Neue psychoaktive Stoffe Gesetz (NpSG): Unterschied zwischen den Versionen

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Das NpSG ist als eigenständiges Gesetz konzipiert, soll aber strukturell mit den Nachbargesetzen BtMG und AMG zusammenwirken. Einzelne NPS sollen in die Anlagen des BtMG überführt werden wenn die sachverständige Bewertung ein entsprechendes Gefahrenpotential ergeben hat.
Das NpSG ist als eigenständiges Gesetz konzipiert, soll aber strukturell mit den Nachbargesetzen BtMG und AMG zusammenwirken. Einzelne NPS sollen in die Anlagen des BtMG überführt werden wenn die sachverständige Bewertung ein entsprechendes Gefahrenpotential ergeben hat.


==Diskussion um und Kritik am Gesetz ==
==Kritik am Gesetz ==
Bei der Kritik am und Diskussion zum NpSG kann unterschieden werden zwischen Aspekten auf drogenpolitischer Ebene und Aspekten die sich auf die konkrete Anwendbarkeit und Praxistauglichkeit des Gesetzes beziehen.
Bei der Kritik und Diskussion zum NpSG kann unterschieden werden zwischen Aspekten auf drogenpolitischer Ebene und Aspekten die sich eher auf die konkrete Anwendbarkeit und Praxistauglichkeit des Gesetzes beziehen.


===Drogenpolitische Positionen im Gesetzgebungsverfahren===
===Drogenpolitische Positionen im Gesetzgebungsverfahren===
Das Gesetz wurde mit den Stimmen der großen Koalition von SPD und CDU, gegen die Stimmen der Fraktionen von Die Linke und Bündnis 90/die Grünen verabschiedet.
Das Gesetz wurde mit den Stimmen der großen Koalition aus SPD und CDU, gegen die Stimmen der Fraktionen von Die Linke und Bündnis 90/die Grünen verabschiedet.
Die Diskussion und Thematisierung von geeigneten Maßnahmen zur Regulierung der NPS führte mitunter zu einer Auseinandersetzung über die grundsätzliche drogenpolitische Ausrichtung der Bundesregierung.
Die Diskussion und Thematisierung von geeigneten Maßnahmen zur Regulierung der NPS führte mitunter zu einer Auseinandersetzung über die grundsätzliche drogenpolitische Ausrichtung der Bundesregierung.
   
   
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Darüber hinaus wurde für eine Stärkung von suchtpräventiven Maßnahmen und einer wissenschaftlichen Überprüfung der Auswirkungen der repressiven Anteile der aktuellen Drogenpolitik plädiert.
Darüber hinaus wurde für eine Stärkung von suchtpräventiven Maßnahmen und einer wissenschaftlichen Überprüfung der Auswirkungen der repressiven Anteile der aktuellen Drogenpolitik plädiert.


Durch die Fraktion der Partei [https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Linke#Sozialpolitik ''Die Linke''] wurde sich mittels Antrag  „für eine zeitgemäße Antwort auf neue psychoaktive Substanzen“<ref>Für eine zeitgemäße Antwort auf neue psychoaktive Substanzen BT-Drs 18/8459[http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/742/74252.html]</ref> ebenfalls für ein grundsätzliches drogenpolitisches Umdenken ausgesprochen, insbesondere einer Entkriminalisierung der Konsumenten. Hinsichtlich der NPS sollte sich die Drogenpolitik weniger mit den Folgen sondern vor allem den Ursachen des Konsums befassen.
Durch die Fraktion der Partei [https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Linke#Sozialpolitik ''Die Linke''] wurde sich mittels Antrag  „für eine zeitgemäße Antwort auf neue psychoaktive Substanzen“<ref>Für eine zeitgemäße Antwort auf neue psychoaktive Substanzen BT-Drs 18/8459[http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/742/74252.html]</ref> ebenfalls für ein grundsätzliches drogenpolitisches Umdenken ausgesprochen, insbesondere einer Entkriminalisierung der Konsumenten. Hinsichtlich der NPS sollte sich die Drogenpolitik weniger mit den Folgen sondern vor allem den Ursachen des Konsums befassen. Der Antrag wurde mit den Stimmen der großen Koalition abgelehnt.


