse (bzw. ein Täterprofil) neue Ermittlungsansätze gewinnen zu können.
Unter „cold case management“ versteht man das erneute Aufrollen eines ungeklärten, länger zurückliegenden (in aller Regel Tötungs-) Deliktes, mit dem Ziel, durch eine Fallanalyse (bzw. ein Täterprofil) neue Ermittlungsansätze gewinnen zu können.




===DNA/DNS (=Desoxiribonukleinsäure )===
'''DNA/DNS (=Desoxiribonukleinsäure)'''
 
Bei DNA-Analysen wird der nicht-codierte Bereich der menschlichen Genstruktur mit dem Ziel der Identifizierung einer Person untersucht.<br>
Bei DNA-Analysen wird der nicht-codierte Bereich der menschlichen Genstruktur mit dem Ziel der Identifizierung einer Person untersucht.<br>
Auftrag einer Fallanalyse kann es auch sein, ein Raster (insbesondere Altersstruktur, Vorstrafen, geografische Parameter) für eine Massen-DNA-Untersuchung/ Massengentest zu erarbeiten.
Auftrag einer Fallanalyse kann es auch sein, ein Raster (insbesondere Altersstruktur, Vorstrafen, geografische Parameter) für eine Massen-DNA-Untersuchung/ Massengentest zu erarbeiten.




===Geografische Fallanalyse===
'''Geografische Fallanalyse'''
 
„Die Anwendung dieser speziellen Methode erfordert besonders ausgebildete und entsprechend technisch ausgestattete Fallanalytiker. Geografische Fallanalysen dienen dazu, basierend auf der Analyse des räumlichen Verhaltens des Täters, Aussagen zu seinen möglichen örtlichen Bezügen (Ankerpunkte(9)) abzuleiten, um die Ermittlungen auf die so priorisierten Örtlichkeiten zu fokussieren und dadurch zu ökonomisieren. Geografische Fallanalysen können bei Tatserien oder schwerwiegenden Einzeldelikten mit mehreren Handlungsorten durchgeführt werden.“ [Dern et al. 2003, S. 7]
„Die Anwendung dieser speziellen Methode erfordert besonders ausgebildete und entsprechend technisch ausgestattete Fallanalytiker. Geografische Fallanalysen dienen dazu, basierend auf der Analyse des räumlichen Verhaltens des Täters, Aussagen zu seinen möglichen örtlichen Bezügen (Ankerpunkte(9)) abzuleiten, um die Ermittlungen auf die so priorisierten Örtlichkeiten zu fokussieren und dadurch zu ökonomisieren. Geografische Fallanalysen können bei Tatserien oder schwerwiegenden Einzeldelikten mit mehreren Handlungsorten durchgeführt werden.“ [Dern et al. 2003, S. 7]




===Handschrift===
'''Handschrift'''
 
Unter der Handschrift(10) sind, vereinfacht ausgedrückt, alle Handlungen zu verstehen, die über die rein notwendigen i.S.d. Modus operandi hinausgehen. Die Literatur spricht in aller Regel von Handschrift erst, wenn sie sich über mehrere Taten hinweg erkennen lässt. Bei einer einmaligen Feststellung werden diese Handlungen als Personifizierung bezeichnet. <br>
Unter der Handschrift(10) sind, vereinfacht ausgedrückt, alle Handlungen zu verstehen, die über die rein notwendigen i.S.d. Modus operandi hinausgehen. Die Literatur spricht in aller Regel von Handschrift erst, wenn sie sich über mehrere Taten hinweg erkennen lässt. Bei einer einmaligen Feststellung werden diese Handlungen als Personifizierung bezeichnet. <br>
Im OFA-Sprachgebrauch wird jedoch auch schon bei einem einmaligen Auftreten dieser Handlungen von Handschrift gesprochen. Handschrift und Personifizierung werden auch schon mal Verhaltensfingerabdruck genannt, da sie als relativ individuell und konstant gelten.
Im OFA-Sprachgebrauch wird jedoch auch schon bei einem einmaligen Auftreten dieser Handlungen von Handschrift gesprochen. Handschrift und Personifizierung werden auch schon mal Verhaltensfingerabdruck genannt, da sie als relativ individuell und konstant gelten.


