Nekrophilie: Unterschied zwischen den Versionen

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''Sexuelle Nekrophilie/Echte Nekrophilie'': Die echte Nekrophilie beschreibt das Bedürfnis des sexuellen Verkehrs oder des sexuellen Kontaktes mit einer Leiche. Hier stellt der tote Körper das Sexualobjekt dar. Eine notwendige Bedingung für die Verwendung dieses Begriffes sei nach Roth et al. 1976 das Vorkommen sexueller Manipulationen an einer Leiche (vgl. Roth et al. 1976, S. 97).
''Sexuelle Nekrophilie/Echte Nekrophilie'': Die echte Nekrophilie beschreibt das Bedürfnis des sexuellen Verkehrs oder des sexuellen Kontaktes mit einer Leiche. Hier stellt der tote Körper das Sexualobjekt dar. Eine notwendige Bedingung für die Verwendung dieses Begriffes sei nach Roth et al. 1976 das Vorkommen sexueller Manipulationen an einer Leiche (vgl. Roth et al. 1976, S. 97).


''Nicht sexuelle Nekrophilie/ Pseudonekrophilie/ latente Nekrophilie/ ideelle Nekrophilie/ symbolische Nekrophilie'': Hier wird die Begierde Leichen zu berühren, sich in deren Nähe aufzuhalten oder eine Leiche zerstückeln verstanden (Fromm 1974, S. 295). Es könnte auch von einer Ersatzhandlung gesprochen werden. Darüber hinaus gäbe es nach Spoerri die ideelle Nekrophilie. Dies sei die Fantasie, sexuellen Kontakt mit einer Leiche zu haben. Bei der symbolischen Nekrophilie würde „Leichenhaftes“ (z. B. das Totstellen) nachgeahmt werden (vgl. Roth et al. 1976, S. 97).
''Nicht sexuelle Nekrophilie/ Pseudonekrophilie/ latente Nekrophilie/ ideelle Nekrophilie/ symbolische Nekrophilie'': Hier wird die Begierde Leichen zu berühren, sich in deren Nähe aufzuhalten oder eine Leiche zerstückeln verstanden (Fromm 1974, S. 295). Es könnte auch von einer Ersatzhandlung gesprochen werden. Darüber hinaus gäbe es nach Spoerri die ideelle Nekrophilie. Dies sei die Fantasie, sexuellen Kontakt mit einer Leiche zu haben. Bei der symbolischen Nekrophilie würde „Leichenhaftes“ (z. B. das Totstellen) nachgeahmt werden (vgl. Roth et al. 1976, S. 97).


Der Kriminologe H. von Henting (1964) gibt folgende Beispiele für Nekrophilie an:
Der Kriminologe H. von Henting (1964) gibt folgende Beispiele für Nekrophilie an:
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4. Zerstückelung von Toten
4. Zerstückelung von Toten
5. Die Begierde, Leichen oder irgendetwas Verwestes anzufassen oder zu riechen (vgl. Fromm 1974, S. 295-296)
5. Die Begierde, Leichen oder irgendetwas Verwestes anzufassen oder zu riechen (vgl. Fromm 1974, S. 295-296)


Nach Hoffmann 2003 gibt es auch Nekrophilie, die ihre Neigung auf symbolischer Ebene durchlebten.
Nach Hoffmann 2003 gibt es auch Nekrophilie, die ihre Neigung auf symbolischer Ebene durchlebten.
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- Totstellen des Partners
- Totstellen des Partners
- emotionales Aufladen der Erregung durch Symbole wie Särge, Leichentücher, Kränze und Blumen (vgl. Hoffmann 2003, S. 337).
- emotionales Aufladen der Erregung durch Symbole wie Särge, Leichentücher, Kränze und Blumen (vgl. Hoffmann 2003, S. 337).


In der Literatur zu Nekrophilie wird häufig Erich Fromm erwähnt. Er sprich vor allem vom nekrophilen Charakter und beschreibt Nekrophilie als Gegensatz zur Biophilie. Er schreibt:
In der Literatur zu Nekrophilie wird häufig Erich Fromm erwähnt. Er sprich vor allem vom nekrophilen Charakter und beschreibt Nekrophilie als Gegensatz zur Biophilie. Er schreibt:


''„In Wirklichkeit sind viele Menschen eine Mischung von nekrophilen und biophilen Neigungen, und der Konflikt zwischen beiden ist oft die Quelle einer produktiven Entwicklung (Fromm 1974, S. 299).“''
''„In Wirklichkeit sind viele Menschen eine Mischung von nekrophilen und biophilen Neigungen, und der Konflikt zwischen beiden ist oft die Quelle einer produktiven Entwicklung (Fromm 1974, S. 299).“''