Seitens der [https://de.wikipedia.org/wiki/Christlich_Demokratische_Union_Deutschlands#Innenpolitik ''CDU''] wurde ausgeführt, dass mit dem NpSG eine Gesezeslücke geschlossen und die Gefährlichkeit der Stoffe signalisiert werde.
Seitens der [https://de.wikipedia.org/wiki/Christlich_Demokratische_Union_Deutschlands#Innenpolitik ''CDU''] wird davon ausgegangen, dass von dem Gesetz eine Signalwirkung bzgl. der Gefährlichkeit der NPS ausgehen wird. Zudem sei die strafrechtliche Verfolgung von Händlern und Herstellern nun möglich. Die Substanzen können nun erforscht und in das BtMG überführt werden.  
Auch die Fraktion der [https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdemokratische_Partei_Deutschlands#Sozialpolitik ''SPD''] wies auf die hohe Notwendigkeit einer Regulierung hin, die hinsichtlich der NPS bestanden habe. Die eindeutige Trennung von Konsumenten und Handeltreibenden wurde als „eine Stärke des Gesetzes“ hervor gehoben.<ref>Beschlussempfehlung und Bericht, BT-Drs 18/9699[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/096/1809699.pdf ]</ref>
Auch die Fraktion der [https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialdemokratische_Partei_Deutschlands#Sozialpolitik ''SPD''] verwies auf die hohe Notwendigkeit, die hinsichtlich einer strafrechtlichen Regulierung bestanden hätte und nun mit dem Gesetz geschaffen worden sei. Die eindeutige Trennung von Konsumenten und Handeltreibenden, die eine Entkriminalisierung der Konsumenten bedeute, wurde als „die Stärke des Gesetzes“ hervor gehoben.<ref>Beschlussempfehlung und Bericht, BT-Drs 18/9699[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/096/1809699.pdf]</ref>
   
   
Seitens der Innenminister der Länder wurde durch den ''Bundesrat'' Bedenken geäußert, ob eine ausreichend abschreckende Wirkung erzielt werden kann, wenn der Besitz nicht bestraft wird. Es wurde beantragt, dies zu ändern und sich bzgl. des Strafrahmens/der Strafvorschriften am Konzept des BtMG statt am AMG zu orientieren. Die Bundesregierung argumentierte dass eine Gleichsetzung mit den Betäubungsmitteln nicht verhältnismäßig wäre, zudem würden die gefährlichen Stoffe in das BtMG überführt werden.<ref>Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung, BT-Drs 18/9129[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/091/1809129.pdf]</ref> Am 14.10.16 hat der Bundesrat dem Gesetz ohne Anrufung des [https://de.wikipedia.org/wiki/Vermittlungsausschuss Vermittlungsausshusses] zugestimmt.<ref> Plenarprotokoll 949, Top 7 S.414B-414C[http://dipbt.bundestag.de/dip21/brp/949.pdf#P.414]</ref>
Seitens der Innenminister der Länder wurden durch den ''Bundesrat'' Bedenken geäußert, ob eine ausreichend abschreckende Wirkung erzielt werden kann, wenn der Besitz nicht bestraft wird. Es wurde beantragt, dies zu ändern und sich bzgl. des Strafrahmens am Konzept des BtMG statt am AMG zu orientieren. Die Bundesregierung argumentierte dagegen, dass eine Gleichsetzung mit den Betäubungsmitteln nicht verhältnismäßig wäre, zudem würden die gefährlichen Stoffe in das BtMG überführt werden.<ref>Stellungnahme des Bundesrates und Gegenäußerung, BT-Drs 18/9129[http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/091/1809129.pdf]</ref> Am 14.10.16 hat der Bundesrat dem Gesetz ohne Anrufung des [https://de.wikipedia.org/wiki/Vermittlungsausschuss Vermittlungsausshusses] zugestimmt.<ref> Plenarprotokoll 949, Top 7 S.414B-414C[http://dipbt.bundestag.de/dip21/brp/949.pdf#P.414]</ref>


Der parlamentarische Beratungsverlauf zum Gesetzgebungsverfahren kann über das [https://de.wikipedia.org/wiki/Dokumentations-_und_Informationssystem_f%C3%BCr_Parlamentarische_Vorg%C3%A4nge Dokumentations- und Informationssystem für parlamentarische Vorgänge (DIP)] nachvollzogen werden.<ref>DIP Gesetzgebungsverfahren[http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/740/74010.html]</ref>
Der parlamentarische Beratungsverlauf zum Gesetzgebungsverfahren kann über das [https://de.wikipedia.org/wiki/Dokumentations-_und_Informationssystem_f%C3%BCr_Parlamentarische_Vorg%C3%A4nge Dokumentations- und Informationssystem für parlamentarische Vorgänge (DIP)] nachvollzogen werden.<ref>DIP Gesetzgebungsverfahren[http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/740/74010.html]</ref>
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* Eine ''Kriminalisierung der Konsumenten'' findet weiterhin statt wenn z.B. bei einem ausländischen Händler bestellt wird.
* Eine ''Kriminalisierung der Konsumenten'' findet weiterhin statt wenn z.B. bei einem ausländischen Händler bestellt wird.
* Das Problem kann nicht auf nationaler Ebene allein  gelöst werden sondern bedarf koordinierter Ansätze auf europäischer und internationaler Ebene


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==
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