===Investigative Psychology (11)===
 
'''Investigative Psychology (11)'''
 
Der Begriff der Investigative Psychology lässt sich mit Ermittlungspsychologie übersetzen und ist fest mit dem Namen David Canter, Professor für Psychologie an der University of Liverpool, verknüpft.<br>
Der Begriff der Investigative Psychology lässt sich mit Ermittlungspsychologie übersetzen und ist fest mit dem Namen David Canter, Professor für Psychologie an der University of Liverpool, verknüpft.<br>
„Der Lehrstuhl für Ermittlungspsychologie an der britischen Universität Liverpool vertritt einen konsequenten empirischen, theoriegeleiteten, streng verhaltensorientierten Ansatz. Neben aufwendigen statistischen Methoden bilden zahlreiche Konzepte aus der Psychologie, etwa aus der kognitiven Theorie, Persönlichkeitstheorie, Verhaltens- und Sozialpsychologie eine wichtige Grundlage für die ausgefeilten wissenschaftlichen Untersuchungen.“ [Musolff / Hoffmann, S. 18]  
„Der Lehrstuhl für Ermittlungspsychologie an der britischen Universität Liverpool vertritt einen konsequenten empirischen, theoriegeleiteten, streng verhaltensorientierten Ansatz. Neben aufwendigen statistischen Methoden bilden zahlreiche Konzepte aus der Psychologie, etwa aus der kognitiven Theorie, Persönlichkeitstheorie, Verhaltens- und Sozialpsychologie eine wichtige Grundlage für die ausgefeilten wissenschaftlichen Untersuchungen.“ [Musolff / Hoffmann, S. 18]  




===Modus operandi===
'''Modus operandi'''
 
Der Modus operandi bezeichnet die Begehungsweise, also die „Art und Weise der Begehung von Straftaten und anderen kriminalistisch relevanten Handlungen“ [Kriminalistik Lexikon].
Der Modus operandi bezeichnet die Begehungsweise, also die „Art und Weise der Begehung von Straftaten und anderen kriminalistisch relevanten Handlungen“ [Kriminalistik Lexikon].
Grundsätzlich werden unter dem Modus operandi alle Handlungen verstanden, die der Verschleierung der Identität, der Zielerreichung der Straftat und der erfolgreichen Fluchtermöglichung dienen [Hazelwood / Warren, S. 134].
Grundsätzlich werden unter dem Modus operandi alle Handlungen verstanden, die der Verschleierung der Identität, der Zielerreichung der Straftat und der erfolgreichen Fluchtermöglichung dienen [Hazelwood / Warren, S. 134].


===Proaktive Strategie===
 
'''Proaktive Strategie'''
 
„Mit sogenannten proaktiven Strategien wird der Versuch unternommen durch die gezielte Veröffentlichung von Informationen – beispielsweise in Massenmedien – einen unbekannten Täter zu gewünschten Handlungen zu verleiten beziehungsweise von unerwünschten Verhaltensweisen abzuhalten.“ [Hoffmann / Musolff  2000, S. 19]  
„Mit sogenannten proaktiven Strategien wird der Versuch unternommen durch die gezielte Veröffentlichung von Informationen – beispielsweise in Massenmedien – einen unbekannten Täter zu gewünschten Handlungen zu verleiten beziehungsweise von unerwünschten Verhaltensweisen abzuhalten.“ [Hoffmann / Musolff  2000, S. 19]  




===Rasterfahndung===
'''Rasterfahndung'''
 
Unter [[Rasterfahndung]] versteht man den „durch EDV unterstützten Dateiabgleich, der besser als systematisierte Fahndung bezeichnet wird“ [Kriminalistik Lexikon].
Unter [[Rasterfahndung]] versteht man den „durch EDV unterstützten Dateiabgleich, der besser als systematisierte Fahndung bezeichnet wird“ [Kriminalistik Lexikon].