Weiter schreibt Fromm 1979, der Nekrophile fühle sich von allem Toten angezogen und sei fasziniert von Leichen, Verwesung, Kot und Schmutz. In seinen Werken beschreibt Fromm, dass ein wichtiger Impuls bei seinen Forschungen Freuds Theorie des Lebens- und Todestriebes war. Er schreibt, dass der Begriff Nekrophilie mit Freuds Lebens- und Todestrieb verwand ist, sich jedoch trotzdem unterscheidet. Darüber hinaus konnte er eine Verbindung zu Freuds früheren Befunden zum analen Charakter herstellen. Weiter würden diese Menschen vor allem in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft leben und enormen Wert auf Gesetze legen. Der Nekrophile soll alles Mechanische, alles was nicht lebendig ist lieben. Er möchte alles Organische in Anorganisches umwandeln. Sowohl Fromm 1979 als auch Sigusch 2013 sprechen davon, dass Nekrophile das Leben so mechanisch auffassen, als ob alle Menschen Dinge seien. Sigusch beobachtet diesbezüglich auch die Vermenschlichung von Objekten (vgl. Fromm 1979,.S.34; Sigusch 2013, S. 307ff.; Kast 2014, S.238ff.).  
Weiter schreibt Fromm 1979, der Nekrophile fühle sich von allem Toten angezogen und sei fasziniert von Leichen, Verwesung, Kot und Schmutz. In seinen Werken beschreibt Fromm, dass ein wichtiger Impuls bei seinen Forschungen Freuds Theorie des Lebens- und Todestriebes war. Er schreibt, dass der Begriff Nekrophilie mit Freuds Lebens- und Todestrieb verwand ist, sich jedoch trotzdem unterscheidet. Darüber hinaus konnte er eine Verbindung zu Freuds früheren Befunden zum analen Charakter herstellen. Weiter würden diese Menschen vor allem in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft leben und enormen Wert auf Gesetze legen. Der Nekrophile soll alles Mechanische, alles was nicht lebendig ist lieben. Er möchte alles Organische in Anorganisches umwandeln. Sowohl Fromm 1979 als auch Sigusch 2013 sprechen davon, dass Nekrophile das Leben so mechanisch auffassen, als ob alle Menschen Dinge seien. Sigusch beobachtet diesbezüglich auch die Vermenschlichung von Objekten (vgl. Fromm 1979,.S.34; Sigusch 2013, S. 307ff.; Kast 2014, S.238ff.).  


Fromm beschreibt diesbezüglich bereits damals einen Industriestaat der unseren Geschmack manipuliert und uns auf manipulierende, gewinnbringende Art und Weise viel konsumieren lässt. Er erklärt, dass unsere Einstellung zum Leben immer mechanischer werde und unsere Intelligenz und unser Charakter durch Tests immer mehr standardisiert würde. Es ginge uns darum, Dinge zu produzieren und so würden wir uns selbst zu Gebrauchsgütern entwickeln. Die Menschen fänden mehr Gefallen, an mechanischen Apparaten als an lebendigen Wesen. Viel mehr interessiere man sich für sie als Objekte und nicht als lebendige Einzelwesen. Dies alles ginge einher mit der ständig wachsenden Bürokratisierung, die es zulasse, dass Menschen verwaltet werden, als ob sie Dinge wären. Fromm beschreibt einen „Organisationsmenschen, Atommenschen, homo consumens“. Die Beschäftigung mit nichtorganischen Gegenstände interessiere die Menschen mehr als die Beschäftigung mit Leben. Da der Mensch jedoch zugrunde gehe, wenn er zum Ding wird gerät er in Verzweiflung. Um nicht zugrunde zugehen möchte er lieber das Leben abtöten (vgl. Fromm 1979, S. 54ff.).
Fromm beschreibt diesbezüglich bereits damals einen Industriestaat der unseren Geschmack manipuliert und uns auf manipulierende, gewinnbringende Art und Weise viel konsumieren lässt. Er erklärt, dass unsere Einstellung zum Leben immer mechanischer werde und unsere Intelligenz und unser Charakter durch Tests immer mehr standardisiert würde. Es ginge uns darum, Dinge zu produzieren und so würden wir uns selbst zu Gebrauchsgütern entwickeln. Die Menschen fänden mehr Gefallen, an mechanischen Apparaten als an lebendigen Wesen. Viel mehr interessiere man sich für sie als Objekte und nicht als lebendige Einzelwesen. Dies alles ginge einher mit der ständig wachsenden Bürokratisierung, die es zulasse, dass Menschen verwaltet werden, als ob sie Dinge wären. Fromm beschreibt einen „Organisationsmenschen, Atommenschen, homo consumens“. Die Beschäftigung mit nichtorganischen Gegenstände interessiere die Menschen mehr als die Beschäftigung mit Leben. Da der Mensch jedoch zugrunde gehe, wenn er zum Ding wird gerät er in Verzweiflung. Um nicht zugrunde zugehen möchte er lieber das Leben abtöten (vgl. Fromm 1979, S. 54ff.).


Nach Ehrlich (2000) gibt es Hinweise darauf, dass Nekrophilie häufig in Kombination mit anderen Paraphilien auftritt (vgl. Ehrlich et al 2000., S. 224ff.).
Nach Ehrlich (2000) gibt es Hinweise darauf, dass Nekrophilie häufig in Kombination mit anderen Paraphilien auftritt (vgl. Ehrlich et al 2000., S. 224ff.).
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