Der Begriff der [[Rasterfahndung]] wird insbesondere seit den Terroranschlägen des 11. September mit der „Operativen Fallanalyse“ in Verbindung gebracht, da durch die Fallanalytiker des [[BKA (Bundeskriminalamt)|BKA]] ein „Täterprofil Schläfer“ als Grundlage für eine Rasterfahndung erarbeitet wurde.
Der Begriff der [[Rasterfahndung]] wird insbesondere seit den Terroranschlägen des 11. September mit der „Operativen Fallanalyse“ in Verbindung gebracht, da durch die Fallanalytiker des [[BKA (Bundeskriminalamt)|BKA]] ein „Täterprofil Schläfer“ als Grundlage für eine Rasterfahndung erarbeitet wurde.


===Serienmörder (12)===
'''Serienmörder (12)'''
 
Eine allgemeingültige Definition für den [[Serienmörder]] existiert nicht, vielmehr variieren die Beschreibungen je nach Untersuchungsgegenstand (13).<br>
Eine allgemeingültige Definition für den [[Serienmörder]] existiert nicht, vielmehr variieren die Beschreibungen je nach Untersuchungsgegenstand (13).<br>
Auch ist der Begriff des Serienmörders entgegen landläufiger Meinungen nicht untrennbar mit der Fallanalyse verbunden, wie schon Harald Dern / [[BKA (Bundeskriminalamt)|BKA]] bemerkte [Dern, S. 533].
Auch ist der Begriff des Serienmörders entgegen landläufiger Meinungen nicht untrennbar mit der Fallanalyse verbunden, wie schon Harald Dern / [[BKA (Bundeskriminalamt)|BKA]] bemerkte [Dern, S. 533].


===Vergleichende Fallanalyse===
'''Vergleichende Fallanalyse'''
 
„Bei der vergleichenden Fallanalyse wird die Frage signifikanter Übereinstimmungen zwischen mehreren Fällen geprüft, mögliche Abweichungen bewertet und eine Aussage darüber getroffen, ob die entsprechenden Taten aus fallanalytischer Sicht einer Person oder Personengruppe zugeordnet werden können.“ [Dern et al. 2003, S. 6]  
„Bei der vergleichenden Fallanalyse wird die Frage signifikanter Übereinstimmungen zwischen mehreren Fällen geprüft, mögliche Abweichungen bewertet und eine Aussage darüber getroffen, ob die entsprechenden Taten aus fallanalytischer Sicht einer Person oder Personengruppe zugeordnet werden können.“ [Dern et al. 2003, S. 6]  




===Vernehmungsstrategie===
'''Vernehmungsstrategie'''
 
Hierunter versteht man „eine effiziente, den Eigenarten des Täters [Anm. der Autorin: des Tatverdächtigen] angepasste Befragung, welche zu dessen Überführung oder aber Entlastung führen kann.“ [Meyer]<br>
Hierunter versteht man „eine effiziente, den Eigenarten des Täters [Anm. der Autorin: des Tatverdächtigen] angepasste Befragung, welche zu dessen Überführung oder aber Entlastung führen kann.“ [Meyer]<br>
„[Fallanalytisch fundierte Vernehmungsstrategien] haben das Ziel, von dem Tatverdächtigen möglichst viele relevante Informationen zu erhalten und – falls möglich – den Täter zu einem Geständnis zu bringen. Aber auch für die Befragung von Vergewaltigungsopfern wurden Strategien entwickelt, um möglichst schonend Angaben zu erhalten, die für eine Fallanalyse oder ein Täterprofil von Bedeutung sind.“ [Hoffmann / Musolff  2000, S. 19/20]
„[Fallanalytisch fundierte Vernehmungsstrategien] haben das Ziel, von dem Tatverdächtigen möglichst viele relevante Informationen zu erhalten und – falls möglich – den Täter zu einem Geständnis zu bringen. Aber auch für die Befragung von Vergewaltigungsopfern wurden Strategien entwickelt, um möglichst schonend Angaben zu erhalten, die für eine Fallanalyse oder ein Täterprofil von Bedeutung sind.“ [Hoffmann / Musolff  2000, S. 19/20]




===Versionsbildung===
'''Versionsbildung'''
 
Eine bestimmte Art der fallanalytischen Methode, die sich bereits seit den 1970er Jahren in der DDR und anderen ehemaligen Ostblockstaaten im Einsatz bewährt hat.
Eine bestimmte Art der fallanalytischen Methode, die sich bereits seit den 1970er Jahren in der DDR und anderen ehemaligen Ostblockstaaten im Einsatz bewährt hat.


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